Faber, Melchior: Christliche Leichpredigt. Oeltzschau, 1613.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Christliche

mitten gestanden/ vnd rings vmbher ein hauf-
fen Hirnschedel vnd Todtengebeyn/ neben den
aller schönesten Trostsprüchen des Alten vnd
Newen Testaments/ vnd solch Gemäldte hat er
der Fürstlichen Braut an statt eines güldenen
Credentzers an jhrem Hochzeitlichen Ehrenta-
ge praesentiren vnd verehren/ auch daneben die-
se erinnerung thun lassen/ daß sie an jrem Hoch-
zeitlichen Ehrentage ja der Sterbligkeit nicht
vergessen wolle/ Bevorauß weil es sonsten nit
allein bey Herren Höfen/ sondern auch wol in
Handelsstädten vnd andern Orten der gemei-
ne Brauch/ daß man bey solchen Ehrenfrew-
den/ so wol auch bey andern Gastereyen/ nicht
gerne mit Todesgedancken vmbgehet/ sintemal
es nicht frölich/ sondern nur Melancolisch Ge-
blüt macht. Diese Praesentz sol der Fürstlichen
Braut/ als einem Christlichen Hertzen lieber
gewesen seyn/ als wenn man jhr groß Geld vnd
Gut zu dem Hochzeitlichen Beylager verehret
hette. Dessen ist auch jene Fürstliche Matron
bey jhrer Hoheit vnd Reichthumb also inge-
denckt gewesen/ daß sie stets an jhrem Finger
ein Ringlein mit einem Todtenköpfflein truge.
Vnd als sie einmal von jhrem Hoffprediger ge-
fraget wurde/ warumb jhre G. das thete/ hat

sie

Chriſtliche

mitten geſtanden/ vnd rings vmbher ein hauf-
fen Hirnſchedel vnd Todtengebeyn/ neben den
aller ſchoͤneſten Troſtſpruͤchen des Alten vnd
Newen Teſtaments/ vnd ſolch Gemaͤldte hat er
der Fuͤrſtlichen Braut an ſtatt eines guͤldenen
Credentzers an jhrem Hochzeitlichen Ehrenta-
ge præſentiren vnd verehren/ auch daneben die-
ſe erinnerung thun laſſen/ daß ſie an jrem Hoch-
zeitlichen Ehrentage ja der Sterbligkeit nicht
vergeſſen wolle/ Bevorauß weil es ſonſten nit
allein bey Herren Hoͤfen/ ſondern auch wol in
Handelsſtaͤdten vnd andern Orten der gemei-
ne Brauch/ daß man bey ſolchen Ehrenfrew-
den/ ſo wol auch bey andern Gaſtereyen/ nicht
gerne mit Todesgedancken vmbgehet/ ſintemal
es nicht froͤlich/ ſondern nur Melancoliſch Ge-
bluͤt macht. Dieſe Præſentz ſol der Fuͤrſtlichen
Braut/ als einem Chriſtlichen Hertzen lieber
geweſen ſeyn/ als wenn man jhr groß Geld vnd
Gut zu dem Hochzeitlichen Beylager verehret
hette. Deſſen iſt auch jene Fuͤrſtliche Matron
bey jhrer Hoheit vnd Reichthumb alſo inge-
denckt geweſen/ daß ſie ſtets an jhrem Finger
ein Ringlein mit einem Todtenkoͤpfflein truge.
Vnd als ſie einmal von jhrem Hoffprediger ge-
fraget wurde/ warumb jhre G. das thete/ hat

ſie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsExordium" n="2">
          <p><pb facs="#f0022" n="[22]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche</hi></fw><lb/>
mitten ge&#x017F;tanden/ vnd rings vmbher ein hauf-<lb/>
fen Hirn&#x017F;chedel vnd Todtengebeyn/ neben den<lb/>
aller &#x017F;cho&#x0364;ne&#x017F;ten Tro&#x017F;t&#x017F;pru&#x0364;chen des Alten vnd<lb/>
Newen Te&#x017F;taments/ vnd &#x017F;olch Gema&#x0364;ldte hat er<lb/>
der Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Braut an &#x017F;tatt eines gu&#x0364;ldenen<lb/>
Credentzers an jhrem Hochzeitlichen Ehrenta-<lb/>
ge pr<hi rendition="#aq">æ</hi>&#x017F;entiren vnd verehren/ auch daneben die-<lb/>
&#x017F;e erinnerung thun la&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie an jrem Hoch-<lb/>
zeitlichen Ehrentage ja der Sterbligkeit nicht<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en wolle/ Bevorauß weil es &#x017F;on&#x017F;ten nit<lb/>
allein bey Herren Ho&#x0364;fen/ &#x017F;ondern auch wol in<lb/>
Handels&#x017F;ta&#x0364;dten vnd andern Orten der gemei-<lb/>
ne Brauch/ daß man bey &#x017F;olchen Ehrenfrew-<lb/>
den/ &#x017F;o wol auch bey andern Ga&#x017F;tereyen/ nicht<lb/>
gerne mit Todesgedancken vmbgehet/ &#x017F;intemal<lb/>
es nicht fro&#x0364;lich/ &#x017F;ondern nur Melancoli&#x017F;ch Ge-<lb/>
blu&#x0364;t macht. Die&#x017F;e Pr<hi rendition="#aq">æ</hi>&#x017F;entz &#x017F;ol der Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen<lb/>
Braut/ als einem Chri&#x017F;tlichen Hertzen lieber<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ als wenn man jhr groß Geld vnd<lb/>
Gut zu dem Hochzeitlichen Beylager verehret<lb/>
hette. De&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t auch jene Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Matron<lb/>
bey jhrer Hoheit vnd Reichthumb al&#x017F;o inge-<lb/>
denckt gewe&#x017F;en/ daß &#x017F;ie &#x017F;tets an jhrem Finger<lb/>
ein Ringlein mit einem Todtenko&#x0364;pfflein truge.<lb/>
Vnd als &#x017F;ie einmal von jhrem Hoffprediger ge-<lb/>
fraget wurde/ warumb jhre G. das thete/ hat<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[22]/0022] Chriſtliche mitten geſtanden/ vnd rings vmbher ein hauf- fen Hirnſchedel vnd Todtengebeyn/ neben den aller ſchoͤneſten Troſtſpruͤchen des Alten vnd Newen Teſtaments/ vnd ſolch Gemaͤldte hat er der Fuͤrſtlichen Braut an ſtatt eines guͤldenen Credentzers an jhrem Hochzeitlichen Ehrenta- ge præſentiren vnd verehren/ auch daneben die- ſe erinnerung thun laſſen/ daß ſie an jrem Hoch- zeitlichen Ehrentage ja der Sterbligkeit nicht vergeſſen wolle/ Bevorauß weil es ſonſten nit allein bey Herren Hoͤfen/ ſondern auch wol in Handelsſtaͤdten vnd andern Orten der gemei- ne Brauch/ daß man bey ſolchen Ehrenfrew- den/ ſo wol auch bey andern Gaſtereyen/ nicht gerne mit Todesgedancken vmbgehet/ ſintemal es nicht froͤlich/ ſondern nur Melancoliſch Ge- bluͤt macht. Dieſe Præſentz ſol der Fuͤrſtlichen Braut/ als einem Chriſtlichen Hertzen lieber geweſen ſeyn/ als wenn man jhr groß Geld vnd Gut zu dem Hochzeitlichen Beylager verehret hette. Deſſen iſt auch jene Fuͤrſtliche Matron bey jhrer Hoheit vnd Reichthumb alſo inge- denckt geweſen/ daß ſie ſtets an jhrem Finger ein Ringlein mit einem Todtenkoͤpfflein truge. Vnd als ſie einmal von jhrem Hoffprediger ge- fraget wurde/ warumb jhre G. das thete/ hat ſie

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/523898
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/523898/22
Zitationshilfe:	Faber, Melchior: Christliche Leichpredigt. Oeltzschau, 1613, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523898/22>, abgerufen am 21.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.