Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Wenn man die gantze weite Welt vnnd alle Stendt auff
Erden ansicht/ so sihet man sein wunder/ mit was für grossem
fleiß vnd ernst die Menschen nach dem jrrdischen nichtigen vnd
flüchtigen Gelt vnd Gut trachten/ vnnd da sie es bekommen/
sich dessen nicht wenig erfrewen.

Sihet man die Bäpstische Geistligkeit an/ so findet man
ein recht Exempel der Weltkinder. Da seyn alle ding mit subti-
ler geschwindigkeit auffs Gelt abgericht/ da ligen so ein meng
der Gelt netz/ daß fast niemandt so witzig vnnd gscheid ist/ der
jhnen entgehen möge/ da muß alles Gelt tragen. Vnnd ist of-
fenbar/ daß zu der zeit da der Ablaß noch im schwang gieng/ deß
Bapsts järlich einkommen inn die 10. Million/ das ist: hun-Eines Pfaf-
fen Reichs
einkommen.
dert tonnen Golds/ ohne waß die Donatio Constantini, vnd
das Patrimonium Petri, gebracht/ gewesen sey. Daher
schreibt Mantuanus von den Römischen Päpsten: Venalia
nobis Templa, Sacerdotes, Altaria, Sacra, Coronae,
Ignis, Thura, preces, coelum est venale Deusq;.

Dem Bapst vmbs Gelt ist alles feil
Himmel/ Ablaß/ Glück/ Segen vnd Heil/
Kirchen/ Pfaffen/ Altar vnd Cron/
Saltz/ Fewer/ Wasser/ auch Gottes Sohn.

Da es mit warheit nach dem alten sprichwort heist:

Curia Romana, non curat ovem sine lana:
Dantes exaudit, non dantibus ostia claudit.

Kein Schaf begert der Römischstuel/
Es sey denn daß es hab sein Woll/
Wer etwas bringt/ den lest man ein/
Der aber nichts hat/ muß draussen seyn.

Es ist summa summarum, das gantze Bapstumb ein
lautter Geltnetz gewesen. Bapst Iohannes der zwey vnd zwein-
tzigst hat das Fischerhandtwerck besser als Petrus/ gelernet/
vnnd soviel erfischt/ daß nach seinem Todt 250. tonnen Golds
seyn gefunden worden.

Sehet

Wenn man die gantze weite Welt vnnd alle Stendt auff
Erden anſicht/ ſo ſihet man ſein wunder/ mit was fuͤr groſſem
fleiß vnd ernſt die Menſchen nach dem jrꝛdiſchen nichtigen vnd
fluͤchtigen Gelt vnd Gut trachten/ vnnd da ſie es bekommen/
ſich deſſen nicht wenig erfrewen.

Sihet man die Baͤpſtiſche Geiſtligkeit an/ ſo findet man
ein recht Exempel der Weltkinder. Da ſeyn alle ding mit ſubti-
ler geſchwindigkeit auffs Gelt abgericht/ da ligen ſo ein meng
der Gelt netz/ daß faſt niemandt ſo witzig vnnd gſcheid iſt/ der
jhnen entgehen moͤge/ da muß alles Gelt tragen. Vnnd iſt of-
fenbar/ daß zu der zeit da der Ablaß noch im ſchwang gieng/ deß
Bapſts jaͤrlich einkommen inn die 10. Million/ das iſt: hun-Eines Pfaf-
fen Reichs
einkommen.
dert tonnen Golds/ ohne waß die Donatio Conſtantini, vnd
das Patrimonium Petri, gebracht/ geweſen ſey. Daher
ſchreibt Mantuanus von den Roͤmiſchen Paͤpſten: Venalia
nobis Templa, Sacerdotes, Altaria, Sacra, Coronæ,
Ignis, Thura, preces, cœlum eſt venale Deusq́;.

Dem Bapſt vmbs Gelt iſt alles feil
Himmel/ Ablaß/ Gluͤck/ Segen vnd Heil/
Kirchen/ Pfaffen/ Altar vnd Cron/
Saltz/ Fewer/ Waſſer/ auch Gottes Sohn.

Da es mit warheit nach dem alten ſprichwort heiſt:

Curia Romana, non curat ovem ſine lana:
Dantes exaudit, non dantibus oſtia claudit.

Kein Schaf begert der Roͤmiſchſtuel/
Es ſey denn daß es hab ſein Woll/
Wer etwas bringt/ den leſt man ein/
Der aber nichts hat/ muß drauſſen ſeyn.

Es iſt ſumma ſummarum, das gantze Bapſtumb ein
lautter Geltnetz geweſen. Bapſt Iohannes der zwey vñ zwein-
tzigſt hat das Fiſcherhandtwerck beſſer als Petrus/ gelernet/
vnnd ſoviel erfiſcht/ daß nach ſeinem Todt 250. tonnen Golds
ſeyn gefunden worden.

Sehet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0045" n="[17]"/>
            <p>Wenn man die gantze weite Welt vnnd alle Stendt auff<lb/>
Erden an&#x017F;icht/ &#x017F;o &#x017F;ihet man &#x017F;ein wunder/ mit was fu&#x0364;r gro&#x017F;&#x017F;em<lb/>
fleiß vnd ern&#x017F;t die Men&#x017F;chen nach dem jr&#xA75B;di&#x017F;chen nichtigen vnd<lb/>
flu&#x0364;chtigen Gelt vnd Gut trachten/ vnnd da &#x017F;ie es bekommen/<lb/>
&#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en nicht wenig erfrewen.</p><lb/>
            <p>Sihet man die Ba&#x0364;p&#x017F;ti&#x017F;che Gei&#x017F;tligkeit an/ &#x017F;o findet man<lb/>
ein recht Exempel der Weltkinder. Da &#x017F;eyn alle ding mit &#x017F;ubti-<lb/>
ler ge&#x017F;chwindigkeit auffs Gelt abgericht/ da ligen &#x017F;o ein meng<lb/>
der Gelt netz/ daß fa&#x017F;t niemandt &#x017F;o witzig vnnd g&#x017F;cheid i&#x017F;t/ der<lb/>
jhnen entgehen mo&#x0364;ge/ da muß alles Gelt tragen. Vnnd i&#x017F;t of-<lb/>
fenbar/ daß zu der zeit da der Ablaß noch im &#x017F;chwang gieng/ deß<lb/>
Bap&#x017F;ts ja&#x0364;rlich einkommen inn die 10. Million/ das i&#x017F;t: hun-<note place="right">Eines Pfaf-<lb/>
fen Reichs<lb/>
einkommen.</note><lb/>
dert tonnen Golds/ ohne waß die <hi rendition="#aq">Donatio Con&#x017F;tantini,</hi> vnd<lb/>
das <hi rendition="#aq">Patrimonium Petri,</hi> gebracht/ gewe&#x017F;en &#x017F;ey. Daher<lb/>
&#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Mantuanus</hi> von den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Pa&#x0364;p&#x017F;ten: <hi rendition="#aq">Venalia<lb/>
nobis Templa, Sacerdotes, Altaria, Sacra, Coronæ,<lb/>
Ignis, Thura, preces, c&#x0153;lum e&#x017F;t venale Deusq&#x0301;;.</hi></p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Dem Bap&#x017F;t vmbs Gelt i&#x017F;t alles feil</l><lb/>
              <l>Himmel/ Ablaß/ Glu&#x0364;ck/ Segen vnd Heil/</l><lb/>
              <l>Kirchen/ Pfaffen/ Altar vnd Cron/</l><lb/>
              <l>Saltz/ Fewer/ Wa&#x017F;&#x017F;er/ auch Gottes Sohn.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Da es mit warheit nach dem alten &#x017F;prichwort hei&#x017F;t:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Curia Romana, non curat ovem &#x017F;ine lana:<lb/>
Dantes exaudit, non dantibus o&#x017F;tia claudit.</hi> </hi><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l>Kein Schaf begert der Ro&#x0364;mi&#x017F;ch&#x017F;tuel/</l><lb/>
                  <l>Es &#x017F;ey denn daß es hab &#x017F;ein Woll/</l><lb/>
                  <l>Wer etwas bringt/ den le&#x017F;t man ein/</l><lb/>
                  <l>Der aber nichts hat/ muß drau&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn.</l>
                </lg>
              </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t <hi rendition="#aq">&#x017F;umma &#x017F;ummarum,</hi> das gantze Bap&#x017F;tumb ein<lb/>
lautter Geltnetz gewe&#x017F;en. Bap&#x017F;t <hi rendition="#aq">Iohannes</hi> der zwey vn&#x0303; zwein-<lb/>
tzig&#x017F;t hat das Fi&#x017F;cherhandtwerck be&#x017F;&#x017F;er als Petrus/ gelernet/<lb/>
vnnd &#x017F;oviel erfi&#x017F;cht/ daß nach &#x017F;einem Todt 250. tonnen Golds<lb/>
&#x017F;eyn gefunden worden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">C</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Sehet</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[17]/0045] Wenn man die gantze weite Welt vnnd alle Stendt auff Erden anſicht/ ſo ſihet man ſein wunder/ mit was fuͤr groſſem fleiß vnd ernſt die Menſchen nach dem jrꝛdiſchen nichtigen vnd fluͤchtigen Gelt vnd Gut trachten/ vnnd da ſie es bekommen/ ſich deſſen nicht wenig erfrewen. Sihet man die Baͤpſtiſche Geiſtligkeit an/ ſo findet man ein recht Exempel der Weltkinder. Da ſeyn alle ding mit ſubti- ler geſchwindigkeit auffs Gelt abgericht/ da ligen ſo ein meng der Gelt netz/ daß faſt niemandt ſo witzig vnnd gſcheid iſt/ der jhnen entgehen moͤge/ da muß alles Gelt tragen. Vnnd iſt of- fenbar/ daß zu der zeit da der Ablaß noch im ſchwang gieng/ deß Bapſts jaͤrlich einkommen inn die 10. Million/ das iſt: hun- dert tonnen Golds/ ohne waß die Donatio Conſtantini, vnd das Patrimonium Petri, gebracht/ geweſen ſey. Daher ſchreibt Mantuanus von den Roͤmiſchen Paͤpſten: Venalia nobis Templa, Sacerdotes, Altaria, Sacra, Coronæ, Ignis, Thura, preces, cœlum eſt venale Deusq́;. Eines Pfaf- fen Reichs einkommen. Dem Bapſt vmbs Gelt iſt alles feil Himmel/ Ablaß/ Gluͤck/ Segen vnd Heil/ Kirchen/ Pfaffen/ Altar vnd Cron/ Saltz/ Fewer/ Waſſer/ auch Gottes Sohn. Da es mit warheit nach dem alten ſprichwort heiſt: Curia Romana, non curat ovem ſine lana: Dantes exaudit, non dantibus oſtia claudit. Kein Schaf begert der Roͤmiſchſtuel/ Es ſey denn daß es hab ſein Woll/ Wer etwas bringt/ den leſt man ein/ Der aber nichts hat/ muß drauſſen ſeyn. Es iſt ſumma ſummarum, das gantze Bapſtumb ein lautter Geltnetz geweſen. Bapſt Iohannes der zwey vñ zwein- tzigſt hat das Fiſcherhandtwerck beſſer als Petrus/ gelernet/ vnnd ſoviel erfiſcht/ daß nach ſeinem Todt 250. tonnen Golds ſeyn gefunden worden. Sehet C

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/524263
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/524263/45
Zitationshilfe:	Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524263/45>, abgerufen am 21.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.