Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.derbung deß Königreichs fort / so würden vber das in dem Reich vnnd anderswo / sonderlich in Italien vnnd Niderlandt noch grössere Kriegsbereitschafften gemacht vnnd von newem viel Kriegs-Volck geworben. Dieses vnnd anders dergleichen / so zu jhrem Verderben gerichtet were / hetten sie nicht vnterlassen können jhnen anzuzeigen / der Hoffnung sie würden jhnen / wie bißhero allezeit / jhre Wolfahrt lasse angelegen seyn / vnd nit zugeben / daß dieses hochbedrangte Königreich vnnd vornehme Chur Fürstenthumb ferrner angefochten werde. Der Böhmischen Directoren Begehren an den Hertzogen in Bayern / wegen das wider sie anziehenden Kriegs-Volcks. Etliche Tag nach Absendung dieser Schreiben haben die Böhmische Directoren an den Hertzogen in Bayern begehret / er solte dem fremmden ankommenden Spanischen Kriegs-Volck / keinen Paß noch Durchzug durch sein Lande verstatten / in Ansehung / daß nicht allein der Cron Böhmen / vnnd denen Incorporirten vnnd jetzo von newem Vnierten Landen / sondern auch den Churfürsten vnnd Ständen deß Römischen Reichs / wie in gleichem seinem eigenen Fürstenthumb grosse Vn[g]elegenheiten vnd vergiessung vieles vnschuldigen Christenbluts solches vervrsachen möchte. Antwort deß Hertzogen in Bayern auff der Böhmischen Directoren Begehren. Dieses Begehren beantwortete der Hertzog in Bayern also; Wiewol er vor diesem die Kays. Mayest. gebetten / daß er der Durchzüge vberhebet vnnd seine Land damit verschonet werden möchten / hette er doch / auff inständiges Ansuchen Jhr. Kays. vnd der jetzo in Vngarn vnnd Böhmen regierenden Königl. Mayest. bevorab weil an denen Orthen / da der Durchzug zu geschehen pflegte / das Landt gantz offen were / also daß derselbige nicht wol ohne Kriegs-Gewalt köndte verhindert werden / zu dem weil mit gnugsamer Caution Leystung vnd anderem man sich den Reichs-Constitutionen gemäß verhalten / auch anderwerts von Churfürsten vnd Ständen dergleichen beschehen / solches zubewilligen nit vmbgehen können. Er hette aber gleich Anfangs dieser Vnruhe vnd hernach jederzeit gewünschet / daß dieses Vnwesen beyzeiten beygelegt / vnnd so wohl sie / zu begehrtem Frieden vnnd Wohlstandt wider gelangen / als andere / so dieser Vnruhe vnd frembder Händel vnverschuldter Dingen entgelten müsten / vieler Vngelegenheiten vberhaben werden möchten. Vnnd solches könte noch geschehen / wann sie sich gegen jhrem vorgesetzten vnnd gewöhlten Haupt / König vnnd Herrn gehorsamblich vndergeben / auch das jenige / so gehorsamen vnnd friedlibenden Ständen vnnd Vnderthanen gebührete / thun würden. Als nun inmittels die Gefahr je länger je grösser würde / König Ferdinand die Böhmische Vnruhe mit Gewalt zu dämpffen gedachte / vnd vnder andern auch viel Vngarisch Volck nach den Oesterreichischen Landen anziehen liesse / haben selbige Evangelische Stände / zu Außgang deß Aprilis ein Schreiben an jhn abgehen lassen / dieses Innhalts; In was langwürigem Elendt vnd Bedrangnuß Der Oester reichischen Stände Bitschrifft an König Ferdinand. jhr geliebtes Vatterlandt gleich von der Zeit an / als die Böhmische Vnruhe angefangen / vnnd darauff die Kriegs Praeparation von Kayser Matthia darwider / zwar ohne getrewer Stände Rath vnnd Wissen / vorgenommen worden / gestecket / were ohne Zweiffel Jhr. Mayest genugsamb wissend. Es were aber gewiß / daß wohl in zwantzig oder dreyssig Jahren bey wehrendem Türcken-Krieg vnnd denen darzwischen entstandenen Empörungen / diesem Landt nicht so viel Schaden geschehen. Dann ob wohl bey selbigen Zeiten es ohne vielfaltige Beschwernussen nicht abgangen / so were doch das Landt in guter Vorsorg seines Landts-Fürsten gestanden / vnnd demselben allezeit ohne langen Verzug geholffen / in dem das Kriegs-Volck richtig bezahlet / die Durchzüge befördert / vnnd das Kriegs-Volck schleunig wider den Feindt angeführet worden / oder nach vollendtem Zug / wegen Bezahlung alle Nohtturfft vmbs Gelt an sich kauffen müssen. Jetzundt aber bey diesem vnglückseligen Kriege / lege das Volck nunmehr bey einem Jahr mit schlechter Bezahlung in dem Landt / vnnd weiln annoch kein Mittel diesem Vnheil abzuhelffen sich erzeigte / würde dardurch der arme Mann biß auff das eusserste außgesogen / vnnd sonsten von dem Kriegs-Volck solcher Mutwillen getrieben / daß nur daran zugedencken abschewlich were. Dieses alles hetten bißhero die Vnderthanen / auff von der verstorbenen Kays. Mayest. beschehene Vertröstung gedultig getragen / sich auch zu Jhrer Königl. Mayest. nach Antritt dieser Landen Administration / versehen / es würde solchem Vbel abgeholffen werden. Aber sie weren jetzo nicht ohne sondern Schmertzen innen worden / daß zu diesen vorigen harten Bedrangnussen auch hinzu käme / daß nicht allein in Vngarn / täglich vnder Jhrer Königl. Mayest. Nahmen / newe Werbungen vorgiengen / sondern auch die auff jhre Kosten auff den Turckischen Grentzen besoldete Besatzungen zu grosser Gefahr bensagter Grentzen vnd zu jhrem mehrern Schaden abgefordert würden. Was nun hierdurch dem Türcken vnnd andern Feinden für Gelegenheit / die vornembste Festungen vnd Vormawren der Statt Wien vnnd dieser Oesterreichischen Landen in seinen Gewalt zubringen / an die Handt gegeben werde / were leichtlich zuerachten. Derhalben könten sie nicht vnterlassen Jhre May. vmb GOTTES Barmhertzigkeit willen zu bitten / sie wolten Jhro deß Landes Gefahr vnnd Vndergang vor Augen stellen / vnnd Jhro nicht anders einbilden / als wann alle Vnderthanen Hohes vnnd Niders Standts Personen zu Jhren Füssen erbärmblichenligen / vnnd gantz flehenlich vmb Hülff vnnd Trost bitte / damit nicht allein kein Volck auß Hungarn vnnd anderen Orthen in dieses Landt gebracht / son- derbung deß Königreichs fort / so würden vber das in dem Reich vnnd anderswo / sonderlich in Italien vnnd Niderlandt noch grössere Kriegsbereitschafften gemacht vnnd von newem viel Kriegs-Volck geworben. Dieses vnnd anders dergleichen / so zu jhrem Verderben gerichtet were / hetten sie nicht vnterlassen können jhnen anzuzeigen / der Hoffnung sie würden jhnen / wie bißhero allezeit / jhre Wolfahrt lasse angelegen seyn / vnd nit zugeben / daß dieses hochbedrangte Königreich vnnd vornehme Chur Fürstenthumb ferrner angefochten werde. Der Böhmischẽ Directoren Begehren an den Hertzogen in Bayern / wegen das wider sie anziehendẽ Kriegs-Volcks. Etliche Tag nach Absendung dieser Schreiben haben die Böhmische Directoren an den Hertzogen in Bayern begehret / er solte dem frem̃den ankommenden Spanischen Kriegs-Volck / keinen Paß noch Durchzug durch sein Lande verstatten / in Ansehung / daß nicht allein der Cron Böhmen / vnnd denen Incorporirten vnnd jetzo von newem Vnierten Landen / sondern auch den Churfürsten vnnd Ständen deß Römischen Reichs / wie in gleichem seinem eigenen Fürstenthumb grosse Vn[g]elegenheiten vnd vergiessung vieles vnschuldigen Christenbluts solches vervrsachen möchte. Antwort deß Hertzogen in Bayern auff der Böhmischẽ Directoren Begehren. Dieses Begehren beantwortete der Hertzog in Bayern also; Wiewol er vor diesem die Kays. Mayest. gebetten / daß er der Durchzüge vberhebet vnnd seine Land damit verschonet werden möchten / hette er doch / auff inständiges Ansuchen Jhr. Kays. vnd der jetzo in Vngarn vnnd Böhmen regierenden Königl. Mayest. bevorab weil an denen Orthen / da der Durchzug zu geschehen pflegte / das Landt gantz offen were / also daß derselbige nicht wol ohne Kriegs-Gewalt köndte verhindert werden / zu dem weil mit gnugsamer Caution Leystung vnd anderem man sich den Reichs-Constitutionen gemäß verhaltẽ / auch anderwerts von Churfürsten vnd Ständen dergleichen beschehen / solches zubewilligen nit vmbgehen können. Er hette aber gleich Anfangs dieser Vnruhe vnd hernach jederzeit gewünschet / daß dieses Vnwesen beyzeiten beygelegt / vnnd so wohl sie / zu begehrtem Frieden vnnd Wohlstandt wider gelangen / als andere / so dieser Vnruhe vnd frembder Händel vnverschuldter Dingen entgelten müsten / vieler Vngelegenheiten vberhaben werden möchten. Vnnd solches könte noch geschehen / wann sie sich gegen jhrem vorgesetzten vnnd gewöhlten Haupt / König vnnd Herrn gehorsamblich vndergeben / auch das jenige / so gehorsamen vnnd friedlibenden Ständen vnnd Vnderthanen gebührete / thun würden. Als nun inmittels die Gefahr je länger je grösser würde / König Ferdinand die Böhmische Vnruhe mit Gewalt zu dämpffen gedachte / vnd vnder andern auch viel Vngarisch Volck nach den Oesterreichischen Landen anziehen liesse / haben selbige Evangelische Stände / zu Außgang deß Aprilis ein Schreiben an jhn abgehen lassen / dieses Innhalts; In was langwürigem Elendt vnd Bedrangnuß Der Oester reichischen Stände Bitschrifft an König Ferdinand. jhr geliebtes Vatterlandt gleich von der Zeit an / als die Böhmische Vnruhe angefangen / vnnd darauff die Kriegs Praeparation von Kayser Matthia darwider / zwar ohne getrewer Stände Rath vnnd Wissen / vorgenommen worden / gestecket / were ohne Zweiffel Jhr. Mayest genugsamb wissend. Es were aber gewiß / daß wohl in zwantzig oder dreyssig Jahren bey wehrendem Türcken-Krieg vnnd denen darzwischen entstandenen Empörungen / diesem Landt nicht so viel Schaden geschehen. Dann ob wohl bey selbigen Zeiten es ohne vielfaltige Beschwernussen nicht abgangen / so were doch das Landt in guter Vorsorg seines Landts-Fürsten gestanden / vnnd demselben allezeit ohne langen Verzug geholffen / in dem das Kriegs-Volck richtig bezahlet / die Durchzüge befördert / vnnd das Kriegs-Volck schleunig wider den Feindt angeführet worden / oder nach vollendtem Zug / wegen Bezahlung alle Nohtturfft vmbs Gelt an sich kauffen müssen. Jetzundt aber bey diesem vnglückseligen Kriege / lege das Volck nunmehr bey einem Jahr mit schlechter Bezahlung in dem Landt / vnnd weiln annoch kein Mittel diesem Vnheil abzuhelffen sich erzeigte / würde dardurch der arme Mann biß auff das eusserste außgesogen / vnnd sonsten von dem Kriegs-Volck solcher Mutwillen getrieben / daß nur daran zugedencken abschewlich were. Dieses alles hetten bißhero die Vnderthanen / auff von der verstorbenen Kays. Mayest. beschehene Vertröstung gedultig getragen / sich auch zu Jhrer Königl. Mayest. nach Antritt dieser Landen Administration / versehen / es würde solchem Vbel abgeholffen werden. Aber sie weren jetzo nicht ohne sondern Schmertzen innen worden / daß zu diesen vorigen harten Bedrangnussen auch hinzu käme / daß nicht allein in Vngarn / täglich vnder Jhrer Königl. Mayest. Nahmen / newe Werbungen vorgiengen / sondern auch die auff jhre Kosten auff den Turckischen Grentzen besoldete Besatzungen zu grosser Gefahr bẽsagter Grentzen vnd zu jhrem mehrern Schaden abgefordert würden. Was nun hierdurch dem Türcken vnnd andern Feinden für Gelegenheit / die vornembste Festungen vnd Vormawren der Statt Wien vnnd dieser Oesterreichischen Landen in seinen Gewalt zubringen / an die Handt gegeben werde / were leichtlich zuerachten. Derhalben könten sie nicht vnterlassen Jhre May. vmb GOTTES Barmhertzigkeit willen zu bitten / sie wolten Jhro deß Landes Gefahr vnnd Vndergang vor Augen stellen / vnnd Jhro nicht anders einbilden / als wann alle Vnderthanen Hohes vnnd Niders Standts Personen zu Jhren Füssen erbärmblichenligen / vnnd gantz flehenlich vmb Hülff vnnd Trost bitte / damit nicht allein kein Volck auß Hungarn vnnd anderen Orthen in dieses Landt gebracht / son- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0182" n="135"/> derbung deß Königreichs fort / so würden vber das in dem Reich vnnd anderswo / sonderlich in Italien vnnd Niderlandt noch grössere Kriegsbereitschafften gemacht vnnd von newem viel Kriegs-Volck geworben. Dieses vnnd anders dergleichen / so zu jhrem Verderben gerichtet were / hetten sie nicht vnterlassen können jhnen anzuzeigen / der Hoffnung sie würden jhnen / wie bißhero allezeit / jhre Wolfahrt lasse angelegen seyn / vnd nit zugeben / daß dieses hochbedrangte Königreich vnnd vornehme Chur Fürstenthumb ferrner angefochten werde.</p> <p><note place="left">Der Böhmischẽ Directoren Begehren an den Hertzogen in Bayern / wegen das wider sie anziehendẽ Kriegs-Volcks.</note> Etliche Tag nach Absendung dieser Schreiben haben die Böhmische Directoren an den Hertzogen in Bayern begehret / er solte dem frem̃den ankommenden Spanischen Kriegs-Volck / keinen Paß noch Durchzug durch sein Lande verstatten / <choice><sic>n</sic><corr>in</corr></choice> Ansehung / daß nicht allein der Cron Böhmen / vnnd denen Incorporirten vnnd jetzo von newem Vnierten Landen / sondern auch den Churfürsten vnnd Ständen deß Römischen Reichs / wie in gleichem seinem eigenen Fürstenthumb grosse Vn<supplied>g</supplied>elegenheiten vnd vergiessung vieles vnschuldigen Christenbluts solches vervrsachen möchte.</p> <p><note place="left">Antwort deß Hertzogen in Bayern auff der Böhmischẽ Directoren Begehren.</note> Dieses Begehren beantwortete der Hertzog in Bayern also;</p> <p>Wiewol er vor diesem die Kays. Mayest. gebetten / daß er der Durchzüge vberhebet vnnd seine Land damit verschonet werden möchten / hette er doch / auff inständiges Ansuchen Jhr. Kays. vnd der jetzo in Vngarn vnnd Böhmen regierenden Königl. Mayest. bevorab weil an denen Orthen / da der Durchzug zu geschehen pflegte / das Landt gantz offen were / also daß derselbige nicht wol ohne Kriegs-Gewalt köndte verhindert werden / zu dem weil mit gnugsamer Caution Leystung vnd anderem man sich den Reichs-Constitutionen gemäß verhaltẽ / auch anderwerts von Churfürsten vnd Ständen dergleichen beschehen / solches zubewilligen nit vmbgehen können.</p> <p>Er hette aber gleich Anfangs dieser Vnruhe vnd hernach jederzeit gewünschet / daß dieses Vnwesen beyzeiten beygelegt / vnnd so wohl sie / zu begehrtem Frieden vnnd Wohlstandt wider gelangen / als andere / so dieser Vnruhe vnd frembder Händel vnverschuldter Dingen entgelten müsten / vieler Vngelegenheiten vberhaben werden möchten.</p> <p>Vnnd solches könte noch geschehen / wann sie sich gegen jhrem vorgesetzten vnnd gewöhlten Haupt / König vnnd Herrn gehorsamblich vndergeben / auch das jenige / so gehorsamen vnnd friedlibenden Ständen vnnd Vnderthanen gebührete / thun würden.</p> <p>Als nun inmittels die Gefahr je länger je grösser würde / König Ferdinand die Böhmische Vnruhe mit Gewalt zu dämpffen gedachte / vnd vnder andern auch viel Vngarisch Volck nach den Oesterreichischen Landen anziehen liesse / haben selbige Evangelische Stände / zu Außgang deß Aprilis ein Schreiben an jhn abgehen lassen / dieses Innhalts;</p> <p>In was langwürigem Elendt vnd Bedrangnuß <note place="right">Der Oester reichischen Stände Bitschrifft an König Ferdinand.</note> jhr geliebtes Vatterlandt gleich von der Zeit an / als die Böhmische Vnruhe angefangen / vnnd darauff die Kriegs Praeparation von Kayser Matthia darwider / zwar ohne getrewer Stände Rath vnnd Wissen / vorgenommen worden / gestecket / were ohne Zweiffel Jhr. Mayest genugsamb wissend. Es were aber gewiß / daß wohl in zwantzig oder dreyssig Jahren bey wehrendem Türcken-Krieg vnnd denen darzwischen entstandenen Empörungen / diesem Landt nicht so viel Schaden geschehen. Dann ob wohl bey selbigen Zeiten es ohne vielfaltige Beschwernussen nicht abgangen / so were doch das Landt in guter Vorsorg seines Landts-Fürsten gestanden / vnnd demselben allezeit ohne langen Verzug geholffen / in dem das Kriegs-Volck richtig bezahlet / die Durchzüge befördert / vnnd das Kriegs-Volck schleunig wider den Feindt angeführet worden / oder nach vollendtem Zug / wegen Bezahlung alle Nohtturfft vmbs Gelt an sich kauffen müssen.</p> <p>Jetzundt aber bey diesem vnglückseligen Kriege / lege das Volck nunmehr bey einem Jahr mit schlechter Bezahlung in dem Landt / vnnd weiln annoch kein Mittel diesem Vnheil abzuhelffen sich erzeigte / würde dardurch der arme Mann biß auff das eusserste außgesogen / vnnd sonsten von dem Kriegs-Volck solcher Mutwillen getrieben / daß nur daran zugedencken abschewlich were.</p> <p>Dieses alles hetten bißhero die Vnderthanen / auff von der verstorbenen Kays. Mayest. beschehene Vertröstung gedultig getragen / sich auch zu Jhrer Königl. Mayest. nach Antritt dieser Landen Administration / versehen / es würde solchem Vbel abgeholffen werden. Aber sie weren jetzo nicht ohne sondern Schmertzen innen worden / daß zu diesen vorigen harten Bedrangnussen auch hinzu käme / daß nicht allein in Vngarn / täglich vnder Jhrer Königl. Mayest. Nahmen / newe Werbungen vorgiengen / sondern auch die auff jhre Kosten auff den Turckischen Grentzen besoldete Besatzungen zu grosser Gefahr bẽsagter Grentzen vnd zu jhrem mehrern Schaden abgefordert würden. Was nun hierdurch dem Türcken vnnd andern Feinden für Gelegenheit / die vornembste Festungen vnd Vormawren der Statt Wien vnnd dieser Oesterreichischen Landen in seinen Gewalt zubringen / an die Handt gegeben werde / were leichtlich zuerachten.</p> <p>Derhalben könten sie nicht vnterlassen Jhre May. vmb GOTTES Barmhertzigkeit willen zu bitten / sie wolten Jhro deß Landes Gefahr vnnd Vndergang vor Augen stellen / vnnd Jhro nicht anders einbilden / als wann alle Vnderthanen Hohes vnnd Niders Standts Personen zu Jhren Füssen erbärmblichenligen / vnnd gantz flehenlich vmb Hülff vnnd Trost bitte / damit nicht allein kein Volck auß Hungarn vnnd anderen Orthen in dieses Landt gebracht / son- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0182]
derbung deß Königreichs fort / so würden vber das in dem Reich vnnd anderswo / sonderlich in Italien vnnd Niderlandt noch grössere Kriegsbereitschafften gemacht vnnd von newem viel Kriegs-Volck geworben. Dieses vnnd anders dergleichen / so zu jhrem Verderben gerichtet were / hetten sie nicht vnterlassen können jhnen anzuzeigen / der Hoffnung sie würden jhnen / wie bißhero allezeit / jhre Wolfahrt lasse angelegen seyn / vnd nit zugeben / daß dieses hochbedrangte Königreich vnnd vornehme Chur Fürstenthumb ferrner angefochten werde.
Etliche Tag nach Absendung dieser Schreiben haben die Böhmische Directoren an den Hertzogen in Bayern begehret / er solte dem frem̃den ankommenden Spanischen Kriegs-Volck / keinen Paß noch Durchzug durch sein Lande verstatten / in Ansehung / daß nicht allein der Cron Böhmen / vnnd denen Incorporirten vnnd jetzo von newem Vnierten Landen / sondern auch den Churfürsten vnnd Ständen deß Römischen Reichs / wie in gleichem seinem eigenen Fürstenthumb grosse Vngelegenheiten vnd vergiessung vieles vnschuldigen Christenbluts solches vervrsachen möchte.
Der Böhmischẽ Directoren Begehren an den Hertzogen in Bayern / wegen das wider sie anziehendẽ Kriegs-Volcks. Dieses Begehren beantwortete der Hertzog in Bayern also;
Antwort deß Hertzogen in Bayern auff der Böhmischẽ Directoren Begehren. Wiewol er vor diesem die Kays. Mayest. gebetten / daß er der Durchzüge vberhebet vnnd seine Land damit verschonet werden möchten / hette er doch / auff inständiges Ansuchen Jhr. Kays. vnd der jetzo in Vngarn vnnd Böhmen regierenden Königl. Mayest. bevorab weil an denen Orthen / da der Durchzug zu geschehen pflegte / das Landt gantz offen were / also daß derselbige nicht wol ohne Kriegs-Gewalt köndte verhindert werden / zu dem weil mit gnugsamer Caution Leystung vnd anderem man sich den Reichs-Constitutionen gemäß verhaltẽ / auch anderwerts von Churfürsten vnd Ständen dergleichen beschehen / solches zubewilligen nit vmbgehen können.
Er hette aber gleich Anfangs dieser Vnruhe vnd hernach jederzeit gewünschet / daß dieses Vnwesen beyzeiten beygelegt / vnnd so wohl sie / zu begehrtem Frieden vnnd Wohlstandt wider gelangen / als andere / so dieser Vnruhe vnd frembder Händel vnverschuldter Dingen entgelten müsten / vieler Vngelegenheiten vberhaben werden möchten.
Vnnd solches könte noch geschehen / wann sie sich gegen jhrem vorgesetzten vnnd gewöhlten Haupt / König vnnd Herrn gehorsamblich vndergeben / auch das jenige / so gehorsamen vnnd friedlibenden Ständen vnnd Vnderthanen gebührete / thun würden.
Als nun inmittels die Gefahr je länger je grösser würde / König Ferdinand die Böhmische Vnruhe mit Gewalt zu dämpffen gedachte / vnd vnder andern auch viel Vngarisch Volck nach den Oesterreichischen Landen anziehen liesse / haben selbige Evangelische Stände / zu Außgang deß Aprilis ein Schreiben an jhn abgehen lassen / dieses Innhalts;
In was langwürigem Elendt vnd Bedrangnuß jhr geliebtes Vatterlandt gleich von der Zeit an / als die Böhmische Vnruhe angefangen / vnnd darauff die Kriegs Praeparation von Kayser Matthia darwider / zwar ohne getrewer Stände Rath vnnd Wissen / vorgenommen worden / gestecket / were ohne Zweiffel Jhr. Mayest genugsamb wissend. Es were aber gewiß / daß wohl in zwantzig oder dreyssig Jahren bey wehrendem Türcken-Krieg vnnd denen darzwischen entstandenen Empörungen / diesem Landt nicht so viel Schaden geschehen. Dann ob wohl bey selbigen Zeiten es ohne vielfaltige Beschwernussen nicht abgangen / so were doch das Landt in guter Vorsorg seines Landts-Fürsten gestanden / vnnd demselben allezeit ohne langen Verzug geholffen / in dem das Kriegs-Volck richtig bezahlet / die Durchzüge befördert / vnnd das Kriegs-Volck schleunig wider den Feindt angeführet worden / oder nach vollendtem Zug / wegen Bezahlung alle Nohtturfft vmbs Gelt an sich kauffen müssen.
Der Oester reichischen Stände Bitschrifft an König Ferdinand. Jetzundt aber bey diesem vnglückseligen Kriege / lege das Volck nunmehr bey einem Jahr mit schlechter Bezahlung in dem Landt / vnnd weiln annoch kein Mittel diesem Vnheil abzuhelffen sich erzeigte / würde dardurch der arme Mann biß auff das eusserste außgesogen / vnnd sonsten von dem Kriegs-Volck solcher Mutwillen getrieben / daß nur daran zugedencken abschewlich were.
Dieses alles hetten bißhero die Vnderthanen / auff von der verstorbenen Kays. Mayest. beschehene Vertröstung gedultig getragen / sich auch zu Jhrer Königl. Mayest. nach Antritt dieser Landen Administration / versehen / es würde solchem Vbel abgeholffen werden. Aber sie weren jetzo nicht ohne sondern Schmertzen innen worden / daß zu diesen vorigen harten Bedrangnussen auch hinzu käme / daß nicht allein in Vngarn / täglich vnder Jhrer Königl. Mayest. Nahmen / newe Werbungen vorgiengen / sondern auch die auff jhre Kosten auff den Turckischen Grentzen besoldete Besatzungen zu grosser Gefahr bẽsagter Grentzen vnd zu jhrem mehrern Schaden abgefordert würden. Was nun hierdurch dem Türcken vnnd andern Feinden für Gelegenheit / die vornembste Festungen vnd Vormawren der Statt Wien vnnd dieser Oesterreichischen Landen in seinen Gewalt zubringen / an die Handt gegeben werde / were leichtlich zuerachten.
Derhalben könten sie nicht vnterlassen Jhre May. vmb GOTTES Barmhertzigkeit willen zu bitten / sie wolten Jhro deß Landes Gefahr vnnd Vndergang vor Augen stellen / vnnd Jhro nicht anders einbilden / als wann alle Vnderthanen Hohes vnnd Niders Standts Personen zu Jhren Füssen erbärmblichenligen / vnnd gantz flehenlich vmb Hülff vnnd Trost bitte / damit nicht allein kein Volck auß Hungarn vnnd anderen Orthen in dieses Landt gebracht / son-
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