Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615.Christliche vnd Seel von einander trennet/ wie er den Leib stranguliretvnd würget/ denselben ins Grab schleppet/ vnd den Wür- men zur Speise vorwirfft/ Nein/ sondern da sollen wir viel- mehr auff den herrlichen Wechsel sehen/ zu welchem fromme Christen durch den zeitlichen Todt befördert werden. Vnnd Pauli as- sertion bleibet wardamit wir zu diesem mal nur Summarischer Weise davon discurriren, so gedencke doch lieber Christ. Solte Sterben nicht Gewinst seyn? Jst doch der Nu beten wir ja täglich in vnserm Vater Vnser/ daß vns
Chriſtliche vnd Seel von einander trennet/ wie er den Leib ſtranguliretvnd wuͤrget/ denſelben ins Grab ſchleppet/ vnd den Wuͤr- men zur Speiſe vorwirfft/ Nein/ ſondern da ſollen wir viel- mehr auff den herrlichen Wechſel ſehen/ zu welchem fromme Chriſten durch den zeitlichen Todt befoͤrdert werden. Vnnd Pauli aſ- ſertion bleibet wardamit wir zu dieſem mal nur Summariſcher Weiſe davon diſcurriren, ſo gedencke doch lieber Chriſt. Solte Sterben nicht Gewinſt ſeyn? Jſt doch der Nu beten wir ja taͤglich in vnſerm Vater Vnſer/ daß vns
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Chriſtliche
vnd Seel von einander trennet/ wie er den Leib ſtranguliret
vnd wuͤrget/ denſelben ins Grab ſchleppet/ vnd den Wuͤr-
men zur Speiſe vorwirfft/ Nein/ ſondern da ſollen wir viel-
mehr auff den herrlichen Wechſel ſehen/ zu welchem fromme
Chriſten durch den zeitlichen Todt befoͤrdert werden. Vnnd
damit wir zu dieſem mal nur Summariſcher Weiſe davon
diſcurriren, ſo gedencke doch lieber Chriſt.
Pauli aſ-
ſertion
bleibet war
Solte Sterben nicht Gewinſt ſeyn? Jſt doch der
Todt nichts anders/ als/ in requiem collocatio, oder/ wie
jhn der alte Lehrer Bernhardus intituliret, tranſitus à labo-
re ad requiem, eine Durchfarth vnd Durchgang von aller
Muͤhe vnd Arbeit zur ſeligen vnd ſanfften Ruhe. Denn lieber
Menſch/ bedencke doch/ was es vor Muͤhe vnnd Arbeit mit
vns hat/ von Kindesbeinen an/ biß in die Grube hinein/ heiſt
es nicht wie Sirach ſagt 40. c. Es iſt ein elend jaͤmmerlich
ding/ vmb aller Menſchen Leben von Mutterleibe an/ biß
wir wieder in die Erde begraben werden/ die vnſer aller Mut-
ter iſt/ da iſt immer Furcht/ Sorge/ Hoffnung/ vnnd zuletzt
der Todt/ ſo wol bey dem der in hohen Ehren ſitzt/ als dem
geringſten auff Erden/ ſo wol bey dem der Seiden vnd Kro-
ne tregt/ als dem der einen groben Kittel an hat. Heiſts nicht?
wie Moſes ſagt Pſ. 90. Wenn vnſer Leben koͤſtlich geweſen
iſt/ ſo iſts Muͤhe vnd Arbeit geweſen/ heiſts nicht? wie im ge-
ſtrigen Evangelio der Herr Chriſtus ſagt/ daß ein jegli-
cher Tag ſeine eigne Plage haben muß. Drumb ſpricht der
alte Lehrer Auguſtinus gar recht vnd wol: diu vivere eſt
diu torqueri, hier lange leben iſt nichts anders/ als hier lang
im Marterhauſe ſchweben.
1.
Bernhard
Jammer vũ
Elend des
menſchlichen
Lebens.
Sir 40.
Pſalm. 90.
Matth. 6
Auguſtin.
Der Tode
hebe alle
muͤhe vnd
arbeit auff.
Nu beten wir ja taͤglich in vnſerm Vater Vnſer/ daß
vns
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