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Zwinger, Theodor: Christliche Leichpredigt/ Von Vnverhofften. Basel, 1633.

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Leichpredigt.
Als auch Semei in der flucht jhne lästerte/ vnd zu schrye;2. Sam. 16.
v.
7, 10.

Herauß/ herauß du Blut-hund/ du loser
Mann/ etc.
vnd Abisai darüber jhme den kopff abreis-
sen wolte/ sprach David; Jhr kinder Zeruja/ was
hab ich mit euch zu schaffen? Laßt jhn fluchen:
denn der HErr hat es jhne geheissen; fluche Da-
vid. Wer kan nun sagen: warumb thustu also?

Es hat darumb nicht die meinung/ als wann Gott/ wann
die gottlosen was böses anheben/ dessen ein vrsächer were;
sondern es wirdt durch diese reden angedeutet/ daß Gott
jhren bösen willen vnd werck zu mittlen gebrauche/ seine
werck zu vollstrecken.

2. Jst auch gewiß/ das/ was Gott durch böse laster-
haffte Leuthe verrichtet/ auff eine billiche vnd gerechte weiß
thue. Dann gerecht ist der HErr/ vnd gerechtPsal. 119.
sind alle seine gerichte; welchen spruch der vorgedach-
te Keyser Mauritius angezogen/ als er der hinrichtung
seiner Gemahel vnd Kinderen zusehen mußte. Vnd wann
gleich wir nicht allezeit die vrsachen gespüren können/ wa-
rumb Gott ein oder das andere vnglück vber die seinigen
verhencke/ soll vns doch allezeit zu sinne kommen/ was
Augustinus recht vnnd wol gesprochen; Judicium Dei
occultum esse potest, iniquum esse non potest;
das ist:
Gottes gericht kan wol verborgen sein/ vnbillich
aber kan es nicht seyn.

3. Wann gleich fromme vnd dapffere Leuthe/ welche
erbärmdlich vmb das Leben kommen/ vnschuldig sind ge-
gen jhren Feinden/ wie Abner; hat man doch zu geden-
cken/ daß sie nicht vnschuldig seyen für Gott. Dann/

C 3

Leichpredigt.
Als auch Semei in der flucht jhne laͤſterte/ vnd zu ſchrye;2. Sam. 16.
v.
7, 10.

Herauß/ herauß du Blůt-hund/ du loſer
Mann/ ꝛc.
vnd Abiſai daruͤber jhme den kopff abreiſ-
ſen wolte/ ſpꝛach David; Jhꝛ kinder Zeruja/ was
hab ich mit euch zu ſchaffen? Laßt jhn flůchen:
deñ der HErꝛ hat es jhne geheiſſen; flůche Da-
vid. Wer kan nun ſagen: warumb thuſtu alſo?

Es hat darumb nicht die meinung/ als wañ Gott/ wann
die gottloſen was boͤſes anheben/ deſſen ein vrſaͤcher were;
ſondern es wirdt durch dieſe reden angedeutet/ daß Gott
jhren boͤſen willen vnd werck zu mittlen gebrauche/ ſeine
werck zu vollſtrecken.

2. Jſt auch gewiß/ das/ was Gott durch boͤſe laſter-
haffte Leuthe verꝛichtet/ auff eine billiche vñ gerechte weiß
thue. Dann gerecht iſt der HErꝛ/ vnd gerechtPſal. 119.
ſind alle ſeine gerichte; welchen ſpꝛuch der voꝛgedach-
te Keyſer Mauritius angezogen/ als er der hinrichtung
ſeiner Gemahel vnd Kinderen zůſehen mußte. Vnd wañ
gleich wir nicht allezeit die vrſachen geſpuͤren koͤnnen/ wa-
rumb Gott ein oder das andere vngluͤck vber die ſeinigen
verhencke/ ſoll vns doch allezeit zu ſinne kommen/ was
Auguſtinus recht vnnd wol geſpꝛochen; Judicium Dei
occultum eſſe poteſt, iniquum eſſe non poteſt;
das iſt:
Gottes gericht kan wol verboꝛgen ſein/ vnbillich
aber kan es nicht ſeyn.

3. Wann gleich fromme vnd dapffere Leuthe/ welche
erbaͤrmdlich vmb das Leben kommen/ vnſchuldig ſind ge-
gen jhren Feinden/ wie Abner; hat man doch zu geden-
cken/ daß ſie nicht vnſchuldig ſeyen fuͤr Gott. Dann/

C 3
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[21/0021] Leichpredigt. Als auch Semei in der flucht jhne laͤſterte/ vnd zu ſchrye; Herauß/ herauß du Blůt-hund/ du loſer Mann/ ꝛc. vnd Abiſai daruͤber jhme den kopff abreiſ- ſen wolte/ ſpꝛach David; Jhꝛ kinder Zeruja/ was hab ich mit euch zu ſchaffen? Laßt jhn flůchen: deñ der HErꝛ hat es jhne geheiſſen; flůche Da- vid. Wer kan nun ſagen: warumb thuſtu alſo? Es hat darumb nicht die meinung/ als wañ Gott/ wann die gottloſen was boͤſes anheben/ deſſen ein vrſaͤcher were; ſondern es wirdt durch dieſe reden angedeutet/ daß Gott jhren boͤſen willen vnd werck zu mittlen gebrauche/ ſeine werck zu vollſtrecken. 2. Sam. 16. v. 7, 10. 2. Jſt auch gewiß/ das/ was Gott durch boͤſe laſter- haffte Leuthe verꝛichtet/ auff eine billiche vñ gerechte weiß thue. Dann gerecht iſt der HErꝛ/ vnd gerecht ſind alle ſeine gerichte; welchen ſpꝛuch der voꝛgedach- te Keyſer Mauritius angezogen/ als er der hinrichtung ſeiner Gemahel vnd Kinderen zůſehen mußte. Vnd wañ gleich wir nicht allezeit die vrſachen geſpuͤren koͤnnen/ wa- rumb Gott ein oder das andere vngluͤck vber die ſeinigen verhencke/ ſoll vns doch allezeit zu ſinne kommen/ was Auguſtinus recht vnnd wol geſpꝛochen; Judicium Dei occultum eſſe poteſt, iniquum eſſe non poteſt; das iſt: Gottes gericht kan wol verboꝛgen ſein/ vnbillich aber kan es nicht ſeyn. Pſal. 119. 3. Wann gleich fromme vnd dapffere Leuthe/ welche erbaͤrmdlich vmb das Leben kommen/ vnſchuldig ſind ge- gen jhren Feinden/ wie Abner; hat man doch zu geden- cken/ daß ſie nicht vnſchuldig ſeyen fuͤr Gott. Dann/ C 3

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Zitationshilfe: Zwinger, Theodor: Christliche Leichpredigt/ Von Vnverhofften. Basel, 1633, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523762/21>, abgerufen am 21.11.2024.