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Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

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friedefertig sein/ Auch so viel an jhnen ist gerne friede
haben wolten mit jederman/ so mussen sie doch erfah-
ren/ was man im sprichwort sagt: Es kan keiner len-
ger friede haben als sein Nachtbar wil. Daher es
denn kömbt/ daß ein Christenhertz alle stund vnd au-
genblick mit leiblichen vnd geistlichen Feinden zu Fel-
de liegen mus/ vnd gehet traun/ wie Prosper saget:

Nunquam bella piis, nunquam discrimina
desunt,
Et cum quo certet mens pia semper
habet.

Die fromen haben grossen streit/
Vnd schweben in gefahr allzeit.

Es meinets aber Gott der HErr/ ob Er schon so ein
schweres vber seine gleubigen verhenget/ vnd sie jmmer-
dar im streit stehen lest/ auch wol mit mehrem vnglück
als wol die Gottlosen beleget/ darumb nicht böse mit
jhnen/ Denn nach S. Pauli spruch 1. Cor. 10. Jst Er
so getrew/ daß Er niemanden vber macht vnd ver-
mögen lest versucht werden: sondern machets/ daß
die versuchung eine solche ekroasin ein solch ende vnd
ausgang gewinne/ daß sie es ertragen mögen. Da-
mit Paulus oder vielmehr der heilige Geist durch sei-
nen Mund bezeuget/ daß einem jeden Menschen von
Gott dem Allmechtigen/ nach seinem vnerforschli-
chem rath vnd guttdüncken sein bescheidentheil/ Creutz
vnd trübsal gleich nach den Loten vnd quintlein gar
genaw werde zugewogen.

Denn zugleicher weise/ wie jm offtmals ein KramerDeus ex-
ercens suos
cruce com-
paratur
1.
Mercatori.

zuthun pflegt/ wenn etwa sein gutter freund/ bekand-
ter vnd Blutsverwandter in den Kram kömbt/ vnd
mit jhm keuffen wil/ giebt er jhm allewege einen bes-
sern ausschlag am Gewichte denn sonst einem andern

oder
D

friedefertig ſein/ Auch ſo viel an jhnen iſt gerne friede
haben wolten mit jederman/ ſo muſſen ſie doch erfah-
ren/ was man im ſprichwort ſagt: Es kan keiner len-
ger friede haben als ſein Nachtbar wil. Daher es
denn koͤmbt/ daß ein Chriſtenhertz alle ſtund vnd au-
genblick mit leiblichen vnd geiſtlichen Feinden zu Fel-
de liegen mus/ vnd gehet traun/ wie Proſper ſaget:

Nunquam bella piis, nunquam diſcrimina
deſunt,
Et cum quo certet mens pia ſemper
habet.

Die fromen haben groſſen ſtreit/
Vnd ſchweben in gefahr allzeit.

Es meinets aber Gott der HErr/ ob Er ſchon ſo ein
ſchweres vber ſeine gleubigen verhenget/ vnd ſie jmmer-
dar im ſtreit ſtehen leſt/ auch wol mit mehrem vngluͤck
als wol die Gottloſen beleget/ darumb nicht boͤſe mit
jhnen/ Denn nach S. Pauli ſpruch 1. Cor. 10. Jſt Er
ſo getrew/ daß Er niemanden vber macht vnd ver-
moͤgen leſt verſucht werden: ſondern machets/ daß
die verſuchung eine ſolche ἔκροασιν ein ſolch ende vnd
ausgang gewinne/ daß ſie es ertragen moͤgen. Da-
mit Paulus oder vielmehr der heilige Geiſt durch ſei-
nen Mund bezeuget/ daß einem jeden Menſchen von
Gott dem Allmechtigen/ nach ſeinem vnerforſchli-
chem rath vnd guttduͤncken ſein beſcheidentheil/ Creutz
vnd truͤbſal gleich nach den Loten vnd quintlein gar
genaw werde zugewogen.

Denn zugleicher weiſe/ wie jm offtmals ein KramerDeus ex-
ercens ſuos
cruce com-
paratur
1.
Mercatori.

zuthun pflegt/ wenn etwa ſein gutter freund/ bekand-
ter vnd Blutsverwandter in den Kram koͤmbt/ vnd
mit jhm keuffen wil/ giebt er jhm allewege einen beſ-
ſern ausſchlag am Gewichte denn ſonſt einem andern

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[[25]/0025] friedefertig ſein/ Auch ſo viel an jhnen iſt gerne friede haben wolten mit jederman/ ſo muſſen ſie doch erfah- ren/ was man im ſprichwort ſagt: Es kan keiner len- ger friede haben als ſein Nachtbar wil. Daher es denn koͤmbt/ daß ein Chriſtenhertz alle ſtund vnd au- genblick mit leiblichen vnd geiſtlichen Feinden zu Fel- de liegen mus/ vnd gehet traun/ wie Proſper ſaget: Nunquam bella piis, nunquam diſcrimina deſunt, Et cum quo certet mens pia ſemper habet. Die fromen haben groſſen ſtreit/ Vnd ſchweben in gefahr allzeit. Es meinets aber Gott der HErr/ ob Er ſchon ſo ein ſchweres vber ſeine gleubigen verhenget/ vnd ſie jm̃er- dar im ſtreit ſtehen leſt/ auch wol mit mehrem vngluͤck als wol die Gottloſen beleget/ darumb nicht boͤſe mit jhnen/ Denn nach S. Pauli ſpruch 1. Cor. 10. Jſt Er ſo getrew/ daß Er niemanden vber macht vnd ver- moͤgen leſt verſucht werden: ſondern machets/ daß die verſuchung eine ſolche ἔκροασιν ein ſolch ende vnd ausgang gewinne/ daß ſie es ertragen moͤgen. Da- mit Paulus oder vielmehr der heilige Geiſt durch ſei- nen Mund bezeuget/ daß einem jeden Menſchen von Gott dem Allmechtigen/ nach ſeinem vnerforſchli- chem rath vñ guttduͤncken ſein beſcheidentheil/ Creutz vnd truͤbſal gleich nach den Loten vnd quintlein gar genaw werde zugewogen. Denn zugleicher weiſe/ wie jm offtmals ein Kramer zuthun pflegt/ wenn etwa ſein gutter freund/ bekand- ter vnd Blutsverwandter in den Kram koͤmbt/ vnd mit jhm keuffen wil/ giebt er jhm allewege einen beſ- ſern ausſchlag am Gewichte denn ſonſt einem andern oder Deus ex- ercens ſuos cruce com- paratur 1. Mercatori. D

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Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/25>, abgerufen am 03.12.2024.