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Seidel, Samuel: Schlaf wohl!. 2. Aufl. Lauban, 1733.

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Damit die Hand indeß nur etwas zeigen möchte,
Daß Dir das Hertz in mir auf ewig Kräntze flechte.
Noch itzo seh ich Dich mit Blumen fast bedeckt,
So die Gespielinnen um Deinen Sarg gesteckt,
Zum Zeichen, daß ihr Hertz mit Dir zu Grabe ziehe,
Zum Zeichen, daß Dein Werth in ihren Hertzen blüht.
So offt die Glocke klingt, so gällt mir noch das Ohr,
So stell ich mir noch itzt Dein Leich-Geläute vor,
Und ieder Tritt und Schritt an meinem Trauer-Stabe
Scheint mir für blöder Angst, der Zug zu Deinem Grabe, (g)
Der Zug, für welchem mir noch stets das Hertze bebt,
Und ausser welchem ich nichts schrecklichers erlebt,
Daß ich, so offt ich auch im Geiste dran gedenke,
Noch gleichsam Geist und Hertz mit Dir ins Grab versenke.
Gesellschafft, Freunde, Buch, Spazieren, Arbeit, Rast,
Dis alles wird mir nun zu Thränen und zur Last.
Jch eß, ich trink, ich ruh, ich sitz, ich geh und stehe;
So fühl ich dennoch stets ein unumschränktes Wehe,
So denk ich dennoch stets an Dich, o Meine Zier,
Und vielmahl kömmst Du gar mir noch im Traume für,
Da seh und hör ich Dich, da spielen unsre Flammen
Mit neuer Nahrung fort, mit neuer Krafft zusammen:
Doch ist der Schlaff vorbey, so weicht zugleich Dein Bild,
So werd ich desto mehr mit neuer Angst erfüllt.
So fängt die Zähren-Fluth vom neuen an zu qvellen,
So sieht die Kümmerniß nach den gewohnten Stellen,
Wo Dich die Liebe sonst voll innrer Lust erblickt:
Hier stund Sie, (seuffz ich dann,) Die mich vordem erqvickt,
Hier hab ich Sie, mein Licht, bevor ich Sie vermisset,
Gesucht, erblickt, begrüßt, gesprochen und geküsset:
Nun seh, und sprech und küß, ich Sie nicht mehr allhier.
O schmertzlicher Verlust! Spatt ja den Trost an mir,
Jhr, die ihr dessen Grund auf andrer Beyspiel richtet:
Durch andrer Hertze-Leid wird meines nicht geschlichtet.
Zudem
(g) Die Beerdigung geschahe den 21 April, dieses Jahres zum Creutz
Christi allhier.
C
Damit die Hand indeß nur etwas zeigen moͤchte,
Daß Dir das Hertz in mir auf ewig Kraͤntze flechte.
Noch itzo ſeh ich Dich mit Blumen faſt bedeckt,
So die Geſpielinnen um Deinen Sarg geſteckt,
Zum Zeichen, daß ihr Hertz mit Dir zu Grabe ziehe,
Zum Zeichen, daß Dein Werth in ihren Hertzen bluͤht.
So offt die Glocke klingt, ſo gaͤllt mir noch das Ohr,
So ſtell ich mir noch itzt Dein Leich-Gelaͤute vor,
Und ieder Tritt und Schritt an meinem Trauer-Stabe
Scheint mir fuͤr bloͤder Angſt, der Zug zu Deinem Grabe, (g)
Der Zug, fuͤr welchem mir noch ſtets das Hertze bebt,
Und auſſer welchem ich nichts ſchrecklichers erlebt,
Daß ich, ſo offt ich auch im Geiſte dran gedenke,
Noch gleichſam Geiſt und Hertz mit Dir ins Grab verſenke.
Geſellſchafft, Freunde, Buch, Spazieren, Arbeit, Raſt,
Dis alles wird mir nun zu Thraͤnen und zur Laſt.
Jch eß, ich trink, ich ruh, ich ſitz, ich geh und ſtehe;
So fuͤhl ich dennoch ſtets ein unumſchraͤnktes Wehe,
So denk ich dennoch ſtets an Dich, o Meine Zier,
Und vielmahl koͤmmſt Du gar mir noch im Traume fuͤr,
Da ſeh und hoͤr ich Dich, da ſpielen unſre Flammen
Mit neuer Nahrung fort, mit neuer Krafft zuſammen:
Doch iſt der Schlaff vorbey, ſo weicht zugleich Dein Bild,
So werd ich deſto mehr mit neuer Angſt erfuͤllt.
So faͤngt die Zaͤhren-Fluth vom neuen an zu qvellen,
So ſieht die Kuͤmmerniß nach den gewohnten Stellen,
Wo Dich die Liebe ſonſt voll innrer Luſt erblickt:
Hier ſtund Sie, (ſeuffz ich dann,) Die mich vordem erqvickt,
Hier hab ich Sie, mein Licht, bevor ich Sie vermiſſet,
Geſucht, erblickt, begruͤßt, geſprochen und gekuͤſſet:
Nun ſeh, und ſprech und kuͤß, ich Sie nicht mehr allhier.
O ſchmertzlicher Verluſt! Spatt ja den Troſt an mir,
Jhr, die ihr deſſen Grund auf andrer Beyſpiel richtet:
Durch andrer Hertze-Leid wird meines nicht geſchlichtet.
Zudem
(g) Die Beerdigung geſchahe den 21 April, dieſes Jahres zum Creutz
Chriſti allhier.
C
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[[17]/0017] Damit die Hand indeß nur etwas zeigen moͤchte, Daß Dir das Hertz in mir auf ewig Kraͤntze flechte. Noch itzo ſeh ich Dich mit Blumen faſt bedeckt, So die Geſpielinnen um Deinen Sarg geſteckt, Zum Zeichen, daß ihr Hertz mit Dir zu Grabe ziehe, Zum Zeichen, daß Dein Werth in ihren Hertzen bluͤht. So offt die Glocke klingt, ſo gaͤllt mir noch das Ohr, So ſtell ich mir noch itzt Dein Leich-Gelaͤute vor, Und ieder Tritt und Schritt an meinem Trauer-Stabe Scheint mir fuͤr bloͤder Angſt, der Zug zu Deinem Grabe, (g) Der Zug, fuͤr welchem mir noch ſtets das Hertze bebt, Und auſſer welchem ich nichts ſchrecklichers erlebt, Daß ich, ſo offt ich auch im Geiſte dran gedenke, Noch gleichſam Geiſt und Hertz mit Dir ins Grab verſenke. Geſellſchafft, Freunde, Buch, Spazieren, Arbeit, Raſt, Dis alles wird mir nun zu Thraͤnen und zur Laſt. Jch eß, ich trink, ich ruh, ich ſitz, ich geh und ſtehe; So fuͤhl ich dennoch ſtets ein unumſchraͤnktes Wehe, So denk ich dennoch ſtets an Dich, o Meine Zier, Und vielmahl koͤmmſt Du gar mir noch im Traume fuͤr, Da ſeh und hoͤr ich Dich, da ſpielen unſre Flammen Mit neuer Nahrung fort, mit neuer Krafft zuſammen: Doch iſt der Schlaff vorbey, ſo weicht zugleich Dein Bild, So werd ich deſto mehr mit neuer Angſt erfuͤllt. So faͤngt die Zaͤhren-Fluth vom neuen an zu qvellen, So ſieht die Kuͤmmerniß nach den gewohnten Stellen, Wo Dich die Liebe ſonſt voll innrer Luſt erblickt: Hier ſtund Sie, (ſeuffz ich dann,) Die mich vordem erqvickt, Hier hab ich Sie, mein Licht, bevor ich Sie vermiſſet, Geſucht, erblickt, begruͤßt, geſprochen und gekuͤſſet: Nun ſeh, und ſprech und kuͤß, ich Sie nicht mehr allhier. O ſchmertzlicher Verluſt! Spatt ja den Troſt an mir, Jhr, die ihr deſſen Grund auf andrer Beyſpiel richtet: Durch andrer Hertze-Leid wird meines nicht geſchlichtet. Zudem (g) Die Beerdigung geſchahe den 21 April, dieſes Jahres zum Creutz Chriſti allhier. C

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Zitationshilfe: Seidel, Samuel: Schlaf wohl!. 2. Aufl. Lauban, 1733, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542452/17>, abgerufen am 23.11.2024.