Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678.

Bild:
<< vorherige Seite

Himmels-Verlangen
Göttliche Herrligkeit nach sich ziehen. Es wird genennet der
Matth. 5.
v.
12.
Himmel; O Göttliche Prächtigkeit! Das Paradis; O Gött-
liche Liebligkeit! der Schoß Abrahams; O Göttliche Süssig-
Luc. 23.
v.
43.
keit! Die Hütte GOttes darin Er wohnet; O Göttliche
Luc. 16, 23Herrligkeit! Das Himmlische Jerusalem; O Göttliche
Ps. 15, 1.Vortrefligkeit! Diese Göttliche und unbegreifliche Herrligkeit
Apoc. 21.
vers.
20.
dieses Himmels-Hauses hat ihr die Heilige Coecilia in ihr Hertz
so tieff gefasset/ daß sie auch selbige ihren Mördern/ die sie zu To-
de haben gemartert/ vorhielt. Dann da sie dieselbige hatten aus-
geführet zu ihren Tode und Marter/ da die jenigen/ die sie solten
ummbringen/ unterwegens sie beklagten/ daß sie als eine hochgebor-
ne/ reiche/ verständige/ und nie-genung gepriesene Jungfer so
jämmerlich solte umbgebracht werden/ Schade umb deine Schön-
heit/ sagten sie/ Schade umb deine Jugend/ Schade umb deine
Gütter/ Schade umb deine wohlgebildete Gestalt/ die so jämmer-
lich soll zugerichtet werden! Aber sie gab zur Antwort: Das heis-
set nicht die Jugend verderben/ wenn ihr mich werdet zu Tode
qvälen und martern/ sondern in eine Englische Ehnligkeit verwan-
deln; Das heisset Koth geben/ und Gold davor bekommen; Ei-
ne geringe und enge Wohnung geben/ und davor ein weites und
herrliches/ mehr als Göttliches/ aus lauter kostbahren himmli-
schen Edelgesteinen (die auf nichts anders/ als auf die unendliche/
himmlische Herrligkeit deuten) und Gold bereitetes Hauß bekom-
men; Einen finstern und kleinen Winckel geben/ und einen unend-
lich weiten und breiten/ hellscheinenden Raum bekommen; Eine
vergängliche Sache dahin geben/ und eine unvergängliche davor
bekomen/ die von keinem Vergehen noch Tode weis. Einengeringen
Stein/ der da mit Füssen zutreten wird/ verlieren/ und davor eine
Königliche Krone/ die da mit lauter gläntzenden Edelgesteinen al-
so spielet/ daß sie einen blenden möchte/ davor bekommen. So
hat die heilige Coecilia von dem himmlischen Hause/ und dessen

Herrlig-

Himmels-Verlangen
Goͤttliche Herrligkeit nach ſich ziehen. Es wird genennet der
Matth. 5.
v.
12.
Himmel; O Goͤttliche Praͤchtigkeit! Das Paradis; O Gött-
liche Liebligkeit! der Schoß Abrahams; O Goͤttliche Suͤſſig-
Luc. 23.
v.
43.
keit! Die Huͤtte GOttes darin Er wohnet; O Goͤttliche
Luc. 16, 23Herrligkeit! Das Himmliſche Jeruſalem; O Göttliche
Pſ. 15, 1.Vortrefligkeit! Dieſe Goͤttliche und unbegreifliche Herrligkeit
Apoc. 21.
verſ.
20.
dieſes Himmels-Hauſes hat ihr die Heilige Cœcilia in ihr Hertz
ſo tieff gefaſſet/ daß ſie auch ſelbige ihren Moͤrdern/ die ſie zu To-
de haben gemartert/ vorhielt. Dañ da ſie dieſelbige hatten aus-
gefuͤhret zu ihren Tode und Marter/ da die jenigen/ die ſie ſolten
um̃bringen/ unterwegens ſie beklagten/ daß ſie als eine hochgebor-
ne/ reiche/ verſtaͤndige/ und nie-genung geprieſene Jungfer ſo
jaͤm̃erlich ſolte umbgebracht werden/ Schade umb deine Schön-
heit/ ſagten ſie/ Schade umb deine Jugend/ Schade umb deine
Guͤtter/ Schade umb deine wohlgebildete Geſtalt/ die ſo jaͤm̃er-
lich ſoll zugerichtet werden! Aber ſie gab zur Antwort: Das heiſ-
ſet nicht die Jugend verderben/ wenn ihr mich werdet zu Tode
qvaͤlen und martern/ ſondern in eine Engliſche Ehnligkeit verwan-
deln; Das heiſſet Koth geben/ und Gold davor bekommen; Ei-
ne geringe und enge Wohnung geben/ und davor ein weites und
herrliches/ mehr als Goͤttliches/ aus lauter koſtbahren himmli-
ſchen Edelgeſteinen (die auf nichts anders/ als auf die unendliche/
himmliſche Herrligkeit deuten) und Gold bereitetes Hauß bekom-
men; Einen finſtern und kleinen Winckel geben/ und einen unend-
lich weiten und breiten/ hellſcheinenden Raum bekommen; Eine
vergaͤngliche Sache dahin geben/ und eine unvergaͤngliche davor
bekomen/ die von keinem Vergehen noch Tode weis. Einengeringen
Stein/ der da mit Fuͤſſen zutreten wird/ verlieren/ und davor eine
Koͤnigliche Krone/ die da mit lauter glaͤntzenden Edelgeſteinen al-
ſo ſpielet/ daß ſie einen blenden moͤchte/ davor bekommen. So
hat die heilige Cœcilia von dem himmliſchen Hauſe/ und deſſen

Herrlig-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><pb facs="#f0040" n="[40]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Himmels-Verlangen</hi></fw><lb/>
Go&#x0364;ttliche Herrligkeit nach &#x017F;ich ziehen. Es wird genennet der<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matth. 5.<lb/>
v.</hi> 12.</note>Himmel; O Go&#x0364;ttliche Pra&#x0364;chtigkeit! Das Paradis; O Gött-<lb/>
liche Liebligkeit! der Schoß Abrahams; O Go&#x0364;ttliche Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Luc. 23.<lb/>
v.</hi> 43.</note>keit! Die Hu&#x0364;tte GOttes darin Er wohnet; O Go&#x0364;ttliche<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 16, 23</note>Herrligkeit! Das Himmli&#x017F;che Jeru&#x017F;alem; O Göttliche<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 15, 1.</note>Vortrefligkeit! Die&#x017F;e Go&#x0364;ttliche und unbegreifliche Herrligkeit<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Apoc. 21.<lb/>
ver&#x017F;.</hi> 20.</note>die&#x017F;es Himmels-Hau&#x017F;es hat ihr die Heilige <hi rendition="#aq">C&#x0153;cilia</hi> in ihr Hertz<lb/>
&#x017F;o tieff gefa&#x017F;&#x017F;et/ daß &#x017F;ie auch &#x017F;elbige ihren Mo&#x0364;rdern/ die &#x017F;ie zu To-<lb/>
de haben gemartert/ vorhielt. Dan&#x0303; da &#x017F;ie die&#x017F;elbige hatten aus-<lb/>
gefu&#x0364;hret zu ihren Tode und Marter/ da die jenigen/ die &#x017F;ie &#x017F;olten<lb/>
um&#x0303;bringen/ unterwegens &#x017F;ie beklagten/ daß &#x017F;ie als eine hochgebor-<lb/>
ne/ reiche/ ver&#x017F;ta&#x0364;ndige/ und nie-genung geprie&#x017F;ene Jungfer &#x017F;o<lb/>
ja&#x0364;m&#x0303;erlich &#x017F;olte umbgebracht werden/ Schade umb deine Schön-<lb/>
heit/ &#x017F;agten &#x017F;ie/ Schade umb deine Jugend/ Schade umb deine<lb/>
Gu&#x0364;tter/ Schade umb deine wohlgebildete Ge&#x017F;talt/ die &#x017F;o ja&#x0364;m&#x0303;er-<lb/>
lich &#x017F;oll zugerichtet werden! Aber &#x017F;ie gab zur Antwort: Das hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et nicht die Jugend verderben/ wenn ihr mich werdet zu Tode<lb/>
qva&#x0364;len und martern/ &#x017F;ondern in eine Engli&#x017F;che Ehnligkeit verwan-<lb/>
deln; Das hei&#x017F;&#x017F;et Koth geben/ und Gold davor bekommen; Ei-<lb/>
ne geringe und enge Wohnung geben/ und davor ein weites und<lb/>
herrliches/ mehr als Go&#x0364;ttliches/ aus lauter ko&#x017F;tbahren himmli-<lb/>
&#x017F;chen Edelge&#x017F;teinen (die auf nichts anders/ als auf die unendliche/<lb/>
himmli&#x017F;che Herrligkeit deuten) und Gold bereitetes Hauß bekom-<lb/>
men; Einen fin&#x017F;tern und kleinen Winckel geben/ und einen unend-<lb/>
lich weiten und breiten/ hell&#x017F;cheinenden Raum bekommen; Eine<lb/>
verga&#x0364;ngliche Sache dahin geben/ und eine unverga&#x0364;ngliche davor<lb/>
bekomen/ die von keinem Vergehen noch Tode weis. Einengeringen<lb/>
Stein/ der da mit Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zutreten wird/ verlieren/ und davor eine<lb/>
Ko&#x0364;nigliche Krone/ die da mit lauter gla&#x0364;ntzenden Edelge&#x017F;teinen al-<lb/>
&#x017F;o &#x017F;pielet/ daß &#x017F;ie einen blenden mo&#x0364;chte/ davor bekommen. So<lb/>
hat die heilige <hi rendition="#aq">C&#x0153;cilia</hi> von dem himmli&#x017F;chen Hau&#x017F;e/ und de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Herrlig-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[40]/0040] Himmels-Verlangen Goͤttliche Herrligkeit nach ſich ziehen. Es wird genennet der Himmel; O Goͤttliche Praͤchtigkeit! Das Paradis; O Gött- liche Liebligkeit! der Schoß Abrahams; O Goͤttliche Suͤſſig- keit! Die Huͤtte GOttes darin Er wohnet; O Goͤttliche Herrligkeit! Das Himmliſche Jeruſalem; O Göttliche Vortrefligkeit! Dieſe Goͤttliche und unbegreifliche Herrligkeit dieſes Himmels-Hauſes hat ihr die Heilige Cœcilia in ihr Hertz ſo tieff gefaſſet/ daß ſie auch ſelbige ihren Moͤrdern/ die ſie zu To- de haben gemartert/ vorhielt. Dañ da ſie dieſelbige hatten aus- gefuͤhret zu ihren Tode und Marter/ da die jenigen/ die ſie ſolten um̃bringen/ unterwegens ſie beklagten/ daß ſie als eine hochgebor- ne/ reiche/ verſtaͤndige/ und nie-genung geprieſene Jungfer ſo jaͤm̃erlich ſolte umbgebracht werden/ Schade umb deine Schön- heit/ ſagten ſie/ Schade umb deine Jugend/ Schade umb deine Guͤtter/ Schade umb deine wohlgebildete Geſtalt/ die ſo jaͤm̃er- lich ſoll zugerichtet werden! Aber ſie gab zur Antwort: Das heiſ- ſet nicht die Jugend verderben/ wenn ihr mich werdet zu Tode qvaͤlen und martern/ ſondern in eine Engliſche Ehnligkeit verwan- deln; Das heiſſet Koth geben/ und Gold davor bekommen; Ei- ne geringe und enge Wohnung geben/ und davor ein weites und herrliches/ mehr als Goͤttliches/ aus lauter koſtbahren himmli- ſchen Edelgeſteinen (die auf nichts anders/ als auf die unendliche/ himmliſche Herrligkeit deuten) und Gold bereitetes Hauß bekom- men; Einen finſtern und kleinen Winckel geben/ und einen unend- lich weiten und breiten/ hellſcheinenden Raum bekommen; Eine vergaͤngliche Sache dahin geben/ und eine unvergaͤngliche davor bekomen/ die von keinem Vergehen noch Tode weis. Einengeringen Stein/ der da mit Fuͤſſen zutreten wird/ verlieren/ und davor eine Koͤnigliche Krone/ die da mit lauter glaͤntzenden Edelgeſteinen al- ſo ſpielet/ daß ſie einen blenden moͤchte/ davor bekommen. So hat die heilige Cœcilia von dem himmliſchen Hauſe/ und deſſen Herrlig- Matth. 5. v. 12. Luc. 23. v. 43. Luc. 16, 23 Pſ. 15, 1. Apoc. 21. verſ. 20.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/542013
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/542013/40
Zitationshilfe: Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678, S. [40]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542013/40>, abgerufen am 21.11.2024.