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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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sition gemacht vnd zum Effect gebracht / so würde es nicht allein dieselbe Interpositionshandlung mercklich facilitiren / vnd zu mehrer Assecuration jhnen den Chur vnnd Fürsten den rechten Weg zeigen / sondern es würden alsdann auch sie selbsten zu Vollziehung vnd Handhab deß von jhnen erhandelten Friedens / daran alles gelegen / desto eher sich bewegen l[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ssen. Auff den eussersten Fall aber der zerschlagenen Gütigkeit vnd Continuation deß Kriegs / wurden auff solche Weiß gleichwol die Länder wider allen feindlichen Gewalt vnd Tyranney / sonderlich frembder Nation / bey Zeiten gefast vnd gesichert seyn. Hingegen aber / da man dergestalt / wie bißhero durch heimliche Practicken / zur Sicherheit gebracht / vnnd alles hangen vnd anstehen / oder durch vngewisse Vertröstung sich das Maul auffsperren liesse / so müste ein Landt nach dem andern in Kurtzem dem Gegentheil zum Raub vnd Spott werden / etc.

In dem die Böhmen sich solcher Gestalt von newem / mit allem Ernst zur Defension vnd Widerstandt gegen den Keyserischen gefast machten / Graff von Dampier erobert das Stättlem Grätz. ist darauff der Graf von Dampier zu Anfang deß Mertzen mit seinem Kriegsvolck auff das Böhmische Stättlein Grätzen (so an einem Paß gegen dem Königreich gelegen / dem Herrn von Schwanberg gehörig) zugezogen. Als nun die Besatzung / so in einem Fahnen Fußvolck bestanden / solchem vnversehenen Gewalt nit zu widerstehen getrawet / ist sie das Schloß gewichen / vnd darauß den Dampirischen die sich deß Stättleins bemächtiget / mit Schiessen hefftig zugesetzet. Weil nun der Graff von Dampier gesehen / daß er ohne das Schloß das Stättlein nicht halten könte / aber das Schloß zu beschiessen keine Stück hatte / hat er es plündern vnd anzünden lassen / hernach wider darvon gezogen.

Keyser Matthias gehet mit Todt ab. Den 10. 20. Martij dieses lauffenden 1619. Jars hat Keyser Matthias / morgens zwischen 7. vnd 8. Vhren / zu Wien in Oesterreich / als sein Alter auff 62. Jahr vnd 15. Tag sich erstrecket / diese Welt gesegnet. Dessen Todt vmb so viel betrübter männiglichen gefallen / weil es eben zu der Zeit geschehen / als das Römische Reich in einem so gefährlichen Zustand steckete. Der Leichnam ist exenterirt / vnd das Gehirn wie auch die Lung sehr versehrt / das Hertz aber vnd die Leber gar frisch befunden worden. Man hat den Leichnam vom 11. 21. Martij an biß an den 15. 25. jederman sehen lassen / der ist auff einer Bünen von schwartzem Tuch bedecket / darüber ein schwartz gülden Stück gebreitet / geleget gewesen / vnder seinem Haupt / so mit einem schwartz Sammeten Paret bedecket / ist ein schwartz guldenes Polster / vnd neben dem Haupt auff der rechten Seiten die Römische Kron vnd Scepter / auff der Lincken aber die Böhmische vnd Vngarische Kronen / vnderhalb aber das güldene Flüß vnd ein schwartzer Degen vnd Dolchen auff güldenen Polstern gelegen. Der Leichnam ist mit einem Spanischen Kröß / sonsten gantz schwartz mit einem langen Mantel von Tuch angethan gewesen / ein Rosenkrantz vnnd ein gantz güldenes Crucifix in den Händen haltende: an den vier Ecken sindt vier grosse vnnd vmbher kleine weise Wachskertzen brennend auff silbernen Leuchtern gestanden.

Von dannen wurde er den 15. 25. Martij deß Abends durch das Augustiner Closter / in das Königlich Jungfraw Kloster von den Cammerherrn getragen / in Begleitung der Clerisey / Ambassadorn / Keyserlichen Räthen / Oesterreichischen Ständen vnd Officirern. Folgenden Monat Aprilis ist die Begängnuß in gemeltem Jungfrawen Kloster mit gewohnlichen Ceremonien gehalten / vnd ein köstlich castrum doloris auffgerichtet woeden.

Vnder andern ist auch seine Begängnuß zu Pariß in Franckreich sehr stattlich in vnser Frawen Kirchen gehalten worden / dabey viel Fürsten vnd Herrn / vnd Adelspersonen sich befunden / die Kirch ist allenthalben mit schwartzem Tuch / darauff schwartz Sammet / vnd auff dem selbigen deß Römischen Reichs Wappen / als der Keyserliche Adler gekrönt vergült gehangen / behängt: im Chor ist eine Capelle mit schwartzem Tuch vnnd Sammet vberzogen / darinn gleicher Gestalt das Keyserisch Wappen gehangen auff gerichtet worden / in welchem ein Sarck mit schwartzem Sammet / bedeckt / in der Mitte mit einem weisen Atlassen Creutz / nicht anders / als wann der todte Cörper darinn gelegen / gestanden.

In selbigen Chor / wie auch in der gantzen Kirchen rund herumb haben ein vnsäglich Anzahl brennende Wachsliechter geschimmert / dabey ein Ertzbischoff die Meß gehalten / vnd der Bischoff von Angier eine Oration gethan / welches alles mit herrlichem musicirn vollendet worden / es sind auch bey 400. Armen in Leyd gekleidet / vnnd jedem ein brennende Fackel von zwey Pfunden / daran das Keyserliche Wappen gehangen / beneben einem Almosen gegeben worden. Der gantze Actus hat von Morgens acht biß Nachmittag vmb zwey Vhren gewehret.

Dieser Keyser Matthias / dessen Vatter Keyser Maximilianus der ander gewesen / ist geboren worden zu Wien / im Jahr nach Christi Geburt 1557. den 24. Hornung am Abendt deß Apostels Matthiae. Er hat sich in den Hungarischen Kriegen dapffer wieder den Türcken gebrauchet / selbigen bey Stulweissenburg mit grossem Verlust geschlagen / Nouigrad erobert: Bey Comorra den Türckischen Bassa in die Flucht getrieben / das Schloß zu Gran vnd Vicegrad bezwungen: Ofen mit grosser Gewalt / gleichwol aber vergeblich / gestürmet.

Im Jar 1606. hat er sich mit dem Türckischen Keyser Heomate Mahomete verglichen / vnnd einen Stillstand auff zwantzig Jahr lang auffgerichtet.

Im Jar 1608. bekam er Oesterreich vnd Mähren auß gutwilliger Abtrettung seines Bruders / ward auch zum Königreich Böhmen verordnet / vnd den 19. Nouembris selbigen Jahrs zu Preßburg zu einem König in Hungarn gekrönet.

Im Jahr 1611. ward er zu Prag den 24. May zum Böhmischen König an der Zahl der vier vnd zwantzigste / vnd nach seines Bruders Rudolphi

sition gemacht vnd zum Effect gebracht / so würde es nicht allein dieselbe Interpositionshandlung mercklich facilitiren / vnd zu mehrer Assecuration jhnen den Chur vnnd Fürsten den rechten Weg zeigen / sondern es würden alsdann auch sie selbsten zu Vollziehung vnd Handhab deß von jhnen erhandelten Friedens / daran alles gelegen / desto eher sich bewegen l[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ssen. Auff den eussersten Fall aber der zerschlagenen Gütigkeit vnd Continuation deß Kriegs / wurden auff solche Weiß gleichwol die Länder wider allen feindlichen Gewalt vnd Tyranney / sonderlich frembder Nation / bey Zeiten gefast vnd gesichert seyn. Hingegen aber / da man dergestalt / wie bißhero durch heimliche Practicken / zur Sicherheit gebracht / vnnd alles hangen vnd anstehen / oder durch vngewisse Vertröstung sich das Maul auffsperren liesse / so müste ein Landt nach dem andern in Kurtzem dem Gegentheil zum Raub vnd Spott werden / etc.

In dem die Böhmen sich solcher Gestalt von newem / mit allem Ernst zur Defension vnd Widerstandt gegen den Keyserischen gefast machten / Graff von Dampier erobert das Stättlem Grätz. ist darauff der Graf von Dampier zu Anfang deß Mertzen mit seinem Kriegsvolck auff das Böhmische Stättlein Grätzen (so an einem Paß gegen dem Königreich gelegen / dem Herrn von Schwanberg gehörig) zugezogen. Als nũ die Besatzung / so in einem Fahnen Fußvolck bestanden / solchem vnversehenen Gewalt nit zu widerstehen getrawet / ist sie das Schloß gewichen / vnd darauß den Dampirischen die sich deß Stättleins bemächtiget / mit Schiessen hefftig zugesetzet. Weil nun der Graff von Dampier gesehen / daß er ohne das Schloß das Stättlein nicht halten könte / aber das Schloß zu beschiessen keine Stück hatte / hat er es plündern vnd anzünden lassen / hernach wider darvon gezogen.

Keyser Matthias gehet mit Todt ab. Den 10. 20. Martij dieses lauffenden 1619. Jars hat Keyser Matthias / morgens zwischen 7. vnd 8. Vhren / zu Wien in Oesterreich / als sein Alter auff 62. Jahr vnd 15. Tag sich erstrecket / diese Welt gesegnet. Dessen Todt vmb so viel betrübter männiglichen gefallen / weil es eben zu der Zeit geschehen / als das Römische Reich in einem so gefährlichen Zustand steckete. Der Leichnam ist exenterirt / vnd das Gehirn wie auch die Lung sehr versehrt / das Hertz aber vnd die Leber gar frisch befunden worden. Man hat den Leichnam vom 11. 21. Martij an biß an den 15. 25. jederman sehen lassen / der ist auff einer Bünen von schwartzem Tuch bedecket / darüber ein schwartz güldẽ Stück gebreitet / geleget gewesen / vnder seinem Haupt / so mit einem schwartz Sammeten Paret bedecket / ist ein schwartz guldenes Polster / vnd neben dem Haupt auff der rechten Seiten die Römische Kron vnd Scepter / auff der Lincken aber die Böhmische vnd Vngarische Kronen / vnderhalb aber das güldene Flüß vnd ein schwartzer Degen vnd Dolchen auff güldenen Polstern gelegen. Der Leichnam ist mit einem Spanischen Kröß / sonsten gantz schwartz mit einem langen Mantel von Tuch angethan gewesen / ein Rosenkrantz vnnd ein gantz güldenes Crucifix in den Händen haltende: an den vier Ecken sindt vier grosse vnnd vmbher kleine weise Wachskertzen brennend auff silbernen Leuchtern gestanden.

Von dannen wurde er den 15. 25. Martij deß Abends durch das Augustiner Closter / in das Königlich Jungfraw Kloster von den Cammerherrn getragen / in Begleitung der Clerisey / Ambassadorn / Keyserlichen Räthẽ / Oesterreichischẽ Ständen vnd Officirern. Folgenden Monat Aprilis ist die Begängnuß in gemeltem Jungfrawen Kloster mit gewohnlichen Ceremonien gehalten / vnd ein köstlich castrum doloris auffgerichtet woeden.

Vnder andern ist auch seine Begängnuß zu Pariß in Franckreich sehr stattlich in vnser Frawen Kirchen gehalten worden / dabey viel Fürsten vnd Herrn / vnd Adelspersonen sich befunden / die Kirch ist allenthalben mit schwartzem Tuch / darauff schwartz Sammet / vnd auff dem selbigen deß Römischen Reichs Wappen / als der Keyserliche Adler gekrönt vergült gehangẽ / behängt: im Chor ist eine Capelle mit schwartzem Tuch vnnd Sammet vberzogen / darinn gleicher Gestalt das Keyserisch Wappen gehangen auff gerichtet worden / in welchem ein Sarck mit schwartzem Sammet / bedeckt / in der Mitte mit einem weisen Atlassen Creutz / nicht anders / als wann der todte Cörper darinn gelegen / gestanden.

In selbigen Chor / wie auch in der gantzen Kirchen rund herumb haben ein vnsäglich Anzahl brennende Wachsliechter geschimmert / dabey ein Ertzbischoff die Meß gehalten / vnd der Bischoff von Angier eine Oration gethan / welches alles mit herrlichem musicirn vollendet wordẽ / es sind auch bey 400. Armen in Leyd gekleidet / vnnd jedem ein brennende Fackel von zwey Pfunden / daran das Keyserliche Wappen gehangen / beneben einem Almosen gegeben worden. Der gantze Actus hat von Morgens acht biß Nachmittag vmb zwey Vhren gewehret.

Dieser Keyser Matthias / dessen Vatter Keyser Maximilianus der ander gewesen / ist geboren worden zu Wien / im Jahr nach Christi Geburt 1557. den 24. Hornung am Abendt deß Apostels Matthiae. Er hat sich in den Hungarischen Kriegen dapffer wieder den Türcken gebrauchet / selbigen bey Stulweissenburg mit grossem Verlust geschlagen / Nouigrad erobert: Bey Comorra den Türckischen Bassa in die Flucht getrieben / das Schloß zu Gran vnd Vicegrad bezwungen: Ofen mit grosser Gewalt / gleichwol aber vergeblich / gestürmet.

Im Jar 1606. hat er sich mit dem Türckischen Keyser Heomate Mahomete verglichen / vnnd einen Stillstand auff zwantzig Jahr lang auffgerichtet.

Im Jar 1608. bekam er Oesterreich vnd Mähren auß gutwilliger Abtrettung seines Bruders / ward auch zum Königreich Böhmen verordnet / vnd den 19. Nouembris selbigen Jahrs zu Preßburg zu einem König in Hungarn gekrönet.

Im Jahr 1611. ward er zu Prag den 24. May zum Böhmischen König an der Zahl der vier vnd zwantzigste / vnd nach seines Bruders Rudolphi

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[123/0170] sition gemacht vnd zum Effect gebracht / so würde es nicht allein dieselbe Interpositionshandlung mercklich facilitiren / vnd zu mehrer Assecuration jhnen den Chur vnnd Fürsten den rechten Weg zeigen / sondern es würden alsdann auch sie selbsten zu Vollziehung vnd Handhab deß von jhnen erhandelten Friedens / daran alles gelegen / desto eher sich bewegen l_ssen. Auff den eussersten Fall aber der zerschlagenen Gütigkeit vnd Continuation deß Kriegs / wurden auff solche Weiß gleichwol die Länder wider allen feindlichen Gewalt vnd Tyranney / sonderlich frembder Nation / bey Zeiten gefast vnd gesichert seyn. 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Weil nun der Graff von Dampier gesehen / daß er ohne das Schloß das Stättlein nicht halten könte / aber das Schloß zu beschiessen keine Stück hatte / hat er es plündern vnd anzünden lassen / hernach wider darvon gezogen. Graff von Dampier erobert das Stättlem Grätz. Den 10. 20. Martij dieses lauffenden 1619. Jars hat Keyser Matthias / morgens zwischen 7. vnd 8. Vhren / zu Wien in Oesterreich / als sein Alter auff 62. Jahr vnd 15. Tag sich erstrecket / diese Welt gesegnet. Dessen Todt vmb so viel betrübter männiglichen gefallen / weil es eben zu der Zeit geschehen / als das Römische Reich in einem so gefährlichen Zustand steckete. Der Leichnam ist exenterirt / vnd das Gehirn wie auch die Lung sehr versehrt / das Hertz aber vnd die Leber gar frisch befunden worden. Man hat den Leichnam vom 11. 21. Martij an biß an den 15. 25. jederman sehen lassen / der ist auff einer Bünen von schwartzem Tuch bedecket / darüber ein schwartz güldẽ Stück gebreitet / geleget gewesen / vnder seinem Haupt / so mit einem schwartz Sammeten Paret bedecket / ist ein schwartz guldenes Polster / vnd neben dem Haupt auff der rechten Seiten die Römische Kron vnd Scepter / auff der Lincken aber die Böhmische vnd Vngarische Kronen / vnderhalb aber das güldene Flüß vnd ein schwartzer Degen vnd Dolchen auff güldenen Polstern gelegen. Der Leichnam ist mit einem Spanischen Kröß / sonsten gantz schwartz mit einem langen Mantel von Tuch angethan gewesen / ein Rosenkrantz vnnd ein gantz güldenes Crucifix in den Händen haltende: an den vier Ecken sindt vier grosse vnnd vmbher kleine weise Wachskertzen brennend auff silbernen Leuchtern gestanden. Keyser Matthias gehet mit Todt ab. Von dannen wurde er den 15. 25. Martij deß Abends durch das Augustiner Closter / in das Königlich Jungfraw Kloster von den Cammerherrn getragen / in Begleitung der Clerisey / Ambassadorn / Keyserlichen Räthẽ / Oesterreichischẽ Ständen vnd Officirern. Folgenden Monat Aprilis ist die Begängnuß in gemeltem Jungfrawen Kloster mit gewohnlichen Ceremonien gehalten / vnd ein köstlich castrum doloris auffgerichtet woeden. Vnder andern ist auch seine Begängnuß zu Pariß in Franckreich sehr stattlich in vnser Frawen Kirchen gehalten worden / dabey viel Fürsten vnd Herrn / vnd Adelspersonen sich befunden / die Kirch ist allenthalben mit schwartzem Tuch / darauff schwartz Sammet / vnd auff dem selbigen deß Römischen Reichs Wappen / als der Keyserliche Adler gekrönt vergült gehangẽ / behängt: im Chor ist eine Capelle mit schwartzem Tuch vnnd Sammet vberzogen / darinn gleicher Gestalt das Keyserisch Wappen gehangen auff gerichtet worden / in welchem ein Sarck mit schwartzem Sammet / bedeckt / in der Mitte mit einem weisen Atlassen Creutz / nicht anders / als wann der todte Cörper darinn gelegen / gestanden. In selbigen Chor / wie auch in der gantzen Kirchen rund herumb haben ein vnsäglich Anzahl brennende Wachsliechter geschimmert / dabey ein Ertzbischoff die Meß gehalten / vnd der Bischoff von Angier eine Oration gethan / welches alles mit herrlichem musicirn vollendet wordẽ / es sind auch bey 400. Armen in Leyd gekleidet / vnnd jedem ein brennende Fackel von zwey Pfunden / daran das Keyserliche Wappen gehangen / beneben einem Almosen gegeben worden. Der gantze Actus hat von Morgens acht biß Nachmittag vmb zwey Vhren gewehret. Dieser Keyser Matthias / dessen Vatter Keyser Maximilianus der ander gewesen / ist geboren worden zu Wien / im Jahr nach Christi Geburt 1557. den 24. Hornung am Abendt deß Apostels Matthiae. Er hat sich in den Hungarischen Kriegen dapffer wieder den Türcken gebrauchet / selbigen bey Stulweissenburg mit grossem Verlust geschlagen / Nouigrad erobert: Bey Comorra den Türckischen Bassa in die Flucht getrieben / das Schloß zu Gran vnd Vicegrad bezwungen: Ofen mit grosser Gewalt / gleichwol aber vergeblich / gestürmet. Im Jar 1606. hat er sich mit dem Türckischen Keyser Heomate Mahomete verglichen / vnnd einen Stillstand auff zwantzig Jahr lang auffgerichtet. Im Jar 1608. bekam er Oesterreich vnd Mähren auß gutwilliger Abtrettung seines Bruders / ward auch zum Königreich Böhmen verordnet / vnd den 19. Nouembris selbigen Jahrs zu Preßburg zu einem König in Hungarn gekrönet. Im Jahr 1611. ward er zu Prag den 24. May zum Böhmischen König an der Zahl der vier vnd zwantzigste / vnd nach seines Bruders Rudolphi

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/170>, abgerufen am 15.05.2024.