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Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

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sichs etwas/ doch nicht so gar lange mit seiner wieder-
kunfft verzeucht/ scheinet vnd ahnet mir gleich/ es ge-
he nicht recht zu/ ermahne den Jungen Herren/ er
wolte sehen wo er bliebe/ darauff er vnbeschweret jhm
nachsiehet/ vnd jhn schon neben der Betstuffen sitzen
findet/ mir eilends ruffet jhm zuzusprechen/ welches
ich in grossem erschrecknüs nach vermögen thet: Jhm
des Jobs/ Pauli vnd Davids trost vnd scheidesprüch-
lein zurieff/ vnd lies mich bedüncken/ er regte etwas
die Lippen/ kondte doch gründlich nicht wissen noch
jetzt für gantze warhelt sagen/ obs von meinem rüt-
teln oder eigener seiner bewegnüs geschehen. Wie
aber dem allen/ er habe solches/ was ich jhm zuge-
ruffen gehöret oder nicht/ so sind vnd leben wir doch
der starcken tröstlichen hoffnung/ der jenige/ auff des-
sen Machtschultern er kurtz zuvor alle seine sünde ge-
leget/ werde jhm auch seines heiligen Geistes Trost
beygelegt haben/ Vnd weil er aus empfangener
Speise des Abendmals/ damit er traun auch auff
die Todsreise gerüstet worden/ sich auff seine liebe
zuberuffen wuste/ wird er jhn je auch laut seiner tröst-
lichen verheissung Johan. 14. geliebet/ auch seineJoh. 14.
Wonung bey jhm gemacht haben/ vnd auch mitten
in des Todes angst vnd noth bey jhm geblieben/ vnd
jhm Ritterlich vberwünden helffen. Nach welchem
Ritterlichem vberstandenem Todeskampff nun-
mehr sein verstorbener Leichnam allhier zugegen in
die Grufft versencket werden sol/ darinne er von al-
lem vorstehendem vnd zukünfftigem vnglück befrei-
et/ sicherlich ruhen wird. Seine Seele aber allbe-
reit vngezweifelt in der hand Gottes ruhet/ da sie auch
keine qual anrühret/ so lange biß durch die starcke Po-
saune GOttes vnd stimme des Ertzengels in seines
vnd vnsers Erlösers Christi wieder erscheinung zum

Gerichte

ſichs etwas/ doch nicht ſo gar lange mit ſeiner wieder-
kunfft verzeucht/ ſcheinet vnd ahnet mir gleich/ es ge-
he nicht recht zu/ ermahne den Jungen Herren/ er
wolte ſehen wo er bliebe/ darauff er vnbeſchweret jhm
nachſiehet/ vnd jhn ſchon neben der Betſtuffen ſitzen
findet/ mir eilends ruffet jhm zuzuſprechen/ welches
ich in groſſem erſchrecknuͤs nach vermoͤgen thet: Jhm
des Jobs/ Pauli vnd Davids troſt vnd ſcheideſpruͤch-
lein zurieff/ vnd lies mich beduͤncken/ er regte etwas
die Lippen/ kondte doch gruͤndlich nicht wiſſen noch
jetzt fuͤr gantze warhelt ſagen/ obs von meinem ruͤt-
teln oder eigener ſeiner bewegnuͤs geſchehen. Wie
aber dem allen/ er habe ſolches/ was ich jhm zuge-
ruffen gehoͤret oder nicht/ ſo ſind vnd leben wir doch
der ſtarcken troͤſtlichen hoffnung/ der jenige/ auff deſ-
ſen Machtſchultern er kurtz zuvor alle ſeine ſuͤnde ge-
leget/ werde jhm auch ſeines heiligen Geiſtes Troſt
beygelegt haben/ Vnd weil er aus empfangener
Speiſe des Abendmals/ damit er traun auch auff
die Todsreiſe geruͤſtet worden/ ſich auff ſeine liebe
zuberuffen wuſte/ wird er jhn je auch laut ſeiner troͤſt-
lichen verheiſſung Johan. 14. geliebet/ auch ſeineJoh. 14.
Wonung bey jhm gemacht haben/ vnd auch mitten
in des Todes angſt vnd noth bey jhm geblieben/ vnd
jhm Ritterlich vberwuͤnden helffen. Nach welchem
Ritterlichem vberſtandenem Todeskampff nun-
mehr ſein verſtorbener Leichnam allhier zugegen in
die Grufft verſencket werden ſol/ darinne er von al-
lem vorſtehendem vnd zukuͤnfftigem vngluͤck befrei-
et/ ſicherlich ruhen wird. Seine Seele aber allbe-
reit vngezweifelt in der hand Gottes ruhet/ da ſie auch
keine qual anruͤhret/ ſo lange biß durch die ſtarcke Po-
ſaune GOttes vnd ſtimme des Ertzengels in ſeines
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[[55]/0055] ſichs etwas/ doch nicht ſo gar lange mit ſeiner wieder- kunfft verzeucht/ ſcheinet vnd ahnet mir gleich/ es ge- he nicht recht zu/ ermahne den Jungen Herren/ er wolte ſehen wo er bliebe/ darauff er vnbeſchweret jhm nachſiehet/ vnd jhn ſchon neben der Betſtuffen ſitzen findet/ mir eilends ruffet jhm zuzuſprechen/ welches ich in groſſem erſchrecknuͤs nach vermoͤgen thet: Jhm des Jobs/ Pauli vnd Davids troſt vnd ſcheideſpruͤch- lein zurieff/ vnd lies mich beduͤncken/ er regte etwas die Lippen/ kondte doch gruͤndlich nicht wiſſen noch jetzt fuͤr gantze warhelt ſagen/ obs von meinem ruͤt- teln oder eigener ſeiner bewegnuͤs geſchehen. Wie aber dem allen/ er habe ſolches/ was ich jhm zuge- ruffen gehoͤret oder nicht/ ſo ſind vnd leben wir doch der ſtarcken troͤſtlichen hoffnung/ der jenige/ auff deſ- ſen Machtſchultern er kurtz zuvor alle ſeine ſuͤnde ge- leget/ werde jhm auch ſeines heiligen Geiſtes Troſt beygelegt haben/ Vnd weil er aus empfangener Speiſe des Abendmals/ damit er traun auch auff die Todsreiſe geruͤſtet worden/ ſich auff ſeine liebe zuberuffen wuſte/ wird er jhn je auch laut ſeiner troͤſt- lichen verheiſſung Johan. 14. geliebet/ auch ſeine Wonung bey jhm gemacht haben/ vnd auch mitten in des Todes angſt vnd noth bey jhm geblieben/ vnd jhm Ritterlich vberwuͤnden helffen. Nach welchem Ritterlichem vberſtandenem Todeskampff nun- mehr ſein verſtorbener Leichnam allhier zugegen in die Grufft verſencket werden ſol/ darinne er von al- lem vorſtehendem vnd zukuͤnfftigem vngluͤck befrei- et/ ſicherlich ruhen wird. Seine Seele aber allbe- reit vngezweifelt in der hand Gottes ruhet/ da ſie auch keine qual anruͤhret/ ſo lange biß durch die ſtarcke Po- ſaune GOttes vnd ſtimme des Ertzengels in ſeines vnd vnſers Erloͤſers Chriſti wieder erſcheinung zum Gerichte Joh. 14.

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Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [55]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/55>, abgerufen am 23.05.2024.