Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichler, Michael: Eine Christliche Leichpredigt. Ursel, 1585.

Bild:
<< vorherige Seite

Bey dir ist Freude die fülle/ vnd leiblich Wesen zu deiner
Rechten jmmer vnd ewiglich: An diesem Ort ist 1000.
Jar/ wie ein Tag/ Psal. 90. 2. Pet. 3.

Zum andern/ sprichet er: Sie komen zur Rhue. Das
ist/ sie werden auffgelöset. Oder wie es in seiner Spra
che lautet/ ausgespannet. Als wenn jemand/ der zeit
vnd weil in Türckey gefangen gelegen hette/ loss gekeuf-
fet/ vnd ausgespannet würde: Wer wolte sich des nicht
hertzlich frewen.

Also ist es auch mit denen/ die durch den zeitlichen
Todt in Christo selig entschlaffen/ sie kommen von der
Arbeit zur Rhue/ vom Leyd zur Freud/ vom Todt zum
Leben/ aus der Welt zu Gott/ vom Erdrich zum Himel
reich. Da nicht mehr ist Leid noch geschrey/ noch sch-
mertzen/ Apocal. 21. Sondern (wie es S. Augustinus
ausslegt) frölich Wesen/ ohne Ende/ ein Ewigkeit one
Martel/ ein schön Wetter ohne Wolcken/ Gesundheit
ohne Kranckheit/ Schönheit one Vngestalt/ Freud ohne
Leyd/ Weisheit ohn Jrthumb/ Leben one Todt/ Haec ille.

Jch meine wol/ das heisse wol vmbgewechselt/ wenn
m[a]n also das vnsterblich für das sterbliche/ das ewig für
zeitliche/ das Himlische für das Jrdische bekomet. Da
hin auch S. Paulus sihet/ vnd hertzlich darüber jubi-
liret vnd frolocket/ da er 2. Timoth. 4. spricht: Jch
werde schon geopffert/ vnd die zeit meines Abschieds ist
vorhanden. Jch habe einen guten Kampff gekempfft/
Jch habe den Lauff vollendet/ Jch habe Glauben ge-
halten/ etc. Vnd bald hernach. Der HERr aber wird
mich erlösen von allem Vbel/ vnd aushelffen in sein Him
lisch Reich.

Hie sehet vnd mercket/ Es war an dem/ das S. Pau
lus in kurtzem solt mit dem Schwert gerichtet werden.
Da nu ein fleisch licher Mensch vnd Vnchrist darüber

gar
G

Bey dir iſt Freude die fuͤlle/ vnd leiblich Weſen zu deiner
Rechten jmmer vnd ewiglich: An dieſem Ort iſt 1000.
Jar/ wie ein Tag/ Pſal. 90. 2. Pet. 3.

Zum andern/ ſprichet er: Sie komen zur Rhue. Das
iſt/ ſie werden auffgeloͤſet. Oder wie es in ſeiner Spra
che lautet/ ausgeſpannet. Als wenn jemand/ der zeit
vnd weil in Tuͤrckey gefangen gelegen hette/ loſs gekeuf-
fet/ vnd ausgeſpannet wuͤrde: Wer wolte ſich des nicht
hertzlich frewen.

Alſo iſt es auch mit denen/ die durch den zeitlichen
Todt in Chriſto ſelig entſchlaffen/ ſie kommen von der
Arbeit zur Rhue/ vom Leyd zur Freud/ vom Todt zum
Leben/ aus der Welt zu Gott/ vom Erdrich zum Himel
reich. Da nicht mehr iſt Leid noch geſchrey/ noch ſch-
mertzen/ Apocal. 21. Sondern (wie es S. Auguſtinus
auſslegt) froͤlich Weſen/ ohne Ende/ ein Ewigkeit one
Martel/ ein ſchoͤn Wetter ohne Wolcken/ Geſundheit
ohne Kranckheit/ Schoͤnheit one Vngeſtalt/ Freud ohne
Leyd/ Weisheit ohn Jrthumb/ Lebẽ one Todt/ Hæc ille.

Jch meine wol/ das heiſſe wol vmbgewechſelt/ wenn
m[a]n alſo das vnſterblich fuͤr das ſterbliche/ das ewig fuͤr
zeitliche/ das Himliſche fuͤr das Jrdiſche bekomet. Da
hin auch S. Paulus ſihet/ vnd hertzlich daruͤber jubi-
liret vnd frolocket/ da er 2. Timoth. 4. ſpricht: Jch
werde ſchon geopffert/ vnd die zeit meines Abſchieds iſt
vorhanden. Jch habe einen guten Kampff gekempfft/
Jch habe den Lauff vollendet/ Jch habe Glauben ge-
halten/ etc. Vnd bald hernach. Der HERr aber wird
mich erloͤſen von allem Vbel/ vñ aushelffen in ſein Him
liſch Reich.

Hie ſehet vnd mercket/ Es war an dem/ das S. Pau
lus in kurtzem ſolt mit dem Schwert gerichtet werden.
Da nu ein fleiſch licher Menſch vnd Vnchriſt daruͤber

gar
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0049" n="[49]"/>
Bey dir i&#x017F;t Freude die fu&#x0364;lle/ vnd leiblich We&#x017F;en zu deiner<lb/>
Rechten jmmer vnd ewiglich: An die&#x017F;em Ort i&#x017F;t 1000.<lb/>
Jar/ wie ein Tag/ P&#x017F;al. 90. 2. Pet. 3.</p><lb/>
            <p>Zum andern/ &#x017F;prichet er: Sie komen zur Rhue. Das<lb/>
i&#x017F;t/ &#x017F;ie werden auffgelo&#x0364;&#x017F;et. Oder wie es in &#x017F;einer Spra<lb/>
che lautet/ ausge&#x017F;pannet. Als wenn jemand/ der zeit<lb/>
vnd weil in Tu&#x0364;rckey gefangen gelegen hette/ lo&#x017F;s gekeuf-<lb/>
fet/ vnd ausge&#x017F;pannet wu&#x0364;rde: Wer wolte &#x017F;ich des nicht<lb/>
hertzlich frewen.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o i&#x017F;t es auch mit denen/ die durch den zeitlichen<lb/>
Todt in Chri&#x017F;to &#x017F;elig ent&#x017F;chlaffen/ &#x017F;ie kommen von der<lb/>
Arbeit zur Rhue/ vom Leyd zur Freud/ vom Todt zum<lb/>
Leben/ aus der Welt zu Gott/ vom Erdrich zum Himel<lb/>
reich. Da nicht mehr i&#x017F;t Leid noch ge&#x017F;chrey/ noch &#x017F;ch-<lb/>
mertzen/ Apocal. 21. Sondern (wie es S. Augu&#x017F;tinus<lb/>
au&#x017F;slegt) fro&#x0364;lich We&#x017F;en/ ohne Ende/ ein Ewigkeit one<lb/>
Martel/ ein &#x017F;cho&#x0364;n Wetter ohne Wolcken/ Ge&#x017F;undheit<lb/>
ohne Kranckheit/ Scho&#x0364;nheit one Vnge&#x017F;talt/ Freud ohne<lb/>
Leyd/ Weisheit ohn Jrthumb/ Lebe&#x0303; one Todt/ <hi rendition="#aq">Hæc ille.</hi></p><lb/>
            <p>Jch meine wol/ das hei&#x017F;&#x017F;e wol vmbgewech&#x017F;elt/ wenn<lb/>
m<supplied>a</supplied>n al&#x017F;o das vn&#x017F;terblich fu&#x0364;r das &#x017F;terbliche/ das ewig fu&#x0364;r<lb/>
zeitliche/ das Himli&#x017F;che fu&#x0364;r das Jrdi&#x017F;che bekomet. Da<lb/>
hin auch S. Paulus &#x017F;ihet/ vnd hertzlich daru&#x0364;ber jubi-<lb/>
liret vnd frolocket/ da er 2. Timoth. 4. &#x017F;pricht: Jch<lb/>
werde &#x017F;chon geopffert/ vnd die zeit meines Ab&#x017F;chieds i&#x017F;t<lb/>
vorhanden. Jch habe einen guten Kampff gekempfft/<lb/>
Jch habe den Lauff vollendet/ Jch habe Glauben ge-<lb/>
halten/ etc. Vnd bald hernach. Der HERr aber wird<lb/>
mich erlo&#x0364;&#x017F;en von allem Vbel/ vn&#x0303; aushelffen in &#x017F;ein Him<lb/>
li&#x017F;ch Reich.</p><lb/>
            <p>Hie &#x017F;ehet vnd mercket/ Es war an dem/ das S. Pau<lb/>
lus in kurtzem &#x017F;olt mit dem Schwert gerichtet werden.<lb/>
Da nu ein flei&#x017F;ch licher Men&#x017F;ch vnd Vnchri&#x017F;t daru&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">gar</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[49]/0049] Bey dir iſt Freude die fuͤlle/ vnd leiblich Weſen zu deiner Rechten jmmer vnd ewiglich: An dieſem Ort iſt 1000. Jar/ wie ein Tag/ Pſal. 90. 2. Pet. 3. Zum andern/ ſprichet er: Sie komen zur Rhue. Das iſt/ ſie werden auffgeloͤſet. Oder wie es in ſeiner Spra che lautet/ ausgeſpannet. Als wenn jemand/ der zeit vnd weil in Tuͤrckey gefangen gelegen hette/ loſs gekeuf- fet/ vnd ausgeſpannet wuͤrde: Wer wolte ſich des nicht hertzlich frewen. Alſo iſt es auch mit denen/ die durch den zeitlichen Todt in Chriſto ſelig entſchlaffen/ ſie kommen von der Arbeit zur Rhue/ vom Leyd zur Freud/ vom Todt zum Leben/ aus der Welt zu Gott/ vom Erdrich zum Himel reich. Da nicht mehr iſt Leid noch geſchrey/ noch ſch- mertzen/ Apocal. 21. Sondern (wie es S. Auguſtinus auſslegt) froͤlich Weſen/ ohne Ende/ ein Ewigkeit one Martel/ ein ſchoͤn Wetter ohne Wolcken/ Geſundheit ohne Kranckheit/ Schoͤnheit one Vngeſtalt/ Freud ohne Leyd/ Weisheit ohn Jrthumb/ Lebẽ one Todt/ Hæc ille. Jch meine wol/ das heiſſe wol vmbgewechſelt/ wenn man alſo das vnſterblich fuͤr das ſterbliche/ das ewig fuͤr zeitliche/ das Himliſche fuͤr das Jrdiſche bekomet. Da hin auch S. Paulus ſihet/ vnd hertzlich daruͤber jubi- liret vnd frolocket/ da er 2. Timoth. 4. ſpricht: Jch werde ſchon geopffert/ vnd die zeit meines Abſchieds iſt vorhanden. Jch habe einen guten Kampff gekempfft/ Jch habe den Lauff vollendet/ Jch habe Glauben ge- halten/ etc. Vnd bald hernach. Der HERr aber wird mich erloͤſen von allem Vbel/ vñ aushelffen in ſein Him liſch Reich. Hie ſehet vnd mercket/ Es war an dem/ das S. Pau lus in kurtzem ſolt mit dem Schwert gerichtet werden. Da nu ein fleiſch licher Menſch vnd Vnchriſt daruͤber gar G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524291
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524291/49
Zitationshilfe: Eichler, Michael: Eine Christliche Leichpredigt. Ursel, 1585, S. [49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524291/49>, abgerufen am 21.11.2024.