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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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bald zu rück / vnnd nach dem die Todte vnnd Verwundte auffgeladen / begab er sich nach Mognial / so zwo Meilen von Mempelier abgelegen / da er zwen Tag lang still lag / vnd das meiste Volck widerheimbschickte. Worauff er endlich mit 1500. zu Fuß vnd 300. zu Roß sich nach Nismes begab.

Printz von Conde in die Flucht geschlagen. Die Königische sind in dessen mit dem Krieg wider die Reformirten tapffer fortgefahen / gestalt dann vmb diese Zeit der Printz von Conde in Languedock viel kleine Stätt eingenommen / auch darneben etliche Orth in Brand gesetzt.

Verrätherey zu Calais. Als er nu auch an die Statt Afrique kommen / vnnd dieselbe hart belägert / sind jhme vnwissend 1200. Man von dem Duc de Rohan darein kommen / hier zwischen hat er Presse schiessen / vnnd stürmen lassen / darauff die Belägerten die Presse zugehalten / alles was hinein kommen / erlegt / nacher auß gefallen / vnd deß Printzen Läger in die Flucht geschlagen / es sind in 800. Man / vnnd 25. Obristen geblieden / vnd der Printz auff Tholouse geflohen / alles Geschütz vnnd Pagagien hinderlassen.

In dem Monat Julio hat sich eine Verrätherey zu Calais in Franckreich angesponnen / deren Anstiffter gewesen / deß Capitayns vber die Hafen gemeldter Statt Sohn / Parc, genant. Dieser war vieler Laster beschuldiget worden / vnder andern / daß er eine junge Tochter genothzüchtiget hatte: derowegen er sich eine Zeitlang absentiren / vnnd in Holland auffhalten müssen. Als er wider heimkommen / haben seine Eltern den Gubernator zu Calais gebetten / er wolte jhn in das Schloß als einen Gefangenen halten / doch jhm gestatten / daß er in dem Schloß frey herumb gehen möchte / biß er sich mit seinen Partheyen verglichen hette. Dieser boßhafstiger vnnd vnruhiger Mensch / als er dergestalt / wie gemeldt / in dem Schloß eingeschlossen gewesen / hat er gemerckt / daß ein Bollwerck an einem Orth eingefallen were: derowegen er jhm fürgenommen / die Engelländer / durch dasselbige hinein zu bringen. Er hatte einen Bruder in Holland / welcher den Staden dienete. Dem schrieb er / daß er einen Sergant / mit welchem er gute vnd vertrawliche Kundschafft hatte / bitten solte / als einen armen Gefangenen zu besuchen. Dieser Sergant kam zu jhm / vnnd als er demselbigen sein Vorhaben entdecket / haben sie beyde gedachtes Bollwerck gemessen / wie hoch vnnd breyt es were. Wie solches geschehen / hat er den Sergant in Engellandt geschicket / solches daselbst anzumelden / vnnd die Liefferung deß Schlosses anzubieten. Nicht lang hernach / wurd ein Frembder / so zuvor ein Capuziner gewesen / vnnd darnach ein Kriegsmann worden / mit Nahmen Fruze, auch in dasselbige Schloß gefangen geleget. Als nun der Parc sahe / daß dieser Fruze etwas schwermüthig were / vnnd mit tieffen Gedancken vmbgieng / hat er jhm communicirt / was er vorhette / vnnd jhn gebetten / daß er darzu helffen wolte. Welches Fruze jhm nicht hat zu wider seyn lassen: jedoch gedachte er dem Handel beser nach / vnnd schrieb darvon an seinen Vettern / den er in Flandern hatte / mit Bitt / er wolte jhm rathen / was er thun solte. Dieser Vetter widerrieth jhm starck: daß er sich solcher Verrätherey nicht solte theilhafftig machen / sondern sich deren gantz vnnd gar entschlagen. Vnder dessen bekam deß Königs Mutter zu Paris Advis / daß die Engelländer sich starck zur See rüsteten / vnnd jrgend einen Anschlag hetten. Sie gedachte alsbald / es möchte auff Calais gelten. Derowegen sie dem Hertzo, gen d'Elbeuf, Gubernator in Picardien / befahl / daß er sich dahin verfügen solte: welches er that / vnnd kam dahin auff einen Mitwoch / den 19. Julij. Da offenbarte der Fruze dem Herren von Valenze die Verrätherey / vnnd zeygte jhm an / daß die Nacht nach dem Sambstag dieselbige solte zu Werck gerichtet werden. Der von Valenze danckte dem Fruze sehr / daß er jhm ein so wichtige Sach zu erkennen geben hette / vnnd verhieß jhm / daß der König solchen Dienst jhm reichlich vergelten würde: jedoch sagte er zu jhm / er würde den Paro nicht vberzeugen können / wann er nicht noch einen Zeugen hette. Der Fruce antwortete / er wüste gute Mittel darzu / vnnd verbarg zween in seiner Kammer vnder seinem Bett: darnach bath er den Parc, er wolte die Nacht bey jhm in seiner Kammer schlaffen / darmit sie in dem Bett von jhrem Anschlag sich vnderreden möchten: Welches der Parc leichtlich bewilligte. Wie sie nun bey einander in dem Bett gelegen / haben sie angefangen / von gemeltem Anschlag zu discurriren / vnnd mit einander zu berathschlagen / wie derselbe am füglichsten möchte vollnzogen werden. Der Parc sagte / daß er deß andern Tags eines Manns auß Engelland gewärtig were / welcher dreyhundert Soldaten mit sich bringen würde / die das alte Schloß / welches nicht sonderlich bewahret würde / solten eynnemmen: darauff solten noch drey tausent folgen / die er durch das eingefallene Bollwerck in das Schloß / da sie waren / hineyn bringen wolte. Als nun die beyde / so vnder dem Bett verborgen lagen / alles gehört / vnnd wol verstanden hatten / haben sie es dem Valenze referiret / welcher es dem Hertzogen von d' Elbeuf: kundt gethan hat. Alsbald ward der Parc ergriffen / vnnd ob er wol den ersten Tag die Sach starck läugnete / so gestund er doch den andern Tag alles / vnnd nannte niemand / der auch von dem Handel wüste. Mann vbergab jhn den Richtern / welche den sechs vnnd zwantzigsten Augusti das Vrtheil vber jhn sprachen / daß er nach gethaner gewohnlicher Abbitt in dem Hembd vnnd mit einer brennenden Fackel in der Hand / solte gerädert / vnnd sein Leichnamb auff das Rath gelegt worden. Die Execution ist alsbald erfolget / vnnd nach außgestandener Pein / ist sein Kopff auff das Thor deß Haffens zu Calais gestecket / der Leib auff einem Rad zwischen dem alten Schloß vnnd der Brücken von Nieule geleget / sein Vatter / Mutter vnnd Brirder in Ewigkeit auß dem Land gebant worden.

bald zu rück / vnnd nach dem die Todte vnnd Verwundte auffgeladen / begab er sich nach Mognial / so zwo Meilen von Mempelier abgelegen / da er zwen Tag lang still lag / vnd das meiste Volck widerheimbschickte. Worauff er endlich mit 1500. zu Fuß vnd 300. zu Roß sich nach Nismes begab.

Printz von Conde in die Flucht geschlagen. Die Königische sind in dessen mit dem Krieg wider die Reformirten tapffer fortgefahen / gestalt dann vmb diese Zeit der Printz von Conde in Languedock viel kleine Stätt eingenommen / auch darneben etliche Orth in Brand gesetzt.

Verrätherey zu Calais. Als er nu auch an die Statt Afrique kommen / vnnd dieselbe hart belägert / sind jhme vnwissend 1200. Man von dem Duc de Rohan darein kommen / hier zwischen hat er Presse schiessen / vnnd stürmen lassen / darauff die Belägertẽ die Presse zugehalten / alles was hinein kommen / erlegt / nacher auß gefallen / vnd deß Printzen Läger in die Flucht geschlagen / es sind in 800. Man / vnnd 25. Obristen geblieden / vnd der Printz auff Tholouse geflohen / alles Geschütz vnnd Pagagien hinderlassen.

In dem Monat Julio hat sich eine Verrätherey zu Calais in Franckreich angesponnen / deren Anstiffter gewesen / deß Capitayns vber die Hafen gemeldter Statt Sohn / Parc, genant. Dieser war vieler Laster beschuldiget worden / vnder andern / daß er eine junge Tochter genothzüchtiget hatte: derowegen er sich eine Zeitlang absentiren / vnnd in Holland auffhalten müssen. Als er wider heimkommen / haben seine Eltern den Gubernator zu Calais gebetten / er wolte jhn in das Schloß als einen Gefangenen halten / doch jhm gestatten / daß er in dem Schloß frey herumb gehen möchte / biß er sich mit seinen Partheyen verglichen hette. Dieser boßhafstiger vnnd vnruhiger Mensch / als er dergestalt / wie gemeldt / in dem Schloß eingeschlossen gewesen / hat er gemerckt / daß ein Bollwerck an einem Orth eingefallen were: derowegen er jhm fürgenommen / die Engelländer / durch dasselbige hinein zu bringen. Er hatte einen Bruder in Holland / welcher den Staden dienete. Dem schrieb er / daß er einen Sergant / mit welchem er gute vnd vertrawliche Kundschafft hatte / bitten solte / als einen armen Gefangenen zu besuchen. Dieser Sergant kam zu jhm / vnnd als er demselbigen sein Vorhaben entdecket / haben sie beyde gedachtes Bollwerck gemessen / wie hoch vnnd breyt es were. Wie solches geschehen / hat er den Sergant in Engellandt geschicket / solches daselbst anzumelden / vnnd die Liefferung deß Schlosses anzubieten. Nicht lang hernach / wurd ein Frembder / so zuvor ein Capuziner gewesen / vnnd darnach ein Kriegsmann worden / mit Nahmen Fruze, auch in dasselbige Schloß gefangen geleget. Als nun der Parc sahe / daß dieser Fruze etwas schwermüthig were / vnnd mit tieffen Gedancken vmbgieng / hat er jhm communicirt / was er vorhette / vnnd jhn gebetten / daß er darzu helffen wolte. Welches Fruze jhm nicht hat zu wider seyn lassen: jedoch gedachte er dem Handel beser nach / vnnd schrieb darvon an seinen Vettern / den er in Flandern hatte / mit Bitt / er wolte jhm rathen / was er thun solte. Dieser Vetter widerrieth jhm starck: daß er sich solcher Verrätherey nicht solte theilhafftig machen / sondern sich deren gantz vnnd gar entschlagen. Vnder dessen bekam deß Königs Mutter zu Paris Advis / daß die Engelländer sich starck zur See rüsteten / vnnd jrgend einen Anschlag hetten. Sie gedachte alsbald / es möchte auff Calais gelten. Derowegen sie dem Hertzo, gen d'Elbeuf, Gubernator in Picardien / befahl / daß er sich dahin verfügen solte: welches er that / vnnd kam dahin auff einen Mitwoch / den 19. Julij. Da offenbarte der Fruze dem Herren von Valenze die Verrätherey / vnnd zeygte jhm an / daß die Nacht nach dem Sambstag dieselbige solte zu Werck gerichtet werden. Der von Valenze danckte dem Fruze sehr / daß er jhm ein so wichtige Sach zu erkennen geben hette / vnnd verhieß jhm / daß der König solchen Dienst jhm reichlich vergelten würde: jedoch sagte er zu jhm / er würde den Paro nicht vberzeugen können / wann er nicht noch einen Zeugen hette. Der Fruce antwortete / er wüste gute Mittel darzu / vnnd verbarg zween in seiner Kammer vnder seinem Bett: darnach bath er den Parc, er wolte die Nacht bey jhm in seiner Kammer schlaffen / darmit sie in dem Bett von jhrem Anschlag sich vnderreden möchten: Welches der Parc leichtlich bewilligte. Wie sie nun bey einander in dem Bett gelegen / haben sie angefangen / von gemeltem Anschlag zu discurriren / vnnd mit einander zu berathschlagen / wie derselbe am füglichsten möchte vollnzogen werden. Der Parc sagte / daß er deß andern Tags eines Manns auß Engelland gewärtig were / welcher dreyhundert Soldaten mit sich bringen würde / die das alte Schloß / welches nicht sonderlich bewahret würde / solten eynnemmen: darauff solten noch drey tausent folgen / die er durch das eingefallene Bollwerck in das Schloß / da sie waren / hineyn bringen wolte. Als nun die beyde / so vnder dem Bett verborgen lagen / alles gehört / vnnd wol verstanden hatten / haben sie es dem Valenze referiret / welcher es dem Hertzogen von d' Elbeuf: kundt gethan hat. Alsbald ward der Parc ergriffen / vnnd ob er wol den ersten Tag die Sach starck läugnete / so gestund er doch den andern Tag alles / vnnd nannte niemand / der auch von dem Handel wüste. Mann vbergab jhn den Richtern / welche den sechs vnnd zwantzigsten Augusti das Vrtheil vber jhn sprachen / daß er nach gethaner gewohnlicher Abbitt in dem Hembd vnnd mit einer brennenden Fackel in der Hand / solte gerädert / vnnd sein Leichnamb auff das Rath gelegt worden. Die Execution ist alsbald erfolget / vnnd nach außgestandener Pein / ist sein Kopff auff das Thor deß Haffens zu Calais gestecket / der Leib auff einem Rad zwischen dem alten Schloß vnnd der Brücken von Nieule geleget / sein Vatter / Mutter vnnd Brirder in Ewigkeit auß dem Land gebant worden.

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          <p><note place="left">Verrätherey zu Calais.</note> Als er nu auch an die                      Statt Afrique kommen / vnnd dieselbe hart belägert / sind jhme vnwissend 1200.                      Man von dem Duc de Rohan darein kommen / hier zwischen hat er Presse schiessen /                      vnnd stürmen lassen / darauff die Belägerte&#x0303; die Presse zugehalten / alles was                      hinein kommen / erlegt / nacher auß gefallen / vnd deß Printzen Läger in die                      Flucht geschlagen / es sind in 800. Man / vnnd 25. Obristen geblieden / vnd der                      Printz auff Tholouse geflohen / alles Geschütz vnnd Pagagien hinderlassen.</p>
          <p>In dem Monat Julio hat sich eine Verrätherey zu Calais in Franckreich angesponnen                      / deren Anstiffter gewesen / deß Capitayns vber die Hafen gemeldter Statt Sohn /                      Parc, genant. Dieser war vieler Laster beschuldiget worden / vnder andern / daß                      er eine junge Tochter genothzüchtiget hatte: derowegen er sich eine Zeitlang                      absentiren / vnnd in Holland auffhalten müssen. Als er wider heimkommen / haben                      seine Eltern den Gubernator zu Calais gebetten / er wolte jhn in das Schloß als                      einen Gefangenen halten / doch jhm gestatten / daß er in dem Schloß frey herumb                      gehen möchte / biß er sich mit seinen Partheyen verglichen hette. Dieser                      boßhafstiger vnnd vnruhiger Mensch / als er dergestalt / wie gemeldt / in dem                      Schloß eingeschlossen gewesen / hat er gemerckt / daß ein Bollwerck an einem                      Orth eingefallen were: derowegen er jhm fürgenommen / die Engelländer / durch                      dasselbige hinein zu bringen. Er hatte einen Bruder in Holland / welcher den                      Staden dienete. Dem schrieb er / daß er einen Sergant / mit welchem er gute vnd                      vertrawliche Kundschafft hatte / bitten solte / als einen armen Gefangenen zu                      besuchen. Dieser Sergant kam zu jhm / vnnd als er demselbigen sein Vorhaben                      entdecket / haben sie beyde gedachtes Bollwerck gemessen / wie hoch vnnd breyt                      es were. Wie solches geschehen / hat er den Sergant in Engellandt geschicket /                      solches daselbst anzumelden / vnnd die Liefferung deß Schlosses anzubieten.                      Nicht lang hernach / wurd ein Frembder / so zuvor ein Capuziner gewesen / vnnd                      darnach ein Kriegsmann worden / mit Nahmen Fruze, auch in dasselbige Schloß                      gefangen geleget. Als nun der Parc sahe / daß dieser Fruze etwas schwermüthig                      were / vnnd mit tieffen Gedancken vmbgieng / hat er jhm communicirt / was er                      vorhette / vnnd jhn gebetten / daß er darzu helffen wolte. Welches Fruze jhm                      nicht hat zu wider seyn lassen: jedoch gedachte er dem Handel beser nach / vnnd                      schrieb darvon an seinen Vettern / den er in Flandern hatte / mit Bitt / er                      wolte jhm rathen / was er thun solte. Dieser Vetter widerrieth jhm starck: daß                      er sich solcher Verrätherey nicht solte theilhafftig machen / sondern sich deren                      gantz vnnd gar entschlagen. Vnder dessen bekam deß Königs Mutter zu Paris Advis                      / daß die Engelländer sich starck zur See rüsteten / vnnd jrgend einen Anschlag                      hetten. Sie gedachte alsbald / es möchte auff Calais gelten. Derowegen sie dem                      Hertzo, gen d'Elbeuf, Gubernator in Picardien / befahl / daß er sich dahin                      verfügen solte: welches er that / vnnd kam dahin auff einen Mitwoch / den 19.                      Julij. Da offenbarte der Fruze dem Herren von Valenze die Verrätherey / vnnd                      zeygte jhm an / daß die Nacht nach dem Sambstag dieselbige solte zu Werck                      gerichtet werden. Der von Valenze danckte dem Fruze sehr / daß er jhm ein so                      wichtige Sach zu erkennen geben hette / vnnd verhieß jhm / daß der König solchen                      Dienst jhm reichlich vergelten würde: jedoch sagte er zu jhm / er würde den Paro                      nicht vberzeugen können / wann er nicht noch einen Zeugen hette. Der Fruce                      antwortete / er wüste gute Mittel darzu / vnnd verbarg zween in seiner Kammer                      vnder seinem Bett: darnach bath er den Parc, er wolte die Nacht bey jhm in                      seiner Kammer schlaffen / darmit sie in dem Bett von jhrem Anschlag sich                      vnderreden möchten: Welches der Parc leichtlich bewilligte. Wie sie nun bey                      einander in dem Bett gelegen / haben sie angefangen / von gemeltem Anschlag zu                      discurriren / vnnd mit einander zu berathschlagen / wie derselbe am füglichsten                      möchte vollnzogen werden. Der Parc sagte / daß er deß andern Tags eines Manns                      auß Engelland gewärtig were / welcher dreyhundert Soldaten mit sich bringen                      würde / die das alte Schloß / welches nicht sonderlich bewahret würde / solten                      eynnemmen: darauff solten noch drey tausent folgen / die er durch das                      eingefallene Bollwerck in das Schloß / da sie waren / hineyn bringen wolte. Als                      nun die beyde / so vnder dem Bett verborgen lagen / alles gehört / vnnd wol                      verstanden hatten / haben sie es dem Valenze referiret / welcher es dem                      Hertzogen von d' Elbeuf: kundt gethan hat. Alsbald ward der Parc ergriffen /                      vnnd ob er wol den ersten Tag die Sach starck läugnete / so gestund er doch den                      andern Tag alles / vnnd nannte niemand / der auch von dem Handel wüste. Mann                      vbergab jhn den Richtern / welche den sechs vnnd zwantzigsten Augusti das                      Vrtheil vber jhn sprachen / daß er nach gethaner gewohnlicher Abbitt in dem                      Hembd vnnd mit einer brennenden Fackel in der Hand / solte gerädert / vnnd sein                      Leichnamb auff das Rath gelegt worden. Die Execution ist alsbald erfolget / vnnd                      nach außgestandener Pein / ist sein Kopff auff das Thor deß Haffens zu Calais                      gestecket / der Leib auff einem Rad zwischen dem alten Schloß vnnd der Brücken                      von Nieule geleget / sein Vatter / Mutter vnnd Brirder in Ewigkeit auß dem Land                      gebant worden.</p>
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[1277/1424] bald zu rück / vnnd nach dem die Todte vnnd Verwundte auffgeladen / begab er sich nach Mognial / so zwo Meilen von Mempelier abgelegen / da er zwen Tag lang still lag / vnd das meiste Volck widerheimbschickte. Worauff er endlich mit 1500. zu Fuß vnd 300. zu Roß sich nach Nismes begab. Die Königische sind in dessen mit dem Krieg wider die Reformirten tapffer fortgefahen / gestalt dann vmb diese Zeit der Printz von Conde in Languedock viel kleine Stätt eingenommen / auch darneben etliche Orth in Brand gesetzt. Printz von Conde in die Flucht geschlagen. Als er nu auch an die Statt Afrique kommen / vnnd dieselbe hart belägert / sind jhme vnwissend 1200. Man von dem Duc de Rohan darein kommen / hier zwischen hat er Presse schiessen / vnnd stürmen lassen / darauff die Belägertẽ die Presse zugehalten / alles was hinein kommen / erlegt / nacher auß gefallen / vnd deß Printzen Läger in die Flucht geschlagen / es sind in 800. Man / vnnd 25. Obristen geblieden / vnd der Printz auff Tholouse geflohen / alles Geschütz vnnd Pagagien hinderlassen. Verrätherey zu Calais. In dem Monat Julio hat sich eine Verrätherey zu Calais in Franckreich angesponnen / deren Anstiffter gewesen / deß Capitayns vber die Hafen gemeldter Statt Sohn / Parc, genant. Dieser war vieler Laster beschuldiget worden / vnder andern / daß er eine junge Tochter genothzüchtiget hatte: derowegen er sich eine Zeitlang absentiren / vnnd in Holland auffhalten müssen. Als er wider heimkommen / haben seine Eltern den Gubernator zu Calais gebetten / er wolte jhn in das Schloß als einen Gefangenen halten / doch jhm gestatten / daß er in dem Schloß frey herumb gehen möchte / biß er sich mit seinen Partheyen verglichen hette. Dieser boßhafstiger vnnd vnruhiger Mensch / als er dergestalt / wie gemeldt / in dem Schloß eingeschlossen gewesen / hat er gemerckt / daß ein Bollwerck an einem Orth eingefallen were: derowegen er jhm fürgenommen / die Engelländer / durch dasselbige hinein zu bringen. Er hatte einen Bruder in Holland / welcher den Staden dienete. Dem schrieb er / daß er einen Sergant / mit welchem er gute vnd vertrawliche Kundschafft hatte / bitten solte / als einen armen Gefangenen zu besuchen. Dieser Sergant kam zu jhm / vnnd als er demselbigen sein Vorhaben entdecket / haben sie beyde gedachtes Bollwerck gemessen / wie hoch vnnd breyt es were. Wie solches geschehen / hat er den Sergant in Engellandt geschicket / solches daselbst anzumelden / vnnd die Liefferung deß Schlosses anzubieten. Nicht lang hernach / wurd ein Frembder / so zuvor ein Capuziner gewesen / vnnd darnach ein Kriegsmann worden / mit Nahmen Fruze, auch in dasselbige Schloß gefangen geleget. Als nun der Parc sahe / daß dieser Fruze etwas schwermüthig were / vnnd mit tieffen Gedancken vmbgieng / hat er jhm communicirt / was er vorhette / vnnd jhn gebetten / daß er darzu helffen wolte. Welches Fruze jhm nicht hat zu wider seyn lassen: jedoch gedachte er dem Handel beser nach / vnnd schrieb darvon an seinen Vettern / den er in Flandern hatte / mit Bitt / er wolte jhm rathen / was er thun solte. Dieser Vetter widerrieth jhm starck: daß er sich solcher Verrätherey nicht solte theilhafftig machen / sondern sich deren gantz vnnd gar entschlagen. Vnder dessen bekam deß Königs Mutter zu Paris Advis / daß die Engelländer sich starck zur See rüsteten / vnnd jrgend einen Anschlag hetten. Sie gedachte alsbald / es möchte auff Calais gelten. Derowegen sie dem Hertzo, gen d'Elbeuf, Gubernator in Picardien / befahl / daß er sich dahin verfügen solte: welches er that / vnnd kam dahin auff einen Mitwoch / den 19. Julij. Da offenbarte der Fruze dem Herren von Valenze die Verrätherey / vnnd zeygte jhm an / daß die Nacht nach dem Sambstag dieselbige solte zu Werck gerichtet werden. Der von Valenze danckte dem Fruze sehr / daß er jhm ein so wichtige Sach zu erkennen geben hette / vnnd verhieß jhm / daß der König solchen Dienst jhm reichlich vergelten würde: jedoch sagte er zu jhm / er würde den Paro nicht vberzeugen können / wann er nicht noch einen Zeugen hette. Der Fruce antwortete / er wüste gute Mittel darzu / vnnd verbarg zween in seiner Kammer vnder seinem Bett: darnach bath er den Parc, er wolte die Nacht bey jhm in seiner Kammer schlaffen / darmit sie in dem Bett von jhrem Anschlag sich vnderreden möchten: Welches der Parc leichtlich bewilligte. Wie sie nun bey einander in dem Bett gelegen / haben sie angefangen / von gemeltem Anschlag zu discurriren / vnnd mit einander zu berathschlagen / wie derselbe am füglichsten möchte vollnzogen werden. Der Parc sagte / daß er deß andern Tags eines Manns auß Engelland gewärtig were / welcher dreyhundert Soldaten mit sich bringen würde / die das alte Schloß / welches nicht sonderlich bewahret würde / solten eynnemmen: darauff solten noch drey tausent folgen / die er durch das eingefallene Bollwerck in das Schloß / da sie waren / hineyn bringen wolte. Als nun die beyde / so vnder dem Bett verborgen lagen / alles gehört / vnnd wol verstanden hatten / haben sie es dem Valenze referiret / welcher es dem Hertzogen von d' Elbeuf: kundt gethan hat. Alsbald ward der Parc ergriffen / vnnd ob er wol den ersten Tag die Sach starck läugnete / so gestund er doch den andern Tag alles / vnnd nannte niemand / der auch von dem Handel wüste. Mann vbergab jhn den Richtern / welche den sechs vnnd zwantzigsten Augusti das Vrtheil vber jhn sprachen / daß er nach gethaner gewohnlicher Abbitt in dem Hembd vnnd mit einer brennenden Fackel in der Hand / solte gerädert / vnnd sein Leichnamb auff das Rath gelegt worden. Die Execution ist alsbald erfolget / vnnd nach außgestandener Pein / ist sein Kopff auff das Thor deß Haffens zu Calais gestecket / der Leib auff einem Rad zwischen dem alten Schloß vnnd der Brücken von Nieule geleget / sein Vatter / Mutter vnnd Brirder in Ewigkeit auß dem Land gebant worden.

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1424>, abgerufen am 23.11.2024.