Hafenreffer, Matthias: Passional vnd Leuchpredigt. Tübingen, 1610.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Passional vnd Leichpredigt/

vnd Jacob mit gleichen Worten widerholet/ vnd
deutlich angezeigt würdt: Daß der Segen/ so durch
den versprochenen Messiam widerzubringen/ nicht
allein dem Jüdischen Volck/ sondern allen Völckern
auff Erden versprochen vnd zugesagt worden. Jn-
massen Gott der himmelische Vatter/ mit seinem lie-
ben Sohn redend/ ein solches mit schönen/ tröstlichen
Worten hat außgesprochen/ da er bey dem Propheten
Esa. 49. 6.Esaia also spricht: Es ist ein geringes/ daß du mein
Knecht bist/ die Stämme Jacob auffzurichten/ vnd
das verwarloset in Jsrael wider zubringen: sondern
Jch habe dich auch zum Liecht der Heiden gemacht/
daß du seyest mein Heil/ biß an der Welt Ende. Vn-
ter diesen ist der Frembdlinge/ Simeon von Cyrenen/
bey der Creutzigung Christi/ der erste geweßt/ an wel-
chem solche Krafft vnd Nutze des Creutzes Christi/ al-
len Heiden zum Trost/ geoffenbaret werden sollen.

8. Wir kom-
men vngern
vnter das
Creutz.Wir haben aber ferrner bey dem Simeon/ vnsere
streitige Vnart zusehen/ wie vngern wir vnter das
Creutz Christi kommen. Dann wie man diesen Cy-
rener zwingen müssen/ dem HERrn Christo/ seinem
einigen vnd allergetrewesten Heiland/ auff ettliche
Schritte das Creutz nachzutragen: Also wöllen wir
fast alle zum Creutztragen gezwungen vnd genötiget
sein/ vnd seind jhrer sehr wenig/ welche solches mit gu-
tem Willen vnd schuldiger Gedult auff sich nemen/
vnd Christo vnserm Vorgänger nachvolgen. Da
wir doch zubedencken haben/ welch vngleichen Last
wir gegen vnserm HErrn vnd Heiland Christo tra-
gen. Dann auff seinem Creutz ligen all vnsere vnd
der gantzen Welt Sünde: Es ligt darauff der vn-
trägliche Zorn Gottes: der erschröckliche Fluch des

Gesetzes/

Paſſional vnd Leichpredigt/

vnd Jacob mit gleichen Worten widerholet/ vnd
deutlich angezeigt wuͤrdt: Daß der Segen/ ſo durch
den verſpꝛochenen Meſſiam widerzubꝛingen/ nicht
allein dem Juͤdiſchen Volck/ ſondern allen Voͤlckern
auff Erden verſpꝛochen vnd zugeſagt woꝛden. Jn-
maſſen Gott der himmeliſche Vatter/ mit ſeinem lie-
ben Sohn redend/ ein ſolches mit ſchoͤnen/ troͤſtlichen
Woꝛten hat außgeſpꝛochen/ da er bey dem Propheten
Eſa. 49. 6.Eſaia alſo ſpꝛicht: Es iſt ein geringes/ daß du mein
Knecht biſt/ die Staͤmme Jacob auffzurichten/ vnd
das verwarloſet in Jſrael wider zubringen: ſondern
Jch habe dich auch zum Liecht der Heiden gemacht/
daß du ſeyeſt mein Heil/ biß an der Welt Ende. Vn-
ter dieſen iſt der Frembdlinge/ Simeon von Cyrenen/
bey der Creutzigung Chriſti/ der erſte geweßt/ an wel-
chem ſolche Krafft vnd Nutze des Creutzes Chriſti/ al-
len Heiden zum Troſt/ geoffenbaret werden ſollen.

8. Wir kom-
men vngern
vnter das
Creutz.Wir haben aber ferꝛner bey dem Simeon/ vnſere
ſtreitige Vnart zuſehen/ wie vngern wir vnter das
Creutz Chriſti kommen. Dann wie man dieſen Cy-
rener zwingen muͤſſen/ dem HERrn Chriſto/ ſeinem
einigen vnd allergetreweſten Heiland/ auff ettliche
Schritte das Creutz nachzutragen: Alſo woͤllen wir
faſt alle zum Creutztragen gezwungen vnd genoͤtiget
ſein/ vnd ſeind jhrer ſehr wenig/ welche ſolches mit gu-
tem Willen vnd ſchuldiger Gedult auff ſich nemen/
vnd Chriſto vnſerm Voꝛgaͤnger nachvolgen. Da
wir doch zubedencken haben/ welch vngleichen Laſt
wir gegen vnſerm HErꝛn vnd Heiland Chriſto tra-
gen. Dann auff ſeinem Creutz ligen all vnſere vnd
der gantzen Welt Suͤnde: Es ligt darauff der vn-
traͤgliche Zorn Gottes: der erſchroͤckliche Fluch des

Geſetzes/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0024" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Pa&#x017F;&#x017F;ional vnd Leichpredigt/</hi></fw><lb/>
vnd Jacob mit gleichen Worten widerholet/ vnd<lb/>
deutlich angezeigt wu&#x0364;rdt: Daß der Segen/ &#x017F;o durch<lb/>
den ver&#x017F;p&#xA75B;ochenen Me&#x017F;&#x017F;iam widerzub&#xA75B;ingen/ nicht<lb/>
allein dem Ju&#x0364;di&#x017F;chen Volck/ &#x017F;ondern allen Vo&#x0364;lckern<lb/>
auff Erden ver&#x017F;p&#xA75B;ochen vnd zuge&#x017F;agt wo&#xA75B;den. Jn-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en Gott der himmeli&#x017F;che Vatter/ mit &#x017F;einem lie-<lb/>
ben Sohn redend/ ein &#x017F;olches mit &#x017F;cho&#x0364;nen/ tro&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Wo&#xA75B;ten hat außge&#x017F;p&#xA75B;ochen/ da er bey dem Propheten<lb/><note place="left">E&#x017F;a. 49. 6.</note>E&#x017F;aia al&#x017F;o &#x017F;p&#xA75B;icht: Es i&#x017F;t ein geringes/ daß du mein<lb/>
Knecht bi&#x017F;t/ die Sta&#x0364;mme Jacob auffzurichten/ vnd<lb/>
das verwarlo&#x017F;et in J&#x017F;rael wider zubringen: &#x017F;ondern<lb/>
Jch habe dich auch zum Liecht der Heiden gemacht/<lb/>
daß du &#x017F;eye&#x017F;t mein Heil/ biß an der Welt Ende. Vn-<lb/>
ter die&#x017F;en i&#x017F;t der Frembdlinge/ Simeon von Cyrenen/<lb/>
bey der Creutzigung Chri&#x017F;ti/ der er&#x017F;te geweßt/ an wel-<lb/>
chem &#x017F;olche Krafft vnd Nutze des Creutzes Chri&#x017F;ti/ al-<lb/>
len Heiden zum Tro&#x017F;t/ geoffenbaret werden &#x017F;ollen.</p><lb/>
              <p><note place="left">8. Wir kom-<lb/>
men vngern<lb/>
vnter das<lb/>
Creutz.</note>Wir haben aber fer&#xA75B;ner bey dem Simeon/ vn&#x017F;ere<lb/>
&#x017F;treitige Vnart zu&#x017F;ehen/ wie vngern wir vnter das<lb/>
Creutz Chri&#x017F;ti kommen. Dann wie man die&#x017F;en Cy-<lb/>
rener zwingen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ dem HERrn Chri&#x017F;to/ &#x017F;einem<lb/>
einigen vnd allergetrewe&#x017F;ten Heiland/ auff ettliche<lb/>
Schritte das Creutz nachzutragen: Al&#x017F;o wo&#x0364;llen wir<lb/>
fa&#x017F;t alle zum Creutztragen gezwungen vnd geno&#x0364;tiget<lb/>
&#x017F;ein/ vnd &#x017F;eind jhrer &#x017F;ehr wenig/ welche &#x017F;olches mit gu-<lb/>
tem Willen vnd &#x017F;chuldiger Gedult auff &#x017F;ich nemen/<lb/>
vnd Chri&#x017F;to vn&#x017F;erm Vo&#xA75B;ga&#x0364;nger nachvolgen. Da<lb/>
wir doch zubedencken haben/ welch vngleichen La&#x017F;t<lb/>
wir gegen vn&#x017F;erm HEr&#xA75B;n vnd Heiland Chri&#x017F;to tra-<lb/>
gen. Dann auff &#x017F;einem Creutz ligen all vn&#x017F;ere vnd<lb/>
der gantzen Welt Su&#x0364;nde: Es ligt darauff der vn-<lb/>
tra&#x0364;gliche Zorn Gottes: der er&#x017F;chro&#x0364;ckliche Fluch des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge&#x017F;etzes/</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[22/0024] Paſſional vnd Leichpredigt/ vnd Jacob mit gleichen Worten widerholet/ vnd deutlich angezeigt wuͤrdt: Daß der Segen/ ſo durch den verſpꝛochenen Meſſiam widerzubꝛingen/ nicht allein dem Juͤdiſchen Volck/ ſondern allen Voͤlckern auff Erden verſpꝛochen vnd zugeſagt woꝛden. Jn- maſſen Gott der himmeliſche Vatter/ mit ſeinem lie- ben Sohn redend/ ein ſolches mit ſchoͤnen/ troͤſtlichen Woꝛten hat außgeſpꝛochen/ da er bey dem Propheten Eſaia alſo ſpꝛicht: Es iſt ein geringes/ daß du mein Knecht biſt/ die Staͤmme Jacob auffzurichten/ vnd das verwarloſet in Jſrael wider zubringen: ſondern Jch habe dich auch zum Liecht der Heiden gemacht/ daß du ſeyeſt mein Heil/ biß an der Welt Ende. Vn- ter dieſen iſt der Frembdlinge/ Simeon von Cyrenen/ bey der Creutzigung Chriſti/ der erſte geweßt/ an wel- chem ſolche Krafft vnd Nutze des Creutzes Chriſti/ al- len Heiden zum Troſt/ geoffenbaret werden ſollen. Eſa. 49. 6. Wir haben aber ferꝛner bey dem Simeon/ vnſere ſtreitige Vnart zuſehen/ wie vngern wir vnter das Creutz Chriſti kommen. Dann wie man dieſen Cy- rener zwingen muͤſſen/ dem HERrn Chriſto/ ſeinem einigen vnd allergetreweſten Heiland/ auff ettliche Schritte das Creutz nachzutragen: Alſo woͤllen wir faſt alle zum Creutztragen gezwungen vnd genoͤtiget ſein/ vnd ſeind jhrer ſehr wenig/ welche ſolches mit gu- tem Willen vnd ſchuldiger Gedult auff ſich nemen/ vnd Chriſto vnſerm Voꝛgaͤnger nachvolgen. Da wir doch zubedencken haben/ welch vngleichen Laſt wir gegen vnſerm HErꝛn vnd Heiland Chriſto tra- gen. Dann auff ſeinem Creutz ligen all vnſere vnd der gantzen Welt Suͤnde: Es ligt darauff der vn- traͤgliche Zorn Gottes: der erſchroͤckliche Fluch des Geſetzes/ 8. Wir kom- men vngern vnter das Creutz.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/523592
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/523592/24
Zitationshilfe:	Hafenreffer, Matthias: Passional vnd Leuchpredigt. Tübingen, 1610, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523592/24>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.