Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stiller, Caspar: Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1612.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leichpredigt.
Sondern auch die Exempel/ so in der Heiligen Schrifft/ vnd
anderer Historien auffgezeichnet sein/ wie in gleichen die tägli-
che erfahrung/ vnd die jetzt für Augen stehende Todtenpar. Die
Göttliche Majestet deutet solches selber an/ Genes. am 3. cap.
Da sie zu vnserm Großvater Adam/ vnd in seiner Person zu
einem jeden Menschen/ Er sey wes Standes oder Würden er
wolle/ mit klaren worten spricht: Du bist Erde/ vnd solst zu
Erden werden. S. Paulus thut dergleichen zun Röm. 5. da
er spricht: Der Todt ist zu allen Menschen durch gedrun-
gen. An die Ebreer am 9 stehet: Allen Menschen ist gesetzt
ein mal zu Sterben. Sy[r]ach in seinem Buch am 40. cap.
sagt: Es ist ein elend jämmerlich ding/ vmb aller Menschen
Leben/ von Mutte[er]leibe an/ biß sie in die Erde begraben wer-
den/ die vnser aller Mutter ist/ da ist jmmer Sorge/ Furcht/
hoffnung vnd zu letzt der Todt/ so wol bey dem/ der in hohe[r] Eh-
ren sitzt/ als bey dem geri[n]gsten/ so wol bey dem/ der
seyden vnd kron tregt/ alß bey dem/ der einen groben kittel an hat.

Pallida Mors aequo pulsat pede Pauperum tabernas
   Regumque turres:
Spricht der Heydnische Poet Horatius:

Der Todt klopffet bey allen Menschen an
Beim König vnd beim Bettelman.

Vnd Seneca spricht: Mors eundem in omnibus habet mo-
dum, finisse vitam,
Der Todt helt gleiche art vnd weise/ mit
allen Menschen/ er endet das Leben/ einem so wol alß dem an-
dern. Zu dem/ sage mir/ wo ist der grosse Keyser Augustus,
Nero, Carolus, Constantinus M.
wo sind die gewaltigen Kö-
nige Pharao, Ahasverus, Cyrus, Alexander Magnus? Wo
sind die Vierfürsten/ Archlaus, Herodes, Philippus, Aristo-
bolus?
Wo sind die Adelichen Helden/ Annibal, Brutus, Sci-
pio, Tarquinius?
Wo ist der reiche Midas, der glückselige Po-
lycrates,
der starcke Simion, der schöne Absolon, der weise Sa-
lomon?
Wo sind die Hochgelarten Oratores vnd Philosophi
Cicero, Demosthenes, Plato, Aristoteles?

Ant-

Chriſtliche Leichpredigt.
Sondern auch die Exempel/ ſo in der Heiligen Schrifft/ vnd
anderer Hiſtorien auffgezeichnet ſein/ wie in gleichen die taͤgli-
che erfahrung/ vnd die jetzt fuͤr Augen ſtehende Todtenpar. Die
Goͤttliche Majeſtet deutet ſolches ſelber an/ Geneſ. am 3. cap.
Da ſie zu vnſerm Großvater Adam/ vnd in ſeiner Perſon zu
einem jeden Menſchen/ Er ſey wes Standes oder Wuͤrden er
wolle/ mit klaren worten ſpricht: Du biſt Erde/ vnd ſolſt zu
Erden werden. S. Paulus thut dergleichen zun Roͤm. 5. da
er ſpricht: Der Todt iſt zu allen Menſchen durch gedrun-
gen. An die Ebreer am 9 ſtehet: Allen Menſchen iſt geſetzt
ein mal zu Sterben. Sy[r]ach in ſeinem Buch am 40. cap.
ſagt: Es iſt ein elend jaͤmmerlich ding/ vmb aller Menſchen
Leben/ von Mutte[er]leibe an/ biß ſie in die Erde begraben wer-
den/ die vnſer aller Mutter iſt/ da iſt jmmer Sorge/ Furcht/
hoffnung vnd zu letzt der Todt/ ſo wol bey dem/ der in hohe[r] Eh-
ren ſitzt/ als bey dem geri[n]gſten/ ſo wol bey dem/ der
ſeyden vnd kron tregt/ alß bey dem/ der einen groben kittel an hat.

Pallida Mors æquo pulſat pede Pauperum tabernas
   Regumqúe turres:
Spricht der Heydniſche Poet Horatius:

Der Todt klopffet bey allen Menſchen an
Beim Koͤnig vnd beim Bettelman.

Vnd Seneca ſpricht: Mors eundem in omnibus habet mo-
dum, finiſſe vitam,
Der Todt helt gleiche art vnd weiſe/ mit
allen Menſchen/ er endet das Leben/ einem ſo wol alß dem an-
dern. Zu dem/ ſage mir/ wo iſt der groſſe Keyſer Auguſtus,
Nero, Carolus, Conſtantinus M.
wo ſind die gewaltigen Koͤ-
nige Pharao, Ahaſverus, Cyrus, Alexander Magnus? Wo
ſind die Vierfuͤrſten/ Archlaus, Herodes, Philippus, Ariſto-
bolus?
Wo ſind die Adelichen Helden/ Annibal, Brutus, Sci-
pio, Tarquinius?
Wo iſt der reiche Midas, der gluͤckſelige Po-
lycrates,
der ſtarcke Simion, der ſchoͤne Abſolon, der weiſe Sa-
lomon?
Wo ſind die Hochgelarten Oratores vnd Philoſophi
Cicero, Demoſthenes, Plato, Ariſtoteles?

Ant-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsExordium" n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="[8]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
Sondern auch die Exempel/ &#x017F;o in der Heiligen Schrifft/ vnd<lb/>
anderer Hi&#x017F;torien auffgezeichnet &#x017F;ein/ wie in gleichen die ta&#x0364;gli-<lb/>
che erfahrung/ vnd die jetzt fu&#x0364;r Augen &#x017F;tehende Todtenpar. Die<lb/>
Go&#x0364;ttliche Maje&#x017F;tet deutet &#x017F;olches &#x017F;elber an/ <hi rendition="#aq">Gene&#x017F;.</hi> am 3. <hi rendition="#aq">cap.</hi><lb/>
Da &#x017F;ie zu vn&#x017F;erm Großvater Adam/ vnd in &#x017F;einer Per&#x017F;on zu<lb/>
einem jeden Men&#x017F;chen/ Er &#x017F;ey wes Standes oder Wu&#x0364;rden er<lb/>
wolle/ mit klaren worten &#x017F;pricht: Du bi&#x017F;t Erde/ vnd &#x017F;ol&#x017F;t zu<lb/>
Erden werden. S. Paulus thut dergleichen zun Ro&#x0364;m. 5. da<lb/>
er &#x017F;pricht: Der Todt i&#x017F;t zu allen Men&#x017F;chen durch gedrun-<lb/>
gen. An die Ebreer am 9 &#x017F;tehet: Allen Men&#x017F;chen i&#x017F;t ge&#x017F;etzt<lb/>
ein mal zu Sterben. Sy<supplied>r</supplied>ach in &#x017F;einem Buch am 40. cap.<lb/>
&#x017F;agt: Es i&#x017F;t ein elend ja&#x0364;mmerlich ding/ vmb aller Men&#x017F;chen<lb/>
Leben/ von Mutte<supplied>er</supplied>leibe an/ biß &#x017F;ie in die Erde begraben wer-<lb/>
den/ die vn&#x017F;er aller Mutter i&#x017F;t/ da i&#x017F;t jmmer Sorge/ Furcht/<lb/>
hoffnung vnd zu letzt der Todt/ &#x017F;o wol bey dem/ der in hohe<supplied>r</supplied> Eh-<lb/>
ren &#x017F;itzt/ als bey dem geri<supplied>n</supplied>g&#x017F;ten/ &#x017F;o wol bey dem/ der<lb/>
&#x017F;eyden v<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice> kron tregt/ alß bey dem/ der einen groben kittel an hat.</p><lb/>
          <p><cit><quote><hi rendition="#aq">Pallida Mors æquo pul&#x017F;at pede Pauperum tabernas<lb/><space dim="horizontal"/>Regum<choice><abbr>q&#x0301;;</abbr><expan>qúe</expan></choice> turres:</hi></quote><bibl/></cit> Spricht der Heydni&#x017F;che Poet <hi rendition="#aq">Horatius:</hi><lb/><cit><quote><lg type="poem"><l><hi rendition="#fr">Der Todt klopffet bey allen Men&#x017F;chen an</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">Beim Ko&#x0364;nig vnd beim Bettelman.</hi></l></lg></quote><bibl/></cit></p>
          <p>Vnd <hi rendition="#aq">Seneca</hi> &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">Mors eundem in omnibus habet mo-<lb/>
dum, fini&#x017F;&#x017F;e vitam,</hi> Der Todt helt gleiche art vnd wei&#x017F;e/ mit<lb/>
allen Men&#x017F;chen/ er endet das Leben/ einem &#x017F;o wol alß dem an-<lb/>
dern. Zu dem/ &#x017F;age mir/ wo i&#x017F;t der gro&#x017F;&#x017F;e Key&#x017F;er <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus,<lb/>
Nero, Carolus, Con&#x017F;tantinus M.</hi> wo &#x017F;ind die gewaltigen Ko&#x0364;-<lb/>
nige <hi rendition="#aq">Pharao, Aha&#x017F;verus, Cyrus, Alexander Magnus<hi rendition="#i">?</hi></hi> Wo<lb/>
&#x017F;ind die Vierfu&#x0364;r&#x017F;ten/ <hi rendition="#aq">Archlaus, Herodes, Philippus, Ari&#x017F;to-<lb/>
bolus?</hi> Wo &#x017F;ind die Adelichen Helden/ <hi rendition="#aq">Annibal, Brutus, Sci-<lb/>
pio, Tarquinius?</hi> Wo i&#x017F;t der reiche <hi rendition="#aq">Midas,</hi> der glu&#x0364;ck&#x017F;elige <hi rendition="#aq">Po-<lb/>
lycrates,</hi> der &#x017F;tarcke <hi rendition="#aq">Simion,</hi> der &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;olon,</hi> der wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">Sa-<lb/>
lomon?</hi> Wo &#x017F;ind die Hochgelarten <hi rendition="#aq">Oratores</hi> vnd <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi<lb/>
Cicero, Demo&#x017F;thenes, Plato, Ari&#x017F;toteles?</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ant-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[8]/0008] Chriſtliche Leichpredigt. Sondern auch die Exempel/ ſo in der Heiligen Schrifft/ vnd anderer Hiſtorien auffgezeichnet ſein/ wie in gleichen die taͤgli- che erfahrung/ vnd die jetzt fuͤr Augen ſtehende Todtenpar. Die Goͤttliche Majeſtet deutet ſolches ſelber an/ Geneſ. am 3. cap. Da ſie zu vnſerm Großvater Adam/ vnd in ſeiner Perſon zu einem jeden Menſchen/ Er ſey wes Standes oder Wuͤrden er wolle/ mit klaren worten ſpricht: Du biſt Erde/ vnd ſolſt zu Erden werden. S. Paulus thut dergleichen zun Roͤm. 5. da er ſpricht: Der Todt iſt zu allen Menſchen durch gedrun- gen. An die Ebreer am 9 ſtehet: Allen Menſchen iſt geſetzt ein mal zu Sterben. Syrach in ſeinem Buch am 40. cap. ſagt: Es iſt ein elend jaͤmmerlich ding/ vmb aller Menſchen Leben/ von Mutteerleibe an/ biß ſie in die Erde begraben wer- den/ die vnſer aller Mutter iſt/ da iſt jmmer Sorge/ Furcht/ hoffnung vnd zu letzt der Todt/ ſo wol bey dem/ der in hoher Eh- ren ſitzt/ als bey dem geringſten/ ſo wol bey dem/ der ſeyden vñ kron tregt/ alß bey dem/ der einen groben kittel an hat. Pallida Mors æquo pulſat pede Pauperum tabernas Regumq́; turres: Spricht der Heydniſche Poet Horatius: Der Todt klopffet bey allen Menſchen an Beim Koͤnig vnd beim Bettelman. Vnd Seneca ſpricht: Mors eundem in omnibus habet mo- dum, finiſſe vitam, Der Todt helt gleiche art vnd weiſe/ mit allen Menſchen/ er endet das Leben/ einem ſo wol alß dem an- dern. Zu dem/ ſage mir/ wo iſt der groſſe Keyſer Auguſtus, Nero, Carolus, Conſtantinus M. wo ſind die gewaltigen Koͤ- nige Pharao, Ahaſverus, Cyrus, Alexander Magnus? Wo ſind die Vierfuͤrſten/ Archlaus, Herodes, Philippus, Ariſto- bolus? Wo ſind die Adelichen Helden/ Annibal, Brutus, Sci- pio, Tarquinius? Wo iſt der reiche Midas, der gluͤckſelige Po- lycrates, der ſtarcke Simion, der ſchoͤne Abſolon, der weiſe Sa- lomon? Wo ſind die Hochgelarten Oratores vnd Philoſophi Cicero, Demoſthenes, Plato, Ariſtoteles? Ant-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/527026
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/527026/8
Zitationshilfe: Stiller, Caspar: Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1612, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/527026/8>, abgerufen am 21.11.2024.