Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].Frau Mutter: ich muß recht kämpffen; aber der liebe GOTT ste- ander C 3
Frau Mutter: ich muß recht kaͤmpffen; aber der liebe GOTT ſte- ander C 3
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsPersonalia" n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="21"/><hi rendition="#fr">Frau Mutter: ich muß recht kaͤmpffen; aber der liebe GOTT ſte-<lb/> het mir auch bey und ſtaͤrcket mich, und wird mir auch uͤberwinden<lb/> helffen, entweder zum Leben, oder zum Sterben. Wie GOTT<lb/> will. Der HErr JEſus hat mich mit ſeinem Leibe und Blute geſpei-<lb/> ſet und getraͤncket, darum wird er mir auch beyſtehen, und mir helf-<lb/> fen zum Leben oder zum Sterben.</hi> Jn eben dieſer letzten Nacht, als<lb/> ſich die bekuͤmmerte <hi rendition="#fr">Frau Mutter</hi> aus Mattigkeit etwas zur Ruhe begeben<lb/> hatte, die Patientin aber wegen zunehmender Hitze deſto unruhiger wur-<lb/> de: redete Sie gegen die, ſo bey Jhr wachten, viel ſchoͤnes und nach-<lb/> denckliches, und ließ Jhr unter andern fuͤrbethen: <hi rendition="#fr">Nun lob meine Seel<lb/> den HErrn ꝛc.</hi> Drauf ſagte Sie: <hi rendition="#fr">ich will geduldig ſeyn, und GOtt<lb/> dafuͤr dancken, daß er mir ſo viel Gnade verliehen, und den Hals und<lb/> die Augen vor den Blattern ſrey behalten hat, daß ich reden und ſehen<lb/> kan. Jch muß ſehr kaͤmpffen, aber GOTT giebt mir Krafft und<lb/> Staͤrcke.</hi> Sie erinnerte fiey dabey vieler ſchoͤnen bibliſchen Spruͤche, und<lb/> erzehlte ſonderlich was ihre Geſchwiſter, welchen Leichen-Predigten ge-<lb/> than worden, vor Leichen-Texte gehabt, nehmlich der Bruder: <hi rendition="#fr">Unſer<lb/> keiner lebt ihm ſelber ꝛc.</hi> Die Schweſter: <hi rendition="#fr">GOTT legt uns eine Laſt<lb/> auf ꝛc.</hi> und als hernach auch unter andern, an die Worte gedacht wurde:<lb/><hi rendition="#fr">Sey getreu biß in den Tod, ſo will ich dir die Crone des Lebens geben;</hi><lb/> ſo ſprach Sie zur Waͤrterin: <hi rendition="#fr">je das ſoll mein Leichen-Text ſeyn; ſagt<lb/> es morgen meinen Eltern, daß Sie ihn bey meinem Leichen-Begaͤng-<lb/> niß erklaͤren laſſen.</hi> Drauf lag Sie etwas ſtille, fing aber in kurtzem an<lb/> zu lachen, und in die Hoͤhe zu ſehen. Als Sie befragt wurde, warum Sie<lb/> ſo froͤlich thaͤte; gab Sie zur Antwort: <hi rendition="#fr">je ſollte ich mich nicht freuen?<lb/> Seht ihr nicht: ich habe die ſchoͤne goͤldne Crone auf meinem Haupte,<lb/> die mir mein Heyland erworben hat; ich bin eine Himmels-Braut,</hi><lb/> (wobey Sie mit der Hand auf ihr Haupt grief, gleich als wolte Sie die<lb/> Crone zeigen.) Sie fuhr fort: <hi rendition="#fr">wecket doch den Herrn Vater und die<lb/> Frau Mutter auf, daß Sie ſich auch mit mir freuen, daß ich eine<lb/> Himmels-Braut und mit meinem Seelen-Braͤutigam vereinet bin.</hi><lb/> Sie that hinzu: <hi rendition="#fr">Wie bin ich doch ſo hertzlich froh, daß mein Schatz<lb/> iſt das A und O ‒ ‒ komm du ſchoͤne Freuden-Crone, bleib nicht<lb/> lange, deiner wart ich mit Verlangen,</hi> welchen Geſang-Vers Sie<lb/> auch ſonſt in ihrer Kranckheit zu unterſchiedenen mahlen vorbrachte. Ein<lb/> <fw type="sig" place="bottom">C 3</fw><fw type="catch" place="bottom">ander</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0021]
Frau Mutter: ich muß recht kaͤmpffen; aber der liebe GOTT ſte-
het mir auch bey und ſtaͤrcket mich, und wird mir auch uͤberwinden
helffen, entweder zum Leben, oder zum Sterben. Wie GOTT
will. Der HErr JEſus hat mich mit ſeinem Leibe und Blute geſpei-
ſet und getraͤncket, darum wird er mir auch beyſtehen, und mir helf-
fen zum Leben oder zum Sterben. Jn eben dieſer letzten Nacht, als
ſich die bekuͤmmerte Frau Mutter aus Mattigkeit etwas zur Ruhe begeben
hatte, die Patientin aber wegen zunehmender Hitze deſto unruhiger wur-
de: redete Sie gegen die, ſo bey Jhr wachten, viel ſchoͤnes und nach-
denckliches, und ließ Jhr unter andern fuͤrbethen: Nun lob meine Seel
den HErrn ꝛc. Drauf ſagte Sie: ich will geduldig ſeyn, und GOtt
dafuͤr dancken, daß er mir ſo viel Gnade verliehen, und den Hals und
die Augen vor den Blattern ſrey behalten hat, daß ich reden und ſehen
kan. Jch muß ſehr kaͤmpffen, aber GOTT giebt mir Krafft und
Staͤrcke. Sie erinnerte fiey dabey vieler ſchoͤnen bibliſchen Spruͤche, und
erzehlte ſonderlich was ihre Geſchwiſter, welchen Leichen-Predigten ge-
than worden, vor Leichen-Texte gehabt, nehmlich der Bruder: Unſer
keiner lebt ihm ſelber ꝛc. Die Schweſter: GOTT legt uns eine Laſt
auf ꝛc. und als hernach auch unter andern, an die Worte gedacht wurde:
Sey getreu biß in den Tod, ſo will ich dir die Crone des Lebens geben;
ſo ſprach Sie zur Waͤrterin: je das ſoll mein Leichen-Text ſeyn; ſagt
es morgen meinen Eltern, daß Sie ihn bey meinem Leichen-Begaͤng-
niß erklaͤren laſſen. Drauf lag Sie etwas ſtille, fing aber in kurtzem an
zu lachen, und in die Hoͤhe zu ſehen. Als Sie befragt wurde, warum Sie
ſo froͤlich thaͤte; gab Sie zur Antwort: je ſollte ich mich nicht freuen?
Seht ihr nicht: ich habe die ſchoͤne goͤldne Crone auf meinem Haupte,
die mir mein Heyland erworben hat; ich bin eine Himmels-Braut,
(wobey Sie mit der Hand auf ihr Haupt grief, gleich als wolte Sie die
Crone zeigen.) Sie fuhr fort: wecket doch den Herrn Vater und die
Frau Mutter auf, daß Sie ſich auch mit mir freuen, daß ich eine
Himmels-Braut und mit meinem Seelen-Braͤutigam vereinet bin.
Sie that hinzu: Wie bin ich doch ſo hertzlich froh, daß mein Schatz
iſt das A und O ‒ ‒ komm du ſchoͤne Freuden-Crone, bleib nicht
lange, deiner wart ich mit Verlangen, welchen Geſang-Vers Sie
auch ſonſt in ihrer Kranckheit zu unterſchiedenen mahlen vorbrachte. Ein
ander
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