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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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Thiere gefressen sein sol/ da zerreiß er seine Kleyder:
legt einen Sack vmb seine lenden/ vnd stellet sich nicht
anders/ als ob die gantze Welt ausgestorben/ ja der
Himmel selbst jhm abgestorben were.

König David war auch ein frewdiger berühmb-1. Sam. 17.
36.

ter Held/ vnd hat sich weder für dem vngehewren Go-
liath/ noch auch für Lewen oder Bären entsetzet Aber
als jhm sein Sohn Absolon vmbkombt/ wird jhm das2. Sam. 17.
36.

Hertz so weich darüber/ daß er an weinen vnd wehe-
klagen kein ende machen kan/ sondern ruffet vnd schret-
et ohn vnterlaß: Mein Sohn/ Absolon: mein
Sohn/ mein Sohn/ Absolon/ wolte Gott
ich muste für dich sterben. O Absolon mein
Sohn/ mein Sohn.

Ja so groß als die frewde der Eltern ist/ weil die
Kinder leben/ so groß wird hernach die trawrigkeit
wenn sie sterben. Vnd wie der allerstärckste Wein in
den allerschärffsten Eßig: also wird auch die allergröste
liebe in das allerschmertzlichste hertzeleyd verwandelt

Solche vnaussprechliche grösse vnd macht der
Väterlichen vnnd Mütterlichen schmertzen zu stillen
were gantz vnmöglich/ wenn die heilige Schrifft nicht
das best[e] darbey thäte. Aber hierinnen finden wir
köstlichen vnd bewerthen Trostbalsam/ welcher ver-
wundete Trawerhertzen von grund ausheilen kan.
Jnsonderheit haben vnnd behalten die abgelesenen
Trost-worte nicht den geringsten preiß.

Homerus
B ij

Thiere gefreſſen ſein ſol/ da zerreiß er ſeine Kleyder:
legt einen Sack vmb ſeine lenden/ vnd ſtellet ſich nicht
anders/ als ob die gantze Welt ausgeſtorben/ ja der
Himmel ſelbſt jhm abgeſtorben were.

Koͤnig David war auch ein frewdiger beruͤhmb-1. Sam. 17.
36.

ter Held/ vnd hat ſich weder fuͤr dem vngehewren Go-
liath/ noch auch fuͤr Lewen oder Baͤren entſetzet Aber
als jhm ſein Sohn Abſolon vmbkombt/ wird jhm das2. Sam. 17.
36.

Hertz ſo weich daruͤber/ daß er an weinen vnd wehe-
klagen kein ende machen kan/ ſondern ruffet vnd ſchret-
et ohn vnterlaß: Mein Sohn/ Abſolon: mein
Sohn/ mein Sohn/ Abſolon/ wolte Gott
ich muſte fuͤr dich ſterben. O Abſolon mein
Sohn/ mein Sohn.

Ja ſo groß als die frewde der Eltern iſt/ weil die
Kinder leben/ ſo groß wird hernach die trawrigkeit
wenn ſie ſterben. Vnd wie der allerſtaͤrckſte Wein in
den allerſchaͤrffſten Eßig: alſo wird auch die allergroͤſte
liebe in das allerſchmertzlichſte hertzeleyd verwandelt

Solche vnausſprechliche groͤſſe vnd macht der
Vaͤterlichen vnnd Muͤtterlichen ſchmertzen zu ſtillen
were gantz vnmoͤglich/ wenn die heilige Schrifft nicht
das beſt[e] darbey thaͤte. Aber hierinnen finden wir
koͤſtlichen vnd bewerthen Troſtbalſam/ welcher ver-
wundete Trawerhertzen von grund ausheilen kan.
Jnſonderheit haben vnnd behalten die abgeleſenen
Troſt-worte nicht den geringſten preiß.

Homerus
B ij
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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/11>, abgerufen am 24.04.2024.