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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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mangel an Gelt / sondern auch an Victualien vnd anderer Notthurfft / welches allem Vorhaben im Krieg den Krebsgang zumachen pflegt / einfiel / fieng das Volck an hauffenweiß zuverlauffen. Derhalben Manßfeld vnd Hertzog Christian / der gäntzlichen Ruin jhrer Armee vorzukommen / dem Churfürstenthumb Cölln muß herhalten. Volck den Zaum etwz lassen müssen / welchs darauf in den Cölnischen Dörffern vnd Flecken mit Rauben vnd Brennen grossen Schaden gethan. Vnder andern hat auch Hertzog Christian mit 4. Comp. Reutern vnd in 600. zu Fuß den Chur Cölnischen Flecken Ordingen mit einem Petard eröffnet / außgeplündert vnnd etliche vornehme Personen zu Geiseln für 20000. Reichsthaler mit sich weggeführet.

Obrister Gend gewinnt vnd verliert etliche Orth in der Graffschafft Ravensperg. Hierzwischen thäte der Obriste Gend / so gleichfals mit etlichem Volck ins Reich ziehen / vnd den Ligistischen vnd Keyserischen zuthun machen wollen / in der Grafschafft Ravenspurg auch sein bestes / eroberte die Statt Hervorden vnd bald darauf auch Bilefeld / so mit einer Spanischen Besatzung versehen war / dahin schickte er etliche frische junge Soldaten / die sich mit Weibskleidern angethan vnd verstellet hatten / vnd nach dem sie deß Abends hinein kommen / in der Nacht die Thor eröffneten / vnd jn mit dem vbrigen Volck einliessen. Weil er nun auch deß Schlosses Sparenberg / so bey gedachter Statt auff einem Felsen gelegen / damit er also einen bequemen Paß haben möchte / gern Meister gewesen were / hat er solches mit etlichen Kriegsvnd Landvolck belägert / vnd mit 9. Stücken beschossen. Aber er konte nit allein sein Vorhaben nit ins Werck richten / sondern verlohr noch darüber alles wider / wz er der Orten gewonnen hatte. Dann Tilly ziehet zu Feld. der Graff von Tilly / welcher eben damals / weil die Dennemärckische vnd Nidersächs. Verfassungen starck fortgiengen / vnd dz newgeworbene Kriegsvolck den Weserstrohm je länger je näher kam / sein in Hessen vnd der Wetteraw vnd andern Graffvnd Herrschafften einquartiertes Volck gesamblet / vnd damit ins Stifft Paderborn angezogen war / schickte auf anhalten der Spanischen Guarnison ein starcken Succurß von etlich 1000. Mannen vnder dem Obristen Erwitte dahin / dessen Ankunft die Gentische vngeacht sie sich zimlich starck verschantzt / nit erwarten wolten / sondern die Belägerung quittierten vnd sich bey zeiten außm Staub machten. Worauf Erwitte auch Bilefeld vnd anders / so sie zuvor eingenommen / wider eroberte. Wurde also Genthen Impressa zeitlich gehindert.

Graffvon Anhold hat ein vergeblichen Anschlag auff dz Manßfeldische vnd Braunschweigische Läger. In dessen nahm jm auch der Graf von Anhold vor / dz Manßfeld-vnd Braunschweigische Läger am Rhein heimzusuchen / zog zu dem End mit in 6000. Mann zu Fuß vnd 2000. Reutern dahin / vnd nach dem er den 17. Julij dz meiste Volck an einem bequemen Orth in Hinderhalt gelegt / praesentierte er sich mit etlich wenig Truppen auff der einen Seiten deß Rheins für Hertzog Christians Läger / der Meynung selbigen also auß seinen Vortheil herauß vnd auf den Hinderhalt zu locken: aber Hertzog Christian roch diesen Braten / wolte sich derhalben nit auß seinen Schantzen begeben / vngeachtet sein Volck zum Schlagen gantz begirig war / also daß ers mit Gewalt zurück halten mußte: gleichwol ward mit dem Geschütz nit gefeyret / sondern dergestalt auff die Anholdische Fewer gegeben / daß jrer vber 100. erschossen vnd beschädiget wurden / mußten also endlich vnverrich er Dingen sich wider zurück begeben.

Keyser Ferdinand läßt ein newe Armee vnder dem von Wallenstein richten. Es hat auch J. M. Keyser Ferdinand bey so gestalten Sachen / auff allen begebenden Fall sein Kriegsbereitschafften machen / vnd vnder den Herrn von Wallstein / den er zu einem Fürsten von Friedland gemacht / ein frische Armee richten lassen / vnd vmb den halben Junium wegen Einquartirung theils solches Volcks an den Fränckischen vnd nechst angräntzenden Schwäbischen Crayß eine Missiv ergehen lassen / dieses Innhalts:

Ob zwar J. M. seithero Antrettung jhrer Keyserlichen Regierung allwegen / auß Vätterlichem Eyfer vnd Sorgfalt sich bemühet / im Rö. Reich Teutscher Nation den werthen Frieden widerzubringen vnd fortzupflantzen / gestalt dann solches auß jren Actionen genugsamm zubeweisen: wie dann J. M. zu solchem End auch auff vorhergangene mit Chur-vnd Fürsten gepflogene vnderschiedliche Praeparatorien einen Deputationtag auf den 16. Aug. inmassen jhnen / den Craysen / dann auch nit vnbewust were / in der Statt Vlm anstellen vnd außschreiben lassen / der Hoffnung vermittelst desselben jhre friedliebende Intentionen dermal eins zu einem gewünschten End eines allgemeinen durchgehenden Friedens zubringen / so hette sie doch deme zugegen im Werck erfahren / wz massen jhre vnd der gehorsamen Chur-Fürsten vnd Ständen deß Reichs Feinde / Aechter vnd Rebellen / mit jren blutdürstigen Anschlägen vnd Practicken solche wolgemeinte Intention zuverhindern kein Mühe noch Arbeit jemals gespart hetten / ja auch dißfals / da J. M. obverstandener massen / so wol der nothwendigen Praeparatorien / als Anstell-vnd Vollziehung gedachten Deputationtags halber in völligem Werck begriffen gewesen vnd noch weren / jhre boßhafftige Consilien allererst dahin gewendet / wie sie durch zuziehung frembder Potentaten / dz durch die Keyserl. Victorien zimlich vnder die Aschen gelegte Fewer stärcker aufblasen / vnd das Rö. Reich durch völlige Inflammation in die eusserste Desolation stürtzen möchten: gestalt dann zu durchtringung dieses Vorhabens auf einer seiten den Türcken ins Spiel zubringen / vnd andere daherumb benachbarte wider J. M. vnd sonderlich den Fürsten in Siebenbürgen aufzuwickeln vnderstanden / vnd zu Erlangung solcher Adhaerentz von newem theils J. M. Erbkönigreich vnd Landen / denselben zu einer Beut vnd Recompens vorgesetzt vnd auß gezeichnet hetten: Auf der andern Seiten aber der proscribirte Manßfelder mit seinem diß Jahr von newem von Engelländern / Frantzosen vnd anderm Kriegsvolck auß Holland / sampt seinen Helffern sich wider herauffwarts gegen dem Rhein gewendet / daselbsten allbereit feindlich eingebrochen / vnd seiner bekanten Art nach / mit Morden / Rauben / Brennen / Brandschätzen / Rantzioniren / wie vor diesem in vnderschiedlichen Reichs-Craysen mit männiglichs grossem Schaden ohn

mangel an Gelt / sondern auch an Victualien vnd anderer Notthurfft / welches allem Vorhaben im Krieg den Krebsgang zumachen pflegt / einfiel / fieng das Volck an hauffenweiß zuverlauffen. Derhalben Manßfeld vnd Hertzog Christian / der gäntzlichen Ruin jhrer Armee vorzukommen / dem Churfürstenthumb Cölln muß herhalten. Volck den Zaum etwz lassen müssen / welchs darauf in den Cölnischen Dörffern vnd Flecken mit Rauben vnd Brennen grossen Schaden gethan. Vnder andern hat auch Hertzog Christian mit 4. Comp. Reutern vnd in 600. zu Fuß den Chur Cölnischen Flecken Ordingen mit einem Petard eröffnet / außgeplündert vnnd etliche vornehme Personen zu Geiseln für 20000. Reichsthaler mit sich weggeführet.

Obrister Gend gewinnt vnd verliert etliche Orth in der Graffschafft Ravensperg. Hierzwischen thäte der Obriste Gend / so gleichfals mit etlichem Volck ins Reich ziehen / vnd den Ligistischen vnd Keyserischen zuthun machẽ wollen / in der Grafschafft Ravenspurg auch sein bestes / eroberte die Statt Hervorden vñ bald darauf auch Bilefeld / so mit einer Spanischen Besatzũg versehen war / dahin schickte er etliche frische junge Soldaten / die sich mit Weibskleidern angethan vnd verstellet hattẽ / vnd nach dem sie deß Abends hinein kom̃en / in der Nacht die Thor eröffneten / vnd jn mit dem vbrigen Volck einliessen. Weil er nun auch deß Schlosses Sparenberg / so bey gedachter Statt auff einem Felsen gelegen / damit er also einen bequemen Paß habẽ möchte / gern Meister gewesẽ were / hat er solches mit etlichẽ Kriegsvnd Landvolck belägert / vnd mit 9. Stücken beschossen. Aber er konte nit allein sein Vorhabẽ nit ins Werck richten / sondern verlohr noch darüber alles wider / wz er der Ortẽ gewonnen hatte. Dañ Tilly ziehet zu Feld. der Graff von Tilly / welcher eben damals / weil die Dennemärckische vnd Nidersächs. Verfassungẽ starck fortgiengen / vnd dz newgeworbene Kriegsvolck dẽ Weserstrohm je länger je näher kam / sein in Hessen vnd der Wetteraw vnd andern Graffvnd Herrschafften einquartiertes Volck gesamblet / vnd damit ins Stifft Paderborn angezogen war / schickte auf anhalten der Spanischen Guarnison ein starcken Succurß võ etlich 1000. Mannen vnder dem Obristen Erwitte dahin / dessen Ankunft die Gentische vngeacht sie sich zimlich starck verschantzt / nit erwarten woltẽ / sondern die Belägerũg quittierten vñ sich bey zeiten außm Staub machtẽ. Worauf Erwitte auch Bilefeld vnd anders / so sie zuvor eingenommen / wider eroberte. Wurde also Genthen Impressa zeitlich gehindert.

Graffvon Anhold hat ein vergeblichen Anschlag auff dz Manßfeldische vñ Braunschweigische Läger. In dessen nahm jm auch der Graf von Anhold vor / dz Manßfeld-vnd Braunschweigische Läger am Rhein heimzusuchen / zog zu dem End mit in 6000. Mann zu Fuß vnd 2000. Reutern dahin / vnd nach dem er den 17. Julij dz meiste Volck an einem bequemen Orth in Hinderhalt gelegt / praesentierte er sich mit etlich wenig Truppen auff der einen Seiten deß Rheins für Hertzog Christians Läger / der Meynung selbigen also auß seinẽ Vortheil herauß vñ auf den Hinderhalt zu locken: aber Hertzog Christian roch diesen Braten / wolte sich derhalben nit auß seinen Schantzen begebẽ / vngeachtet sein Volck zum Schlagẽ gantz begirig war / also daß ers mit Gewalt zurück halten mußte: gleichwol ward mit dem Geschütz nit gefeyret / sondern dergestalt auff die Anholdische Fewer gegeben / daß jrer vber 100. erschossen vnd beschädiget wurden / mußten also endlich vnverrich er Dingen sich wider zurück begeben.

Keyser Ferdinand läßt ein newe Armee vnder dem von Wallenstein richten. Es hat auch J. M. Keyser Ferdinand bey so gestalten Sachen / auff allen begebenden Fall sein Kriegsbereitschafften machen / vñ vnder dẽ Herrn von Wallstein / den er zu einem Fürsten von Friedland gemacht / ein frische Armee richten lassen / vñ vmb den halben Junium wegen Einquartirung theils solches Volcks an den Fränckischen vnd nechst angräntzenden Schwäbischen Crayß eine Missiv ergehen lassen / dieses Innhalts:

Ob zwar J. M. seithero Antrettung jhrer Keyserlichen Regierung allwegen / auß Vätterlichem Eyfer vnd Sorgfalt sich bemühet / im Rö. Reich Teutscher Nation den werthen Frieden widerzubringen vnd fortzupflantzen / gestalt dann solches auß jren Actionen genugsam̃ zubeweisen: wie dañ J. M. zu solchem End auch auff vorhergangene mit Chur-vnd Fürstẽ gepflogene vnderschiedliche Praeparatorien einen Deputationtag auf den 16. Aug. inmassen jhnen / den Craysen / dann auch nit vnbewust were / in der Statt Vlm anstellen vnd außschreiben lassen / der Hoffnung vermittelst desselben jhre friedliebende Intentionen dermal eins zu einem gewünschten End eines allgemeinen durchgehenden Friedens zubringẽ / so hette sie doch deme zugegen im Werck erfahren / wz massen jhre vnd der gehorsamen Chur-Fürsten vnd Ständen deß Reichs Feinde / Aechter vnd Rebellen / mit jren blutdürstigen Anschlägen vnd Practicken solche wolgemeinte Intention zuverhindern kein Mühe noch Arbeit jemals gespart hettẽ / ja auch dißfals / da J. M. obverstandener massen / so wol der nothwendigen Praeparatorien / als Anstell-vnd Vollziehung gedachten Deputationtags halber in völligem Werck begriffen gewesen vnd noch weren / jhre boßhafftige Consilien allererst dahin gewendet / wie sie durch zuziehung frembder Potentaten / dz durch die Keyserl. Victorien zimlich vnder die Aschen gelegte Fewer stärcker aufblasen / vnd das Rö. Reich durch völlige Inflam̃ation in die eusserste Desolation stürtzen möchten: gestalt dann zu durchtringung dieses Vorhabens auf einer seiten den Türcken ins Spiel zubringen / vnd andere daherumb benachbarte wider J. M. vnd sonderlich den Fürsten in Siebenbürgẽ aufzuwickeln vnderstanden / vnd zu Erlangung solcher Adhaerentz võ newem theils J. M. Erbkönigreich vnd Landen / denselben zu einer Beut vñ Recompens vorgesetzt vnd auß gezeichnet hetten: Auf der andern Seiten aber der proscribirte Manßfelder mit seinem diß Jahr von newem von Engelländern / Frantzosen vnd anderm Kriegsvolck auß Holland / sampt seinen Helffern sich wider herauffwarts gegen dem Rhein gewendet / daselbsten allbereit feindlich eingebrochen / vñ seiner bekanten Art nach / mit Morden / Rauben / Breñen / Brandschätzen / Rantzioniren / wie vor diesem in vnderschiedlichen Reichs-Craysen mit männiglichs grossem Schaden ohn

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          <p><note place="left">Obrister Gend gewinnt vnd verliert etliche Orth in der                          Graffschafft Ravensperg.</note> Hierzwischen thäte der Obriste Gend / so                      gleichfals mit etlichem Volck ins Reich ziehen / vnd den Ligistischen vnd                      Keyserischen zuthun mache&#x0303; wollen / in der Grafschafft Ravenspurg auch sein                      bestes / eroberte die Statt Hervorden vn&#x0303; bald darauf auch                      Bilefeld / so mit einer Spanischen Besatzu&#x0303;g versehen war / dahin                      schickte er etliche frische junge Soldaten / die sich mit Weibskleidern angethan                      vnd verstellet hatte&#x0303; / vnd nach dem sie deß Abends hinein kom&#x0303;en / in der Nacht die Thor eröffneten / vnd jn mit dem vbrigen                      Volck einliessen. Weil er nun auch deß Schlosses Sparenberg / so bey gedachter                      Statt auff einem Felsen gelegen / damit er also einen bequemen Paß habe&#x0303; möchte / gern Meister gewese&#x0303; were / hat er solches mit                          etliche&#x0303; Kriegsvnd Landvolck belägert / vnd mit 9. Stücken                      beschossen. Aber er konte nit allein sein Vorhabe&#x0303; nit ins Werck richten /                      sondern verlohr noch darüber alles wider / wz er der Orte&#x0303;                      gewonnen hatte. Dan&#x0303;                      <note place="left">Tilly ziehet zu Feld.</note> der Graff von Tilly /                      welcher eben damals / weil die Dennemärckische vnd Nidersächs. Verfassunge&#x0303;                      starck fortgiengen / vnd dz newgeworbene Kriegsvolck de&#x0303;                      Weserstrohm je länger je näher kam / sein in Hessen vnd der Wetteraw vnd andern                      Graffvnd Herrschafften einquartiertes Volck gesamblet / vnd damit ins Stifft                      Paderborn angezogen war / schickte auf anhalten der Spanischen Guarnison ein                      starcken Succurß vo&#x0303; etlich 1000. Mannen vnder dem Obristen                      Erwitte dahin / dessen Ankunft die Gentische vngeacht sie sich zimlich starck                      verschantzt / nit erwarten wolte&#x0303; / sondern die Belägeru&#x0303;g                      quittierten vn&#x0303; sich bey zeiten außm Staub machte&#x0303;.                      Worauf Erwitte auch Bilefeld vnd anders / so sie zuvor eingenommen / wider                      eroberte. Wurde also Genthen Impressa zeitlich gehindert.</p>
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          <p>Ob zwar J. M. seithero Antrettung jhrer Keyserlichen Regierung allwegen / auß                      Vätterlichem Eyfer vnd Sorgfalt sich bemühet / im Rö. Reich Teutscher Nation den                      werthen Frieden widerzubringen vnd fortzupflantzen / gestalt dann solches auß                      jren Actionen genugsam&#x0303; zubeweisen: wie dan&#x0303; J. M.                      zu solchem End auch auff vorhergangene mit Chur-vnd Fürste&#x0303;                      gepflogene vnderschiedliche Praeparatorien einen Deputationtag auf den 16. Aug.                      inmassen jhnen / den Craysen / dann auch nit vnbewust were / in der Statt Vlm                      anstellen vnd außschreiben lassen / der Hoffnung vermittelst desselben jhre                      friedliebende Intentionen dermal eins zu einem gewünschten End eines allgemeinen                      durchgehenden Friedens zubringe&#x0303; / so hette sie doch deme zugegen                      im Werck erfahren / wz massen jhre vnd der gehorsamen Chur-Fürsten vnd Ständen                      deß Reichs Feinde / Aechter vnd Rebellen / mit jren blutdürstigen Anschlägen vnd                      Practicken solche wolgemeinte Intention zuverhindern kein Mühe noch Arbeit                      jemals gespart hette&#x0303; / ja auch dißfals / da J. M. obverstandener                      massen / so wol der nothwendigen Praeparatorien / als Anstell-vnd Vollziehung                      gedachten Deputationtags halber in völligem Werck begriffen gewesen vnd noch                      weren / jhre boßhafftige Consilien allererst dahin gewendet / wie sie durch                      zuziehung frembder Potentaten / dz durch die Keyserl. Victorien zimlich vnder                      die Aschen gelegte Fewer stärcker aufblasen / vnd das Rö. Reich durch völlige                          Inflam&#x0303;ation in die eusserste Desolation stürtzen möchten:                      gestalt dann zu durchtringung dieses Vorhabens auf einer seiten den Türcken ins                      Spiel zubringen / vnd andere daherumb benachbarte wider J. M. vnd sonderlich den                      Fürsten in Siebenbürge&#x0303; aufzuwickeln vnderstanden / vnd zu Erlangung solcher                      Adhaerentz vo&#x0303; newem theils J. M. Erbkönigreich vnd Landen /                      denselben zu einer Beut vn&#x0303; Recompens vorgesetzt vnd auß                      gezeichnet hetten: Auf der andern Seiten aber der proscribirte Manßfelder mit                      seinem diß Jahr von newem von Engelländern / Frantzosen vnd anderm Kriegsvolck                      auß Holland / sampt seinen Helffern sich wider herauffwarts gegen dem Rhein                      gewendet / daselbsten allbereit feindlich eingebrochen / vn&#x0303;                      seiner bekanten Art nach / mit Morden / Rauben / Bren&#x0303;en /                      Brandschätzen / Rantzioniren / wie vor diesem in vnderschiedlichen                      Reichs-Craysen mit männiglichs grossem Schaden ohn
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[951/1074] mangel an Gelt / sondern auch an Victualien vnd anderer Notthurfft / welches allem Vorhaben im Krieg den Krebsgang zumachen pflegt / einfiel / fieng das Volck an hauffenweiß zuverlauffen. Derhalben Manßfeld vnd Hertzog Christian / der gäntzlichen Ruin jhrer Armee vorzukommen / dem Volck den Zaum etwz lassen müssen / welchs darauf in den Cölnischen Dörffern vnd Flecken mit Rauben vnd Brennen grossen Schaden gethan. Vnder andern hat auch Hertzog Christian mit 4. Comp. Reutern vnd in 600. zu Fuß den Chur Cölnischen Flecken Ordingen mit einem Petard eröffnet / außgeplündert vnnd etliche vornehme Personen zu Geiseln für 20000. Reichsthaler mit sich weggeführet. Churfürstenthumb Cölln muß herhalten. Hierzwischen thäte der Obriste Gend / so gleichfals mit etlichem Volck ins Reich ziehen / vnd den Ligistischen vnd Keyserischen zuthun machẽ wollen / in der Grafschafft Ravenspurg auch sein bestes / eroberte die Statt Hervorden vñ bald darauf auch Bilefeld / so mit einer Spanischen Besatzũg versehen war / dahin schickte er etliche frische junge Soldaten / die sich mit Weibskleidern angethan vnd verstellet hattẽ / vnd nach dem sie deß Abends hinein kom̃en / in der Nacht die Thor eröffneten / vnd jn mit dem vbrigen Volck einliessen. Weil er nun auch deß Schlosses Sparenberg / so bey gedachter Statt auff einem Felsen gelegen / damit er also einen bequemen Paß habẽ möchte / gern Meister gewesẽ were / hat er solches mit etlichẽ Kriegsvnd Landvolck belägert / vnd mit 9. Stücken beschossen. Aber er konte nit allein sein Vorhabẽ nit ins Werck richten / sondern verlohr noch darüber alles wider / wz er der Ortẽ gewonnen hatte. Dañ der Graff von Tilly / welcher eben damals / weil die Dennemärckische vnd Nidersächs. Verfassungẽ starck fortgiengen / vnd dz newgeworbene Kriegsvolck dẽ Weserstrohm je länger je näher kam / sein in Hessen vnd der Wetteraw vnd andern Graffvnd Herrschafften einquartiertes Volck gesamblet / vnd damit ins Stifft Paderborn angezogen war / schickte auf anhalten der Spanischen Guarnison ein starcken Succurß võ etlich 1000. Mannen vnder dem Obristen Erwitte dahin / dessen Ankunft die Gentische vngeacht sie sich zimlich starck verschantzt / nit erwarten woltẽ / sondern die Belägerũg quittierten vñ sich bey zeiten außm Staub machtẽ. Worauf Erwitte auch Bilefeld vnd anders / so sie zuvor eingenommen / wider eroberte. Wurde also Genthen Impressa zeitlich gehindert. Obrister Gend gewinnt vnd verliert etliche Orth in der Graffschafft Ravensperg. Tilly ziehet zu Feld. In dessen nahm jm auch der Graf von Anhold vor / dz Manßfeld-vnd Braunschweigische Läger am Rhein heimzusuchen / zog zu dem End mit in 6000. Mann zu Fuß vnd 2000. Reutern dahin / vnd nach dem er den 17. Julij dz meiste Volck an einem bequemen Orth in Hinderhalt gelegt / praesentierte er sich mit etlich wenig Truppen auff der einen Seiten deß Rheins für Hertzog Christians Läger / der Meynung selbigen also auß seinẽ Vortheil herauß vñ auf den Hinderhalt zu locken: aber Hertzog Christian roch diesen Braten / wolte sich derhalben nit auß seinen Schantzen begebẽ / vngeachtet sein Volck zum Schlagẽ gantz begirig war / also daß ers mit Gewalt zurück halten mußte: gleichwol ward mit dem Geschütz nit gefeyret / sondern dergestalt auff die Anholdische Fewer gegeben / daß jrer vber 100. erschossen vnd beschädiget wurden / mußten also endlich vnverrich er Dingen sich wider zurück begeben. Graffvon Anhold hat ein vergeblichen Anschlag auff dz Manßfeldische vñ Braunschweigische Läger. Es hat auch J. M. Keyser Ferdinand bey so gestalten Sachen / auff allen begebenden Fall sein Kriegsbereitschafften machen / vñ vnder dẽ Herrn von Wallstein / den er zu einem Fürsten von Friedland gemacht / ein frische Armee richten lassen / vñ vmb den halben Junium wegen Einquartirung theils solches Volcks an den Fränckischen vnd nechst angräntzenden Schwäbischen Crayß eine Missiv ergehen lassen / dieses Innhalts: Keyser Ferdinand läßt ein newe Armee vnder dem von Wallenstein richten. Ob zwar J. M. seithero Antrettung jhrer Keyserlichen Regierung allwegen / auß Vätterlichem Eyfer vnd Sorgfalt sich bemühet / im Rö. Reich Teutscher Nation den werthen Frieden widerzubringen vnd fortzupflantzen / gestalt dann solches auß jren Actionen genugsam̃ zubeweisen: wie dañ J. M. zu solchem End auch auff vorhergangene mit Chur-vnd Fürstẽ gepflogene vnderschiedliche Praeparatorien einen Deputationtag auf den 16. Aug. inmassen jhnen / den Craysen / dann auch nit vnbewust were / in der Statt Vlm anstellen vnd außschreiben lassen / der Hoffnung vermittelst desselben jhre friedliebende Intentionen dermal eins zu einem gewünschten End eines allgemeinen durchgehenden Friedens zubringẽ / so hette sie doch deme zugegen im Werck erfahren / wz massen jhre vnd der gehorsamen Chur-Fürsten vnd Ständen deß Reichs Feinde / Aechter vnd Rebellen / mit jren blutdürstigen Anschlägen vnd Practicken solche wolgemeinte Intention zuverhindern kein Mühe noch Arbeit jemals gespart hettẽ / ja auch dißfals / da J. M. obverstandener massen / so wol der nothwendigen Praeparatorien / als Anstell-vnd Vollziehung gedachten Deputationtags halber in völligem Werck begriffen gewesen vnd noch weren / jhre boßhafftige Consilien allererst dahin gewendet / wie sie durch zuziehung frembder Potentaten / dz durch die Keyserl. Victorien zimlich vnder die Aschen gelegte Fewer stärcker aufblasen / vnd das Rö. Reich durch völlige Inflam̃ation in die eusserste Desolation stürtzen möchten: gestalt dann zu durchtringung dieses Vorhabens auf einer seiten den Türcken ins Spiel zubringen / vnd andere daherumb benachbarte wider J. M. vnd sonderlich den Fürsten in Siebenbürgẽ aufzuwickeln vnderstanden / vnd zu Erlangung solcher Adhaerentz võ newem theils J. M. Erbkönigreich vnd Landen / denselben zu einer Beut vñ Recompens vorgesetzt vnd auß gezeichnet hetten: Auf der andern Seiten aber der proscribirte Manßfelder mit seinem diß Jahr von newem von Engelländern / Frantzosen vnd anderm Kriegsvolck auß Holland / sampt seinen Helffern sich wider herauffwarts gegen dem Rhein gewendet / daselbsten allbereit feindlich eingebrochen / vñ seiner bekanten Art nach / mit Morden / Rauben / Breñen / Brandschätzen / Rantzioniren / wie vor diesem in vnderschiedlichen Reichs-Craysen mit männiglichs grossem Schaden ohn

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1074>, abgerufen am 28.07.2024.