Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

1625. Printz Carl von Wallis König in Groß Britannien. Stracks nach verrichter Leichbegängnuß / ward Printz Carl / als deß abgeleibten Königs einiger Sohn an allen Orthen deß Königreichs zu einem König in Groß Britannien proclamirt / vnd von den Vnderthanen mit grossem Frolocken angenommen. Welcher darauff an vnderschiedliche Potentaten / Fürsten vnd Republicen seines Vattern tödlichen Abgang vnd Antrettung seiner Regierung berichtet / vnd sich aller guten Correspondentz erbotten.

Vnlang hernach kam ein Türckischer Ambassador zu Londen an / welcher dem newen König 150. Sclaven mehrentheils Engelländer / auch etliche Löwen / Parther vnd andere frembde seltzame Thier praesentierte. Seine Werbung war fürnemlich / daß die Commereien zwischen deß Königs in Groß Britannien vnd deß Türckischen Keysers Vnderthanen frey vnnd sicher möchte getrieben / vnd Alliantz zwischen beyden Potentaten vnverbrüchig vnderhalten werden.

Vergebliche Impressa der Engelländer auff Spanien. Sonsten hat seines Vattern Ermahnung zu Folg der newe König stracks zu Anfang seiner Regierung zu Behuff seiner Schwester / Schwagers vnnd jhrer Kinder den König in Spanien mit Krieg anzugreiffen sich entschlossen / gestalt er dann zu solchem End ein mächtige Schiff Armada außrüsten lassen / darbey sich 12. Königl. grosse Schiff / 43. andere gemeine Kriegsschiff / vnd 40. Kauffmansschiff / so alle mit volck / Proviand vnd Kriegsbereitschafften auffs Beste versehen waren / darzu sich auch 22. Holländische Kriegschiff verfügten / also daß es das Anfehen hatte es würde nit fehlen können / daß mit einer so starcken Flota nit etwas denckwürdiges außgerichtet werden solte / wie dann auch in Spanien deßwegen grosse Forcht war / weil man daselbst deß Ein-vnnd Vberfalls zwar gewiß aber doch gleichwol kein eygentliche Nachrichtung haben konte / wo der Feind ansetzen würde. Als nun immittelst gedachte Armada gäntzlich außgerüstet / sich zu Salisburi gesamlet / vnd vom König selbsten deß Orths besichtiget / vnd auff derselben von jhme allerley Anordnung gethan worden / ist sie den 15. Octobris von dannen abgesegelt / die Impressa auff Spanien jhrer habenden Ordinantz nach ins Werck zu setzen. Aber es erzeygte sich stracks ein böses Omen, welchs zu jren Vornehmen, schlechten Trost gab / in dem sie durch widerwärtigen Wind wider zu rück getrieben wurden: der meiste Theil aber / wie bey solchen Fällen zu geschehen pflegt / achtete solches nicht hoch / sondern meynete es were vngefehr geschehen / vnd hette nit viel auf sich: aber der Außgang lehrete weit ein anders. Dann nach dem die Armada den 17. dieses mit gutem Windt wider außgefahren / vnnd in drey Squadronen (darunder die erste vnder dem Admiral in 4. Regimenten / die ander vnder dem Vice Admiral in 3. Regimenten / vnnd die dritte vnder dem Arrire Admiral in 3. Regimenten bestanden) getheilet / jhren Weg auff Portugall vnd die Spanische Königreich genommen / davon im Wintermonat die gröste Macht bey Caditz angelangt das Volck zum Theil ans Land gesetzet / vnd etliche stück Geschütz auß den Schiffen gezogen worden / hat Don Ferdinand Giron Gubernator daselbst ein starcken Außfall auff sie gethan / vnd sie also empfangen / daß sie in 1000. Mann in Stich lassen vnd mit Verlust der ans Land gezogenen Stücken vnd anderer Bereitschofften / sich endlich reteriren vnd wider in die See begeben müssen. Vnder dessen wurde in Spanien ferrnern Einfall zu verhindern grosse Gegenwehr bereytet / alles Volck / so Waffen führen konte / bewehret / gemustert vnd allenthalben in die Seehafen vertheilet / also daß die Engelländer auch an andern Orten wenig außzurichten vermochten. Jedoch weil sie nicht anders konten / verbrandten sie viel Schiff auff den Spanischen Custen vnd bekamen etliche gute Beuten / mit welchen sie wider nach Hauß fuhren. Ward also dieses grosse Vorhaben / welches gantz Spanien in Forchten gebracht / vnd dessen Außgang damahls alle Welt mit Verlangen erwartet auff solche weiß zu nichts / vnd gerieth nit viel besser / als Anno 1588. die Spanische Impressa auff Engelland.

König in Schweden fällt in Liefflandt. Demnach zwischen den Königen in Schweden vnd Polen in vorigen Jar ein Stillstand gemacht worden / derselbe aber ohn ferrnere Vergleichung vnnd Auffrichtung eines völligen Friedens mit dem Außgang deß Martij dieses 1625. Jahrs zu End geloffen / als hat der König in Schweden sich zu einem frischen Zug gefast gemacht / vnd im Jul. mit einer gewaltigen Armada von 76. Schiffen nach Riga abgefahren. Allda er das Volck in möglichster Eyl ans Land gesetzet / vnd ehe sichs die Polen versehen / auff 12. biß in 15. Meilen in Lieffland gerucket / also daß er in kurtzer Zeit fast das gantze Land bezwungen / vnd vnder seinen Gehorsam gebracht: die Polen haben jm fast gar keinen / oder ja geringen Widerstandt gethan / dahero der König die erste Ort vnd sonderlich die Festung Rockenhauhausen / Dameburg / Selburg vnd andere mehr fast ohne Schwerdstreich glücklich eingenommen. Der König in Polen hette gern den Handel mit grösserm Ernst angegriffen / weil er aber merckte / daß die Polnische Ritterschafft in Lieffland / vmb dz sie daselbst bißhero nit viel gewonnen zu kriegen schlechten Lusten hette / müste er seine Gedancken auff eine Tractation von ferrnem Stillstand oder Friede schlagen. Fertigte also einen Gesandten an den König in Schweden / vnd ließ jhm anmelden / daß er sich in ferrnere Handlung mit jhm einzulassen begerte. Der König in Schweden war dessen wol zu frieden / ließ darauff sein Volck in Guarnison ziehen / vnd befahl seinen Obristen / daß sie sich still halten / vnd keine Feindthätlich keiten gegen den Polen verüben solten. Was er aber den seinigen verbot / das thete der Gegentheil. Dann in dem der König in Schweden mit den Polnischen Commissarien von den praeparatoriis handeln liesse / sind die Schweden / so sich zu der Zeit dessen am wenigsten versehen / von den Polnischen Soldaten / so mit macht vber die Duna geruckt / vnd in Lieffland gestreifft / vberfallen vnd vbel tractirt worden: Aber sie thaten es nit vmbsonst / sondern ward jnen redlich vergolten / dann der König brachte eylends wider ein gut Theil Volck zusammen / zog damit dem Polen vnder Augen / vnd machte jm 6. Compagn darvon nider / eroberte auch die

1625. Printz Carl von Wallis König in Groß Britannien. Stracks nach verrichter Leichbegängnuß / ward Printz Carl / als deß abgeleibten Königs einiger Sohn an allen Orthen deß Königreichs zu einem König in Groß Britannien proclamirt / vnd von den Vnderthanen mit grossem Frolocken angenom̃en. Welcher darauff an vnderschiedliche Potentaten / Fürsten vnd Republicen seines Vattern tödlichen Abgang vnd Antrettung seiner Regierung berichtet / vnd sich aller guten Correspondentz erbotten.

Vnlang hernach kam ein Türckischer Ambassador zu Londen an / welcher dem newen König 150. Sclaven mehrentheils Engelländer / auch etliche Löwen / Parther vnd andere frembde seltzame Thier praesentierte. Seine Werbũg war fürnemlich / daß die Commereien zwischen deß Königs in Groß Britannien vnd deß Türckischen Keysers Vnderthanen frey vnnd sicher möchte getrieben / vnd Alliantz zwischen beyden Potentaten vnverbrüchig vnderhalten werden.

Vergebliche Impressa der Engelländer auff Spanien. Sonsten hat seines Vattern Ermahnung zu Folg der newe König stracks zu Anfang seiner Regierung zu Behuff seiner Schwester / Schwagers vnnd jhrer Kinder den König in Spanien mit Krieg anzugreiffen sich entschlossen / gestalt er dañ zu solchem End ein mächtige Schiff Armada außrüsten lassen / darbey sich 12. Königl. grosse Schiff / 43. andere gemeine Kriegsschiff / vnd 40. Kauffmansschiff / so alle mit volck / Proviand vñ Kriegsbereitschafften auffs Beste versehen waren / darzu sich auch 22. Holländische Kriegschiff verfügten / also daß es das Anfehen hatte es würde nit fehlen können / daß mit einer so starcken Flota nit etwas denckwürdiges außgerichtet werden solte / wie dañ auch in Spanien deßwegen grosse Forcht war / weil man daselbst deß Ein-vnnd Vberfalls zwar gewiß aber doch gleichwol kein eygentliche Nachrichtung haben konte / wo der Feind ansetzen würde. Als nun immittelst gedachte Armada gäntzlich außgerüstet / sich zu Salisburi gesamlet / vnd vom König selbsten deß Orths besichtiget / vnd auff derselben von jhme allerley Anordnung gethan worden / ist sie den 15. Octobris von dannen abgesegelt / die Impressa auff Spanien jhrer habenden Ordinantz nach ins Werck zu setzẽ. Aber es erzeygte sich stracks ein böses Omen, welchs zu jrẽ Vornehmen, schlechten Trost gab / in dem sie durch widerwärtigẽ Wind wider zu rück getrieben wurden: der meiste Theil aber / wie bey solchẽ Fällen zu geschehẽ pflegt / achtete solches nicht hoch / sondern meynete es were vngefehr geschehen / vnd hette nit viel auf sich: aber der Außgang lehrete weit ein anders. Dann nach dem die Armada den 17. dieses mit gutem Windt wider außgefahren / vnnd in drey Squadronen (darunder die erste vnder dem Admiral in 4. Regimenten / die ander vnder dem Vice Admiral in 3. Regimenten / vnnd die dritte vnder dem Arrire Admiral in 3. Regimenten bestanden) getheilet / jhren Weg auff Portugall vnd die Spanische Königreich genommen / davon im Wintermonat die gröste Macht bey Caditz angelangt das Volck zum Theil ans Land gesetzet / vnd etliche stück Geschütz auß den Schiffen gezogen worden / hat Don Ferdinand Giron Gubernator daselbst ein starckẽ Außfall auff sie gethan / vnd sie also empfangen / daß sie in 1000. Mann in Stich lassen vnd mit Verlust der ans Land gezogenen Stücken vñ anderer Bereitschofften / sich endlich reteriren vñ wider in die See begebẽ müssen. Vnder dessen wurde in Spanien ferrnern Einfall zu verhindern grosse Gegenwehr bereytet / alles Volck / so Waffen führen konte / bewehret / gemustert vnd allenthalben in die Seehafen vertheilet / also daß die Engelländer auch an andern Orten wenig außzurichten vermochten. Jedoch weil sie nicht anders konten / verbrandten sie viel Schiff auff den Spanischen Custen vñ bekamen etliche gute Beuten / mit welchen sie wider nach Hauß fuhren. Ward also dieses grosse Vorhaben / welches gantz Spanien in Forchten gebracht / vnd dessen Außgang damahls alle Welt mit Verlangẽ erwartet auff solche weiß zu nichts / vnd gerieth nit viel besser / als Anno 1588. die Spanische Impressa auff Engelland.

König in Schweden fällt in Liefflandt. Demnach zwischen den Königen in Schweden vnd Polen in vorigen Jar ein Stillstand gemacht worden / derselbe aber ohn ferrnere Vergleichung vnnd Auffrichtung eines völligen Friedens mit dem Außgang deß Martij dieses 1625. Jahrs zu End geloffen / als hat der König in Schweden sich zu einem frischen Zug gefast gemacht / vnd im Jul. mit einer gewaltigen Armada von 76. Schiffen nach Riga abgefahrẽ. Allda er das Volck in möglichster Eyl ans Land gesetzet / vnd ehe sichs die Polen versehen / auff 12. biß in 15. Meilen in Lieffland gerucket / also daß er in kurtzer Zeit fast das gantze Land bezwungen / vnd vnder seinen Gehorsam gebracht: die Polen haben jm fast gar keinen / oder ja geringen Widerstandt gethan / dahero der König die erste Ort vnd sonderlich die Festũg Rockenhauhausen / Dameburg / Selburg vñ andere mehr fast ohne Schwerdstreich glücklich eingenom̃en. Der König in Polen hette gern den Handel mit grösserm Ernst angegriffen / weil er aber merckte / daß die Polnische Ritterschafft in Lieffland / vmb dz sie daselbst bißhero nit viel gewoñen zu kriegẽ schlechten Lusten hette / müste er seine Gedancken auff eine Tractation von ferrnem Stillstand oder Friede schlagen. Fertigte also einẽ Gesandten an den König in Schweden / vnd ließ jhm anmelden / daß er sich in ferrnere Handlung mit jhm einzulassen begerte. Der König in Schweden war dessen wol zu friedẽ / ließ darauff sein Volck in Guarnison ziehẽ / vnd befahl seinen Obristen / daß sie sich still haltẽ / vñ keine Feindthätlich keitẽ gegen den Polen verüben solten. Was er aber dẽ seinigẽ verbot / das thete der Gegentheil. Dañ in dem der König in Schweden mit den Polnischẽ Com̃issarien von den praeparatoriis handeln liesse / sind die Schwedẽ / so sich zu der Zeit dessen am wenigstẽ versehen / von den Polnischẽ Soldatẽ / so mit macht vber die Duna geruckt / vnd in Lieffland gestreifft / vberfallen vnd vbel tractirt worden: Aber sie thaten es nit vmbsonst / sondern ward jnen redlich vergolten / dann der König brachte eylends wider ein gut Theil Volck zusammen / zog damit dem Polẽ vnder Augen / vñ machte jm 6. Compagn darvon nider / eroberte auch die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f1120" n="993"/>
          <p><note place="left">1625. Printz Carl von Wallis König in Groß                      Britannien.</note> Stracks nach verrichter Leichbegängnuß / ward Printz Carl /                      als deß abgeleibten Königs einiger Sohn an allen Orthen deß Königreichs zu einem                      König in Groß Britannien proclamirt / vnd von den Vnderthanen mit grossem                      Frolocken angenom&#x0303;en. Welcher darauff an vnderschiedliche                      Potentaten / Fürsten vnd Republicen seines Vattern tödlichen Abgang vnd                      Antrettung seiner Regierung berichtet / vnd sich aller guten Correspondentz                      erbotten.</p>
          <p>Vnlang hernach kam ein Türckischer Ambassador zu Londen an / welcher dem newen                      König 150. Sclaven mehrentheils Engelländer / auch etliche Löwen / Parther vnd                      andere frembde seltzame Thier praesentierte. Seine Werbu&#x0303;g war                      fürnemlich / daß die Commereien zwischen deß Königs in Groß Britannien vnd deß                      Türckischen Keysers Vnderthanen frey vnnd sicher möchte getrieben / vnd Alliantz                      zwischen beyden Potentaten vnverbrüchig vnderhalten werden.</p>
          <p><note place="left">Vergebliche Impressa der Engelländer auff                      Spanien.</note> Sonsten hat seines Vattern Ermahnung zu Folg der newe König                      stracks zu Anfang seiner Regierung zu Behuff seiner Schwester / Schwagers vnnd                      jhrer Kinder den König in Spanien mit Krieg anzugreiffen sich entschlossen /                      gestalt er dan&#x0303; zu solchem End ein mächtige Schiff Armada                      außrüsten lassen / darbey sich 12. Königl. grosse Schiff / 43. andere gemeine                      Kriegsschiff / vnd 40. Kauffmansschiff / so alle mit volck / Proviand vn&#x0303; Kriegsbereitschafften auffs Beste versehen waren / darzu sich                      auch 22. Holländische Kriegschiff verfügten / also daß es das Anfehen hatte es                      würde nit fehlen können / daß mit einer so starcken Flota nit etwas                      denckwürdiges außgerichtet werden solte / wie dan&#x0303; auch in Spanien                      deßwegen grosse Forcht war / weil man daselbst deß Ein-vnnd Vberfalls zwar gewiß                      aber doch gleichwol kein eygentliche Nachrichtung haben konte / wo der Feind                      ansetzen würde. Als nun immittelst gedachte Armada gäntzlich außgerüstet / sich                      zu Salisburi gesamlet / vnd vom König selbsten deß Orths besichtiget / vnd auff                      derselben von jhme allerley Anordnung gethan worden / ist sie den 15. Octobris                      von dannen abgesegelt / die Impressa auff Spanien jhrer habenden Ordinantz nach                      ins Werck zu setze&#x0303;. Aber es erzeygte sich stracks ein böses Omen, welchs zu jre&#x0303;                      Vornehmen, schlechten Trost gab / in dem sie durch widerwärtige&#x0303; Wind wider zu                      rück getrieben wurden: der meiste Theil aber / wie bey solche&#x0303; Fällen zu geschehe&#x0303;                      pflegt / achtete solches nicht hoch / sondern meynete es were vngefehr geschehen                      / vnd hette nit viel auf sich: aber der Außgang lehrete weit ein anders. Dann                      nach dem die Armada den 17. dieses mit gutem Windt wider außgefahren / vnnd in                      drey Squadronen (darunder die erste vnder dem Admiral in 4. Regimenten / die                      ander vnder dem Vice Admiral in 3. Regimenten / vnnd die dritte vnder dem Arrire                      Admiral in 3. Regimenten bestanden) getheilet / jhren Weg auff Portugall vnd die                      Spanische Königreich genommen / davon im Wintermonat die gröste Macht bey Caditz                      angelangt das Volck zum Theil ans Land gesetzet / vnd etliche stück Geschütz auß                      den Schiffen gezogen worden / hat Don Ferdinand Giron Gubernator daselbst ein                      starcke&#x0303; Außfall auff sie gethan / vnd sie also empfangen / daß sie in 1000. Mann                      in Stich lassen vnd mit Verlust der ans Land gezogenen Stücken vn&#x0303;                      anderer Bereitschofften / sich endlich reteriren vn&#x0303; wider in die                      See begebe&#x0303; müssen. Vnder dessen wurde in Spanien ferrnern Einfall zu verhindern                      grosse Gegenwehr bereytet / alles Volck / so Waffen führen konte / bewehret /                      gemustert vnd allenthalben in die Seehafen vertheilet / also daß die Engelländer                      auch an andern Orten wenig außzurichten vermochten. Jedoch weil sie nicht anders                      konten / verbrandten sie viel Schiff auff den Spanischen Custen vn&#x0303; bekamen etliche gute Beuten / mit welchen sie wider nach Hauß fuhren. Ward                      also dieses grosse Vorhaben / welches gantz Spanien in Forchten gebracht / vnd                      dessen Außgang damahls alle Welt mit Verlange&#x0303; erwartet auff solche weiß zu                      nichts / vnd gerieth nit viel besser / als Anno 1588. die Spanische Impressa                      auff Engelland.</p>
          <p><note place="right">König in Schweden fällt in Liefflandt.</note> Demnach                      zwischen den Königen in Schweden vnd Polen in vorigen Jar ein Stillstand gemacht                      worden / derselbe aber ohn ferrnere Vergleichung vnnd Auffrichtung eines                      völligen Friedens mit dem Außgang deß Martij dieses 1625. Jahrs zu End geloffen                      / als hat der König in Schweden sich zu einem frischen Zug gefast gemacht / vnd                      im Jul. mit einer gewaltigen Armada von 76. Schiffen nach Riga abgefahre&#x0303;. Allda                      er das Volck in möglichster Eyl ans Land gesetzet / vnd ehe sichs die Polen                      versehen / auff 12. biß in 15. Meilen in Lieffland gerucket / also daß er in                      kurtzer Zeit fast das gantze Land bezwungen / vnd vnder seinen Gehorsam                      gebracht: die Polen haben jm fast gar keinen / oder ja geringen Widerstandt                      gethan / dahero der König die erste Ort vnd sonderlich die Festu&#x0303;g                      Rockenhauhausen / Dameburg / Selburg vn&#x0303; andere mehr fast ohne                      Schwerdstreich glücklich eingenom&#x0303;en. Der König in Polen hette                      gern den Handel mit grösserm Ernst angegriffen / weil er aber merckte / daß die                      Polnische Ritterschafft in Lieffland / vmb dz sie daselbst bißhero nit viel                          gewon&#x0303;en zu kriege&#x0303; schlechten Lusten hette / müste er seine                      Gedancken auff eine Tractation von ferrnem Stillstand oder Friede schlagen.                      Fertigte also eine&#x0303; Gesandten an den König in Schweden / vnd ließ jhm anmelden /                      daß er sich in ferrnere Handlung mit jhm einzulassen begerte. Der König in                      Schweden war dessen wol zu friede&#x0303; / ließ darauff sein Volck in Guarnison ziehe&#x0303; /                      vnd befahl seinen Obristen / daß sie sich still halte&#x0303; / vn&#x0303; keine                      Feindthätlich keite&#x0303; gegen den Polen verüben solten. Was er aber de&#x0303; seinige&#x0303;                      verbot / das thete der Gegentheil. Dan&#x0303; in dem der König in                      Schweden mit den Polnische&#x0303; Com&#x0303;issarien von den praeparatoriis                      handeln liesse / sind die Schwede&#x0303; / so sich zu der Zeit dessen am wenigste&#x0303;                      versehen / von den Polnische&#x0303; Soldate&#x0303; / so mit macht vber die Duna geruckt / vnd                      in Lieffland gestreifft / vberfallen vnd vbel tractirt worden: Aber sie thaten                      es nit vmbsonst / sondern ward jnen redlich vergolten / dann der König brachte                      eylends wider ein gut Theil Volck zusammen / zog damit dem Pole&#x0303; vnder Augen /                          vn&#x0303; machte jm 6. Compagn darvon nider / eroberte auch die
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[993/1120] Stracks nach verrichter Leichbegängnuß / ward Printz Carl / als deß abgeleibten Königs einiger Sohn an allen Orthen deß Königreichs zu einem König in Groß Britannien proclamirt / vnd von den Vnderthanen mit grossem Frolocken angenom̃en. Welcher darauff an vnderschiedliche Potentaten / Fürsten vnd Republicen seines Vattern tödlichen Abgang vnd Antrettung seiner Regierung berichtet / vnd sich aller guten Correspondentz erbotten. 1625. Printz Carl von Wallis König in Groß Britannien. Vnlang hernach kam ein Türckischer Ambassador zu Londen an / welcher dem newen König 150. Sclaven mehrentheils Engelländer / auch etliche Löwen / Parther vnd andere frembde seltzame Thier praesentierte. Seine Werbũg war fürnemlich / daß die Commereien zwischen deß Königs in Groß Britannien vnd deß Türckischen Keysers Vnderthanen frey vnnd sicher möchte getrieben / vnd Alliantz zwischen beyden Potentaten vnverbrüchig vnderhalten werden. Sonsten hat seines Vattern Ermahnung zu Folg der newe König stracks zu Anfang seiner Regierung zu Behuff seiner Schwester / Schwagers vnnd jhrer Kinder den König in Spanien mit Krieg anzugreiffen sich entschlossen / gestalt er dañ zu solchem End ein mächtige Schiff Armada außrüsten lassen / darbey sich 12. Königl. grosse Schiff / 43. andere gemeine Kriegsschiff / vnd 40. Kauffmansschiff / so alle mit volck / Proviand vñ Kriegsbereitschafften auffs Beste versehen waren / darzu sich auch 22. Holländische Kriegschiff verfügten / also daß es das Anfehen hatte es würde nit fehlen können / daß mit einer so starcken Flota nit etwas denckwürdiges außgerichtet werden solte / wie dañ auch in Spanien deßwegen grosse Forcht war / weil man daselbst deß Ein-vnnd Vberfalls zwar gewiß aber doch gleichwol kein eygentliche Nachrichtung haben konte / wo der Feind ansetzen würde. Als nun immittelst gedachte Armada gäntzlich außgerüstet / sich zu Salisburi gesamlet / vnd vom König selbsten deß Orths besichtiget / vnd auff derselben von jhme allerley Anordnung gethan worden / ist sie den 15. Octobris von dannen abgesegelt / die Impressa auff Spanien jhrer habenden Ordinantz nach ins Werck zu setzẽ. Aber es erzeygte sich stracks ein böses Omen, welchs zu jrẽ Vornehmen, schlechten Trost gab / in dem sie durch widerwärtigẽ Wind wider zu rück getrieben wurden: der meiste Theil aber / wie bey solchẽ Fällen zu geschehẽ pflegt / achtete solches nicht hoch / sondern meynete es were vngefehr geschehen / vnd hette nit viel auf sich: aber der Außgang lehrete weit ein anders. Dann nach dem die Armada den 17. dieses mit gutem Windt wider außgefahren / vnnd in drey Squadronen (darunder die erste vnder dem Admiral in 4. Regimenten / die ander vnder dem Vice Admiral in 3. Regimenten / vnnd die dritte vnder dem Arrire Admiral in 3. Regimenten bestanden) getheilet / jhren Weg auff Portugall vnd die Spanische Königreich genommen / davon im Wintermonat die gröste Macht bey Caditz angelangt das Volck zum Theil ans Land gesetzet / vnd etliche stück Geschütz auß den Schiffen gezogen worden / hat Don Ferdinand Giron Gubernator daselbst ein starckẽ Außfall auff sie gethan / vnd sie also empfangen / daß sie in 1000. Mann in Stich lassen vnd mit Verlust der ans Land gezogenen Stücken vñ anderer Bereitschofften / sich endlich reteriren vñ wider in die See begebẽ müssen. Vnder dessen wurde in Spanien ferrnern Einfall zu verhindern grosse Gegenwehr bereytet / alles Volck / so Waffen führen konte / bewehret / gemustert vnd allenthalben in die Seehafen vertheilet / also daß die Engelländer auch an andern Orten wenig außzurichten vermochten. Jedoch weil sie nicht anders konten / verbrandten sie viel Schiff auff den Spanischen Custen vñ bekamen etliche gute Beuten / mit welchen sie wider nach Hauß fuhren. Ward also dieses grosse Vorhaben / welches gantz Spanien in Forchten gebracht / vnd dessen Außgang damahls alle Welt mit Verlangẽ erwartet auff solche weiß zu nichts / vnd gerieth nit viel besser / als Anno 1588. die Spanische Impressa auff Engelland. Vergebliche Impressa der Engelländer auff Spanien. Demnach zwischen den Königen in Schweden vnd Polen in vorigen Jar ein Stillstand gemacht worden / derselbe aber ohn ferrnere Vergleichung vnnd Auffrichtung eines völligen Friedens mit dem Außgang deß Martij dieses 1625. Jahrs zu End geloffen / als hat der König in Schweden sich zu einem frischen Zug gefast gemacht / vnd im Jul. mit einer gewaltigen Armada von 76. Schiffen nach Riga abgefahrẽ. Allda er das Volck in möglichster Eyl ans Land gesetzet / vnd ehe sichs die Polen versehen / auff 12. biß in 15. Meilen in Lieffland gerucket / also daß er in kurtzer Zeit fast das gantze Land bezwungen / vnd vnder seinen Gehorsam gebracht: die Polen haben jm fast gar keinen / oder ja geringen Widerstandt gethan / dahero der König die erste Ort vnd sonderlich die Festũg Rockenhauhausen / Dameburg / Selburg vñ andere mehr fast ohne Schwerdstreich glücklich eingenom̃en. Der König in Polen hette gern den Handel mit grösserm Ernst angegriffen / weil er aber merckte / daß die Polnische Ritterschafft in Lieffland / vmb dz sie daselbst bißhero nit viel gewoñen zu kriegẽ schlechten Lusten hette / müste er seine Gedancken auff eine Tractation von ferrnem Stillstand oder Friede schlagen. Fertigte also einẽ Gesandten an den König in Schweden / vnd ließ jhm anmelden / daß er sich in ferrnere Handlung mit jhm einzulassen begerte. Der König in Schweden war dessen wol zu friedẽ / ließ darauff sein Volck in Guarnison ziehẽ / vnd befahl seinen Obristen / daß sie sich still haltẽ / vñ keine Feindthätlich keitẽ gegen den Polen verüben solten. Was er aber dẽ seinigẽ verbot / das thete der Gegentheil. Dañ in dem der König in Schweden mit den Polnischẽ Com̃issarien von den praeparatoriis handeln liesse / sind die Schwedẽ / so sich zu der Zeit dessen am wenigstẽ versehen / von den Polnischẽ Soldatẽ / so mit macht vber die Duna geruckt / vnd in Lieffland gestreifft / vberfallen vnd vbel tractirt worden: Aber sie thaten es nit vmbsonst / sondern ward jnen redlich vergolten / dann der König brachte eylends wider ein gut Theil Volck zusammen / zog damit dem Polẽ vnder Augen / vñ machte jm 6. Compagn darvon nider / eroberte auch die König in Schweden fällt in Liefflandt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1120
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 993. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1120>, abgerufen am 23.11.2024.