Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.lein gegessen/ sondern der Wäise habe auch davon gegessen. Wiewohl er gesehen seine Macht im Thor/ das ist/ im Gerichte/ Fleißige und trewhertzige Vormunden sind ein seltzames Wild- rettet.
lein gegeſſen/ ſondern der Waͤiſe habe auch davon gegeſſen. Wiewohl er geſehen ſeine Macht im Thor/ das iſt/ im Gerichte/ Fleißige und trewhertzige Vormunden ſind ein ſeltzames Wild- rettet.
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lein gegeſſen/ ſondern der Waͤiſe habe auch davon gegeſſen.
Wiewohl er geſehen ſeine Macht im Thor/ das iſt/ im Gerichte/
So habe er doch nicht mit ſeiner Hand uͤber den Waͤiſen gefah-
ren/ das iſt/ er habe jhn nicht beleidiget/ noch jhme leid geſchehen
laſſen. Es iſt ja ein erbaͤrmlicher zuſtand/ wenn Vater und
Mutter dahin ſterben/ unmuͤndige und unerzogene Waͤiſen hin-
ter ſich verlaſſen. Denn die Eltern ſolten ſie erziehen/ etwas
tuͤchtiges und ehrliches lernen laſſen/ fuͤr boͤſen ſitten und Geſell-
ſchafft fleißig warnen/ jhnen etwas in Vorrath ſamlen/ das ſie
mittel zur aufferziehung/ und ins kunfftige zu eigener Haushal-
tung haben koͤnten. Wie denn trewhertzige Eltern/ ſo viel ſich
mit Gott und gutem Gewiſſen thun laͤſſet/ keiner Sorg und
Muͤhe ſparen/ ſich ſelbſt offtermahl kaͤrglich und nehrlich behelf-
fen/ damit nur den Kindern etwas bleiben moͤge. Da ſie aber der
Tod hinweg reiſſet/ ſo faͤllet ſolches alles gemeiniglich dahin.
Fleißige und trewhertzige Vormunden ſind ein ſeltzames Wild-
pret. Viel derſelben ſind ſolche Vor-Munde/ das ſie den armen
Mundlein die verlaſſenſchafft vor dem Munde gleichſam hinweg
nehmen/ als das jhrige brauchen und durchbringen. Man un-
terdruckt die Waͤiſen/ ſtricket jhnen ab jhr habendes recht; Sie
werden ſehr verachtet/ muͤſſen gleichſam Fuß-hadder ſeyn; Auff
erhaltung jhrer Geſundheit/ auff fleißige unterweiſung und auf-
erziehung wird ſchlechte achtung gegeben/ und dennoch alles
thewer bezahlt genommen. Wer jhren Eltern feind geweſen/
und jhnen doch bey lebzeiten nicht ſchaden koͤnnen/ der gedenckt an
den hinterlaſſenen Kindern ſich zu raͤchen/ und ſein Muͤthlein zu
kuͤhlen. Job ſelbſt erwehnet hin und wieder ſolches Elendes/
das uͤber einen verlaſſenen Waͤiſen gehet. Man falle uͤber einen
armen Waͤiſen; im 6. Capittel. Man treibe der Waͤiſen Eſel
weg; im 24. Capit. Man fahre mit ſeiner Hand uͤber die Waͤi-
ſen/ das iſt/ bedraͤnge ſie/ und thue jhnen gewalt; im 31. Capit.
Solcherley Waͤiſen/ die unter Menſchen keinen Helffer gehabt/
hat ſich Job angenommen/ und als ein gerechter Richter ſie er-
rettet.
Job 6. v. 27
c. 24. v. 3.
c. 31. v. 21.
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