Walther, Lucas: Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnis. Breslau, 1612.Gedencken/ Es sey ein heßliches vnd abschewliches Menschen- der
Gedencken/ Es ſey ein heßliches vnd abſchewliches Menſchen- der
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Gedencken/ Es ſey ein heßliches vnd abſchewliches Menſchen-
bilde/ von bloſſen Beinen zuſammen geſetzet/ wie es die Mah-
ler pflegen vorzumahlen: Aber Mors eſt ſeparatio animæ
à corpore, Der Todt iſt eine abſcheidung der Seelen vom
Leibe. Dann dieſe zwey liebliche Geſpiele/ der Leib vnd die
Seele/ welche in dieſem Leben/ biß auff die von Gott beſtim-
pte zeit beyſammen wohnen/ Einander zu willen leben/ vnd
ſich gar wol gehaben/ werden endlich getrennet vnnd ge-
ſchieden/ welches denn gewiß nicht ohne ſchrecken vnd ſchmer-
tzen zugehet/ weil auch deß Menſchen Eingang in dieſe Welt
nicht ohne Angſt vnd Schmertzen geſchihet. Dannenher
Bernhardus ſaget: Quid horribilius morte? Was iſt
ſchrecklicher anzuſehen als der Todt. Der heilige Kirchen-
lehrer Auguſtinus hat ſehr feine Gedancken vom Tode/ fra-
get vnd antwortet auch. Quid eſt Mors? Was iſt der Todt?
Erſtlich/ Relictio corporis, Eine verlaſſung deß Leibes.
Wann die Seel nicht mehr den Leib bewohnet/ ſo fellet der-
ſelbe dahin/ vnd beweget vnnd reget ſich kein Gliedmas mehr
am Menſchlichen Coͤrper/ vnd man ſiehet auch ferner ſchlech-
te Luſt vnd Freude daran. Darumb eilet man auch mit dem
Todten auffs eheſte zum Grabe. Darnach ſo iſt auch der
Todt Depoſitio gravis ſarcinæ, Eine Ablegung einer gar
ſchweren Buͤrde. Freylich iſt das Menſchliche Leben mit ei-
ner groſſen Laſt vnd ſchweren Buͤrde beleget/ denn es iſt voller
Vnruh: Da druͤcket den armen Menſchen allerley Leibliche
vnd Geiſtliche Noht/ Er iſt beſchweret mit der ſchweren Laſt
der Suͤnde/ Er iſt belahden mit allerley Sorgen. Jhm
wird offt auffgeleget die ſchwere Buͤrde einer beſchwerlichen
vnd langwirigen Kranckheit/ damit ſich mancher ſchleppen
mus biß in die Grube. Jn Summa/ von Mutter leibe an/
biß man wider inn die Erde begraben wird/ ligt dem Men-
ſchen auff dem Halſe Sorge/ Furcht/ Hoffnung/ vnd zu letzt
der
Hiob 14.
Sap. 7.
In Serm.
InIohan.
I.
II.
Hiob 14.
Pſal. 38.
Syr. 40.
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