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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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er vnd Trostpredigt. Wir haben für vnß ein par Ade-
liche hochbetrübte Eltern/ deren einziges liebstes
Söhnlein nicht nur in ein frembd Land gezogen/ son-
dern jhnen durch den todt gantz entzogen worden:

Wenn sie jetzund aufftretten vnd reden solten/ würden
sie eben solche jammerworte wie Hanna brauchen/
vnnd mit betrübtem Hertzen klagen vnd sagen: Ach
mein Sohn: ach mein Sohn: warumb bist
du doch von vnß geschieden? vnser einige
frewde: vnser einiger trost in vnserm alter:
vnser Hertz vnd vnser Erbe. Wir hetten
schatzes genung gehabt wenn wir dich nur
hetten behalten können.

Vnd zwar wer wolte auch diese Adeliche Eltern
hiervmb verdencken? Kinder kommen von hertzen/
vnd gehen auch wieder zu hertzen. Vnd weiß niemand
wie lieb den Eltern die Kinder sein/ als allein die jeni-
gen/ denen die Kinder gestorben sein.

Damit sie sich aber gleichwol in jhrem hertzbe-
trübnüs nicht zu sehr verteuffen/ sondern gebührende
maß halten mögen: Als wird von nöthen sein/ daß
wir aus GOttes wort trost auffsuchen/ jhre trawer-
thränen ein wenig abwischen/ vnd die frisch-geschlage-
ne Hertz-wunde auswaschen/ bestreichen vnd verbin-
den. Welches damit es mit gewünschtem nutzen ge-
schehen vnd ergehen möge/ wollen wir zuvor in tiefster
hertzens-andacht beten vnd sprechen:

Vater vnser: etc.

er vnd Troſtpredigt. Wir haben fuͤr vnß ein par Ade-
liche hochbetruͤbte Eltern/ deren einziges liebſtes
Soͤhnlein nicht nur in ein frembd Land gezogen/ ſon-
dern jhnen durch den todt gantz entzogen worden:

Wenn ſie jetzund aufftretten vnd reden ſolten/ wuͤrden
ſie eben ſolche jammerworte wie Hanna brauchen/
vnnd mit betruͤbtem Hertzen klagen vnd ſagen: Ach
mein Sohn: ach mein Sohn: warumb biſt
du doch von vnß geſchieden? vnſer einige
frewde: vnſer einiger troſt in vnſerm alter:
vnſer Hertz vnd vnſer Erbe. Wir hetten
ſchatzes genung gehabt wenn wir dich nur
hetten behalten koͤnnen.

Vnd zwar wer wolte auch dieſe Adeliche Eltern
hiervmb verdencken? Kinder kommen von hertzen/
vnd gehen auch wieder zu hertzen. Vnd weiß niemand
wie lieb den Eltern die Kinder ſein/ als allein die jeni-
gen/ denen die Kinder geſtorben ſein.

Damit ſie ſich aber gleichwol in jhrem hertzbe-
truͤbnuͤs nicht zu ſehr verteuffen/ ſondern gebuͤhrende
maß halten moͤgen: Als wird von noͤthen ſein/ daß
wir aus GOttes wort troſt auffſuchen/ jhre trawer-
thraͤnen ein wenig abwiſchen/ vnd die friſch-geſchlage-
ne Hertz-wunde auswaſchen/ beſtreichen vnd verbin-
den. Welches damit es mit gewuͤnſchtem nutzen ge-
ſchehen vnd ergehen moͤge/ wollen wir zuvor in tiefſter
hertzens-andacht beten vnd ſprechen:

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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/4>, abgerufen am 28.03.2024.