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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Zeit nicht / wie sie die Personen zu gedachtem Iudicio hetten vorschlagen sollen: Da aber solches richtig würde / wolten sie an jhnen nichts erwinden lassen / was zu würcklicher Fortstellung vonnöthen seyn würde.

Diese Strittigkeiten alle kämen eintzig vnd allein durch das eingerissene Mißtrawen her / welches durch die Evangelische Ständt gegen den Catholischen gefast hätten. Sie die Catholische Ständte wollen bey jhrer Resolution / die sie Anno 1610. jhnen einhandigen lassen / verbleiben / vnd erklären sich noch darüber / daß sie die Evangelische Ständte vnd jhre Glaubensgenossen / wider die Capitulations Resolution nicht turbiren oder verfolgen wollen / hätten sich derhalben sie (Evangelische) aller guten auffrichtigen / Teutschen Nachbarlichen Vertrewlichkeit / Lieb vnd Freundschafft zu jhnen zuversehen. Demnach verhoffen sie / sie / die Evangelische alle Differentz vnd vngleiche Vermuhtung fallen lassen / jhren guthertzigen Worten keinen vngleichen Verstandt zumessen / vnd also / weil die Catholische so wol als die Protestirende jhr Schrifftliche Erklärungen jederzeit in acht genommen / ferrnere Vnderred-vnd Handlungen / bey diesem gefährlichen Vnwesen / vnderwegen lassen / vnd mit jhnen zur Berathschlagung J. K. M. vnd deß gantzen Vatterlandts Notthurfft schreiten / etc.

Widerantwort der Evangelischen Stände. Mit dieser der Catholischen Ständte Antwort sind die Evangelische noch nicht zu frieden gewesen / sondern jnen wider Schrifftlich angedeutet / daß / da die Catholische es anderst so Teutsch / auffrichtig / Erbar vnd Bidermännisch mit jhnen es meyneten / wie sie gegen jhnen gesinnet / sie (Catholische) sich ebenmässig gegen den Evangelischen / als die Evangelische gegen jhnen gethan / ohne alle Terginersation cathegorice sich erklärten / daß sie die Evangelische bey allem dem / so sie jhnen (Catholischen) in jhrem Begehren specificiret / rühigen verbleiben lassen / vnd da sie es zuthun gesinnet / ein Schrifftlichs Assecurations Instrument (alldieweil jhre Mündliche Zusag bißhero ohne Effect verblieben) mit jhnen berathschlagen vnd auffrichten wolten / etc.

Es wolten aber weder die Catholische Ständ / noch die Evangelische von jhrer einmahl gefasten Meynung vnnd Erklärung abweichen / wurden beyderseits viel Schrifften gewächselt (welche alle hieher zusetzen vnnöthig vnnd auch dem Leser zu langweilig würde) vnnd bliebe vnder solchem die vorhabende Berathschlagung anstehen. Weil nun mitler Zeit das Böhmische Kriegsvolck in Oesterreich einfiel / wie hernach sol vermeldet werden / ließ der Keyser einen Befehl an die Evangelische Stände abgehen / deß Innhalts;

Kay. Mat thias besielet den Ständen daß sie zur Berathschlagung schreiten sollen. Daß weil der Feind nunmehr einen Einfall in das Ertzhertzogthumb Oesterreich gethan / die gesampte Stände / vngehindert der zwischen jhnen erwachsenen Strittigkeiten / förderlichst zur Berathschlagung deß Landts Notthurfft schreiten / vnnd also das gemeine dem Privatwesen vorziehen solten.

Auff empfahung dieses Befehls / haben die Antwort der Protestirenden Stände K. Matthiae vberreichet. Protestirende Stände also geantwortet;

Sie erkenneten sein Vätterliche Vorsorg für das Hertzogthumb / theten sich deßwegen bedancken / daß sie aber noch nicht zur Berathschlagung mit den Catholischen kommen könten / hetten sie / (Catholische) Schuld / weil sie von jnen kein deutliche Antwort auff jhr Begehren erlangen könten. Sintemaln das Bonum Publicum darinn bestünde / daß zuforderst vnder den Ständen die Einigkeit gepflantzet / vnnd das Mißtrawen auß dem Weg geram. iet würde. Damit aber jhnen die Schuld deß Verzugs darauß dem Vatterlandt Schaden zugezogen / nicht zugemessen würde / wolten sie jhre Meynung dieses Vnwesen zustillen / so sie in einer absonderlichen Versamblung berathschlaget / J. M. vortragen.

Vnd anfänglich zwar hetten sie gäntzlich verhoffet / es würde Jhre Mayest. weil die Landtschafft deßwegen privilegiret / ohne der Stände Vorwissen kein Offensiv Krieg angefangen vnd die Waffen wider Böhmen ergriffen haben. Dann obwohl Jhre May. einen Landtag außgeschrieben / zu welchem sie auch neben andern erschienen / vnd ein gute Zeit / mit jhrer grossen Vngelegenheit dabey gewartet hetten / were doch kein Proposition oder Vortrag geschehen / auch einige Vrsach / warumb der Landtag angestellet / nicht angezeiget / sondern sie ohne einige Verrichtung wider heimb gelassen worden. Es were auch alles was von dem Böhmischen Krieg einkommen / jhnen gleichsamb als ein Geheimnuß verhalten / vnd darzu zu diesem Krieg fast lauter außländische Catholische Obristen bestellet worden / welches jhnen schmertzlich vorkäme / andern ein grosses Nachdencken machete / das Mißtrawen allerseits vervrsachete / welches vmb der / auff jhr billiges Begehren / von den Catholischen Ständen noch nicht erfolgte Antwort vermehret würde. Daß aber die Noth vnd Gefahr allbereit so weit eingerissen / daß die Böhmischen in jhr Vatterlandt Feindtlich eingefallen / etlicher Oerter vnnd sonderlich Zwethl sich bemächtiget / were jhnen sehr leyd zuvernehmen gewesen: trügen aber keinen Zweiffel / wann bey Zeiten / ehe es zu dem Krieg kommen / den Ständen zur Berathschlagung solches were vorgetragen worden / es würden solche Mittel vorgeschlagen worden seyn / welche zu Verhütung alles Vnheils mit J. M. guten Satisfaction gedienet hetten. Dann es hette die Erfahrung gegeben / daß was mit den Ständen berathschlaget worden / allezeit ein guten Außgang gehabt hette.

Weil aber dieser Zeit Jhre Mayest. diesen Weg nicht gebrauchen wollen / vnnd weder der Chur-noch anderer Fürsten wolmeynende Gutachten verfangen lassen / so were genugsamb am Tag daß die jenige / welche mit den Waffen das Werck anzufangen gerathen / an allem diesem Vnheil schuldig weren / die auch billich wider / wie solches von dem Vatterlandt abzuwenden / Mittel an die Hand geben solten. Sie wolten Jhrer Mayest. den Krieg anzufangen nicht ge-

Zeit nicht / wie sie die Personen zu gedachtem Iudicio hetten vorschlagen sollen: Da aber solches richtig würde / wolten sie an jhnen nichts erwinden lassen / was zu würcklicher Fortstellung vonnöthen seyn würde.

Diese Strittigkeiten alle kämen eintzig vnd allein durch das eingerissene Mißtrawen her / welches durch die Evangelische Ständt gegen den Catholischen gefast hätten. Sie die Catholische Ständte wollen bey jhrer Resolution / die sie Anno 1610. jhnen einhandigen lassen / verbleiben / vnd erklären sich noch darüber / daß sie die Evangelische Ständte vnd jhre Glaubensgenossen / wider die Capitulations Resolution nicht turbiren oder verfolgen wollen / hätten sich derhalben sie (Evangelische) aller guten auffrichtigen / Teutschen Nachbarlichen Vertrewlichkeit / Lieb vñ Freundschafft zu jhnen zuversehen. Demnach verhoffen sie / sie / die Evangelische alle Differentz vnd vngleiche Vermuhtung fallen lassen / jhren guthertzigen Worten keinen vngleichen Verstandt zumessen / vnd also / weil die Catholische so wol als die Protestirende jhr Schrifftliche Erklärungen jederzeit in acht genommen / ferrnere Vnderred-vnd Handlungen / bey diesem gefährlichen Vnwesen / vnderwegen lassen / vnd mit jhnen zur Berathschlagung J. K. M. vnd deß gantzen Vatterlandts Notthurfft schreiten / etc.

Widerantwort der Evangelischẽ Stände. Mit dieser der Catholischen Ständte Antwort sind die Evangelische noch nicht zu frieden gewesen / sondern jnẽ wider Schrifftlich angedeutet / daß / da die Catholische es anderst so Teutsch / auffrichtig / Erbar vnd Bidermännisch mit jhnen es meyneten / wie sie gegen jhnen gesinnet / sie (Catholische) sich ebenmässig gegen den Evangelischen / als die Evangelische gegen jhnen gethan / ohne alle Terginersation cathegorice sich erklärten / daß sie die Evangelische bey allem dem / so sie jhnen (Catholischen) in jhrem Begehren specificiret / rühigen verbleiben lassen / vnd da sie es zuthun gesinnet / ein Schrifftlichs Assecurations Instrument (alldieweil jhre Mündliche Zusag bißhero ohne Effect verblieben) mit jhnen berathschlagen vnd auffrichten wolten / etc.

Es wolten aber weder die Catholische Ständ / noch die Evangelische von jhrer einmahl gefasten Meynung vnnd Erklärung abweichen / wurden beyderseits viel Schrifften gewächselt (welche alle hieher zusetzen vnnöthig vnnd auch dem Leser zu langweilig würde) vnnd bliebe vnder solchem die vorhabende Berathschlagung anstehen. Weil nun mitler Zeit das Böhmische Kriegsvolck in Oesterreich einfiel / wie hernach sol vermeldet werden / ließ der Keyser einen Befehl an die Evangelische Stände abgehen / deß Innhalts;

Kay. Mat thias besielet den Ständen daß sie zur Berathschlagung schreiten sollen. Daß weil der Feind nunmehr einen Einfall in das Ertzhertzogthumb Oesterreich gethan / die gesampte Stände / vngehindert der zwischen jhnen erwachsenen Strittigkeiten / förderlichst zur Berathschlagung deß Landts Notthurfft schreiten / vnnd also das gemeine dem Privatwesen vorziehen solten.

Auff empfahung dieses Befehls / haben die Antwort der Protestirenden Stände K. Matthiae vberreichet. Protestirende Stände also geantwortet;

Sie erkenneten sein Vätterliche Vorsorg für das Hertzogthumb / theten sich deßwegen bedancken / daß sie aber noch nicht zur Berathschlagung mit den Catholischen kommen könten / hetten sie / (Catholische) Schuld / weil sie von jnen kein deutliche Antwort auff jhr Begehren erlangen könten. Sintemaln das Bonum Publicum darinn bestünde / daß zuforderst vnder den Ständen die Einigkeit gepflantzet / vnnd das Mißtrawen auß dem Weg geram. iet würde. Damit aber jhnen die Schuld deß Verzugs darauß dem Vatterlandt Schaden zugezogen / nicht zugemessen würde / wolten sie jhre Meynung dieses Vnwesen zustillen / so sie in einer absonderlichen Versamblung berathschlaget / J. M. vortragen.

Vnd anfänglich zwar hetten sie gäntzlich verhoffet / es würde Jhre Mayest. weil die Landtschafft deßwegen privilegiret / ohne der Stände Vorwissen kein Offensiv Krieg angefangen vnd die Waffen wider Böhmen ergriffen haben. Dann obwohl Jhre May. einen Landtag außgeschrieben / zu welchem sie auch neben andern erschienen / vnd ein gute Zeit / mit jhrer grossen Vngelegenheit dabey gewartet hetten / were doch kein Proposition oder Vortrag geschehen / auch einige Vrsach / warumb der Landtag angestellet / nicht angezeiget / sondern sie ohne einige Verrichtung wider heimb gelassen worden. Es were auch alles was von dem Böhmischen Krieg einkommen / jhnen gleichsamb als ein Geheimnuß verhalten / vnd darzu zu diesem Krieg fast lauter außländische Catholische Obristen bestellet worden / welches jhnen schmertzlich vorkäme / andern ein grosses Nachdencken machete / das Mißtrawen allerseits vervrsachete / welches vmb der / auff jhr billiges Begehren / von den Catholischen Ständen noch nicht erfolgte Antwort vermehret würde. Daß aber die Noth vnd Gefahr allbereit so weit eingerissen / daß die Böhmischen in jhr Vatterlandt Feindtlich eingefallen / etlicher Oerter vnnd sonderlich Zwethl sich bemächtiget / were jhnen sehr leyd zuvernehmen gewesen: trügen aber keinen Zweiffel / wann bey Zeiten / ehe es zu dem Krieg kommen / den Ständen zur Berathschlagung solches were vorgetragen worden / es würden solche Mittel vorgeschlagen worden seyn / welche zu Verhütung alles Vnheils mit J. M. guten Satisfaction gedienet hetten. Dann es hette die Erfahrung gegebẽ / daß was mit den Ständen berathschlaget worden / allezeit ein guten Außgang gehabt hette.

Weil aber dieser Zeit Jhre Mayest. diesen Weg nicht gebrauchen wollen / vnnd weder der Chur-noch anderer Fürsten wolmeynende Gutachten verfangen lassen / so were genugsamb am Tag daß die jenige / welche mit den Waffen das Werck anzufangen gerathen / an allem diesem Vnheil schuldig weren / die auch billich wider / wie solches von dem Vatterlandt abzuwenden / Mittel an die Hand geben solten. Sie wolten Jhrer Mayest. den Krieg anzufangen nicht ge-

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          <p>Diese Strittigkeiten alle kämen eintzig vnd allein durch das eingerissene                      Mißtrawen her / welches durch die Evangelische Ständt gegen den Catholischen                      gefast hätten. Sie die Catholische Ständte wollen bey jhrer Resolution / die sie                      Anno 1610. jhnen einhandigen lassen / verbleiben / vnd erklären sich noch                      darüber / daß sie die Evangelische Ständte vnd jhre Glaubensgenossen / wider die                      Capitulations Resolution nicht turbiren oder verfolgen wollen / hätten sich                      derhalben sie (Evangelische) aller guten auffrichtigen / Teutschen Nachbarlichen                      Vertrewlichkeit / Lieb vn&#x0303; Freundschafft zu jhnen zuversehen.                      Demnach verhoffen sie / sie / die Evangelische alle Differentz vnd vngleiche                      Vermuhtung fallen lassen / jhren guthertzigen Worten keinen vngleichen Verstandt                      zumessen / vnd also / weil die Catholische so wol als die Protestirende jhr                      Schrifftliche Erklärungen jederzeit in acht genommen / ferrnere Vnderred-vnd                      Handlungen / bey diesem gefährlichen Vnwesen / vnderwegen lassen / vnd mit jhnen                      zur Berathschlagung J. K. M. vnd deß gantzen Vatterlandts Notthurfft schreiten /                      etc.</p>
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          <p>Es wolten aber weder die Catholische Ständ / noch die Evangelische von jhrer                      einmahl gefasten Meynung vnnd Erklärung abweichen / wurden beyderseits viel                      Schrifften gewächselt (welche alle hieher zusetzen vnnöthig vnnd auch dem Leser                      zu langweilig würde) vnnd bliebe vnder solchem die vorhabende Berathschlagung                      anstehen. Weil nun mitler Zeit das Böhmische Kriegsvolck in Oesterreich einfiel                      / wie hernach sol vermeldet werden / ließ der Keyser einen Befehl an die                      Evangelische Stände abgehen / deß Innhalts;</p>
          <p><note place="left">Kay. Mat thias besielet den Ständen daß sie zur                          Berathschlagung schreiten sollen.</note> Daß weil der Feind nunmehr einen                      Einfall in das Ertzhertzogthumb Oesterreich gethan / die gesampte Stände /                      vngehindert der zwischen jhnen erwachsenen Strittigkeiten / förderlichst zur                      Berathschlagung deß Landts Notthurfft schreiten / vnnd also das gemeine dem                      Privatwesen vorziehen solten.</p>
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          <p>Sie erkenneten sein Vätterliche Vorsorg für das Hertzogthumb / theten sich                      deßwegen bedancken / daß sie aber noch nicht zur Berathschlagung mit den                      Catholischen kommen könten / hetten sie / (Catholische) Schuld / weil sie von                      jnen kein deutliche Antwort auff jhr Begehren erlangen könten. Sintemaln das                      Bonum Publicum darinn bestünde / daß zuforderst vnder den Ständen die Einigkeit                      gepflantzet / vnnd das Mißtrawen auß dem Weg geram. iet würde. Damit aber jhnen                      die Schuld deß Verzugs darauß dem Vatterlandt Schaden zugezogen / nicht                      zugemessen würde / wolten sie jhre Meynung dieses Vnwesen zustillen / so sie in                      einer absonderlichen Versamblung berathschlaget / J. M. vortragen.</p>
          <p>Vnd anfänglich zwar hetten sie gäntzlich verhoffet / es würde Jhre Mayest. weil                      die Landtschafft deßwegen privilegiret / ohne der Stände Vorwissen kein Offensiv                      Krieg angefangen vnd die Waffen wider Böhmen ergriffen haben. Dann obwohl Jhre                      May. einen Landtag außgeschrieben / zu welchem sie auch neben andern erschienen                      / vnd ein gute Zeit / mit jhrer grossen Vngelegenheit dabey gewartet hetten /                      were doch kein Proposition oder Vortrag geschehen / auch einige Vrsach / warumb                      der Landtag angestellet / nicht angezeiget / sondern sie ohne einige Verrichtung                      wider heimb gelassen worden. Es were auch alles was von dem Böhmischen Krieg                      einkommen / jhnen gleichsamb als ein Geheimnuß verhalten / vnd darzu zu diesem                      Krieg fast lauter außländische Catholische Obristen bestellet worden / welches                      jhnen schmertzlich vorkäme / andern ein grosses Nachdencken machete / das                      Mißtrawen allerseits vervrsachete / welches vmb der / auff jhr billiges Begehren                      / von den Catholischen Ständen noch nicht erfolgte Antwort vermehret würde. Daß                      aber die Noth vnd Gefahr allbereit so weit eingerissen / daß die Böhmischen in                      jhr Vatterlandt Feindtlich eingefallen / etlicher Oerter vnnd sonderlich Zwethl                      sich bemächtiget / were jhnen sehr leyd zuvernehmen gewesen: trügen aber keinen                      Zweiffel / wann bey Zeiten / ehe es zu dem Krieg kommen / den Ständen zur                      Berathschlagung solches were vorgetragen worden / es würden solche Mittel                      vorgeschlagen worden seyn / welche zu Verhütung alles Vnheils mit J. M. guten                      Satisfaction gedienet hetten. Dann es hette die Erfahrung gegebe&#x0303; / daß was mit                      den Ständen berathschlaget worden / allezeit ein guten Außgang gehabt hette.</p>
          <p>Weil aber dieser Zeit Jhre Mayest. diesen Weg nicht gebrauchen wollen / vnnd                      weder der Chur-noch anderer Fürsten wolmeynende Gutachten verfangen lassen / so                      were genugsamb am Tag daß die jenige / welche mit den Waffen das Werck                      anzufangen gerathen / an allem diesem Vnheil schuldig weren / die auch billich                      wider / wie solches von dem Vatterlandt abzuwenden / Mittel an die Hand geben                      solten. Sie wolten Jhrer Mayest. den Krieg anzufangen nicht ge-
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[100/0141] Zeit nicht / wie sie die Personen zu gedachtem Iudicio hetten vorschlagen sollen: Da aber solches richtig würde / wolten sie an jhnen nichts erwinden lassen / was zu würcklicher Fortstellung vonnöthen seyn würde. Diese Strittigkeiten alle kämen eintzig vnd allein durch das eingerissene Mißtrawen her / welches durch die Evangelische Ständt gegen den Catholischen gefast hätten. Sie die Catholische Ständte wollen bey jhrer Resolution / die sie Anno 1610. jhnen einhandigen lassen / verbleiben / vnd erklären sich noch darüber / daß sie die Evangelische Ständte vnd jhre Glaubensgenossen / wider die Capitulations Resolution nicht turbiren oder verfolgen wollen / hätten sich derhalben sie (Evangelische) aller guten auffrichtigen / Teutschen Nachbarlichen Vertrewlichkeit / Lieb vñ Freundschafft zu jhnen zuversehen. Demnach verhoffen sie / sie / die Evangelische alle Differentz vnd vngleiche Vermuhtung fallen lassen / jhren guthertzigen Worten keinen vngleichen Verstandt zumessen / vnd also / weil die Catholische so wol als die Protestirende jhr Schrifftliche Erklärungen jederzeit in acht genommen / ferrnere Vnderred-vnd Handlungen / bey diesem gefährlichen Vnwesen / vnderwegen lassen / vnd mit jhnen zur Berathschlagung J. K. M. vnd deß gantzen Vatterlandts Notthurfft schreiten / etc. Mit dieser der Catholischen Ständte Antwort sind die Evangelische noch nicht zu frieden gewesen / sondern jnẽ wider Schrifftlich angedeutet / daß / da die Catholische es anderst so Teutsch / auffrichtig / Erbar vnd Bidermännisch mit jhnen es meyneten / wie sie gegen jhnen gesinnet / sie (Catholische) sich ebenmässig gegen den Evangelischen / als die Evangelische gegen jhnen gethan / ohne alle Terginersation cathegorice sich erklärten / daß sie die Evangelische bey allem dem / so sie jhnen (Catholischen) in jhrem Begehren specificiret / rühigen verbleiben lassen / vnd da sie es zuthun gesinnet / ein Schrifftlichs Assecurations Instrument (alldieweil jhre Mündliche Zusag bißhero ohne Effect verblieben) mit jhnen berathschlagen vnd auffrichten wolten / etc. Widerantwort der Evangelischẽ Stände. Es wolten aber weder die Catholische Ständ / noch die Evangelische von jhrer einmahl gefasten Meynung vnnd Erklärung abweichen / wurden beyderseits viel Schrifften gewächselt (welche alle hieher zusetzen vnnöthig vnnd auch dem Leser zu langweilig würde) vnnd bliebe vnder solchem die vorhabende Berathschlagung anstehen. Weil nun mitler Zeit das Böhmische Kriegsvolck in Oesterreich einfiel / wie hernach sol vermeldet werden / ließ der Keyser einen Befehl an die Evangelische Stände abgehen / deß Innhalts; Daß weil der Feind nunmehr einen Einfall in das Ertzhertzogthumb Oesterreich gethan / die gesampte Stände / vngehindert der zwischen jhnen erwachsenen Strittigkeiten / förderlichst zur Berathschlagung deß Landts Notthurfft schreiten / vnnd also das gemeine dem Privatwesen vorziehen solten. Kay. Mat thias besielet den Ständen daß sie zur Berathschlagung schreiten sollen. Auff empfahung dieses Befehls / haben die Protestirende Stände also geantwortet; Antwort der Protestirenden Stände K. Matthiae vberreichet. Sie erkenneten sein Vätterliche Vorsorg für das Hertzogthumb / theten sich deßwegen bedancken / daß sie aber noch nicht zur Berathschlagung mit den Catholischen kommen könten / hetten sie / (Catholische) Schuld / weil sie von jnen kein deutliche Antwort auff jhr Begehren erlangen könten. Sintemaln das Bonum Publicum darinn bestünde / daß zuforderst vnder den Ständen die Einigkeit gepflantzet / vnnd das Mißtrawen auß dem Weg geram. iet würde. Damit aber jhnen die Schuld deß Verzugs darauß dem Vatterlandt Schaden zugezogen / nicht zugemessen würde / wolten sie jhre Meynung dieses Vnwesen zustillen / so sie in einer absonderlichen Versamblung berathschlaget / J. M. vortragen. Vnd anfänglich zwar hetten sie gäntzlich verhoffet / es würde Jhre Mayest. weil die Landtschafft deßwegen privilegiret / ohne der Stände Vorwissen kein Offensiv Krieg angefangen vnd die Waffen wider Böhmen ergriffen haben. Dann obwohl Jhre May. einen Landtag außgeschrieben / zu welchem sie auch neben andern erschienen / vnd ein gute Zeit / mit jhrer grossen Vngelegenheit dabey gewartet hetten / were doch kein Proposition oder Vortrag geschehen / auch einige Vrsach / warumb der Landtag angestellet / nicht angezeiget / sondern sie ohne einige Verrichtung wider heimb gelassen worden. Es were auch alles was von dem Böhmischen Krieg einkommen / jhnen gleichsamb als ein Geheimnuß verhalten / vnd darzu zu diesem Krieg fast lauter außländische Catholische Obristen bestellet worden / welches jhnen schmertzlich vorkäme / andern ein grosses Nachdencken machete / das Mißtrawen allerseits vervrsachete / welches vmb der / auff jhr billiges Begehren / von den Catholischen Ständen noch nicht erfolgte Antwort vermehret würde. Daß aber die Noth vnd Gefahr allbereit so weit eingerissen / daß die Böhmischen in jhr Vatterlandt Feindtlich eingefallen / etlicher Oerter vnnd sonderlich Zwethl sich bemächtiget / were jhnen sehr leyd zuvernehmen gewesen: trügen aber keinen Zweiffel / wann bey Zeiten / ehe es zu dem Krieg kommen / den Ständen zur Berathschlagung solches were vorgetragen worden / es würden solche Mittel vorgeschlagen worden seyn / welche zu Verhütung alles Vnheils mit J. M. guten Satisfaction gedienet hetten. Dann es hette die Erfahrung gegebẽ / daß was mit den Ständen berathschlaget worden / allezeit ein guten Außgang gehabt hette. Weil aber dieser Zeit Jhre Mayest. diesen Weg nicht gebrauchen wollen / vnnd weder der Chur-noch anderer Fürsten wolmeynende Gutachten verfangen lassen / so were genugsamb am Tag daß die jenige / welche mit den Waffen das Werck anzufangen gerathen / an allem diesem Vnheil schuldig weren / die auch billich wider / wie solches von dem Vatterlandt abzuwenden / Mittel an die Hand geben solten. Sie wolten Jhrer Mayest. den Krieg anzufangen nicht ge-

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  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/141>, abgerufen am 16.05.2024.