Busch und Rosenbusch, Hanns Christoph von: Es verändert sich alles in der Welt! Görlitz, 1696.Abdanckungs-Rede. Erden/ allda er solte in Staub und Aschen verändertwerden/ anvertrauen; Sich Selbst aber in den beküm- merten und Mutter-losen Wäysen-Stand muste ver- setzet sehen: eben zu der Zeit/ da Sie der Mütterlichen Vorsorge am allermeisten gebrauchet hätte. Zu Jh- rer damahligen höchst-sorgfältigen Auferziehung war nun niemand mehr übrig: als Jhr anitzo schmertzlich Betrübter/ wiewohl hoch-wichtiger Angelegenheiten halber dem Leibe nach abwesender Herr Vater; welcher/ wie Er Sie ohne dem recht innigst liebete/ al- so muste Jhr aufrichtiges und mit vielen unveränderli- chen Tugenden vergesellschafftetes Gemüthe gleichsam zum Zunder dienen: wodurch seine gegen Jhr tragen- de Liebe je mehr und mehr entzündet würde. Und die- ses war eben die Ursache/ durch die Sie Sich auch der- jenigen Gewogenheit zuwege brachte: welche künff- tig hin Sie Mutter nennete/ und in eben der Liebe als gegen Dero eigene Kinder entbrennend machte. Ja wem ist wohl unbekant/ daß von Jhrer unge- schminckten Frömmigkeit/ Tugendhafften Wandel/ und begierigen Wirthlichkeit noch bey zartem Alter/ ich wil nicht sagen Freunde/ sondern so gar diejenigen/ welche sonst aus Mißgunst zu eyfern gewohnt/ rühmlich zu reden gewust: und unser liebes Glogau dermassen er- füllet:
Abdanckungs-Rede. Erden/ allda er ſolte in Staub und Aſchen veraͤndertwerden/ anvertrauen; Sich Selbſt aber in den bekuͤm- merten und Mutter-loſen Waͤyſen-Stand muſte ver- ſetzet ſehen: eben zu der Zeit/ da Sie der Muͤtterlichen Vorſorge am allermeiſten gebrauchet haͤtte. Zu Jh- rer damahligen hoͤchſt-ſorgfaͤltigen Auferziehung war nun niemand mehr uͤbrig: als Jhr anitzo ſchmertzlich Betruͤbter/ wiewohl hoch-wichtiger Angelegenheiten halber dem Leibe nach abweſender Herr Vater; welcher/ wie Er Sie ohne dem recht innigſt liebete/ al- ſo muſte Jhr aufrichtiges und mit vielen unveraͤnderli- chen Tugenden vergeſellſchafftetes Gemuͤthe gleichſam zum Zunder dienen: wodurch ſeine gegen Jhr tragen- de Liebe je mehr und mehr entzuͤndet wuͤrde. Und die- ſes war eben die Urſache/ durch die Sie Sich auch der- jenigen Gewogenheit zuwege brachte: welche kuͤnff- tig hin Sie Mutter nennete/ und in eben der Liebe als gegen Dero eigene Kinder entbrennend machte. Ja wem iſt wohl unbekant/ daß von Jhrer unge- ſchminckten Froͤmmigkeit/ Tugendhafften Wandel/ und begierigen Wirthlichkeit noch bey zartem Alter/ ich wil nicht ſagen Freunde/ ſondern ſo gar diejenigen/ welche ſonſt aus Mißgunſt zu eyfern gewohnt/ ruͤhmlich zu reden gewuſt: und unſer liebes Glogau dermaſſen er- fuͤllet:
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Abdanckungs-Rede.
Erden/ allda er ſolte in Staub und Aſchen veraͤndert
werden/ anvertrauen; Sich Selbſt aber in den bekuͤm-
merten und Mutter-loſen Waͤyſen-Stand muſte ver-
ſetzet ſehen: eben zu der Zeit/ da Sie der Muͤtterlichen
Vorſorge am allermeiſten gebrauchet haͤtte. Zu Jh-
rer damahligen hoͤchſt-ſorgfaͤltigen Auferziehung war
nun niemand mehr uͤbrig: als Jhr anitzo ſchmertzlich
Betruͤbter/ wiewohl hoch-wichtiger Angelegenheiten
halber dem Leibe nach abweſender Herr Vater;
welcher/ wie Er Sie ohne dem recht innigſt liebete/ al-
ſo muſte Jhr aufrichtiges und mit vielen unveraͤnderli-
chen Tugenden vergeſellſchafftetes Gemuͤthe gleichſam
zum Zunder dienen: wodurch ſeine gegen Jhr tragen-
de Liebe je mehr und mehr entzuͤndet wuͤrde. Und die-
ſes war eben die Urſache/ durch die Sie Sich auch der-
jenigen Gewogenheit zuwege brachte: welche kuͤnff-
tig hin Sie Mutter nennete/ und in eben der Liebe
als gegen Dero eigene Kinder entbrennend machte.
Ja wem iſt wohl unbekant/ daß von Jhrer unge-
ſchminckten Froͤmmigkeit/ Tugendhafften Wandel/ und
begierigen Wirthlichkeit noch bey zartem Alter/ ich wil
nicht ſagen Freunde/ ſondern ſo gar diejenigen/ welche
ſonſt aus Mißgunſt zu eyfern gewohnt/ ruͤhmlich zu
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