Silber, Wolfgang: Leichbegängnüß Deß weylandt Ehrenvesten/ Wolgeachten Herrn Thomae Cheswrights. Görlitz, 1616.auff ein mal in Brunnen fielen/ vnd zu nichte würden: Denn Sind wir nu vnserer wort nicht mächtig/ die wir im Hertz- II. Darumb helt er jhnen vors andere für: Brevitatem, Was ist Ewer Leben? saget er. Ein Dampff ist es/ Droben cap. 1. v. 11. vergleichet er das Menschliche leben Hier C iij
auff ein mal in Brunnen fielen/ vnd zu nichte wuͤrden: Denn Sind wir nu vnſerer wort nicht maͤchtig/ die wir im Hertz- II. Darumb helt er jhnen vors andere fuͤr: Brevitatem, Was iſt Ewer Leben? ſaget er. Ein Dampff iſt es/ Droben cap. 1. v. 11. vergleichet er das Menſchliche leben Hier C iij
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auff ein mal in Brunnen fielen/ vnd zu nichte wuͤrden: Denn
deß Menſchen Geiſt muß davon/ vnd Er muß wieder zu
Erden werden/ als denn ſind verlohren alle ſeine Anſchlaͤ-
ge. (Pſal. 146. v. 4) Vnd wenn er gleich auch im leben blei-
bet/ So ſtehet doch deß Menſchen thun nicht in ſeiner ge-
walt/ vnd ſtehet in niemands macht/ wie er wandele/ oder
ſeinen Gang richte. Hierem. 10. v. 23. Homo quidem propo-
nit, ſed Deus diſponit: Pfleget man zu ſagen. Proverb. 16:
Der Menſch ſetzet jhm wol fuͤr im Hertzen/ Aber vom
HErren koͤmmet/ was die Zunge reden ſol.
Sind wir nu vnſerer wort nicht maͤchtig/ die wir im Hertz-
en gedencken/ Gott kan ſie endern/ ehe ſie noch von der Zungen
außgeſprochen werden: Wie viel mehr vnſere Anſchlaͤge/ ehe
ſie zu werck gerichtet/ vnd nur angefangen/ geſchweige denn
vollnbracht werden. O; Multa cadunt intra calicem, ſupre-
maq́; labra. Kan ſich doch viel zutragen ehe man den Biſſen
aus der Schuͤſſel zum Munde bringet: Geſchweige denn ehe
man aus einer Stadt/ vnd von einem abgelegenem orte zum
andern koͤmmet.
II. Darumb helt er jhnen vors andere fuͤr: Brevitatem,
& fugacitatem hujus calamitoſæ vitæ: Die kuͤrtze/ vnd vergeng-
ligkeit/ nichtigkeit/ vnd fluͤchtigkeit dieſes muͤheſeligen lebens
auff Erden:
Was iſt Ewer Leben? ſaget er. Ein Dampff iſt es/
der eine kleine Zeit weret/ darnach aber verſchwindet er.
q. d. Was wil man denn darauff bawen/ oder trawen?
Droben cap. 1. v. 11. vergleichet er das Menſchliche leben
dem Graſe: Wie eine Blume des Graſes werden ſie verge-
hen/ Die Sonne gehet auff mit der Hitze/ vnd das Graß
verwelcket/ vnd die Blume fellet abe/ vnd ſeine ſchoͤne ge-
ſtalt verdirbet/ Alſo wird der Reiche in ſeiner Habe ver-
welcken.
Hier
C iij
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