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Seidel, Samuel: Schlaf wohl!. 2. Aufl. Lauban, 1733.

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Hieraus entspringt zugleich der Nymphen größte Zier,
Die GOtt-geweyhte Zucht und Freundlichkeit an Jhr,
Der Trieb, die Christen-Pflicht recht sorgsam zu verwalten,
Die Kunst, von andern mehr, als von sich selbst zu halten.
Kein Tand, kein Stoltz, kein Falsch hat Jhren Geist befleckt,
Den Geist, der sich allein nach seinem Ursprung streckt,
Den Geist, in dessen Ruhm sich Schein und Seyn vereinet:
Sie scheint das, was Sie ist; und ists auch, was Sie scheinet;
Das heißt, das edelste von dem, was Tugend liebt.
Die Wahrheit, die Jhr selbst das reinste Zeugniß giebt,
Nennt Sie für vielen sonst, Jhr Wandel setzt es feste,
Die Liebens-würdigste, die Züchtigste, die Beste.
Jhr sittsam-freyer Blick, Jhr redlich-kluges Hertz,
Jhr reiffer Schertz im Ernst, Jhr sanffter Ernst im Schertz,
Jhr Himmel-voller Sinn, Jhr unbescholtnes Leben,
Was kan das nicht für Stoff zu Jhrem Lobe geben!
Der Glieder netter Bau, des Geistes Munterkeit,
Der Hände nützer Fleiß und Unverdrossenheit,
Kurtz, ein: ich weiß nicht was! an Jhrem gantzen Wesen,
Heißt, wenn du lieben willst, dir Die zur Braut erlesen.
Geh hin, geh nur getrost, und mit bescheidnem Schritt,
Ni[m]m Treu und Redlichkeit dir zur Begleitern mit,
Und [st]reb aus eyfrigem und treu-bemühtem Triebe,
Nach Jhrer Eltern Huld, nach dieser Schönen Liebe.
Entdecke deinen Wunsch, den Ehr und Tugend treibt,
Und, wo sich Scheu und Furcht an deiner Hoffnung reibt,
So darffst du dich nicht gleich zu kümmerlich geberden:
Bist du Jhr itzt nicht werth; so fuch es noch zu werden.
So rieth mir die Vernunfft, und rieth es mir mit Recht;
Doch, weil die Liebe sonst uns leicht im Urtheil schwächt,
So kam die Andacht selbst mit unverstelltem Bethen,
Den angeflammten Wunsch dort oben zu vertreten;
Dort oben, wo noch itzt ein ewig Auge wacht,
Das, weil es schärffer sieht, als die Vernunfft gedacht,
Jtzt so, itzt anders lenkt, was unser Trieb erwehlet,
Und offt die Fremdesten am glücklichsten vermählet.
Hier
Hieraus entſpringt zugleich der Nymphen groͤßte Zier,
Die GOtt-geweyhte Zucht und Freundlichkeit an Jhr,
Der Trieb, die Chriſten-Pflicht recht ſorgſam zu verwalten,
Die Kunſt, von andern mehr, als von ſich ſelbſt zu halten.
Kein Tand, kein Stoltz, kein Falſch hat Jhren Geiſt befleckt,
Den Geiſt, der ſich allein nach ſeinem Urſprung ſtreckt,
Den Geiſt, in deſſen Ruhm ſich Schein und Seyn vereinet:
Sie ſcheint das, was Sie iſt; und iſts auch, was Sie ſcheinet;
Das heißt, das edelſte von dem, was Tugend liebt.
Die Wahrheit, die Jhr ſelbſt das reinſte Zeugniß giebt,
Nennt Sie fuͤr vielen ſonſt, Jhr Wandel ſetzt es feſte,
Die Liebens-wuͤrdigſte, die Zuͤchtigſte, die Beſte.
Jhr ſittſam-freyer Blick, Jhr redlich-kluges Hertz,
Jhr reiffer Schertz im Ernſt, Jhr ſanffter Ernſt im Schertz,
Jhr Himmel-voller Sinn, Jhr unbeſcholtnes Leben,
Was kan das nicht fuͤr Stoff zu Jhrem Lobe geben!
Der Glieder netter Bau, des Geiſtes Munterkeit,
Der Haͤnde nuͤtzer Fleiß und Unverdroſſenheit,
Kurtz, ein: ich weiß nicht was! an Jhrem gantzen Weſen,
Heißt, wenn du lieben willſt, dir Die zur Braut erleſen.
Geh hin, geh nur getroſt, und mit beſcheidnem Schritt,
Ni[m]m Treu und Redlichkeit dir zur Begleitern mit,
Und [ſt]reb aus eyfrigem und treu-bemuͤhtem Triebe,
Nach Jhrer Eltern Huld, nach dieſer Schoͤnen Liebe.
Entdecke deinen Wunſch, den Ehr und Tugend treibt,
Und, wo ſich Scheu und Furcht an deiner Hoffnung reibt,
So darffſt du dich nicht gleich zu kuͤmmerlich geberden:
Biſt du Jhr itzt nicht werth; ſo fuch es noch zu werden.
So rieth mir die Vernunfft, und rieth es mir mit Recht;
Doch, weil die Liebe ſonſt uns leicht im Urtheil ſchwaͤcht,
So kam die Andacht ſelbſt mit unverſtelltem Bethen,
Den angeflammten Wunſch dort oben zu vertreten;
Dort oben, wo noch itzt ein ewig Auge wacht,
Das, weil es ſchaͤrffer ſieht, als die Vernunfft gedacht,
Jtzt ſo, itzt anders lenkt, was unſer Trieb erwehlet,
Und offt die Fremdeſten am gluͤcklichſten vermaͤhlet.
Hier
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[[7]/0007] Hieraus entſpringt zugleich der Nymphen groͤßte Zier, Die GOtt-geweyhte Zucht und Freundlichkeit an Jhr, Der Trieb, die Chriſten-Pflicht recht ſorgſam zu verwalten, Die Kunſt, von andern mehr, als von ſich ſelbſt zu halten. Kein Tand, kein Stoltz, kein Falſch hat Jhren Geiſt befleckt, Den Geiſt, der ſich allein nach ſeinem Urſprung ſtreckt, Den Geiſt, in deſſen Ruhm ſich Schein und Seyn vereinet: Sie ſcheint das, was Sie iſt; und iſts auch, was Sie ſcheinet; Das heißt, das edelſte von dem, was Tugend liebt. Die Wahrheit, die Jhr ſelbſt das reinſte Zeugniß giebt, Nennt Sie fuͤr vielen ſonſt, Jhr Wandel ſetzt es feſte, Die Liebens-wuͤrdigſte, die Zuͤchtigſte, die Beſte. Jhr ſittſam-freyer Blick, Jhr redlich-kluges Hertz, Jhr reiffer Schertz im Ernſt, Jhr ſanffter Ernſt im Schertz, Jhr Himmel-voller Sinn, Jhr unbeſcholtnes Leben, Was kan das nicht fuͤr Stoff zu Jhrem Lobe geben! Der Glieder netter Bau, des Geiſtes Munterkeit, Der Haͤnde nuͤtzer Fleiß und Unverdroſſenheit, Kurtz, ein: ich weiß nicht was! an Jhrem gantzen Weſen, Heißt, wenn du lieben willſt, dir Die zur Braut erleſen. Geh hin, geh nur getroſt, und mit beſcheidnem Schritt, Nimm Treu und Redlichkeit dir zur Begleitern mit, Und ſtreb aus eyfrigem und treu-bemuͤhtem Triebe, Nach Jhrer Eltern Huld, nach dieſer Schoͤnen Liebe. Entdecke deinen Wunſch, den Ehr und Tugend treibt, Und, wo ſich Scheu und Furcht an deiner Hoffnung reibt, So darffſt du dich nicht gleich zu kuͤmmerlich geberden: Biſt du Jhr itzt nicht werth; ſo fuch es noch zu werden. So rieth mir die Vernunfft, und rieth es mir mit Recht; Doch, weil die Liebe ſonſt uns leicht im Urtheil ſchwaͤcht, So kam die Andacht ſelbſt mit unverſtelltem Bethen, Den angeflammten Wunſch dort oben zu vertreten; Dort oben, wo noch itzt ein ewig Auge wacht, Das, weil es ſchaͤrffer ſieht, als die Vernunfft gedacht, Jtzt ſo, itzt anders lenkt, was unſer Trieb erwehlet, Und offt die Fremdeſten am gluͤcklichſten vermaͤhlet. Hier

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Zitationshilfe: Seidel, Samuel: Schlaf wohl!. 2. Aufl. Lauban, 1733, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542452/7>, abgerufen am 27.11.2024.