Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].Trauer-Gedichte. DU klagst, mein Freund, mir Deine Noth, Und glaubst, das Beyleid meiner Zeilen Vermöchte bey der Tochter Tod Dir Trost und Lindrung mitzutheilen. Wohlan! wenn eines Freundes Blatt Zu trösten Krafft und Würckung hat, So laß Dir diese Schrifft bezeugen Wie zärtlich Dein Verlust und Schmertz Mein auch zugleich gerührtes Hertz Zu Deinem Leid und Klagen neigen. Mein Geist, der oftermahls zurück An das geliebte Land gedencket, So meinem Leben das Geschick Zur ersten Nahrung hat geschencket, Wünscht, daß in stetem Wohlergehn Vornehmlich diese mögen stehn, Die mich, als Anverwandten, kennen; Das Glücke, so durch GOttes Hand Auf Jhnen ruht, und mir bekannt, Pfleg ich das meinige zu nennen. Jetzt aber unterbricht und stöhrt Mein Freund, ein Unfall diese Freude, Der Unfall, so Dein Haus verheert, Zieht mein Gemüth zu gleichem Leide; Jch höre voller Jammer an, Was Dir der Tod vor Leid gethan, Der Tod, so sechs mahl schon gekommen, Und nun die allerletzte Pracht, So Deinen Stamm sehr schön gemacht, Von diesem gleichfalls weggenommen. Gebeug- F 3
Trauer-Gedichte. DU klagſt, mein Freund, mir Deine Noth, Und glaubſt, das Beyleid meiner Zeilen Vermoͤchte bey der Tochter Tod Dir Troſt und Lindrung mitzutheilen. Wohlan! wenn eines Freundes Blatt Zu troͤſten Krafft und Wuͤrckung hat, So laß Dir dieſe Schrifft bezeugen Wie zaͤrtlich Dein Verluſt und Schmertz Mein auch zugleich geruͤhrtes Hertz Zu Deinem Leid und Klagen neigen. Mein Geiſt, der oftermahls zuruͤck An das geliebte Land gedencket, So meinem Leben das Geſchick Zur erſten Nahrung hat geſchencket, Wuͤnſcht, daß in ſtetem Wohlergehn Vornehmlich dieſe moͤgen ſtehn, Die mich, als Anverwandten, kennen; Das Gluͤcke, ſo durch GOttes Hand Auf Jhnen ruht, und mir bekannt, Pfleg ich das meinige zu nennen. Jetzt aber unterbricht und ſtoͤhrt Mein Freund, ein Unfall dieſe Freude, Der Unfall, ſo Dein Haus verheert, Zieht mein Gemuͤth zu gleichem Leide; Jch hoͤre voller Jammer an, Was Dir der Tod vor Leid gethan, Der Tod, ſo ſechs mahl ſchon gekommen, Und nun die allerletzte Pracht, So Deinen Stamm ſehr ſchoͤn gemacht, Von dieſem gleichfalls weggenommen. Gebeug- F 3
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Trauer-Gedichte.
DU klagſt, mein Freund, mir Deine Noth,
Und glaubſt, das Beyleid meiner Zeilen
Vermoͤchte bey der Tochter Tod
Dir Troſt und Lindrung mitzutheilen.
Wohlan! wenn eines Freundes Blatt
Zu troͤſten Krafft und Wuͤrckung hat,
So laß Dir dieſe Schrifft bezeugen
Wie zaͤrtlich Dein Verluſt und Schmertz
Mein auch zugleich geruͤhrtes Hertz
Zu Deinem Leid und Klagen neigen.
Mein Geiſt, der oftermahls zuruͤck
An das geliebte Land gedencket,
So meinem Leben das Geſchick
Zur erſten Nahrung hat geſchencket,
Wuͤnſcht, daß in ſtetem Wohlergehn
Vornehmlich dieſe moͤgen ſtehn,
Die mich, als Anverwandten, kennen;
Das Gluͤcke, ſo durch GOttes Hand
Auf Jhnen ruht, und mir bekannt,
Pfleg ich das meinige zu nennen.
Jetzt aber unterbricht und ſtoͤhrt
Mein Freund, ein Unfall dieſe Freude,
Der Unfall, ſo Dein Haus verheert,
Zieht mein Gemuͤth zu gleichem Leide;
Jch hoͤre voller Jammer an,
Was Dir der Tod vor Leid gethan,
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Und nun die allerletzte Pracht,
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Von dieſem gleichfalls weggenommen.
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