Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Nullus eligeret vivere sine amicis, habens omnia alia bo-
Sen: Nul-
lius rei sine
amico iu-
cunda est
possessio.
na: Es solt jhm keiner wuntschen zu leben/ ohne gute freundt/
wenn er gleich sonst aller Welt güter hette. Denn kein Ding
wie köstlich vnd lieblich es jmmer seyn mag/ ist lustig vnnd an-
nemlich/ wenns nicht gute Freund mit geniessen sollen.

Augustinus gedenckt eines seines guten freundts/ der jhm
gestorben war: Er ist/ spricht er/ meine Seel gewesen/ &
ideo horrori mihi erat vita, quia nolebam diut ius vive-
re:
Derowegen war mir mein leben ein abschew/ vnd ich wolt
ohne jhn auch nicht lenger leben.

Vnnd Bernhardus gedenckt seines guten freunds Ger-
hardi:
Ein schneident Schwert/ spricht er/ hat vns zertheilt/
Mediam partem locavit in coelo, partem vero in coeno
deseruit:
Derhalbe theil ist in den Himmel versetzt: der ande-
re theil aber ist allhier im Kott verblieben.

Zum beschluß Siebenden vnd letzten/ ist vber das alles das
leben an jhm selbst edel vnnd heilig/ vnnd eim jeden lieb: ut vi-
tam redimas, omnia vendas. Satius est enim faculta-
tum, quam vitae jacturam facere.
Besser neun mal ver-
Act. 27.dorben/ denn einmal gestorben/ sagen die Teutschen. Da S.
Pauli geferten/ inn der geschicht der Aposteln am 27. capitel/
auff dem Meer inn grosse Leibsgefahr kamen/ da wurffen sie
alles auß dem Schiff was sie drinnen hatten/ damit das Schiff
leichter wurd vnd sie das leben retteten.

Math: 9
Mar. 5.
Luc.
8.
Das arme Weib welches zwölff Jahr den Blutgang ge-
habt/ vnd von den Ertzten viel erlitten vnnd außgestanden/ die
wagt jhren gantzen bettel dran/ daß sie möcht geheilet vnnd ge-
sundt werden.

O man versucht in Leibskranckheiten alle mügliche mittel
wie man das leben fristen/ vnnd die haut davon bringen möge.
Eph. 5. Niemand hat jemal sein eigen Fleisch gehasset/ sondern
er nehret es vnd pfleget sein.

Wenn

Nullus eligeret vivere ſine amicis, habens omnia alia bo-
Sen: Nul-
lius rei ſine
amico iu-
cunda eſt
poſſeſsio.
na: Es ſolt jhm keiner wuntſchen zu leben/ ohne gute freundt/
wenn er gleich ſonſt aller Welt guͤter hette. Denn kein Ding
wie koͤſtlich vnd lieblich es jmmer ſeyn mag/ iſt luſtig vnnd an-
nemlich/ wenns nicht gute Freund mit genieſſen ſollen.

Auguſtinus gedenckt eines ſeines guten freundts/ der jhm
geſtorben war: Er iſt/ ſpricht er/ meine Seel geweſen/ &
ideo horrori mihi erat vita, quia nolebam diut ius vive-
re:
Derowegen war mir mein leben ein abſchew/ vnd ich wolt
ohne jhn auch nicht lenger leben.

Vnnd Bernhardus gedenckt ſeines guten freunds Ger-
hardi:
Ein ſchneident Schwert/ ſpricht er/ hat vns zertheilt/
Mediam partem locavit in cœlo, partem verò in cœno
deſeruit:
Derhalbe theil iſt in den Himmel verſetzt: der ande-
re theil aber iſt allhier im Kott verblieben.

Zum beſchluß Siebenden vnd letzten/ iſt vber das alles das
leben an jhm ſelbſt edel vnnd heilig/ vnnd eim jeden lieb: ut vi-
tam redimas, omnia vendas. Satius eſt enim faculta-
tum, quàm vitæ jacturam facere.
Beſſer neun mal ver-
Act. 27.dorben/ denn einmal geſtorben/ ſagen die Teutſchen. Da S.
Pauli geferten/ inn der geſchicht der Apoſteln am 27. capitel/
auff dem Meer inn groſſe Leibsgefahr kamen/ da wurffen ſie
alles auß dem Schiff was ſie drinnen hatten/ damit das Schiff
leichter wurd vnd ſie das leben retteten.

Math: 9
Mar. 5.
Luc.
8.
Das arme Weib welches zwoͤlff Jahr den Blutgang ge-
habt/ vnd von den Ertzten viel erlitten vnnd außgeſtanden/ die
wagt jhren gantzen bettel dran/ daß ſie moͤcht geheilet vnnd ge-
ſundt werden.

O man verſucht in Leibskranckheiten alle muͤgliche mittel
wie man das leben friſten/ vnnd die haut davon bringen moͤge.
Eph. 5. Niemand hat jemal ſein eigen Fleiſch gehaſſet/ ſondern
er nehret es vnd pfleget ſein.

Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0050" n="[22]"/><hi rendition="#aq">Nullus eligeret vivere &#x017F;ine amicis, habens omnia alia bo-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Sen: Nul-<lb/>
lius rei &#x017F;ine<lb/>
amico iu-<lb/>
cunda e&#x017F;t<lb/>
po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;sio.</hi></note><hi rendition="#aq">na<hi rendition="#i">:</hi></hi> Es &#x017F;olt jhm keiner wunt&#x017F;chen zu leben/ ohne gute freundt/<lb/>
wenn er gleich &#x017F;on&#x017F;t aller Welt gu&#x0364;ter hette. Denn kein Ding<lb/>
wie ko&#x0364;&#x017F;tlich vnd lieblich es jmmer &#x017F;eyn mag/ i&#x017F;t lu&#x017F;tig vnnd an-<lb/>
nemlich/ wenns nicht gute Freund mit genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> gedenckt eines &#x017F;eines guten freundts/ der jhm<lb/>
ge&#x017F;torben war: Er i&#x017F;t/ &#x017F;pricht er/ meine Seel gewe&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">&amp;<lb/>
ideo horrori mihi erat vita, quia nolebam diut ius vive-<lb/>
re:</hi> Derowegen war mir mein leben ein ab&#x017F;chew/ vnd ich wolt<lb/>
ohne jhn auch nicht lenger leben.</p><lb/>
            <p>Vnnd <hi rendition="#aq">Bernhardus</hi> gedenckt &#x017F;eines guten freunds <hi rendition="#aq">Ger-<lb/>
hardi:</hi> Ein &#x017F;chneident Schwert/ &#x017F;pricht er/ hat vns zertheilt/<lb/><hi rendition="#aq">Mediam partem locavit in c&#x0153;lo, partem verò in c&#x0153;no<lb/>
de&#x017F;eruit:</hi> Derhalbe theil i&#x017F;t in den Himmel ver&#x017F;etzt: der ande-<lb/>
re theil aber i&#x017F;t allhier im Kott verblieben.</p><lb/>
            <p>Zum be&#x017F;chluß Siebenden vnd letzten/ i&#x017F;t vber das alles das<lb/>
leben an jhm &#x017F;elb&#x017F;t edel vnnd heilig/ vnnd eim jeden lieb: <hi rendition="#aq">ut vi-<lb/>
tam redimas, omnia vendas. Satius e&#x017F;t enim faculta-<lb/>
tum, quàm vitæ jacturam facere.</hi> Be&#x017F;&#x017F;er neun mal ver-<lb/><note place="left">Act. 27.</note>dorben/ denn einmal ge&#x017F;torben/ &#x017F;agen die Teut&#x017F;chen. Da S.<lb/>
Pauli geferten/ inn der ge&#x017F;chicht der Apo&#x017F;teln am 27. capitel/<lb/>
auff dem Meer inn gro&#x017F;&#x017F;e Leibsgefahr kamen/ da wurffen &#x017F;ie<lb/>
alles auß dem Schiff was &#x017F;ie drinnen hatten/ damit das Schiff<lb/>
leichter wurd vnd &#x017F;ie das leben retteten.</p><lb/>
            <p><note place="left"><hi rendition="#aq">Math: 9<lb/>
Mar. 5.<lb/>
Luc.</hi> 8.</note>Das arme Weib welches zwo&#x0364;lff Jahr den Blutgang ge-<lb/>
habt/ vnd von den Ertzten viel erlitten vnnd außge&#x017F;tanden/ die<lb/>
wagt jhren gantzen bettel dran/ daß &#x017F;ie mo&#x0364;cht geheilet vnnd ge-<lb/>
&#x017F;undt werden.</p><lb/>
            <p>O man ver&#x017F;ucht in Leibskranckheiten alle mu&#x0364;gliche mittel<lb/>
wie man das leben fri&#x017F;ten/ vnnd die haut davon bringen mo&#x0364;ge.<lb/><hi rendition="#aq">Eph.</hi> 5. Niemand hat jemal &#x017F;ein eigen Flei&#x017F;ch geha&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;ondern<lb/>
er nehret es vnd pfleget &#x017F;ein.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[22]/0050] Nullus eligeret vivere ſine amicis, habens omnia alia bo- na: Es ſolt jhm keiner wuntſchen zu leben/ ohne gute freundt/ wenn er gleich ſonſt aller Welt guͤter hette. Denn kein Ding wie koͤſtlich vnd lieblich es jmmer ſeyn mag/ iſt luſtig vnnd an- nemlich/ wenns nicht gute Freund mit genieſſen ſollen. Sen: Nul- lius rei ſine amico iu- cunda eſt poſſeſsio. Auguſtinus gedenckt eines ſeines guten freundts/ der jhm geſtorben war: Er iſt/ ſpricht er/ meine Seel geweſen/ & ideo horrori mihi erat vita, quia nolebam diut ius vive- re: Derowegen war mir mein leben ein abſchew/ vnd ich wolt ohne jhn auch nicht lenger leben. Vnnd Bernhardus gedenckt ſeines guten freunds Ger- hardi: Ein ſchneident Schwert/ ſpricht er/ hat vns zertheilt/ Mediam partem locavit in cœlo, partem verò in cœno deſeruit: Derhalbe theil iſt in den Himmel verſetzt: der ande- re theil aber iſt allhier im Kott verblieben. Zum beſchluß Siebenden vnd letzten/ iſt vber das alles das leben an jhm ſelbſt edel vnnd heilig/ vnnd eim jeden lieb: ut vi- tam redimas, omnia vendas. Satius eſt enim faculta- tum, quàm vitæ jacturam facere. Beſſer neun mal ver- dorben/ denn einmal geſtorben/ ſagen die Teutſchen. Da S. Pauli geferten/ inn der geſchicht der Apoſteln am 27. capitel/ auff dem Meer inn groſſe Leibsgefahr kamen/ da wurffen ſie alles auß dem Schiff was ſie drinnen hatten/ damit das Schiff leichter wurd vnd ſie das leben retteten. Act. 27. Das arme Weib welches zwoͤlff Jahr den Blutgang ge- habt/ vnd von den Ertzten viel erlitten vnnd außgeſtanden/ die wagt jhren gantzen bettel dran/ daß ſie moͤcht geheilet vnnd ge- ſundt werden. Math: 9 Mar. 5. Luc. 8. O man verſucht in Leibskranckheiten alle muͤgliche mittel wie man das leben friſten/ vnnd die haut davon bringen moͤge. Eph. 5. Niemand hat jemal ſein eigen Fleiſch gehaſſet/ ſondern er nehret es vnd pfleget ſein. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524263
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524263/50
Zitationshilfe: Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524263/50>, abgerufen am 21.11.2024.