Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.Vorrede des Herausgebers. Peter Schlemihl ist in einem bedeutenden Abschnitte Vorrede des Herausgebers. Peter Schlemihl iſt in einem bedeutenden Abſchnitte <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005" n="[III]"/> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vorrede des Herausgebers.</hi> </head><lb/> <p>Peter Schlemihl iſt in einem bedeutenden Abſchnitte<lb/> aus dem Leben ſeines Dichters entſtanden. Das verhängniß-<lb/> volle Jahr 1813 fand Chamiſſo in Berlin, als die Bewe-<lb/> gung ausbrach, die dem Herrſcher ſeines Vaterlandes in<lb/> ihren Folgen den Untergang, Deutſchland die Befreiung<lb/> von deſſen Zwingherrſchaft brachte. Wer Kraft in ſeinem<lb/> Arm fühlte, der eilte, ihn zu waffnen für Deutſchlands gute<lb/> Sache. Chamiſſo hatte nicht allein einen kraftvollen Arm,<lb/> ſondern trug ein wahrhaft deutſches Herz in ſeiner Bruſt<lb/> und befand ſich dennoch in einer Lage, wie unter Millio-<lb/> nen nicht Einer. Denn es galt nicht Kampf für Deutſch-<lb/> land allein, ſondern auch Kampf gegen das Volk, dem er<lb/> durch Geburt und Familienbande angehörte. Das ſetzte<lb/> ihn in Verzweiflung. 〟Die Zeit hat kein Schwert für mich,<lb/> nur für mich keins;〞 ſo ſeufzte er oft, und ſtatt der Theil-<lb/> nahme an ſeiner einzigen Stellung, mußte er in der Haupt-<lb/> ſtadt Preußens, dem Mittelpunkte der Verbündung gegen<lb/> Napoleon und Frankreich, nur zu oft Haß und Hohn ge-<lb/> gen ſeine Stammesgenoſſen vernehmen. Er ſelbſt war zu<lb/> billig, um das Natürliche der Motive ſolcher Aeußerungen<lb/> zu verkennen, aber nichts deſto minder verletzten ſie ihn tief,<lb/> wo ſie ihn trafen. Wohlmeinende Freunde beſchloſſen unter<lb/> ſolchen Verhältniſſen, ihn aus dem aufgeregten Berlin auf<lb/> das ſtille Land zu entfernen; die edle Gräflich Itzenplitzſche<lb/> Familie bot willig ein Aſyl, und Chamiſſo lebte in dem-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[III]/0005]
Vorrede des Herausgebers.
Peter Schlemihl iſt in einem bedeutenden Abſchnitte
aus dem Leben ſeines Dichters entſtanden. Das verhängniß-
volle Jahr 1813 fand Chamiſſo in Berlin, als die Bewe-
gung ausbrach, die dem Herrſcher ſeines Vaterlandes in
ihren Folgen den Untergang, Deutſchland die Befreiung
von deſſen Zwingherrſchaft brachte. Wer Kraft in ſeinem
Arm fühlte, der eilte, ihn zu waffnen für Deutſchlands gute
Sache. Chamiſſo hatte nicht allein einen kraftvollen Arm,
ſondern trug ein wahrhaft deutſches Herz in ſeiner Bruſt
und befand ſich dennoch in einer Lage, wie unter Millio-
nen nicht Einer. Denn es galt nicht Kampf für Deutſch-
land allein, ſondern auch Kampf gegen das Volk, dem er
durch Geburt und Familienbande angehörte. Das ſetzte
ihn in Verzweiflung. 〟Die Zeit hat kein Schwert für mich,
nur für mich keins;〞 ſo ſeufzte er oft, und ſtatt der Theil-
nahme an ſeiner einzigen Stellung, mußte er in der Haupt-
ſtadt Preußens, dem Mittelpunkte der Verbündung gegen
Napoleon und Frankreich, nur zu oft Haß und Hohn ge-
gen ſeine Stammesgenoſſen vernehmen. Er ſelbſt war zu
billig, um das Natürliche der Motive ſolcher Aeußerungen
zu verkennen, aber nichts deſto minder verletzten ſie ihn tief,
wo ſie ihn trafen. Wohlmeinende Freunde beſchloſſen unter
ſolchen Verhältniſſen, ihn aus dem aufgeregten Berlin auf
das ſtille Land zu entfernen; die edle Gräflich Itzenplitzſche
Familie bot willig ein Aſyl, und Chamiſſo lebte in dem-
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