Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Paul: Mortui resurgentes & cantantes. Görlitz, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite
Aus dem 26. Cap. Esaiae.
Predigt vber diese wort.
Eingang.

GEliebte/ Andächtige vnd Außerwehlete im HErrnEingang vom
betrübnüß Ja-
cobs Genes. 35.
dabey zu mer-
cken viererley.

Christo: Wir lesen im ersten Buch Mosis am 35. Cap.
von dem heyligen Patriarchen vnd Altvater/ dem lieben
Iacob: Das jhm in seiner Reyse diß grosse vnd schmertzliche
Haußcreutz sey zuhanden gestossen: Nemlich/ das jhm sein lie-
bes Weib/ die holdselige Rahel/ vmb welche er zuvor gantzer 14
Jahr in schwerer Dinstbarkeit gedienet/ vnd dauchte jhn doch
solche lange Zeit gar kurtz sein/ nicht anders/ als weren es nur
entzele Tage/ so gar lieb hat er sie/ Gen 29 in der Geburth seines
kleines Söhnleins des Benjamins mit tode abgegangen: Vnd
hat also diese Gottselige Matron drüber jhren rothen Mundt
müssen zuthun: Darüber der heylige Mann hertzlich wird be-
trübet gewesen/ vnd dieselbige gebührlich beweinet vnd bekla-
get haben: Sintemahl sie jhm nicht länger in der Ehe beyge-
wohnet/ denn nur 17. Jahr: Zuvor hatte er gantzer 14. Jahr
vmb sie dienen müssen/ wolte er sie anders haben: Als er sie nun
an seine Seithen bekömpt/ lebet sie jhm nicht länger denn 17.
Jahr/ Da fält sie jhm durch den schmertzlichen todt dahin: O
das muß dem lieben Mann hertzlich geschmertzet vnd gebissen
haben.

Denn scheiden thut wehe/ zumal in einer guten vnd fried-1.
Tödtlicher ab-
gang der Ehe-
gatten grosses
Haußcreutz.

liebenden Ehe: Vnd was hertzet/ das schmertzet/ Was liebet/
das betrübet: Vnd kan fast fromen vnd Gottseligen Leuten
kein hertzlichers vnd schmertzlichers Haußcreutz begegnen: Als
wenn der gerechte Gott gleich ohne alle barmhertzigkeit jnen
ins Hertz hienein greifft/ vnd jhnen ein stück gleich vom Hertzen
hinweg reisset/ vnd lesset jhnen also jhre liebreiche Ehegatten
durch den zeitlichen todt dahin fallen vnd verbleichen: Das ei-
nes des andern hie zeitlichen entpehren/ vnd offte einer seiner
schönen augenlust/ wie Gott der Allmächtige selbst beim Pro-

pheten
C ij
Aus dem 26. Cap. Eſaiæ.
Predigt vber dieſe wort.
Eingang.

GEliebte/ Andaͤchtige vnd Außerwehlete im HErrnEingang vom
betruͤbnuͤß Ja-
cobs Geneſ. 35.
dabey zu mer-
cken viererley.

Chriſto: Wir leſen im erſten Buch Moſis am 35. Cap.
von dem heyligen Patriarchen vñ Altvater/ dem lieben
Iacob: Das jhm in ſeiner Reyſe diß groſſe vnd ſchmertzliche
Haußcreutz ſey zuhanden geſtoſſen: Nemlich/ das jhm ſein lie-
bes Weib/ die holdſelige Rahel/ vmb welche er zuvor gantzer 14
Jahr in ſchwerer Dinſtbarkeit gedienet/ vnd dauchte jhn doch
ſolche lange Zeit gar kurtz ſein/ nicht anders/ als weren es nur
entzele Tage/ ſo gar lieb hat er ſie/ Gen 29 in der Geburth ſeines
kleines Soͤhnleins des Benjamins mit tode abgegangen: Vnd
hat alſo dieſe Gottſelige Matron druͤber jhren rothen Mundt
muͤſſen zuthun: Daruͤber der heylige Mann hertzlich wird be-
truͤbet geweſen/ vnd dieſelbige gebuͤhrlich beweinet vnd bekla-
get haben: Sintemahl ſie jhm nicht laͤnger in der Ehe beyge-
wohnet/ denn nur 17. Jahr: Zuvor hatte er gantzer 14. Jahr
vmb ſie dienen muͤſſen/ wolte er ſie anders haben: Als er ſie nun
an ſeine Seithen bekoͤmpt/ lebet ſie jhm nicht laͤnger denn 17.
Jahr/ Da faͤlt ſie jhm durch den ſchmertzlichen todt dahin: O
das muß dem lieben Mann hertzlich geſchmertzet vnd gebiſſen
haben.

Denn ſcheiden thut wehe/ zumal in einer guten vnd fried-1.
Toͤdtlicher ab-
gang der Ehe-
gatten groſſes
Haußcreutz.

liebenden Ehe: Vnd was hertzet/ das ſchmertzet/ Was liebet/
das betruͤbet: Vnd kan faſt fromen vnd Gottſeligen Leuten
kein hertzlichers vñ ſchmertzlichers Haußcreutz begegnen: Als
wenn der gerechte Gott gleich ohne alle barmhertzigkeit jnen
ins Hertz hienein greifft/ vñ jhnen ein ſtuͤck gleich vom Hertzen
hinweg reiſſet/ vnd leſſet jhnen alſo jhre liebreiche Ehegatten
durch den zeitlichen todt dahin fallen vnd verbleichen: Das ei-
nes des andern hie zeitlichen entpehren/ vnd offte einer ſeiner
ſchoͤnen augenluſt/ wie Gott der Allmaͤchtige ſelbſt beim Pro-

pheten
C ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <pb facs="#f0019" n="[19]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Aus dem 26. Cap. E&#x017F;ai<hi rendition="#aq">æ.</hi></hi> </fw><lb/>
        <div type="fsExordium" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Predigt vber die&#x017F;e wort.<lb/>
Eingang.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte/ Anda&#x0364;chtige vnd Außerwehlete im HErrn</hi><note place="right">Eingang vom<lb/>
betru&#x0364;bnu&#x0364;ß Ja-<lb/>
cobs Gene&#x017F;. 35.<lb/>
dabey zu mer-<lb/>
cken viererley.</note><lb/><hi rendition="#fr">Chri&#x017F;to:</hi> Wir le&#x017F;en im er&#x017F;ten Buch <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;is</hi> am 35. Cap.<lb/>
von dem heyligen Patriarchen vn&#x0303; Altvater/ dem lieben<lb/><hi rendition="#aq">Iacob:</hi> Das jhm in &#x017F;einer Rey&#x017F;e diß gro&#x017F;&#x017F;e vnd &#x017F;chmertzliche<lb/>
Haußcreutz &#x017F;ey zuhanden ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en: Nemlich/ das jhm &#x017F;ein lie-<lb/>
bes Weib/ die hold&#x017F;elige <hi rendition="#aq">Rahel/</hi> vmb welche er zuvor gantzer 14<lb/>
Jahr in &#x017F;chwerer Din&#x017F;tbarkeit gedienet/ vnd dauchte jhn doch<lb/>
&#x017F;olche lange Zeit gar kurtz &#x017F;ein/ nicht anders/ als weren es nur<lb/>
entzele Tage/ &#x017F;o gar lieb hat er &#x017F;ie/ <hi rendition="#aq">Gen</hi> 29 in der Geburth &#x017F;eines<lb/>
kleines So&#x0364;hnleins des <hi rendition="#aq">Benjamins</hi> mit tode abgegangen: Vnd<lb/>
hat al&#x017F;o die&#x017F;e Gott&#x017F;elige Matron dru&#x0364;ber jhren rothen Mundt<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zuthun: Daru&#x0364;ber der heylige Mann hertzlich wird be-<lb/>
tru&#x0364;bet gewe&#x017F;en/ vnd die&#x017F;elbige gebu&#x0364;hrlich beweinet vnd bekla-<lb/>
get haben: Sintemahl &#x017F;ie jhm nicht la&#x0364;nger in der Ehe beyge-<lb/>
wohnet/ denn nur 17. Jahr: Zuvor hatte er gantzer 14. Jahr<lb/>
vmb &#x017F;ie dienen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wolte er &#x017F;ie anders haben: Als er &#x017F;ie nun<lb/>
an &#x017F;eine Seithen beko&#x0364;mpt/ lebet &#x017F;ie jhm nicht la&#x0364;nger denn 17.<lb/>
Jahr/ Da fa&#x0364;lt &#x017F;ie jhm durch den &#x017F;chmertzlichen todt dahin: O<lb/>
das muß dem lieben Mann hertzlich ge&#x017F;chmertzet vnd gebi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
haben.</p><lb/>
          <p>Denn &#x017F;cheiden thut wehe/ zumal in einer guten vnd fried-<note place="right">1.<lb/>
To&#x0364;dtlicher ab-<lb/>
gang der Ehe-<lb/>
gatten gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Haußcreutz.</note><lb/>
liebenden Ehe: Vnd was hertzet/ das &#x017F;chmertzet/ Was liebet/<lb/>
das betru&#x0364;bet: Vnd kan fa&#x017F;t fromen vnd Gott&#x017F;eligen Leuten<lb/>
kein hertzlichers vn&#x0303; &#x017F;chmertzlichers Haußcreutz begegnen: Als<lb/>
wenn der gerechte Gott gleich ohne alle barmhertzigkeit jnen<lb/>
ins Hertz hienein greifft/ vn&#x0303; jhnen ein &#x017F;tu&#x0364;ck gleich vom Hertzen<lb/>
hinweg rei&#x017F;&#x017F;et/ vnd le&#x017F;&#x017F;et jhnen al&#x017F;o jhre liebreiche Ehegatten<lb/>
durch den zeitlichen todt dahin fallen vnd verbleichen: Das ei-<lb/>
nes des andern hie zeitlichen entpehren/ vnd offte einer &#x017F;einer<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen augenlu&#x017F;t/ wie Gott der Allma&#x0364;chtige &#x017F;elb&#x017F;t beim Pro-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C ij</fw><fw place="bottom" type="catch">pheten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[19]/0019] Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. Predigt vber dieſe wort. Eingang. GEliebte/ Andaͤchtige vnd Außerwehlete im HErrn Chriſto: Wir leſen im erſten Buch Moſis am 35. Cap. von dem heyligen Patriarchen vñ Altvater/ dem lieben Iacob: Das jhm in ſeiner Reyſe diß groſſe vnd ſchmertzliche Haußcreutz ſey zuhanden geſtoſſen: Nemlich/ das jhm ſein lie- bes Weib/ die holdſelige Rahel/ vmb welche er zuvor gantzer 14 Jahr in ſchwerer Dinſtbarkeit gedienet/ vnd dauchte jhn doch ſolche lange Zeit gar kurtz ſein/ nicht anders/ als weren es nur entzele Tage/ ſo gar lieb hat er ſie/ Gen 29 in der Geburth ſeines kleines Soͤhnleins des Benjamins mit tode abgegangen: Vnd hat alſo dieſe Gottſelige Matron druͤber jhren rothen Mundt muͤſſen zuthun: Daruͤber der heylige Mann hertzlich wird be- truͤbet geweſen/ vnd dieſelbige gebuͤhrlich beweinet vnd bekla- get haben: Sintemahl ſie jhm nicht laͤnger in der Ehe beyge- wohnet/ denn nur 17. Jahr: Zuvor hatte er gantzer 14. Jahr vmb ſie dienen muͤſſen/ wolte er ſie anders haben: Als er ſie nun an ſeine Seithen bekoͤmpt/ lebet ſie jhm nicht laͤnger denn 17. Jahr/ Da faͤlt ſie jhm durch den ſchmertzlichen todt dahin: O das muß dem lieben Mann hertzlich geſchmertzet vnd gebiſſen haben. Eingang vom betruͤbnuͤß Ja- cobs Geneſ. 35. dabey zu mer- cken viererley. Denn ſcheiden thut wehe/ zumal in einer guten vnd fried- liebenden Ehe: Vnd was hertzet/ das ſchmertzet/ Was liebet/ das betruͤbet: Vnd kan faſt fromen vnd Gottſeligen Leuten kein hertzlichers vñ ſchmertzlichers Haußcreutz begegnen: Als wenn der gerechte Gott gleich ohne alle barmhertzigkeit jnen ins Hertz hienein greifft/ vñ jhnen ein ſtuͤck gleich vom Hertzen hinweg reiſſet/ vnd leſſet jhnen alſo jhre liebreiche Ehegatten durch den zeitlichen todt dahin fallen vnd verbleichen: Das ei- nes des andern hie zeitlichen entpehren/ vnd offte einer ſeiner ſchoͤnen augenluſt/ wie Gott der Allmaͤchtige ſelbſt beim Pro- pheten 1. Toͤdtlicher ab- gang der Ehe- gatten groſſes Haußcreutz. C ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524575
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524575/19
Zitationshilfe: Schubert, Paul: Mortui resurgentes & cantantes. Görlitz, 1616, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524575/19>, abgerufen am 21.11.2024.