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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Derohalben der Graff von Thurn dem Marggraffen von Jägerndorff (welcher das Schlesische Kriegsvolck führete) eylends zu ihme zustossen entbotte.

Rayserische waichen autz Böymen. Als dieses die Kayserische vernommen / haben sie die Statt Pilgram vnd selbe Gegne verlassen / vnd auß dem Land auff die Gräntzen sich begeben / vnnd weil jhnen die Weiber vnnd anderer Troß verhinderlich / solche in Oesterreich in die Refier vmb Weidhofen / Schembs vnnd Weitrah mit ihrer erlangten Beute geschicket / von denen die Innwohner selbiger Orten viel Vberlasts erlitten. Graff von Bucquoy kompt vor Newhauß. Nach solchem ist der Graff von Bucquoy für die Statt Newhauß kommen / vnnd die Statt jhme zu öffnen begehret; als er aber nicht allein keine Antwort bekommen / sondern die Besatzung darinnen auch häfftig vnder sein Volck geschossen / hat er sich selbige Nacht in den Vorstatten vnnd im Feld behelffen müssen. Ob nun wohl etliche Obristen die Statt zur Presse zubeschiessen vnnd mit stürmender Handt zuerobern / gerathen / hat er doch / in Betrachtung / daß er mit Volck nicht genugsamb versehen / vnd auch dz die Böhmen zun Entsatz im Anzug weren / Kundtschafft einkommen / solches der Zeit nicht für rathsamm geachtet / sonder sich von dannen gemacht / vnnd seine Reiß auff Budweiß zugerichtet. Graff von Bucquoy begibt sich nach Budweiß. Es waren dieser Zeit durch stätiges Regenwetter die Wege vnnd Päß gar böß; derohalben als er zu Gomnitz zwo Meylen von Budweiß ankommen / hat er sein Volck daselbs still ligen vnd außruhen lassen. Nach etlichen Tagen ist er nach Budweiß auffgebrochen. Als er aber kaum für gedachtes Stättlein Gomnitz fürvber kommen / ist das Böhmische Kriegs-Volck auff vierzchentausend starck zu Roß vnd Fuß ankommen / vnd in die letzte Hauffen gesetzet. Da hat er so bald durch dreyhundert Mußquetirer / eine Brücken / die jhme die Böhmen ablauffen wollen eingenomen / vnd selbe abwerffen lassen / vnd also verhindert / daß die Böhmen jhr Geschütz nicht darüber bringen können. Hierauff hat er durch Hülff deß Freyherrn von Tieffenbach / Graffen von Kriechingen / vnd Graffen von Colalto vnnd anderer versuchten Obristen vnnd Defelchshaber / sein Volck in eine Schlachtordnung gebracht / vnd weil er durch einen Wald muste / 200. Mußquetierer zum Eingang desselben verordnet / welche die Böhmen mit stätigem schiessen / biß er sein Kriegsvolck hindurch ins offene Feld gebracht / auffgehalten. Als solches geschehen / ist endlich vor dem Walt das Treffen recht angangen / welches dann in die fünff Stunden lang gewehret biß letzlich die Nacht sie von einander geschieden.

Durch welcher Hülff hernach der Graff von Bucquoy vollends in Budweiß durchkommen. In diesem Treffen ist vnder andern Graff von Griechingen der zum drittenmahl gantz Ritterlich / darzu ohne Rüstung mit seinen Mußquetierern in die Böhmische gesetzet / erschossen worden. Die Anzahl deren / so beyderseitten verwundet vnnd vmbkommen / hat man nicht eygentlich wissen können: In zweyhundert gefangene sind nach Prag geschicket worden / die hernach mehrentheils sich vnder gestellet vnnd zu der Böhmischen Stände Fähnlein geschworen.

Bey diesem Wesen ist Graff Ernst von Mäßfeld / mit etlichem Kriegsvolck den Ständen zu dienen/in Böhmen ankommen. Dieser ist Graff Peter Ernsten von Manßfeld (welcher deß Königs in Hispanien Obrister Feld-Marckschalck / vnnd in den Niderlanden / wie auch hernach deß Hertzogthumbs Lützelburg vnd Graffschafft Chyni Gubernator gewesen / vnd jhm durch sein kapffere Dienst / die er von Jugend auff biß in das 63. Jahr seines Alters dem Hauß Oesterreich in Africa / Franckreich vnnd Niderland bewiesen / bey demselben ein grossen Ruhm gemacht) natürlicher Sohn gewesen. Ist erstlich in Vngarn zu seinem Brudern Graff Carl von Manßfeld / sich in Kriegen zu vben geschickt worden. Nach solchem hat er sich Anno 1608. im Elsässischen Krieg in Ertzhertzogs Leopoldi von Oesterreich Diensten für einen Kriegs-Obristen gebrauchen lassen. Weil jhm aber der Römisch-Catholischen Procediren nicht gefallen wollen/ist er auff der Evangelischen Seichen getretten / vnnd sich in der Vnierten Dienst begeben. Darnach hat er dem Hertzog in Saphoya in seinem wider die Spanier in Italien geführten Krieg gedienet.

Nach dessen Bollendung ist er mit zwey tausent Mannen / so der Hertzog in Saphoya / Pfaltzgraff Friedrichen zu gutem/dieselben wo zu es jhme belieben würde / zugebrauchen / auff seinen Rosten gehalten / wider in Teutschland kommeu / vnd von den Obristen der Vnion / den Ständen in Böhmen zu Hülff geschicket worden: Die jhn dann den 20. Augusti deß 1618. Jahrs zu Prag zum General vber die Artilleria / vnnd zum Obristen vber ein Regiment zu Fuß von zwey in vier tausent starck / vnd so viel Reuterey / als er zusammen bringen konte / bestellet.

Ernst von Manßfeld belägert Pilsen. Als nun selbiger solch Volck in müglicher Eyl zusammen gebracht / haben jhm die Stände darauff etlich Landvolck zugeben / vnnd jhn mit Geschütz vnnd anderer Nothturfft / ein Belägerung anzustellen / versehen / vnd also vor die Statt Pilsen rucken lassen.

Pilsen. Es ist aber Pilsen ein lustige zimblich grosse Statt mit schönen gebäwen gezieret / liget auff einer Ebene vnd ist ein vornehmer Paß auß Böhmen in Teutschlandt: Hat sich den Hussiten vorzeiten standhafftig widersetzet / sonderlich als sie Anno 1433. 2. Monat vnnd 23. Tag von jhnen belägert gewesen / sind endtlich die Pilßner herauß gefallen / die Hussiten geschlagen vnnd von der Statt gejagt / auch jhnen ein Camel abgenommen / welches sie in die Statt gebracht. Deßwegen Kayser Sigisinundus wegen solcher jhrer Gegenwehr / der Statt ein Camel in jhrem Wappen zu führen erlaubet / wie sie dann dasselbige zu einem Siegzeichen vnd ewiger Gedächtnuß in S. Bartholomaei Kirchen ins Chor mahlen / vnnd folgende Schrifft / so annoch daselbst zusehen darunter machen lassen / deren Innhalt auff einer Taffel / so hiebevor in der Kirchen vber der

Derohalben der Graff von Thurn dem Marggraffen von Jägerndorff (welcher das Schlesische Kriegsvolck führete) eylends zu ihme zustossen entbotte.

Rayserische waichẽ autz Böymen. Als dieses die Kayserische vernommen / haben sie die Statt Pilgram vnd selbe Gegne verlassen / vnd auß dem Land auff die Gräntzen sich begebẽ / vnnd weil jhnen die Weiber vnnd anderer Troß verhinderlich / solche in Oesterreich in die Refier vmb Weidhofen / Schembs vnnd Weitrah mit ihrer erlangten Beute geschicket / von denen die Innwohner selbiger Orten viel Vberlasts erlitten. Graff von Bucquoy kompt vor Newhauß. Nach solchem ist der Graff von Bucquoy für die Statt Newhauß kommen / vnnd die Statt jhme zu öffnen begehret; als er aber nicht allein keine Antwort bekommen / sondern die Besatzung darinnen auch häfftig vnder sein Volck geschossen / hat er sich selbige Nacht in den Vorstatten vnnd im Feld behelffen müssen. Ob nun wohl etliche Obristen die Statt zur Presse zubeschiessen vnnd mit stürmender Handt zuerobern / gerathen / hat er doch / in Betrachtung / daß er mit Volck nicht genugsamb versehen / vnd auch dz die Böhmen zũ Entsatz im Anzug weren / Kundtschafft einkom̃en / solches der Zeit nicht für rathsam̃ geachtet / sonder sich von dañen gemacht / vnnd seine Reiß auff Budweiß zugerichtet. Graff von Bucquoy begibt sich nach Budweiß. Es waren dieser Zeit durch stätiges Regenwetter die Wege vnnd Päß gar böß; derohalben als er zu Gomnitz zwo Meylen von Budweiß ankommen / hat er sein Volck daselbs still ligen vnd außruhen lassen. Nach etlichen Tagen ist er nach Budweiß auffgebrochen. Als er aber kaum für gedachtes Stättlein Gomnitz fürvber kommen / ist das Böhmische Kriegs-Volck auff vierzchentausend starck zu Roß vnd Fuß ankommen / vnd in die letzte Hauffen gesetzet. Da hat er so bald durch dreyhundert Mußquetirer / eine Brücken / die jhme die Böhmen ablauffen wollen eingenomen / vnd selbe abwerffen lassen / vñ also verhindert / daß die Böhmen jhr Geschütz nicht darüber bringen können. Hierauff hat er durch Hülff deß Freyherrn von Tieffenbach / Graffen von Kriechingen / vnd Graffen von Colalto vnnd anderer versuchten Obristen vnnd Defelchshaber / sein Volck in eine Schlachtordnung gebracht / vnd weil er durch einen Wald muste / 200. Mußquetierer zum Eingang desselben verordnet / welche die Böhmen mit stätigem schiessen / biß er sein Kriegsvolck hindurch ins offene Feld gebracht / auffgehalten. Als solches geschehen / ist endlich vor dem Walt das Treffen recht angangen / welches dann in die fünff Stunden lang gewehret biß letzlich die Nacht sie von einander geschieden.

Durch welcher Hülff hernach der Graff von Bucquoy vollends in Budweiß durchkommen. In diesem Treffen ist vnder andern Graff von Griechingen der zum drittenmahl gantz Ritterlich / darzu ohne Rüstung mit seinen Mußquetierern in die Böhmische gesetzet / erschossen worden. Die Anzahl deren / so beyderseitten verwundet vnnd vmbkommen / hat man nicht eygentlich wissen können: In zweyhundert gefangene sind nach Prag geschicket worden / die hernach mehrentheils sich vnder gestellet vnnd zu der Böhmischen Stände Fähnlein geschworen.

Bey diesem Wesen ist Graff Ernst von Mäßfeld / mit etlichem Kriegsvolck den Ständen zu dienen/in Böhmen ankommen. Dieser ist Graff Peter Ernsten von Manßfeld (welcher deß Königs in Hispanien Obrister Feld-Marckschalck / vnnd in den Niderlanden / wie auch hernach deß Hertzogthumbs Lützelburg vnd Graffschafft Chyni Gubernator gewesen / vnd jhm durch sein kapffere Dienst / die er von Jugend auff biß in das 63. Jahr seines Alters dem Hauß Oesterreich in Africa / Franckreich vnnd Niderland bewiesen / bey demselben ein grossen Ruhm gemacht) natürlicher Sohn gewesen. Ist erstlich in Vngarn zu seinem Brudern Graff Carl von Manßfeld / sich in Kriegen zu vben geschickt worden. Nach solchem hat er sich Anno 1608. im Elsässischen Krieg in Ertzhertzogs Leopoldi von Oesterreich Diensten für einen Kriegs-Obristen gebrauchen lassen. Weil jhm aber der Römisch-Catholischen Procediren nicht gefallen wollen/ist er auff der Evangelischen Seichen getretten / vnnd sich in der Vnierten Dienst begeben. Darnach hat er dem Hertzog in Saphoya in seinem wider die Spanier in Italien geführten Krieg gedienet.

Nach dessen Bollendung ist er mit zwey tausent Mannen / so der Hertzog in Saphoya / Pfaltzgraff Friedrichen zu gutem/dieselben wo zu es jhme belieben würde / zugebrauchen / auff seinen Rosten gehalten / wider in Teutschland kommeu / vnd von den Obristen der Vnion / den Ständen in Böhmen zu Hülff geschicket worden: Die jhn dann den 20. Augusti deß 1618. Jahrs zu Prag zum General vber die Artilleria / vnnd zum Obristen vber ein Regiment zu Fuß von zwey in vier tausent starck / vnd so viel Reuterey / als er zusammen bringen konte / bestellet.

Ernst von Manßfeld belägert Pilsen. Als nun selbiger solch Volck in müglicher Eyl zusammen gebracht / haben jhm die Stände darauff etlich Landvolck zugeben / vnnd jhn mit Geschütz vnnd anderer Nothturfft / ein Belägerung anzustellen / versehen / vnd also vor die Statt Pilsen rucken lassen.

Pilsen. Es ist aber Pilsen ein lustige zimblich grosse Statt mit schönen gebäwen gezieret / liget auff einer Ebene vnd ist ein vornehmer Paß auß Böhmen in Teutschlandt: Hat sich den Hussiten vorzeiten standhafftig widersetzet / sonderlich als sie Anno 1433. 2. Monat vnnd 23. Tag von jhnen belägert gewesen / sind endtlich die Pilßner herauß gefallen / die Hussiten geschlagen vnnd von der Statt gejagt / auch jhnen ein Camel abgenommen / welches sie in die Statt gebracht. Deßwegẽ Kayser Sigisinundus wegen solcher jhrer Gegenwehr / der Statt ein Camel in jhrem Wappen zu führen erlaubet / wie sie dann dasselbige zu einem Siegzeichen vnd ewiger Gedächtnuß in S. Bartholomaei Kirchen ins Chor mahlen / vnnd folgende Schrifft / so annoch daselbst zusehen darunter machen lassen / deren Innhalt auff einer Taffel / so hiebevor in der Kirchen vber der

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          <p>Derohalben der Graff von Thurn dem Marggraffen von Jägerndorff (welcher das                      Schlesische Kriegsvolck führete) eylends zu ihme zustossen entbotte.</p>
          <p><note place="left">Rayserische waiche&#x0303; autz Böymen.</note> Als dieses die                      Kayserische vernommen / haben sie die Statt Pilgram vnd selbe Gegne verlassen /                      vnd auß dem Land auff die Gräntzen sich begebe&#x0303; / vnnd weil jhnen die Weiber vnnd                      anderer Troß verhinderlich / solche in Oesterreich in die Refier vmb Weidhofen /                      Schembs vnnd Weitrah mit ihrer erlangten Beute geschicket / von denen die                      Innwohner selbiger Orten viel Vberlasts erlitten. <note place="left">Graff von Bucquoy kompt vor Newhauß.</note> Nach solchem ist der Graff von                      Bucquoy für die Statt Newhauß kommen / vnnd die Statt jhme zu öffnen begehret;                      als er aber nicht allein keine Antwort bekommen / sondern die Besatzung darinnen                      auch häfftig vnder sein Volck geschossen / hat er sich selbige Nacht in den                      Vorstatten vnnd im Feld behelffen müssen. Ob nun wohl etliche Obristen die Statt                      zur Presse zubeschiessen vnnd mit stürmender Handt zuerobern / gerathen / hat er                      doch / in Betrachtung / daß er mit Volck nicht genugsamb versehen / vnd auch dz                      die Böhmen zu&#x0303; Entsatz im Anzug weren / Kundtschafft einkom&#x0303;en /                      solches der Zeit nicht für rathsam&#x0303; geachtet / sonder sich von                          dan&#x0303;en gemacht / vnnd seine Reiß auff Budweiß zugerichtet.                          <note place="left">Graff von Bucquoy begibt sich nach Budweiß.</note>                      Es waren dieser Zeit durch stätiges Regenwetter die Wege vnnd Päß gar böß;                      derohalben als er zu Gomnitz zwo Meylen von Budweiß ankommen / hat er sein Volck                      daselbs still ligen vnd außruhen lassen. Nach etlichen Tagen ist er nach Budweiß                      auffgebrochen. Als er aber kaum für gedachtes Stättlein Gomnitz fürvber kommen /                      ist das Böhmische Kriegs-Volck auff vierzchentausend starck zu Roß vnd Fuß                      ankommen / vnd in die letzte Hauffen gesetzet. Da hat er so bald durch                      dreyhundert Mußquetirer / eine Brücken / die jhme die Böhmen ablauffen wollen                      eingenomen / vnd selbe abwerffen lassen / vn&#x0303; also verhindert /                      daß die Böhmen jhr Geschütz nicht darüber bringen können. Hierauff hat er durch                      Hülff deß Freyherrn von Tieffenbach / Graffen von Kriechingen / vnd Graffen von                      Colalto vnnd anderer versuchten Obristen vnnd Defelchshaber / sein Volck in eine                      Schlachtordnung gebracht / vnd weil er durch einen Wald muste / 200.                      Mußquetierer zum Eingang desselben verordnet / welche die Böhmen mit stätigem                      schiessen / biß er sein Kriegsvolck hindurch ins offene Feld gebracht /                      auffgehalten. Als solches geschehen / ist endlich vor dem Walt das Treffen recht                      angangen / welches dann in die fünff Stunden lang gewehret biß letzlich die                      Nacht sie von einander geschieden.</p>
          <p>Durch welcher Hülff hernach der Graff von Bucquoy vollends in Budweiß                      durchkommen. In diesem Treffen ist vnder andern Graff von Griechingen der zum                      drittenmahl gantz Ritterlich / darzu ohne Rüstung mit seinen Mußquetierern in                      die Böhmische gesetzet / erschossen worden. Die Anzahl deren / so beyderseitten                      verwundet vnnd vmbkommen / hat man nicht eygentlich wissen können: In                      zweyhundert gefangene sind nach Prag geschicket worden / die hernach                      mehrentheils sich vnder gestellet vnnd zu der Böhmischen Stände Fähnlein                      geschworen.</p>
          <p>Bey diesem Wesen ist Graff Ernst von Mäßfeld / mit etlichem Kriegsvolck den                      Ständen zu dienen/in Böhmen ankommen. Dieser ist Graff Peter Ernsten von                      Manßfeld (welcher deß Königs in Hispanien Obrister Feld-Marckschalck / vnnd in                      den Niderlanden / wie auch hernach deß Hertzogthumbs Lützelburg vnd Graffschafft                      Chyni Gubernator gewesen / vnd jhm durch sein kapffere Dienst / die er von                      Jugend auff biß in das 63. Jahr seines Alters dem Hauß Oesterreich in Africa /                      Franckreich vnnd Niderland bewiesen / bey demselben ein grossen Ruhm gemacht)                      natürlicher Sohn gewesen. Ist erstlich in Vngarn zu seinem Brudern Graff Carl                      von Manßfeld / sich in Kriegen zu vben geschickt worden. Nach solchem hat er                      sich Anno 1608. im Elsässischen Krieg in Ertzhertzogs Leopoldi von Oesterreich                      Diensten für einen Kriegs-Obristen gebrauchen lassen. Weil jhm aber der                      Römisch-Catholischen Procediren nicht gefallen wollen/ist er auff der                      Evangelischen Seichen getretten / vnnd sich in der Vnierten Dienst begeben.                      Darnach hat er dem Hertzog in Saphoya in seinem wider die Spanier in Italien                      geführten Krieg gedienet.</p>
          <p>Nach dessen Bollendung ist er mit zwey tausent Mannen / so der Hertzog in Saphoya                      / Pfaltzgraff Friedrichen zu gutem/dieselben wo zu es jhme belieben würde /                      zugebrauchen / auff seinen Rosten gehalten / wider in Teutschland kommeu / vnd                      von den Obristen der Vnion / den Ständen in Böhmen zu Hülff geschicket worden:                      Die jhn dann den 20. Augusti deß 1618. Jahrs zu Prag zum General vber die                      Artilleria / vnnd zum Obristen vber ein Regiment zu Fuß von zwey in vier tausent                      starck / vnd so viel Reuterey / als er zusammen bringen konte / bestellet.</p>
          <p><note place="right">Ernst von Manßfeld belägert Pilsen.</note> Als nun                      selbiger solch Volck in müglicher Eyl zusammen gebracht / haben jhm die Stände                      darauff etlich Landvolck zugeben / vnnd jhn mit Geschütz vnnd anderer Nothturfft                      / ein Belägerung anzustellen / versehen / vnd also vor die Statt Pilsen rucken                      lassen.</p>
          <p><note place="right">Pilsen.</note> Es ist aber Pilsen ein lustige zimblich                      grosse Statt mit schönen gebäwen gezieret / liget auff einer Ebene vnd ist ein                      vornehmer Paß auß Böhmen in Teutschlandt: Hat sich den Hussiten vorzeiten                      standhafftig widersetzet / sonderlich als sie Anno 1433. 2. Monat vnnd 23. Tag                      von jhnen belägert gewesen / sind endtlich die Pilßner herauß gefallen / die                      Hussiten geschlagen vnnd von der Statt gejagt / auch jhnen ein Camel abgenommen                      / welches sie in die Statt gebracht. Deßwege&#x0303; Kayser Sigisinundus wegen solcher                      jhrer Gegenwehr / der Statt ein Camel in jhrem Wappen zu führen erlaubet / wie                      sie dann dasselbige zu einem Siegzeichen vnd ewiger Gedächtnuß in S.                      Bartholomaei Kirchen ins Chor mahlen / vnnd folgende Schrifft / so annoch                      daselbst zusehen darunter machen lassen / deren Innhalt auff einer Taffel / so                      hiebevor in der Kirchen vber der</p>
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[87/0128] Derohalben der Graff von Thurn dem Marggraffen von Jägerndorff (welcher das Schlesische Kriegsvolck führete) eylends zu ihme zustossen entbotte. Als dieses die Kayserische vernommen / haben sie die Statt Pilgram vnd selbe Gegne verlassen / vnd auß dem Land auff die Gräntzen sich begebẽ / vnnd weil jhnen die Weiber vnnd anderer Troß verhinderlich / solche in Oesterreich in die Refier vmb Weidhofen / Schembs vnnd Weitrah mit ihrer erlangten Beute geschicket / von denen die Innwohner selbiger Orten viel Vberlasts erlitten. Nach solchem ist der Graff von Bucquoy für die Statt Newhauß kommen / vnnd die Statt jhme zu öffnen begehret; als er aber nicht allein keine Antwort bekommen / sondern die Besatzung darinnen auch häfftig vnder sein Volck geschossen / hat er sich selbige Nacht in den Vorstatten vnnd im Feld behelffen müssen. Ob nun wohl etliche Obristen die Statt zur Presse zubeschiessen vnnd mit stürmender Handt zuerobern / gerathen / hat er doch / in Betrachtung / daß er mit Volck nicht genugsamb versehen / vnd auch dz die Böhmen zũ Entsatz im Anzug weren / Kundtschafft einkom̃en / solches der Zeit nicht für rathsam̃ geachtet / sonder sich von dañen gemacht / vnnd seine Reiß auff Budweiß zugerichtet. Es waren dieser Zeit durch stätiges Regenwetter die Wege vnnd Päß gar böß; derohalben als er zu Gomnitz zwo Meylen von Budweiß ankommen / hat er sein Volck daselbs still ligen vnd außruhen lassen. Nach etlichen Tagen ist er nach Budweiß auffgebrochen. Als er aber kaum für gedachtes Stättlein Gomnitz fürvber kommen / ist das Böhmische Kriegs-Volck auff vierzchentausend starck zu Roß vnd Fuß ankommen / vnd in die letzte Hauffen gesetzet. Da hat er so bald durch dreyhundert Mußquetirer / eine Brücken / die jhme die Böhmen ablauffen wollen eingenomen / vnd selbe abwerffen lassen / vñ also verhindert / daß die Böhmen jhr Geschütz nicht darüber bringen können. Hierauff hat er durch Hülff deß Freyherrn von Tieffenbach / Graffen von Kriechingen / vnd Graffen von Colalto vnnd anderer versuchten Obristen vnnd Defelchshaber / sein Volck in eine Schlachtordnung gebracht / vnd weil er durch einen Wald muste / 200. Mußquetierer zum Eingang desselben verordnet / welche die Böhmen mit stätigem schiessen / biß er sein Kriegsvolck hindurch ins offene Feld gebracht / auffgehalten. Als solches geschehen / ist endlich vor dem Walt das Treffen recht angangen / welches dann in die fünff Stunden lang gewehret biß letzlich die Nacht sie von einander geschieden. Rayserische waichẽ autz Böymen. Graff von Bucquoy kompt vor Newhauß. Graff von Bucquoy begibt sich nach Budweiß. Durch welcher Hülff hernach der Graff von Bucquoy vollends in Budweiß durchkommen. In diesem Treffen ist vnder andern Graff von Griechingen der zum drittenmahl gantz Ritterlich / darzu ohne Rüstung mit seinen Mußquetierern in die Böhmische gesetzet / erschossen worden. Die Anzahl deren / so beyderseitten verwundet vnnd vmbkommen / hat man nicht eygentlich wissen können: In zweyhundert gefangene sind nach Prag geschicket worden / die hernach mehrentheils sich vnder gestellet vnnd zu der Böhmischen Stände Fähnlein geschworen. Bey diesem Wesen ist Graff Ernst von Mäßfeld / mit etlichem Kriegsvolck den Ständen zu dienen/in Böhmen ankommen. Dieser ist Graff Peter Ernsten von Manßfeld (welcher deß Königs in Hispanien Obrister Feld-Marckschalck / vnnd in den Niderlanden / wie auch hernach deß Hertzogthumbs Lützelburg vnd Graffschafft Chyni Gubernator gewesen / vnd jhm durch sein kapffere Dienst / die er von Jugend auff biß in das 63. Jahr seines Alters dem Hauß Oesterreich in Africa / Franckreich vnnd Niderland bewiesen / bey demselben ein grossen Ruhm gemacht) natürlicher Sohn gewesen. Ist erstlich in Vngarn zu seinem Brudern Graff Carl von Manßfeld / sich in Kriegen zu vben geschickt worden. Nach solchem hat er sich Anno 1608. im Elsässischen Krieg in Ertzhertzogs Leopoldi von Oesterreich Diensten für einen Kriegs-Obristen gebrauchen lassen. Weil jhm aber der Römisch-Catholischen Procediren nicht gefallen wollen/ist er auff der Evangelischen Seichen getretten / vnnd sich in der Vnierten Dienst begeben. Darnach hat er dem Hertzog in Saphoya in seinem wider die Spanier in Italien geführten Krieg gedienet. Nach dessen Bollendung ist er mit zwey tausent Mannen / so der Hertzog in Saphoya / Pfaltzgraff Friedrichen zu gutem/dieselben wo zu es jhme belieben würde / zugebrauchen / auff seinen Rosten gehalten / wider in Teutschland kommeu / vnd von den Obristen der Vnion / den Ständen in Böhmen zu Hülff geschicket worden: Die jhn dann den 20. Augusti deß 1618. Jahrs zu Prag zum General vber die Artilleria / vnnd zum Obristen vber ein Regiment zu Fuß von zwey in vier tausent starck / vnd so viel Reuterey / als er zusammen bringen konte / bestellet. Als nun selbiger solch Volck in müglicher Eyl zusammen gebracht / haben jhm die Stände darauff etlich Landvolck zugeben / vnnd jhn mit Geschütz vnnd anderer Nothturfft / ein Belägerung anzustellen / versehen / vnd also vor die Statt Pilsen rucken lassen. Ernst von Manßfeld belägert Pilsen. Es ist aber Pilsen ein lustige zimblich grosse Statt mit schönen gebäwen gezieret / liget auff einer Ebene vnd ist ein vornehmer Paß auß Böhmen in Teutschlandt: Hat sich den Hussiten vorzeiten standhafftig widersetzet / sonderlich als sie Anno 1433. 2. Monat vnnd 23. Tag von jhnen belägert gewesen / sind endtlich die Pilßner herauß gefallen / die Hussiten geschlagen vnnd von der Statt gejagt / auch jhnen ein Camel abgenommen / welches sie in die Statt gebracht. Deßwegẽ Kayser Sigisinundus wegen solcher jhrer Gegenwehr / der Statt ein Camel in jhrem Wappen zu führen erlaubet / wie sie dann dasselbige zu einem Siegzeichen vnd ewiger Gedächtnuß in S. Bartholomaei Kirchen ins Chor mahlen / vnnd folgende Schrifft / so annoch daselbst zusehen darunter machen lassen / deren Innhalt auff einer Taffel / so hiebevor in der Kirchen vber der Pilsen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/128>, abgerufen am 16.05.2024.