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Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

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Wenn kein Trost-Sternlein mehr indüstern Nächten blickt
Und sich das schwartze Grab mit Schrecken gibt zuschauen.
Wenn aller Menschen Hülff und Krafft zurücke zeucht
Und Satan ritzet auff die Wunden im Gewissen/
Und mich/ als wäre nun verlohren alles/ deucht/
Und würde schon von Recht zur Höllen hingerissen.
Wenn meine matte Seel' in solchen Banden schmacht/
Angst-Creutz-und Lebens-satt wehmütig umb sich siehet/
Hingegen meine Noth der schlaue Feind belacht/
Und zum verzweiffeln mich zu bringen/ ist bemühet:
So thränt mein nasses Aug' in solcher herben Noth
Von Glaub' und Hoffnung voll/ umb Rettung und erbar-
men
Zu dir/ von dem die Hülff alleine kömmt O Gott!
Verschmähe nicht du Heil und Trost der Welt/ mich
Armen.
Du bist mein Theil/ du hast dich selber mir geschenckt/
Und Beystand in der Angst mit Ayden zu gesaget/
Trotz dem der unverschämt die Seel' auff Erden kränckt/
Und mich dir zu entziehn durch Lust und Unlust waget.
Dein helles Gnaden-Licht vertreibt die Furcht der Nacht/
Der Höllen Schröcken muß vor deinem Troste weichen/
Dein Lebens-Balsam süst deß bittern Todes Macht/
Vor dir muß Sünd und Welt die stoltzen Segel streichen.
Weil ich versichert bin/ daß deine Hand mich hält/
So lach' ich der Gefahr die Todt und Leben dreuet/
Und trotze meinen Feind der mir umbsonst gefällt/
Und suche selbst den Tod/ den Mensch und alles scheuet.
Jch bin gewiß/ du läst mich nicht vergebens schreyn/
Dein Vater Hertze kan dem Kinde nichts versagen/
Jch werde/ von der Welt erlöst/ dein Erbe seyn
Weil mir dein Sohn es hat verdient und angetragen.
Drumb
Wenn kein Troſt-Sternlein mehr induͤſteꝛn Naͤchten blickt
Und ſich das ſchwartze Grab mit Schrecken gibt zuſchauen.
Wenn aller Menſchen Huͤlff und Krafft zuruͤcke zeucht
Und Satan ritzet auff die Wunden im Gewiſſen/
Und mich/ als waͤre nun verlohren alles/ deucht/
Und wuͤrde ſchon von Recht zur Hoͤllen hingeriſſen.
Wenn meine matte Seel’ in ſolchen Banden ſchmacht/
Angſt-Creutz-und Lebens-ſatt wehmuͤtig umb ſich ſiehet/
Hingegen meine Noth der ſchlaue Feind belacht/
Und zum verzweiffeln mich zu bringen/ iſt bemuͤhet:
So thraͤnt mein naſſes Aug’ in ſolcher herben Noth
Von Glaub’ und Hoffnung voll/ umb Rettung und erbar-
men
Zu dir/ von dem die Huͤlff alleine koͤm̃t O Gott!
Verſchmaͤhe nicht du Heil und Troſt der Welt/ mich
Armen.
Du biſt mein Theil/ du haſt dich ſelber mir geſchenckt/
Und Beyſtand in der Angſt mit Ayden zu geſaget/
Trotz dem der unverſchaͤmt die Seel’ auff Erden kraͤnckt/
Und mich dir zu entziehn durch Luſt und Unluſt waget.
Dein helles Gnaden-Licht vertreibt die Furcht der Nacht/
Der Hoͤllen Schroͤcken muß vor deinem Troſte weichen/
Dein Lebens-Balſam ſuͤſt deß bittern Todes Macht/
Vor dir muß Suͤnd und Welt die ſtoltzen Segel ſtreichen.
Weil ich verſichert bin/ daß deine Hand mich haͤlt/
So lach’ ich der Gefahr die Todt und Leben dreuet/
Und trotze meinen Feind der mir umbſonſt gefaͤllt/
Und ſuche ſelbſt den Tod/ den Menſch und alles ſcheuet.
Jch bin gewiß/ du laͤſt mich nicht vergebens ſchreyn/
Dein Vater Hertze kan dem Kinde nichts verſagen/
Jch werde/ von der Welt erloͤſt/ dein Erbe ſeyn
Weil mir dein Sohn es hat verdient und angetragen.
Drumb
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[[62]/0062] Wenn kein Troſt-Sternlein mehr induͤſteꝛn Naͤchten blickt Und ſich das ſchwartze Grab mit Schrecken gibt zuſchauen. Wenn aller Menſchen Huͤlff und Krafft zuruͤcke zeucht Und Satan ritzet auff die Wunden im Gewiſſen/ Und mich/ als waͤre nun verlohren alles/ deucht/ Und wuͤrde ſchon von Recht zur Hoͤllen hingeriſſen. Wenn meine matte Seel’ in ſolchen Banden ſchmacht/ Angſt-Creutz-und Lebens-ſatt wehmuͤtig umb ſich ſiehet/ Hingegen meine Noth der ſchlaue Feind belacht/ Und zum verzweiffeln mich zu bringen/ iſt bemuͤhet: So thraͤnt mein naſſes Aug’ in ſolcher herben Noth Von Glaub’ und Hoffnung voll/ umb Rettung und erbar- men Zu dir/ von dem die Huͤlff alleine koͤm̃t O Gott! Verſchmaͤhe nicht du Heil und Troſt der Welt/ mich Armen. Du biſt mein Theil/ du haſt dich ſelber mir geſchenckt/ Und Beyſtand in der Angſt mit Ayden zu geſaget/ Trotz dem der unverſchaͤmt die Seel’ auff Erden kraͤnckt/ Und mich dir zu entziehn durch Luſt und Unluſt waget. Dein helles Gnaden-Licht vertreibt die Furcht der Nacht/ Der Hoͤllen Schroͤcken muß vor deinem Troſte weichen/ Dein Lebens-Balſam ſuͤſt deß bittern Todes Macht/ Vor dir muß Suͤnd und Welt die ſtoltzen Segel ſtreichen. Weil ich verſichert bin/ daß deine Hand mich haͤlt/ So lach’ ich der Gefahr die Todt und Leben dreuet/ Und trotze meinen Feind der mir umbſonſt gefaͤllt/ Und ſuche ſelbſt den Tod/ den Menſch und alles ſcheuet. Jch bin gewiß/ du laͤſt mich nicht vergebens ſchreyn/ Dein Vater Hertze kan dem Kinde nichts verſagen/ Jch werde/ von der Welt erloͤſt/ dein Erbe ſeyn Weil mir dein Sohn es hat verdient und angetragen. Drumb

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Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [62]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/62>, abgerufen am 25.11.2024.