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Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617.

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Bester Weiberschmuck.
Wächsel des Glücks vnd Vnglücks befunden/ wie wir fol-
ches selbst bißher gnug erfahren haben.

1.Denn wir haben Frewde gehabt/ wegen seiner in die-
ser Stadt Ankunfft/ nemlich vor vier Jahren/ weil wir
nach solcher Ankunfft hertzlich verlangen getragen.

Aber Leid vnd Trawrigkeit ist drauff erfolget/ weil wir
bey seiner Ankunfft erfahren/ was massen Er fast in die 29.
Meilweges mit seinem schwachen Weib vnd kleinen vner-
zogenen Kindern/ in gar bösem vnd rauchen Wetter/ mit-
ten im Winter seinen Anzug hieher hat anstellen müssen.

2.Frewde haben wir gehabt wegen seiner Gesundheit/
weil Er gleichwol mit gesunden Leib solche schwere Räyse
verrichtet/ vnd drauff ohne Schaden vnd Glücklich mit den
Seinen hier ankommen ist. Doch ist Trawrigkeit bald
erfolget/ weil sie alle allhier bey angestelter jhrer Haußhal-
tung/ wenig gesunde Tage vnd Stunder. gehabt/ sondern
bißweilen der Herr AmptSchösser/ bißweilen seine nun-
mehr selige Haußfraw/ bißweilen die Kinder/ bißweilen das
Gesinde kranck worden/ vnd darnieder gelegen sind.

3.Frewde haben wir gehabt wegen seiner Kinder/ weil
jhme Gott allhier 4. Kinder jnnerhalb 4. Jahren im Ehe-
stand bescheret hat.

Aber Trawrigkeit ist darauff erfolget/ weil von sol-
chen Kindern zwey/ vnd zwart bald nacheinander/ nemlich
in einem halben Jahr durch den zeitlichen Todt verschieden
sind.

Frewde ist gewesen wegen seines Jüngsten Sohnes/
welchen Gott der Herr beyden Eltern/ Mitwochs vor 4.
Wochen in jhren Ehestand bescheret/ vnd sie beyde hoch er-
frewet hat: Aber Trawrigkeit ist nach solcher kurtzen Frewd

vnd

Beſter Weiberſchmuck.
Waͤchſel des Gluͤcks vnd Vngluͤcks befunden/ wie wir fol-
ches ſelbſt bißher gnug erfahren haben.

1.Denn wir haben Frewde gehabt/ wegen ſeiner in die-
ſer Stadt Ankunfft/ nemlich vor vier Jahren/ weil wir
nach ſolcher Ankunfft hertzlich verlangen getragen.

Aber Leid vnd Trawrigkeit iſt drauff erfolget/ weil wir
bey ſeiner Ankunfft erfahren/ was maſſen Er faſt in die 29.
Meilweges mit ſeinem ſchwachen Weib vnd kleinen vner-
zogenen Kindern/ in gar boͤſem vnd rauchen Wetter/ mit-
ten im Winter ſeinen Anzug hieher hat anſtellen muͤſſen.

2.Frewde haben wir gehabt wegen ſeiner Geſundheit/
weil Er gleichwol mit geſunden Leib ſolche ſchwere Raͤyſe
verrichtet/ vnd drauff ohne Schaden vnd Gluͤcklich mit den
Seinen hier ankommen iſt. Doch iſt Trawrigkeit bald
erfolget/ weil ſie alle allhier bey angeſtelter jhrer Haußhal-
tung/ wenig geſunde Tage vnd Stunder. gehabt/ ſondern
bißweilen der Herr AmptSchoͤſſer/ bißweilen ſeine nun-
mehr ſelige Haußfraw/ bißweilen die Kinder/ bißweilen das
Geſinde kranck worden/ vnd darnieder gelegen ſind.

3.Frewde haben wir gehabt wegen ſeiner Kinder/ weil
jhme Gott allhier 4. Kinder jnnerhalb 4. Jahren im Ehe-
ſtand beſcheret hat.

Aber Trawrigkeit iſt darauff erfolget/ weil von ſol-
chen Kindern zwey/ vnd zwart bald nacheinander/ nemlich
in einem halben Jahr durch den zeitlichen Todt verſchieden
ſind.

Frewde iſt geweſen wegen ſeines Juͤngſten Sohnes/
welchen Gott der Herr beyden Eltern/ Mitwochs vor 4.
Wochen in jhren Eheſtand beſcheret/ vnd ſie beyde hoch er-
frewet hat: Aber Trawrigkeit iſt nach ſolcher kurtzen Frewd

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[58/0060] Beſter Weiberſchmuck. Waͤchſel des Gluͤcks vnd Vngluͤcks befunden/ wie wir fol- ches ſelbſt bißher gnug erfahren haben. Denn wir haben Frewde gehabt/ wegen ſeiner in die- ſer Stadt Ankunfft/ nemlich vor vier Jahren/ weil wir nach ſolcher Ankunfft hertzlich verlangen getragen. 1. Aber Leid vnd Trawrigkeit iſt drauff erfolget/ weil wir bey ſeiner Ankunfft erfahren/ was maſſen Er faſt in die 29. Meilweges mit ſeinem ſchwachen Weib vnd kleinen vner- zogenen Kindern/ in gar boͤſem vnd rauchen Wetter/ mit- ten im Winter ſeinen Anzug hieher hat anſtellen muͤſſen. Frewde haben wir gehabt wegen ſeiner Geſundheit/ weil Er gleichwol mit geſunden Leib ſolche ſchwere Raͤyſe verrichtet/ vnd drauff ohne Schaden vnd Gluͤcklich mit den Seinen hier ankommen iſt. Doch iſt Trawrigkeit bald erfolget/ weil ſie alle allhier bey angeſtelter jhrer Haußhal- tung/ wenig geſunde Tage vnd Stunder. gehabt/ ſondern bißweilen der Herr AmptSchoͤſſer/ bißweilen ſeine nun- mehr ſelige Haußfraw/ bißweilen die Kinder/ bißweilen das Geſinde kranck worden/ vnd darnieder gelegen ſind. 2. Frewde haben wir gehabt wegen ſeiner Kinder/ weil jhme Gott allhier 4. Kinder jnnerhalb 4. Jahren im Ehe- ſtand beſcheret hat. 3. Aber Trawrigkeit iſt darauff erfolget/ weil von ſol- chen Kindern zwey/ vnd zwart bald nacheinander/ nemlich in einem halben Jahr durch den zeitlichen Todt verſchieden ſind. Frewde iſt geweſen wegen ſeines Juͤngſten Sohnes/ welchen Gott der Herr beyden Eltern/ Mitwochs vor 4. Wochen in jhren Eheſtand beſcheret/ vnd ſie beyde hoch er- frewet hat: Aber Trawrigkeit iſt nach ſolcher kurtzen Frewd vnd

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Zitationshilfe: Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523541/60>, abgerufen am 22.11.2024.