Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.die Länge würden außhalten können / haben sie angefangen auff einen Accord zugedencken / auch wegen der Vbergebung etliche Conditionen vffgesetzt vnd dem Graffen vorgetragen / aber er wolt solche nit annehmen vnd nach Kriegsgebrauch abzuziehen jnen nit vergönnen / dahero die Soldaten eine Resolution gefast / sich miteinander tapffer zuwehren vnd den Bawren heiß genung zu zwagen: zu walchem end sie 2. Stück mit Schrot vnd Musqueten Kugel geladen / vnd darmit grossen Schaden gethan / jedoch auch in 24. von den jrigen verlohren. Als nun der Graff gesehen / daß es zu viel Leut kosten würde / die Statt mit Gewalt zuerobern / hat er den Belägerten ein freyen Abzug zugelassen. Dargegen hat die Statt Embden sich zu ferrnerm Gewalt gefast gemacht / der Graff aber seine Schlösser vnd Häuser mit starcker Besatzung vnd anderer Notthurfft versehen / also dz sich dieser Handel zu gefährlichen Weitläufftigkeiten ansehen lassen / biß die Staten der vereinigten Niderlanden beyde Partheyen für sich beruffen / alles widerumb in der Güte beyzulegen. Niderländische Geschichten. Im Stättlein Goch / so im Clevischen Land gelegen / vnd zu Außgang deß 12. Jährigen Treves von Graff Henrichen vom Berg eingenommen / vnd mit newen Wällen / 10. Bolwercken vnd Rondeln / vnnd breiten Gräben befestiget worden / hat die Spanische Besatzung die Statische zu Nimmegen / Gennep / Grave / Emmerich / in der Betaw vnd daherumb bißhero nicht allein gehindert / daß sie ins Gülcher Land / oder anders wohin / wie sie wol gern gethan hetten / nit streiffen vnd Contributionen einfordern können: Sondern auch sonsten mit stetigem Außfallen viel Schaden gethan / vnnd die Strassen der Enden sehr vnsicher gemacht. Solches hat die Staten hefftig geschmertzet / vnd sonderlich dem Gubernatorn Lambrecht Charles zu Nimmegen ein grosser Dorn in den Augen gewesen / welcher dahero stetigs auff Mittel gedacht vnd zu vnderschiedlich mahlen mit seinem Leutenant Packe sich berathschlaget / wie dieser Orth den Spanischen auß den Klawen möchte gerissen werden: Aber weil ein starck Besatzung sich darinnen befande / wolte es sich niemals schicken / dergleichen Anschläg ins Werck zurichten / biß daß bey Belägerung der Statt Breda / welche die Spanier viel Volcks gekostet / weil man jmmer frische Soldaten im Läger haben müste / vnder andern auch gemeltes Stättlein Goch guten Theils seiner Soldaten queit wurde / also daß nur 700. darinn geblieben. Solches hat gedachter Gubernator zu Nimmegen zu seinem lang erwünschten Vortheil zeitlich in acht genommen / derhalben sich alßbald entschlossen ein Schäntzlein zuwagen vnd das Stättlein vnversehens zuvberrumpeln. Zu welchem End er auß den nechstgelegenen Stätten / als Emmerich / Rees / Ravenstein / Grave / Nimmegen / Zutphen / Duyßburg / Brefort / Gennep vnd Thiel 2000. Mann zusamen bracht / vnd darmit den 17. Jan. deß Nachts neben zweyen stücken Geschütz / vnd zweyen Nachen auff Wägen geladen / auff daß er desto leichter / da es vonnöthen vbers Wasser kommen könte / auffgebrochen. Der Gubernator von Goch wurde dieses Auffzugs zeitlich jnnen / ließ jhm derhalben stracks nichts guts träumen / avisirte auch dessen die zu Geldern / Sonßbeck vnd Wesel / daß sie jrer Sachen wol wahr nehmen solten / vnnd passete er selbsten mit seinen Soldaten die gantze Nacht biß deß Morgens vmb 3. Vhrn auff weil er aber biß vmb selbige Zeit niemand vermerckte / meinte er es hette nun weiter keine Noth / begab sich derhalben zu Ruhe vnd hatte ferners keine Sorg. Aber Goch von den Statischen eingenvmmen. etwan eine Stund hernach kamen die Stadische herbey / vnd setzten an einem Orth durch den Graben / da er von einen gesunckenen Stück deß Walls gefüllet / vnd das Wasser kaum anderhalb Schuhetieff gewesen. Die Schiltwacht ruffte sie zwar an / aber sie gaben zur Antwort sie weren jhres Volcks / vnd weren auff Kundtschafft vnd einen Anschlag außgewesen. Vnder solchem Gespräch erstieg Thomas Packe deß Gubernatorn zu Nimmegen Leutenant / in grosser Eyl mit Leithern die Stattmawren vnnd lieff dem Wachthauß zu / darinn nur 6. Mann waren / welche er nidermachte / darauff einer Pforten sich bemächtigte / dieselbe eröffnete / vnd das vbrige Statische Volck gleichesfalls einliesse. Die alsbald durch die Gassen gerennet vnd Vivat Urania geruffen / auch alles was sie in Gewehr angetroffen / nidergehawet. Aber das meyste Spanische Volck / da sie gesehen / daß S. Velten Apt werden wolte / hat sich in das Schloß reterirt vnd zugleich die Stein-vnd Fuchspfort besetzt behalten: Davon doch jene den 19. dieses verlassen / diese aber von den Statischen den folgenden Tag hernach mit Gewalt erobert / vnd viel Spanische darbey nidergemacht worden; so zwar eben Zeit gewesen / Sintemal da solche zwo Pforten in der Spanischen Gewalt / biß Entsatz herbey kommen / geblieben weren / würden die Statische ein böse Meß gehabt haben. Dann der Vnter Amptmann zu Goch / so eines Heuraths halben im Land zu Gülch gewesen / mit 200. Mann hinden ins Schloß kommen / darauff machte sich noch ein anderer Hauff von 1000. Mann auß den negstgelegenen Guarnisonen herbey / vnd vnterstunden sich gleichfals hineinzukommen: Aber die Statische empfiengen sie von dem Bolwerck vnd den Aussenwercken an der Fuchßpforten dermassen / dz jrer in 100. todt blieben / thäten darauff einen Außfall vnd schlugen den Rest vollends in die Flucht: viel der Flüchtigen bemüheten sich mit schwimmen vber die Niers zu entrinnen / aber sie ersoffen mehrerntheils / wurden auch jhrer bey 400. gefangen. Die im Schloß theten hierzwischen einen Außfall in die Statt / kamen biß auff den Marckt / vnd vermeinten grosse Thaten zuverrichten / aber sie wurden mit Verlustwider zurück geschlagen. Dem nach auch den Statischen Succurß vnd viel Pulver vnd Kugeln zukommen / fiengen sie darauff von 3. Battereyen an das Schloß hefftig zubeschiessen. Weil nun die Verwunde / deren in kurtzem ein gute Anzahl / vnnd darunder auch der Gubernator selber war / wegen Mangel an Artzney / nit konten curiret werden / musten sie sich endtlich ergeben: Zogen also den 21. Januarii nach Kriegsmanier die Länge würden außhalten können / haben sie angefangen auff einen Accord zugedencken / auch wegen der Vbergebung etliche Conditionen vffgesetzt vnd dem Graffen vorgetragen / aber er wolt solche nit annehmen vñ nach Kriegsgebrauch abzuziehen jnen nit vergönnen / dahero die Soldatẽ eine Resolution gefast / sich miteinander tapffer zuwehren vnd den Bawren heiß genung zu zwagẽ: zu walchem end sie 2. Stück mit Schrot vñ Musqueten Kugel geladen / vnd darmit grossen Schaden gethan / jedoch auch in 24. von den jrigen verlohren. Als nun der Graff gesehen / daß es zu viel Leut kosten würde / die Statt mit Gewalt zuerobern / hat er den Belägerten ein freyen Abzug zugelassen. Dargegen hat die Statt Embden sich zu ferrnerm Gewalt gefast gemacht / der Graff aber seine Schlösser vnd Häuser mit starcker Besatzung vnd anderer Notthurfft versehen / also dz sich dieser Handel zu gefährlichen Weitläufftigkeiten ansehen lassen / biß die Staten der vereinigten Niderlanden beyde Partheyen für sich beruffen / alles widerumb in der Güte beyzulegen. Niderländische Geschichten. Im Stättlein Goch / so im Clevischen Land gelegen / vnd zu Außgang deß 12. Jährigen Treves von Graff Henrichen vom Berg eingenommen / vnd mit newen Wällen / 10. Bolwercken vnd Rõdeln / vnnd breiten Gräben befestiget worden / hat die Spanische Besatzung die Statische zu Nimmegen / Gennep / Grave / Emmerich / in der Betaw vnd daherumb bißhero nicht allein gehindert / daß sie ins Gülcher Land / oder anders wohin / wie sie wol gern gethan hetten / nit streiffen vnd Contributionen einfordern können: Sondern auch sonsten mit stetigem Außfallen viel Schaden gethan / vnnd die Strassen der Enden sehr vnsicher gemacht. Solches hat die Statẽ hefftig geschmertzet / vnd sonderlich dem Gubernatorn Lambrecht Charles zu Nimmegen ein grosser Dorn in den Augen gewesen / welcher dahero stetigs auff Mittel gedacht vnd zu vnderschiedlich mahlen mit seinem Leutenant Packe sich berathschlaget / wie dieser Orth den Spanischen auß den Klawen möchte gerissen werden: Aber weil ein starck Besatzung sich darinnen befande / wolte es sich niemals schicken / dergleichen Anschläg ins Werck zurichten / biß daß bey Belägerung der Statt Breda / welche die Spanier viel Volcks gekostet / weil man jmmer frische Soldaten im Läger haben müste / vnder andern auch gemeltes Stättlein Goch guten Theils seiner Soldaten queit wurde / also daß nur 700. darinn geblieben. Solches hat gedachter Gubernator zu Nimmegen zu seinem lang erwünschten Vortheil zeitlich in acht genom̃en / derhalben sich alßbald entschlossen ein Schäntzlein zuwagen vnd das Stättlein vnversehens zuvberrumpeln. Zu welchem End er auß den nechstgelegenen Stätten / als Em̃erich / Rees / Ravenstein / Grave / Nimmegen / Zutphen / Duyßburg / Brefort / Gennep vnd Thiel 2000. Mann zusamen bracht / vnd darmit den 17. Jan. deß Nachts neben zweyen stücken Geschütz / vnd zweyen Nachen auff Wägen geladen / auff daß er desto leichter / da es vonnöthen vbers Wasser kommen könte / auffgebrochen. Der Gubernator von Goch wurde dieses Auffzugs zeitlich jnnen / ließ jhm derhalben stracks nichts guts träumen / avisirte auch dessen die zu Geldern / Sonßbeck vnd Wesel / daß sie jrer Sachen wol wahr nehmen solten / vnnd passete er selbsten mit seinen Soldaten die gantze Nacht biß deß Morgens vmb 3. Vhrn auff weil er aber biß vmb selbige Zeit niemand vermerckte / meinte er es hette nun weiter keine Noth / begab sich derhalben zu Ruhe vnd hatte ferners keine Sorg. Aber Goch von den Statischen eingenvmmen. etwan eine Stund hernach kamen die Stadische herbey / vnd setzten an einem Orth durch den Graben / da er von einẽ gesunckenen Stück deß Walls gefüllet / vnd das Wasser kaum anderhalb Schuhetieff gewesen. Die Schiltwacht ruffte sie zwar an / aber sie gaben zur Antwort sie weren jhres Volcks / vnd weren auff Kundtschafft vnd einen Anschlag außgewesen. Vnder solchem Gespräch erstieg Thomas Packe deß Gubernatorn zu Nimmegen Leutenant / in grosser Eyl mit Leithern die Stattmawren vnnd lieff dem Wachthauß zu / darinn nur 6. Mann warẽ / welche er nidermachte / darauff einer Pforten sich bemächtigte / dieselbe eröffnete / vnd das vbrige Statische Volck gleichesfalls einliesse. Die alsbald durch die Gassen gerennet vnd Vivat Urania geruffen / auch alles was sie in Gewehr angetroffen / nidergehawet. Aber das meyste Spanische Volck / da sie gesehen / daß S. Velten Apt werden wolte / hat sich in das Schloß reterirt vñ zugleich die Stein-vñ Fuchspfort besetzt behaltẽ: Davon doch jene den 19. dieses verlassen / diese aber von den Statischen den folgenden Tag hernach mit Gewalt erobert / vnd viel Spanische darbey nidergemacht worden; so zwar eben Zeit gewesen / Sintemal da solche zwo Pforten in der Spanischen Gewalt / biß Entsatz herbey kommen / geblieben werẽ / würden die Statische ein böse Meß gehabt haben. Dann der Vnter Amptmann zu Goch / so eines Heuraths halben im Land zu Gülch gewesen / mit 200. Mann hinden ins Schloß kommen / darauff machte sich noch ein anderer Hauff von 1000. Mann auß dẽ negstgelegenen Guarnisonen herbey / vnd vnterstunden sich gleichfals hineinzukommen: Aber die Statische empfiengen sie von dem Bolwerck vnd den Aussenwercken an der Fuchßpforten dermassen / dz jrer in 100. todt blieben / thäten darauff einẽ Außfall vñ schlugẽ den Rest vollẽds in die Flucht: viel der Flüchtigẽ bemüheten sich mit schwimmen vber die Niers zu entrinnen / aber sie ersoffen mehrerntheils / wurden auch jhrer bey 400. gefangen. Die im Schloß theten hierzwischẽ einen Außfall in die Statt / kamen biß auff den Marckt / vnd vermeinten grosse Thaten zuverrichten / aber sie wurden mit Verlustwider zurück geschlagen. Dem nach auch den Statischen Succurß vñ viel Pulver vñ Kugeln zukom̃en / fiengen sie darauff võ 3. Battereyen an das Schloß hefftig zubeschiessen. Weil nun die Verwunde / derẽ in kurtzem ein gute Anzahl / vnnd darunder auch der Gubernator selber war / wegen Mangel an Artzney / nit konten curiret werden / musten sie sich endtlich ergeben: Zogen also den 21. Januarii nach Kriegsmanier <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f1095" n="972"/> die Länge würden außhalten können / haben sie angefangen auff einen Accord zugedencken / auch wegen der Vbergebung etliche Conditionen vffgesetzt vnd dem Graffen vorgetragen / aber er wolt solche nit annehmen vñ nach Kriegsgebrauch abzuziehen jnen nit vergönnen / dahero die Soldatẽ eine Resolution gefast / sich miteinander tapffer zuwehren vnd den Bawren heiß genung zu zwagẽ: zu walchem end sie 2. Stück mit Schrot vñ Musqueten Kugel geladen / vnd darmit grossen Schaden gethan / jedoch auch in 24. von den jrigen verlohren. Als nun der Graff gesehen / daß es zu viel Leut kosten würde / die Statt mit Gewalt zuerobern / hat er den Belägerten ein freyen Abzug zugelassen. Dargegen hat die Statt Embden sich zu ferrnerm Gewalt gefast gemacht / der Graff aber seine Schlösser vnd Häuser mit starcker Besatzung vnd anderer Notthurfft versehen / also dz sich dieser Handel zu gefährlichen Weitläufftigkeiten ansehen lassen / biß die Staten der vereinigten Niderlanden beyde Partheyen für sich beruffen / alles widerumb in der Güte beyzulegen.</p> <p><note place="left">Niderländische Geschichten.</note> Im Stättlein Goch / so im Clevischen Land gelegen / vnd zu Außgang deß 12. Jährigen Treves von Graff Henrichen vom Berg eingenommen / vnd mit newen Wällen / 10. Bolwercken vnd Rõdeln / vnnd breiten Gräben befestiget worden / hat die Spanische Besatzung die Statische zu Nimmegen / Gennep / Grave / Emmerich / in der Betaw vnd daherumb bißhero nicht allein gehindert / daß sie ins Gülcher Land / oder anders wohin / wie sie wol gern gethan hetten / nit streiffen vnd Contributionen einfordern können: Sondern auch sonsten mit stetigem Außfallen viel Schaden gethan / vnnd die Strassen der Enden sehr vnsicher gemacht. Solches hat die Statẽ hefftig geschmertzet / vnd sonderlich dem Gubernatorn Lambrecht Charles zu Nimmegen ein grosser Dorn in den Augen gewesen / welcher dahero stetigs <choice><sic>anff</sic><corr>auff</corr></choice> Mittel gedacht vnd zu vnderschiedlich mahlen mit seinem Leutenant Packe sich berathschlaget / wie dieser Orth den Spanischen auß den Klawen möchte gerissen werden: Aber weil ein starck Besatzung sich darinnen befande / wolte es sich niemals schicken / dergleichen Anschläg ins Werck zurichten / biß daß bey Belägerung der Statt Breda / welche die Spanier viel Volcks gekostet / weil man jmmer frische Soldaten im Läger haben müste / vnder andern auch gemeltes Stättlein Goch guten Theils seiner Soldaten queit wurde / also daß nur 700. darinn geblieben. Solches hat gedachter Gubernator zu Nimmegen zu seinem lang erwünschten Vortheil zeitlich in acht genom̃en / derhalben sich alßbald entschlossen ein Schäntzlein zuwagen vnd das Stättlein vnversehens zuvberrumpeln. Zu welchem End er auß den nechstgelegenen Stätten / als Em̃erich / Rees / Ravenstein / Grave / Nimmegen / Zutphen / Duyßburg / Brefort / Gennep vnd Thiel 2000. Mann zusamen bracht / vnd darmit den 17. Jan. deß Nachts neben zweyen stücken Geschütz / vnd zweyen Nachen auff Wägen geladen / auff daß er desto leichter / da es vonnöthen vbers Wasser kommen könte / auffgebrochen. Der Gubernator von Goch wurde dieses Auffzugs zeitlich jnnen / ließ jhm derhalben stracks nichts guts träumen / avisirte auch dessen die zu Geldern / Sonßbeck vnd Wesel / daß sie jrer Sachen wol wahr nehmen solten / vnnd passete er selbsten mit seinen Soldaten die gantze Nacht biß deß Morgens vmb 3. Vhrn auff weil er aber biß vmb selbige Zeit niemand vermerckte / meinte er es hette nun weiter keine Noth / begab sich derhalben zu Ruhe vnd hatte ferners keine Sorg. Aber <note place="right">Goch von den Statischen eingenvmmen.</note> etwan eine Stund hernach kamen die Stadische herbey / vnd setzten an einem Orth durch den Graben / da er von einẽ gesunckenen Stück deß Walls gefüllet / vnd das Wasser kaum anderhalb Schuhetieff gewesen. Die Schiltwacht ruffte sie zwar an / aber sie gaben zur Antwort sie weren jhres Volcks / vnd weren auff Kundtschafft vnd einen Anschlag außgewesen. Vnder solchem Gespräch erstieg Thomas Packe deß Gubernatorn zu Nimmegen Leutenant / in grosser Eyl mit Leithern die Stattmawren vnnd lieff dem Wachthauß zu / darinn nur 6. Mann warẽ / welche er nidermachte / darauff einer Pforten sich bemächtigte / dieselbe eröffnete / vnd das vbrige Statische Volck gleichesfalls einliesse. Die alsbald durch die Gassen gerennet vnd Vivat Urania geruffen / auch alles was sie in Gewehr angetroffen / nidergehawet. Aber das meyste Spanische Volck / da sie gesehen / daß S. Velten Apt werden wolte / hat sich in das Schloß reterirt vñ zugleich die Stein-vñ Fuchspfort besetzt behaltẽ: Davon doch jene den 19. dieses verlassen / diese aber von den Statischen den folgenden Tag hernach mit Gewalt erobert / vnd viel Spanische darbey nidergemacht worden; so zwar eben Zeit gewesen / Sintemal da solche zwo Pforten in der Spanischen Gewalt / biß Entsatz herbey kommen / geblieben werẽ / würden die Statische ein böse Meß gehabt haben. Dann der Vnter Amptmann zu Goch / so eines Heuraths halben im Land zu Gülch gewesen / mit 200. Mann hinden ins Schloß kommen / darauff machte sich noch ein anderer Hauff von 1000. Mann auß dẽ negstgelegenen Guarnisonen herbey / vnd vnterstunden sich gleichfals hineinzukommen: Aber die Statische empfiengen sie von dem Bolwerck vnd den Aussenwercken an der Fuchßpforten dermassen / dz jrer in 100. todt blieben / thäten darauff einẽ Außfall vñ schlugẽ den Rest vollẽds in die Flucht: viel der Flüchtigẽ bemüheten sich mit schwimmen vber die Niers zu entrinnen / aber sie ersoffen mehrerntheils / wurden auch jhrer bey 400. gefangen. Die im Schloß theten hierzwischẽ einen Außfall in die Statt / kamen biß auff den Marckt / vnd vermeinten grosse Thaten zuverrichten / aber sie wurden mit Verlustwider zurück geschlagen. Dem nach auch den Statischen Succurß vñ viel Pulver vñ Kugeln zukom̃en / fiengen sie darauff võ 3. Battereyen an das Schloß hefftig zubeschiessen. Weil nun die Verwunde / derẽ in kurtzem ein gute Anzahl / vnnd darunder auch der Gubernator selber war / wegen Mangel an Artzney / nit konten curiret werden / musten sie sich endtlich ergeben: Zogen also den 21. Januarii nach Kriegsmanier </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [972/1095]
die Länge würden außhalten können / haben sie angefangen auff einen Accord zugedencken / auch wegen der Vbergebung etliche Conditionen vffgesetzt vnd dem Graffen vorgetragen / aber er wolt solche nit annehmen vñ nach Kriegsgebrauch abzuziehen jnen nit vergönnen / dahero die Soldatẽ eine Resolution gefast / sich miteinander tapffer zuwehren vnd den Bawren heiß genung zu zwagẽ: zu walchem end sie 2. Stück mit Schrot vñ Musqueten Kugel geladen / vnd darmit grossen Schaden gethan / jedoch auch in 24. von den jrigen verlohren. Als nun der Graff gesehen / daß es zu viel Leut kosten würde / die Statt mit Gewalt zuerobern / hat er den Belägerten ein freyen Abzug zugelassen. Dargegen hat die Statt Embden sich zu ferrnerm Gewalt gefast gemacht / der Graff aber seine Schlösser vnd Häuser mit starcker Besatzung vnd anderer Notthurfft versehen / also dz sich dieser Handel zu gefährlichen Weitläufftigkeiten ansehen lassen / biß die Staten der vereinigten Niderlanden beyde Partheyen für sich beruffen / alles widerumb in der Güte beyzulegen.
Im Stättlein Goch / so im Clevischen Land gelegen / vnd zu Außgang deß 12. Jährigen Treves von Graff Henrichen vom Berg eingenommen / vnd mit newen Wällen / 10. Bolwercken vnd Rõdeln / vnnd breiten Gräben befestiget worden / hat die Spanische Besatzung die Statische zu Nimmegen / Gennep / Grave / Emmerich / in der Betaw vnd daherumb bißhero nicht allein gehindert / daß sie ins Gülcher Land / oder anders wohin / wie sie wol gern gethan hetten / nit streiffen vnd Contributionen einfordern können: Sondern auch sonsten mit stetigem Außfallen viel Schaden gethan / vnnd die Strassen der Enden sehr vnsicher gemacht. Solches hat die Statẽ hefftig geschmertzet / vnd sonderlich dem Gubernatorn Lambrecht Charles zu Nimmegen ein grosser Dorn in den Augen gewesen / welcher dahero stetigs auff Mittel gedacht vnd zu vnderschiedlich mahlen mit seinem Leutenant Packe sich berathschlaget / wie dieser Orth den Spanischen auß den Klawen möchte gerissen werden: Aber weil ein starck Besatzung sich darinnen befande / wolte es sich niemals schicken / dergleichen Anschläg ins Werck zurichten / biß daß bey Belägerung der Statt Breda / welche die Spanier viel Volcks gekostet / weil man jmmer frische Soldaten im Läger haben müste / vnder andern auch gemeltes Stättlein Goch guten Theils seiner Soldaten queit wurde / also daß nur 700. darinn geblieben. Solches hat gedachter Gubernator zu Nimmegen zu seinem lang erwünschten Vortheil zeitlich in acht genom̃en / derhalben sich alßbald entschlossen ein Schäntzlein zuwagen vnd das Stättlein vnversehens zuvberrumpeln. Zu welchem End er auß den nechstgelegenen Stätten / als Em̃erich / Rees / Ravenstein / Grave / Nimmegen / Zutphen / Duyßburg / Brefort / Gennep vnd Thiel 2000. Mann zusamen bracht / vnd darmit den 17. Jan. deß Nachts neben zweyen stücken Geschütz / vnd zweyen Nachen auff Wägen geladen / auff daß er desto leichter / da es vonnöthen vbers Wasser kommen könte / auffgebrochen. Der Gubernator von Goch wurde dieses Auffzugs zeitlich jnnen / ließ jhm derhalben stracks nichts guts träumen / avisirte auch dessen die zu Geldern / Sonßbeck vnd Wesel / daß sie jrer Sachen wol wahr nehmen solten / vnnd passete er selbsten mit seinen Soldaten die gantze Nacht biß deß Morgens vmb 3. Vhrn auff weil er aber biß vmb selbige Zeit niemand vermerckte / meinte er es hette nun weiter keine Noth / begab sich derhalben zu Ruhe vnd hatte ferners keine Sorg. Aber etwan eine Stund hernach kamen die Stadische herbey / vnd setzten an einem Orth durch den Graben / da er von einẽ gesunckenen Stück deß Walls gefüllet / vnd das Wasser kaum anderhalb Schuhetieff gewesen. Die Schiltwacht ruffte sie zwar an / aber sie gaben zur Antwort sie weren jhres Volcks / vnd weren auff Kundtschafft vnd einen Anschlag außgewesen. Vnder solchem Gespräch erstieg Thomas Packe deß Gubernatorn zu Nimmegen Leutenant / in grosser Eyl mit Leithern die Stattmawren vnnd lieff dem Wachthauß zu / darinn nur 6. Mann warẽ / welche er nidermachte / darauff einer Pforten sich bemächtigte / dieselbe eröffnete / vnd das vbrige Statische Volck gleichesfalls einliesse. Die alsbald durch die Gassen gerennet vnd Vivat Urania geruffen / auch alles was sie in Gewehr angetroffen / nidergehawet. Aber das meyste Spanische Volck / da sie gesehen / daß S. Velten Apt werden wolte / hat sich in das Schloß reterirt vñ zugleich die Stein-vñ Fuchspfort besetzt behaltẽ: Davon doch jene den 19. dieses verlassen / diese aber von den Statischen den folgenden Tag hernach mit Gewalt erobert / vnd viel Spanische darbey nidergemacht worden; so zwar eben Zeit gewesen / Sintemal da solche zwo Pforten in der Spanischen Gewalt / biß Entsatz herbey kommen / geblieben werẽ / würden die Statische ein böse Meß gehabt haben. Dann der Vnter Amptmann zu Goch / so eines Heuraths halben im Land zu Gülch gewesen / mit 200. Mann hinden ins Schloß kommen / darauff machte sich noch ein anderer Hauff von 1000. Mann auß dẽ negstgelegenen Guarnisonen herbey / vnd vnterstunden sich gleichfals hineinzukommen: Aber die Statische empfiengen sie von dem Bolwerck vnd den Aussenwercken an der Fuchßpforten dermassen / dz jrer in 100. todt blieben / thäten darauff einẽ Außfall vñ schlugẽ den Rest vollẽds in die Flucht: viel der Flüchtigẽ bemüheten sich mit schwimmen vber die Niers zu entrinnen / aber sie ersoffen mehrerntheils / wurden auch jhrer bey 400. gefangen. Die im Schloß theten hierzwischẽ einen Außfall in die Statt / kamen biß auff den Marckt / vnd vermeinten grosse Thaten zuverrichten / aber sie wurden mit Verlustwider zurück geschlagen. Dem nach auch den Statischen Succurß vñ viel Pulver vñ Kugeln zukom̃en / fiengen sie darauff võ 3. Battereyen an das Schloß hefftig zubeschiessen. Weil nun die Verwunde / derẽ in kurtzem ein gute Anzahl / vnnd darunder auch der Gubernator selber war / wegen Mangel an Artzney / nit konten curiret werden / musten sie sich endtlich ergeben: Zogen also den 21. Januarii nach Kriegsmanier
Niderländische Geschichten.
Goch von den Statischen eingenvmmen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1095 |
Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1095>, abgerufen am 28.07.2024. |