Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francius, Johannes: Christliche Vnd in Gottes Wort gegründete Leichpredigt. Oels, 1598.

Bild:
<< vorherige Seite

Leichpredigt.
tig reden/ sollen nicht gernen auff dem Ring oder den Gassen
sich sehen lassen/ sollen nit wescherhafftig sein/ die Augen nit
hin vnd herumb werffen/ auch nicht leichtfertig im gehen sich
erzeigen. Bernhard: Virgines semper debent pavere, nun-
quam secure vivere, scientes se in vase victili pretiosum
thesaurum portare:
Die Jungfrawen sollen stets blöd vnd
forchtsam sein/ betrachtend dz sie ein grossen schatz in schwa-
chen gefässen tragen. Aristoteles Politicor: Silentium mu-
lieri ornamentum praestat:
Es zieret Weibesbilder vber die
massen sehr/ wenn sie verschwiegen sein/ vnd nicht gern plau-
dern vnd waschen. Welche Jungfrawen nun disem bericht
vnd vermahnung nach folgen/ vnd jhre Jungfrawschafft
vnverruckt bewahren werden/ die werden nicht allein aller
ehren werth gehalten/ sondern auch sonst/ dessen grossen nutz
vnd frommen haben. Denn wie der Adler vnter den Vögeln/
der Morgenstern die andern Stern alle/ ein Edelgestein an-
dere gemeine Steine vbertrifft/ also ist vber alle vnzüchtige
zu loben eine Keusche vnd zuchtige Jungfraw: Von einer
keuschen Jungfrawen/ hat vnser aller Breutigam Christus
wöllen geboren werden. Beda super Lucam: Sicut Christus
in sum ma pace natus est, vt se pacem diligere ostenderet,
ita de virgine casta natus est, ut se castitatem virginalem di-
ligere monstraret.

Gleich wie Christus vnser Heyland zur Zeit deß allge-
meinen Landf[r]iedes geboren ist worden/ anzuzeigen/ das er
liebe den Fried vnd alle Friedfertige: Also hat er wöllen von
einer keuschen/ reinen Jungfrawen geboren werden/ damit
zubezeugen/ das er jhm die Jungfräwliche keusch heit gefal-
len lasse. Keusche Leute werden Gottes liebe Freunde genen-
net: Qui diligunt mundiciem, habebunt regem am[i]cum,
sagt Salomon in seinen Sprichwörtern. Bedencke was das
für ehre sey den Himmlischen König zum Freunde haben/ durch

die
C iij

Leichpredigt.
tig reden/ ſollen nicht gernen auff dem Ring oder den Gaſſen
ſich ſehẽ laſſen/ ſollen nit weſcherhafftig ſein/ die Augen nit
hin vnd herumb werffen/ auch nicht leichtfertig im gehen ſich
erzeigen. Bernhard: Virgines ſemper debent pavere, nun-
quam ſecure vivere, ſcientes ſe in vaſe victili pretioſum
theſaurum portare:
Die Jungfrawen ſollen ſtets bloͤd vnd
forchtſam ſein/ betrachtend dz ſie ein groſſen ſchatz in ſchwa-
chen gefaͤſſen tragen. Ariſtoteles Politicor: Silentium mu-
lieri ornamentum præſtat:
Es zieret Weibesbilder vber die
maſſen ſehr/ wenn ſie verſchwiegen ſein/ vnd nicht gern plau-
dern vnd waſchen. Welche Jungfrawen nun diſem bericht
vnd vermahnung nach folgen/ vnd jhre Jungfrawſchafft
vnverꝛuckt bewahren werden/ die werden nicht allein aller
ehren werth gehalten/ ſondern auch ſonſt/ deſſen groſſen nutz
vnd frommen haben. Deñ wie der Adler vnter den Voͤgeln/
der Morgenſtern die andern Stern alle/ ein Edelgeſtein an-
dere gemeine Steine vbertrifft/ alſo iſt vber alle vnzuͤchtige
zu loben eine Keuſche vnd zůchtige Jungfraw: Von einer
keuſchen Jungfrawen/ hat vnſer aller Breutigam Chriſtus
woͤllen geboren werden. Beda ſuper Lucam: Sicut Chriſtus
in ſum ma pace natus eſt, vt ſe pacem diligere oſtenderet,
ita de virgine caſta natus eſt, ut ſe caſtitatem virginalem di-
ligere monſtraret.

Gleich wie Chriſtus vnſer Heyland zur Zeit deß allge-
meinen Landf[r]iedes geboren iſt worden/ anzuzeigen/ das er
liebe den Fried vnd alle Friedfertige: Alſo hat er woͤllen von
einer keuſchen/ reinen Jungfrawen geboren werden/ damit
zubezeugen/ das er jhm die Jungfraͤwliche keuſch heit gefal-
len laſſe. Keuſche Leute werden Gottes liebe Freunde genen-
net: Qui diligunt mundiciem, habebunt regem am[i]cum,
ſagt Salomon in ſeinen Sprichwoͤrtern. Bedencke was das
fuͤr ehre ſey den Him̃liſchen Koͤnig zum Freunde habẽ/ durch

die
C iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0021" n="[21]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
tig reden/ &#x017F;ollen nicht gernen auff dem Ring oder den Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;ehe&#x0303; la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ollen nit we&#x017F;cherhafftig &#x017F;ein/ die Augen nit<lb/>
hin vnd herumb werffen/ auch nicht leichtfertig im gehen &#x017F;ich<lb/>
erzeigen. <hi rendition="#aq">Bernhard<hi rendition="#i">:</hi> Virgines &#x017F;emper debent pavere, nun-<lb/>
quam &#x017F;ecure vivere, &#x017F;cientes &#x017F;e in va&#x017F;e victili pretio&#x017F;um<lb/>
the&#x017F;aurum portare:</hi> Die Jungfrawen &#x017F;ollen &#x017F;tets blo&#x0364;d vnd<lb/>
forcht&#x017F;am &#x017F;ein/ betrachtend dz &#x017F;ie ein gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chatz in &#x017F;chwa-<lb/>
chen gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en tragen. <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;toteles Politicor: Silentium mu-<lb/>
lieri ornamentum præ&#x017F;tat:</hi> Es zieret Weibesbilder vber die<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr/ wenn &#x017F;ie ver&#x017F;chwiegen &#x017F;ein/ vnd nicht gern plau-<lb/>
dern vnd wa&#x017F;chen. Welche Jungfrawen nun di&#x017F;em bericht<lb/>
vnd vermahnung nach folgen/ vnd jhre Jungfraw&#x017F;chafft<lb/>
vnver&#xA75B;uckt bewahren werden/ die werden nicht allein aller<lb/>
ehren werth gehalten/ &#x017F;ondern auch &#x017F;on&#x017F;t/ de&#x017F;&#x017F;en gro&#x017F;&#x017F;en nutz<lb/>
vnd frommen haben. Den&#x0303; wie der Adler vnter den Vo&#x0364;geln/<lb/>
der Morgen&#x017F;tern die andern Stern alle/ ein Edelge&#x017F;tein an-<lb/>
dere gemeine Steine vbertrifft/ al&#x017F;o i&#x017F;t vber alle vnzu&#x0364;chtige<lb/>
zu loben eine Keu&#x017F;che vnd z&#x016F;chtige Jungfraw: Von einer<lb/>
keu&#x017F;chen Jungfrawen/ hat vn&#x017F;er aller Breutigam Chri&#x017F;tus<lb/>
wo&#x0364;llen geboren werden. <hi rendition="#aq">Beda &#x017F;uper Lucam: Sicut Chri&#x017F;tus<lb/>
in &#x017F;um ma pace natus e&#x017F;t, vt &#x017F;e pacem diligere o&#x017F;tenderet,<lb/>
ita de virgine ca&#x017F;ta natus e&#x017F;t, ut &#x017F;e ca&#x017F;titatem virginalem di-<lb/>
ligere mon&#x017F;traret.</hi></p><lb/>
            <p>Gleich wie Chri&#x017F;tus vn&#x017F;er Heyland zur Zeit deß allge-<lb/>
meinen Landf<supplied>r</supplied>iedes geboren i&#x017F;t worden/ anzuzeigen/ das er<lb/>
liebe den Fried vnd alle Friedfertige: Al&#x017F;o hat er wo&#x0364;llen von<lb/>
einer keu&#x017F;chen/ reinen Jungfrawen geboren werden/ damit<lb/>
zubezeugen/ das er jhm die Jungfra&#x0364;wliche keu&#x017F;ch heit gefal-<lb/>
len la&#x017F;&#x017F;e. Keu&#x017F;che Leute werden Gottes liebe Freunde genen-<lb/>
net: <hi rendition="#aq">Qui diligunt mundiciem, habebunt regem am<supplied>i</supplied>cum,</hi><lb/>
&#x017F;agt <hi rendition="#aq">Salomon</hi> in &#x017F;einen Sprichwo&#x0364;rtern. Bedencke was das<lb/>
fu&#x0364;r ehre &#x017F;ey den Him&#x0303;li&#x017F;chen Ko&#x0364;nig zum Freunde habe&#x0303;/ durch<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">C iij</fw><fw type="catch" place="bottom">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[21]/0021] Leichpredigt. tig reden/ ſollen nicht gernen auff dem Ring oder den Gaſſen ſich ſehẽ laſſen/ ſollen nit weſcherhafftig ſein/ die Augen nit hin vnd herumb werffen/ auch nicht leichtfertig im gehen ſich erzeigen. Bernhard: Virgines ſemper debent pavere, nun- quam ſecure vivere, ſcientes ſe in vaſe victili pretioſum theſaurum portare: Die Jungfrawen ſollen ſtets bloͤd vnd forchtſam ſein/ betrachtend dz ſie ein groſſen ſchatz in ſchwa- chen gefaͤſſen tragen. Ariſtoteles Politicor: Silentium mu- lieri ornamentum præſtat: Es zieret Weibesbilder vber die maſſen ſehr/ wenn ſie verſchwiegen ſein/ vnd nicht gern plau- dern vnd waſchen. Welche Jungfrawen nun diſem bericht vnd vermahnung nach folgen/ vnd jhre Jungfrawſchafft vnverꝛuckt bewahren werden/ die werden nicht allein aller ehren werth gehalten/ ſondern auch ſonſt/ deſſen groſſen nutz vnd frommen haben. Deñ wie der Adler vnter den Voͤgeln/ der Morgenſtern die andern Stern alle/ ein Edelgeſtein an- dere gemeine Steine vbertrifft/ alſo iſt vber alle vnzuͤchtige zu loben eine Keuſche vnd zůchtige Jungfraw: Von einer keuſchen Jungfrawen/ hat vnſer aller Breutigam Chriſtus woͤllen geboren werden. Beda ſuper Lucam: Sicut Chriſtus in ſum ma pace natus eſt, vt ſe pacem diligere oſtenderet, ita de virgine caſta natus eſt, ut ſe caſtitatem virginalem di- ligere monſtraret. Gleich wie Chriſtus vnſer Heyland zur Zeit deß allge- meinen Landfriedes geboren iſt worden/ anzuzeigen/ das er liebe den Fried vnd alle Friedfertige: Alſo hat er woͤllen von einer keuſchen/ reinen Jungfrawen geboren werden/ damit zubezeugen/ das er jhm die Jungfraͤwliche keuſch heit gefal- len laſſe. Keuſche Leute werden Gottes liebe Freunde genen- net: Qui diligunt mundiciem, habebunt regem amicum, ſagt Salomon in ſeinen Sprichwoͤrtern. Bedencke was das fuͤr ehre ſey den Him̃liſchen Koͤnig zum Freunde habẽ/ durch die C iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/539213
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/539213/21
Zitationshilfe: Francius, Johannes: Christliche Vnd in Gottes Wort gegründete Leichpredigt. Oels, 1598, S. [21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/539213/21>, abgerufen am 23.11.2024.