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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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/ ausserhalb deß Saltzes / an keinen Dingen mangel läst / deren der Mensch zu auffenthaltung seines Lebens bedarff.

Der Weinwachs erhebt sich weit im Land hinauff / fast am Wormser Gebiet / vnd ziehet sich zu beyden Seithen der Adden das gantze Thal hernider biß an sein End / doch ist die rechte Seit der Adden / als welche die Sonn am meisten hat / viel Vortrefflicher vnnd Weinreicher / als die Lincke.

Sonst in gemein ist dieser Lands Art Wein am Geschmack sehr gut vnnd lieblich / vnnd an der Wirckung trefflich starck / vnnd dem Menschen wegen der natürlichen Wärme vnd außtrucknens der Flüsse für andern fast gesund vnnd dienstlich / dannenher der Poet Virgilius, da er die besten Weinwächs anziehet / vnder anderm sagt;

Et quo te carmine dicam

Rhaetica?

Neben dem Wein hat diß Ländlein auch allerley Getreyd vnd zugemüß / als Weytzen / Rocken / Gersten / Habern / Erbiß / Bonen / Linsen / Hirß vnd anders dergleichen. Vnd begibt sich offt / daß an etlichen Orthen auß einem Bodem viererley Frücht nacheinander in einem Jahr eingesamblet werden. Dann zwischen den Weinräben / die im Herbst jhre Frucht geben / wird Weytzen / Rocken / Korn vnnd anders dergleichen eingesehet / nach der Ernd desselben Getreyds folget Hirse / Heyden / rc. Nach diesem die Rüben. So dann fruchtbare Bäum / wie es etwan geschicht / auch darbey stehen / ist die Nutzung desto grösser. Dann Obs vnd Baumfrücht hat dieses Thal in grosser Anzahl / von allerley Geschlechten / darunder die Edelsten sein Mandeln / Feygen / Granaten / Oliven / Lemonen / Pommerantzen vnd dergleichen / Insonderheit ist der gantze Berg auff der Lincken Seiten der Adden / von dem Wormbser gebiet an / biß zu vnderst deß Thals schier ein eiteler Kesten Wald / welches arnten vnd reichen liebliche vnd Speißhaffte vnderhaltung gibt.

Viel schöner Wiesen vnd mächtig grosse vnnd weite Weydbödem ligen in diesem Land hin vnnd wider / besonders sind die Berge vnnd Zuthäler Graßhafft vnd Weydereich / dannenher diß Thal an allen Enden / vorauß in den Höhen vnd Zuthälen / neben den Rossen / Maulthieren vnnd Eseln / vberflüssig viel Rindvieh / als Kühe vnd Ochsen / auch Schaff vnnd Geyssen oder Ziegen ernehret.

Ingleichem ist diß Land mit allerhand / so wol lauffendem als fliegendem Wildprätt Fürstlich versehen. So sind fast alle Wasser / so wol die Fliessenden / als stehenden Fischreich von allerley Fischen / Adda der Hauptfluß hat besonders einen herrlichen vnnd berühmbten Fang der Forellen / deren vnzahlbar viel grosse / etwan dreissig pfündige vnd drüber gefangen werden. Es hat vber diß auch solch Ländlein gute heylsame warine Bäder / wie auch von Ertz vnd Metall Bergwercke / so hin vnd wider darinnen ligen.

Veltlin wie es an die Grawpünd ter kommen vnd hernach jhnen wider abgenommen worden. Diß Land ist ein gereume zeit von dem Hertzogthumb Meyland bevogtet vnd beamptet worden / hernach im Jahr Christi M. D. XII. als die Eydgnossen vnd Grawpündter dem jungen Hertzog Maximilian von Meyland / das Hertzogthumb wider auß der Frantzosen Hand gerissen vnd jhm zustelleten / hat er hingegen den Eydgnossen die Graffschafft Bellentz / vnd die Vogtheyen Lowertz / Lüggaris / Mendeis vnnd Meinthal / den Grawbündnern aber das Veltlin / die Graffschafften Worms vnd Cleven auff ewiglich vbergeben: Weiln aber theils ins Veltlin von den Graupündtnern verodnete Vögt nachmaln jhres Gewalts vnd eigenen Nutzens sich zuviel vbernommen / haben etliche Landsassen darauff mit dem Meylendischen Gubernatorn einen Verstand gemacht / also daß förters im Jahr 1605. Petrus Enriquez Azenedius, Graff von Fuentes / König. Hispanischer Gubernator deß Hertzogthumbs Meyland vrsach genommen / an der Grentz deß Veltlins an dem Autzgang deß Fluß Adden / ein Pastey vnd Wachthauß / wie auch ein grosse mächtige Festung / Fuentes genant / auf einem erhebten schräffachtigen Bühel / Montechio genant / nahend dem Chumer See / bawen zu lassen / auß welcher nachmaln viel vnfug vnd Gewalt gevbet / vnnd endlich das Veltlin / Graffschafft Cläve / Worms vnnd mehr andere Land vnd Orth von den Spanischen vnd Oesterreichischen den Grawpündtnern abgenommen worden.

Ob sich nu wol nach solchem die Grawvpündter hefftig bemühet solche Orth vnd Land wider in jhren Gewalt zu bringen / haben sie doch zu solchem Zweck nicht allein nicht gelangen können / sondern auch mit grossem Schmertzen anschawen müssen / daß jhre Sachen in einen je länger je ärgern zustand gerathen. Dann nach dem der Lindawische Tag solcher gestalt / wie droben gemeldet / abgelauffen / Der Graw pündter Sachen werden je länger je ärger. die zehen Gericht jhrer Freyheit beraubet / vnd ein grosser Theil von andern Herrschafften jhnen abgenommen worden / hat vber solches noch der Gubernator von Meyland / Hertzog von Ferien das im Obern Grawen Pundt gelegene Mosaxer Thal / für ein Lehen deß Römischen Reichs / doch auß vntüchtigen Gründen / angegeben / aber doch als er sahe / daß solche Praetension bey den Eydgenossen vnd den Pündtnern / die sich hart darwider setzten / nicht mochte durch getrungen werden / liesse er sie endlich wider fallen / vnnd wendete allerhand zu beschönung solcher Fordernung vor.

Pabst Vrban nimpt das Veltlin in Sequestration vnd besetztes. Zu Anfang deß 1624. Jahrs besetzte Bapst Vrbanus der an deß newligst abgestorbenen Gregorij Stell kommen war / das Veltlin mit seinem Volck / vnd ordnete vber solche Besatzung den Margraffen von Bagni. Derselbige aber erzeigte sich gantz Hispanisch. Dem König in Franckreich wolte solches nicht gefallen / begehrte das Veltlin nach dem Madrilischen Tractat restituirt zu haben: hingegen trachtete der König in Hispanien den Paß zu erhalten / vnnd ob wol Franckreich das begehrte in der Güte zu wegen zu bringen sich eusserst bemühet / kündte er doch nichts außrichten.

Derowegen entschloß er sich mit schärpffern Mitteln die Sachen anzugreiffen: schickte dechalben

/ ausserhalb deß Saltzes / an keinen Dingen mangel läst / deren der Mensch zu auffenthaltung seines Lebens bedarff.

Der Weinwachs erhebt sich weit im Land hinauff / fast am Wormser Gebiet / vnd ziehet sich zu beyden Seithen der Adden das gantze Thal hernider biß an sein End / doch ist die rechte Seit der Adden / als welche die Sonn am meisten hat / viel Vortrefflicher vnnd Weinreicher / als die Lincke.

Sonst in gemein ist dieser Lands Art Wein am Geschmack sehr gut vnnd lieblich / vnnd an der Wirckung trefflich starck / vnnd dem Menschen wegen der natürlichen Wärme vñ außtrucknens der Flüsse für andern fast gesund vnnd dienstlich / dannenher der Poet Virgilius, da er die besten Weinwächs anziehet / vnder anderm sagt;

⸺Et quo te carmine dicam

Rhaetica?

Neben dem Wein hat diß Ländlein auch allerley Getreyd vnd zugemüß / als Weytzen / Rocken / Gersten / Habern / Erbiß / Bonen / Linsen / Hirß vnd anders dergleichen. Vnd begibt sich offt / daß an etlichen Orthen auß einem Bodem viererley Frücht nacheinander in einem Jahr eingesamblet werden. Dann zwischen den Weinräben / die im Herbst jhre Frucht geben / wird Weytzen / Rocken / Korn vnnd anders dergleichen eingesehet / nach der Ernd desselben Getreyds folget Hirse / Heyden / rc. Nach diesem die Rüben. So dann fruchtbare Bäum / wie es etwan geschicht / auch darbey stehen / ist die Nutzung desto grösser. Dann Obs vnd Baumfrücht hat dieses Thal in grosser Anzahl / von allerley Geschlechten / darunder die Edelsten sein Mandeln / Feygen / Granaten / Oliven / Lemonen / Pommerantzen vnd dergleichen / Insonderheit ist der gantze Berg auff der Lincken Seiten der Adden / von dem Wormbser gebiet an / biß zu vnderst deß Thals schier ein eiteler Kesten Wald / welches arnten vnd reichen liebliche vnd Speißhaffte vnderhaltung gibt.

Viel schöner Wiesen vnd mächtig grosse vnnd weite Weydbödem ligen in diesem Land hin vnnd wider / besonders sind die Berge vnnd Zuthäler Graßhafft vnd Weydereich / dannenher diß Thal an allen Enden / vorauß in den Höhen vnd Zuthälen / neben den Rossen / Maulthieren vnnd Eseln / vberflüssig viel Rindvieh / als Kühe vnd Ochsen / auch Schaff vnnd Geyssen oder Ziegen ernehret.

Ingleichem ist diß Land mit allerhand / so wol lauffendem als fliegendem Wildprätt Fürstlich versehen. So sind fast alle Wasser / so wol die Fliessenden / als stehenden Fischreich von allerley Fischen / Adda der Hauptfluß hat besonders einen herrlichen vnnd berühmbten Fang der Forellen / deren vnzahlbar viel grosse / etwan dreissig pfündige vnd drüber gefangen werden. Es hat vber diß auch solch Ländlein gute heylsame warine Bäder / wie auch von Ertz vnd Metall Bergwercke / so hin vnd wider darinnen ligen.

Veltlin wie es an die Grawpünd ter kommen vnd hernach jhnen wider abgenommen wordẽ. Diß Land ist ein gereume zeit von dem Hertzogthumb Meyland bevogtet vnd beamptet worden / hernach im Jahr Christi M. D. XII. als die Eydgnossen vnd Grawpündter dem jungen Hertzog Maximilian von Meyland / das Hertzogthumb wider auß der Frantzosen Hand gerissen vnd jhm zustelleten / hat er hingegen den Eydgnossen die Graffschafft Bellentz / vnd die Vogtheyen Lowertz / Lüggaris / Mendeis vnnd Meinthal / den Grawbündnern aber das Veltlin / die Graffschafften Worms vnd Cleven auff ewiglich vbergeben: Weiln aber theils ins Veltlin von den Graupündtnern verodnete Vögt nachmaln jhres Gewalts vñ eigenen Nutzens sich zuviel vbernommen / haben etliche Landsassen darauff mit dem Meylendischen Gubernatorn einen Verstand gemacht / also daß förters im Jahr 1605. Petrus Enriquez Azenedius, Graff võ Fuentes / König. Hispanischer Gubernator deß Hertzogthumbs Meyland vrsach genommen / an der Grentz deß Veltlins an dem Autzgang deß Fluß Adden / ein Pastey vnd Wachthauß / wie auch ein grosse mächtige Festung / Fuentes genant / auf einem erhebten schräffachtigen Bühel / Montechio genant / nahend dem Chumer See / bawen zu lassen / auß welcher nachmaln viel vnfug vnd Gewalt gevbet / vnnd endlich das Veltlin / Graffschafft Cläve / Worms vnnd mehr andere Land vnd Orth von den Spanischen vnd Oesterreichischen den Grawpündtnern abgenommen worden.

Ob sich nu wol nach solchem die Grawvpündter hefftig bemühet solche Orth vnd Land wider in jhren Gewalt zu bringen / haben sie doch zu solchem Zweck nicht allein nicht gelangen können / sondern auch mit grossem Schmertzen anschawen müssen / daß jhre Sachen in einen je länger je ärgern zustand gerathen. Dann nach dem der Lindawische Tag solcher gestalt / wie droben gemeldet / abgelauffen / Der Graw pündter Sachen werden je länger je ärger. die zehen Gericht jhrer Freyheit beraubet / vnd ein grosser Theil von andern Herrschafften jhnen abgenommen worden / hat vber solches noch der Gubernator von Meyland / Hertzog von Ferien das im Obern Grawen Pundt gelegene Mosaxer Thal / für ein Lehen deß Römischen Reichs / doch auß vntüchtigen Gründen / angegeben / aber doch als er sahe / daß solche Praetension bey den Eydgenossen vnd den Pündtnern / die sich hart darwider setzten / nicht mochte durch getrungen werden / liesse er sie endlich wider fallen / vnnd wendete allerhand zu beschönung solcher Fordernung vor.

Pabst Vrban nimpt das Veltlin in Sequestration vñ besetztes. Zu Anfang deß 1624. Jahrs besetzte Bapst Vrbanus der an deß newligst abgestorbenen Gregorij Stell kommen war / das Veltlin mit seinem Volck / vnd ordnete vber solche Besatzung den Margraffen von Bagni. Derselbige aber erzeigte sich gantz Hispanisch. Dem König in Franckreich wolte solches nicht gefallen / begehrte das Veltlin nach dem Madrilischen Tractat restituirt zu haben: hingegen trachtete der König in Hispanien den Paß zu erhalten / vnnd ob wol Franckreich das begehrte in der Güte zu wegen zu bringen sich eusserst bemühet / kündte er doch nichts außrichten.

Derowegen entschloß er sich mit schärpffern Mitteln die Sachẽ anzugreiffen: schickte dechalben

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          <p>Viel schöner Wiesen vnd mächtig grosse vnnd weite Weydbödem ligen in diesem Land                      hin vnnd wider / besonders sind die Berge vnnd Zuthäler Graßhafft vnd Weydereich                      / dannenher diß Thal an allen Enden / vorauß in den Höhen vnd Zuthälen / neben                      den Rossen / Maulthieren vnnd Eseln / vberflüssig viel Rindvieh / als Kühe vnd                      Ochsen / auch Schaff vnnd Geyssen oder Ziegen ernehret.</p>
          <p>Ingleichem ist diß Land mit allerhand / so wol lauffendem als fliegendem                      Wildprätt Fürstlich versehen. So sind fast alle Wasser / so wol die Fliessenden                      / als stehenden Fischreich von allerley Fischen / Adda der Hauptfluß hat                      besonders einen herrlichen vnnd berühmbten Fang der Forellen / deren vnzahlbar                      viel grosse / etwan dreissig pfündige vnd drüber gefangen werden. Es hat vber                      diß auch solch Ländlein gute heylsame warine Bäder / wie auch von Ertz vnd                      Metall Bergwercke / so hin vnd wider darinnen ligen.</p>
          <p><note place="left">Veltlin wie es an die Grawpünd ter kommen vnd hernach                          jhnen wider abgenommen worde&#x0303;.</note> Diß Land ist ein gereume zeit von dem                      Hertzogthumb Meyland bevogtet vnd beamptet worden / hernach im Jahr Christi M.                      D. XII. als die Eydgnossen vnd Grawpündter dem jungen Hertzog Maximilian von                      Meyland / das Hertzogthumb wider auß der Frantzosen Hand gerissen vnd jhm                      zustelleten / hat er hingegen den Eydgnossen die Graffschafft Bellentz / vnd die                      Vogtheyen Lowertz / Lüggaris / Mendeis vnnd Meinthal / den Grawbündnern aber das                      Veltlin / die Graffschafften Worms vnd Cleven auff ewiglich vbergeben: Weiln                      aber theils ins Veltlin von den Graupündtnern verodnete Vögt nachmaln jhres                      Gewalts vn&#x0303; eigenen Nutzens sich zuviel vbernommen / haben etliche                      Landsassen darauff mit dem Meylendischen Gubernatorn einen Verstand gemacht /                      also daß förters im Jahr 1605. Petrus Enriquez Azenedius, Graff vo&#x0303; Fuentes / König. Hispanischer Gubernator deß Hertzogthumbs Meyland vrsach                      genommen / an der Grentz deß Veltlins an dem Autzgang deß Fluß Adden / ein                      Pastey vnd Wachthauß / wie auch ein grosse mächtige Festung / Fuentes genant /                      auf einem erhebten schräffachtigen Bühel / Montechio genant / nahend dem Chumer                      See / bawen zu lassen / auß welcher nachmaln viel vnfug vnd Gewalt gevbet / vnnd                      endlich das Veltlin / Graffschafft Cläve / Worms vnnd mehr andere Land vnd Orth                      von den Spanischen vnd Oesterreichischen den Grawpündtnern abgenommen worden.</p>
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[918/1027] / ausserhalb deß Saltzes / an keinen Dingen mangel läst / deren der Mensch zu auffenthaltung seines Lebens bedarff. Der Weinwachs erhebt sich weit im Land hinauff / fast am Wormser Gebiet / vnd ziehet sich zu beyden Seithen der Adden das gantze Thal hernider biß an sein End / doch ist die rechte Seit der Adden / als welche die Sonn am meisten hat / viel Vortrefflicher vnnd Weinreicher / als die Lincke. Sonst in gemein ist dieser Lands Art Wein am Geschmack sehr gut vnnd lieblich / vnnd an der Wirckung trefflich starck / vnnd dem Menschen wegen der natürlichen Wärme vñ außtrucknens der Flüsse für andern fast gesund vnnd dienstlich / dannenher der Poet Virgilius, da er die besten Weinwächs anziehet / vnder anderm sagt; ⸺Et quo te carmine dicam Rhaetica? Neben dem Wein hat diß Ländlein auch allerley Getreyd vnd zugemüß / als Weytzen / Rocken / Gersten / Habern / Erbiß / Bonen / Linsen / Hirß vnd anders dergleichen. Vnd begibt sich offt / daß an etlichen Orthen auß einem Bodem viererley Frücht nacheinander in einem Jahr eingesamblet werden. Dann zwischen den Weinräben / die im Herbst jhre Frucht geben / wird Weytzen / Rocken / Korn vnnd anders dergleichen eingesehet / nach der Ernd desselben Getreyds folget Hirse / Heyden / rc. Nach diesem die Rüben. So dann fruchtbare Bäum / wie es etwan geschicht / auch darbey stehen / ist die Nutzung desto grösser. Dann Obs vnd Baumfrücht hat dieses Thal in grosser Anzahl / von allerley Geschlechten / darunder die Edelsten sein Mandeln / Feygen / Granaten / Oliven / Lemonen / Pommerantzen vnd dergleichen / Insonderheit ist der gantze Berg auff der Lincken Seiten der Adden / von dem Wormbser gebiet an / biß zu vnderst deß Thals schier ein eiteler Kesten Wald / welches arnten vnd reichen liebliche vnd Speißhaffte vnderhaltung gibt. Viel schöner Wiesen vnd mächtig grosse vnnd weite Weydbödem ligen in diesem Land hin vnnd wider / besonders sind die Berge vnnd Zuthäler Graßhafft vnd Weydereich / dannenher diß Thal an allen Enden / vorauß in den Höhen vnd Zuthälen / neben den Rossen / Maulthieren vnnd Eseln / vberflüssig viel Rindvieh / als Kühe vnd Ochsen / auch Schaff vnnd Geyssen oder Ziegen ernehret. Ingleichem ist diß Land mit allerhand / so wol lauffendem als fliegendem Wildprätt Fürstlich versehen. So sind fast alle Wasser / so wol die Fliessenden / als stehenden Fischreich von allerley Fischen / Adda der Hauptfluß hat besonders einen herrlichen vnnd berühmbten Fang der Forellen / deren vnzahlbar viel grosse / etwan dreissig pfündige vnd drüber gefangen werden. Es hat vber diß auch solch Ländlein gute heylsame warine Bäder / wie auch von Ertz vnd Metall Bergwercke / so hin vnd wider darinnen ligen. Diß Land ist ein gereume zeit von dem Hertzogthumb Meyland bevogtet vnd beamptet worden / hernach im Jahr Christi M. D. XII. als die Eydgnossen vnd Grawpündter dem jungen Hertzog Maximilian von Meyland / das Hertzogthumb wider auß der Frantzosen Hand gerissen vnd jhm zustelleten / hat er hingegen den Eydgnossen die Graffschafft Bellentz / vnd die Vogtheyen Lowertz / Lüggaris / Mendeis vnnd Meinthal / den Grawbündnern aber das Veltlin / die Graffschafften Worms vnd Cleven auff ewiglich vbergeben: Weiln aber theils ins Veltlin von den Graupündtnern verodnete Vögt nachmaln jhres Gewalts vñ eigenen Nutzens sich zuviel vbernommen / haben etliche Landsassen darauff mit dem Meylendischen Gubernatorn einen Verstand gemacht / also daß förters im Jahr 1605. Petrus Enriquez Azenedius, Graff võ Fuentes / König. Hispanischer Gubernator deß Hertzogthumbs Meyland vrsach genommen / an der Grentz deß Veltlins an dem Autzgang deß Fluß Adden / ein Pastey vnd Wachthauß / wie auch ein grosse mächtige Festung / Fuentes genant / auf einem erhebten schräffachtigen Bühel / Montechio genant / nahend dem Chumer See / bawen zu lassen / auß welcher nachmaln viel vnfug vnd Gewalt gevbet / vnnd endlich das Veltlin / Graffschafft Cläve / Worms vnnd mehr andere Land vnd Orth von den Spanischen vnd Oesterreichischen den Grawpündtnern abgenommen worden. Veltlin wie es an die Grawpünd ter kommen vnd hernach jhnen wider abgenommen wordẽ. Ob sich nu wol nach solchem die Grawvpündter hefftig bemühet solche Orth vnd Land wider in jhren Gewalt zu bringen / haben sie doch zu solchem Zweck nicht allein nicht gelangen können / sondern auch mit grossem Schmertzen anschawen müssen / daß jhre Sachen in einen je länger je ärgern zustand gerathen. Dann nach dem der Lindawische Tag solcher gestalt / wie droben gemeldet / abgelauffen / die zehen Gericht jhrer Freyheit beraubet / vnd ein grosser Theil von andern Herrschafften jhnen abgenommen worden / hat vber solches noch der Gubernator von Meyland / Hertzog von Ferien das im Obern Grawen Pundt gelegene Mosaxer Thal / für ein Lehen deß Römischen Reichs / doch auß vntüchtigen Gründen / angegeben / aber doch als er sahe / daß solche Praetension bey den Eydgenossen vnd den Pündtnern / die sich hart darwider setzten / nicht mochte durch getrungen werden / liesse er sie endlich wider fallen / vnnd wendete allerhand zu beschönung solcher Fordernung vor. Der Graw pündter Sachen werden je länger je ärger. Zu Anfang deß 1624. Jahrs besetzte Bapst Vrbanus der an deß newligst abgestorbenen Gregorij Stell kommen war / das Veltlin mit seinem Volck / vnd ordnete vber solche Besatzung den Margraffen von Bagni. Derselbige aber erzeigte sich gantz Hispanisch. Dem König in Franckreich wolte solches nicht gefallen / begehrte das Veltlin nach dem Madrilischen Tractat restituirt zu haben: hingegen trachtete der König in Hispanien den Paß zu erhalten / vnnd ob wol Franckreich das begehrte in der Güte zu wegen zu bringen sich eusserst bemühet / kündte er doch nichts außrichten. Pabst Vrban nimpt das Veltlin in Sequestration vñ besetztes. Derowegen entschloß er sich mit schärpffern Mitteln die Sachẽ anzugreiffen: schickte dechalben

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1027
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1027>, abgerufen am 28.07.2024.