Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.ein Sohn gewesen Friederici deß Vierdten vnd Ludovicae Julianae Printz Wilhelms von Vranien Tochter: Ist zur Welt geboren worden im Jahr nach Christi Geburt 1596. hat seinem Vatter / welcher im Jahr Christi 1610. den 6. Septembris diese Welt gesegnet / in der Chur gefolget / vnder der Pflegschafft Pfaltzgraff Johannsen von Zweybrücken / welchen sein Vatter zuvor in dem Testament zum Vormundt verordnet / vnnd also seinen nechsten Vettern / Pfaltzgraff Philips Ludwigen zu Newburg vbergangen / auß Vrsachen / weil er besorget / er möchte die Religion im Land wider ändern / vnnd an statt deß Caluinismi, die Augspurgische vngeänderte Confession einführen: Als aber der junge Churfürst das siebende Jahr seines Alters erreichet / hat er sich mit Elisabeth / Königs Jacobi deß VI. in Groß Britannien Tochter verehlichet / vnnd im Jahr 1613. zu Londen in Engellandt Hochzeit gehalten / vnd zugleich die Pfältzische Regierung angetretten: Ist also wie er die Böhmische Cron angenommen kaum zwey oder drey vnnd zwantzig Jahr alt gewesen. Vmb mehrern Berichts willen von seinem Geschlecht / haben wir seine Geburts Lini auß Albizio vnd andern hiehero zu setzen für nöhtig erachtet. [Abbildung] Nider-Oesterreich leydet groß Noth von beyderseits Kriegsvolck. Vmb die Zeit / als Pfaltzgraff Friederich zu Prag gekrönet worden / hat die Kriegs Noth die schöne Landschafft Nider Oesterreich am hefftigsten betroffen. Dann das Kriegsvolck (welches sich nicht allezeit / wie es wol seyn solte / von den Obristen regieren / vnnd im Zaum halten lässet) hat beyderseits dermassen gehauset / vnnd solchen Muthwillen darinn verübet / daß es nicht gnugsam kan beschrieben werden. Ober Enser fallen in Nider-Oesterreich eyn. Zu dem ist noch kommen / daß die Ober Enser / vnder dem Obristen Stahrenbereg auff der Römisch-Catholischen Güter in selbiger Landschafft eingefallen / vnderschiedliche Oerther / vmb also deß Passes diß vnd jenseit der Thonaw sich zu versichern / eingenommen / vnnd darüber mit Plündern vnnd anderm den Innwohnern nicht geringen Schaden zugefüget. Doch haben sich die Ober Oesterreicher baldt wider zu rück begeben müssen / weil der Graff von Bucquoy starck auff sie angezogen / auch etlich Italiänisch Volck (so aber doch hernach von Bawren geschlagen / vnd wider auß dem Land gejagt worden) bey Haffners Zell eingefallen. In der Statt Wien / weil vnder deß niemandt sicher auß vnnd eynreysen mögen / auch die Pässe allenthalben versperret vnnd verleget waren / hat die Thewrung von Tag zu Tag hefftig zu genommen. Vngarn von Keyserischen geschlagen. In dem solches an diesen Orthen vorgienge / kamen bey Preßburg in sieben tausend Vngarn vber die Thonaw / denen wolte der Keyserliche Obriste zu Heymburg den Paß verlegen / aber er ward von jhnen mit seinem Fähnlein Knecht biß auff dreysig erschlagen. Wie nun der Graff von Bucquoy vnnd der Graff von Dampier hiervon Zeitung bekommen / haben sie etlich tausend Mann zu Fuß / vnd in 600. Kürisser zu sich genommen / den Vngarn vnversehens entgegen gerucket / vnd sie tapffer angegriffen / da dann das Treffen fast den gantzen Tag gewehret / biß endtlich die Vngarn von den Keyserischen Kürissern zertrennet / vnnd in die Flucht gebracht worden / darüber dann der Vngarn vber 600. vnnd der Keyserischen vber dreyhundert / beneben dem Marggraffen Pallavicino auff dem Platz geblieben / vnd vber hundert Verwundte nach Wien geführet worden. Etwan zween Tag zuvor sind bey 1500. Hungarn / nach dem sie zween Monat Sold empfangen / mit guter Beut / von dem Keyserischen Läger ab vnd zu den Böhmischen gefallen. Vergeblicher Anschlag der Böhmischen auff die Statt Crembs Vnder solchem Verlauff hat der Böhmische Obriste Carpezan mit in 3000. Mann einen Anschlag auff die Statt Crembs gemacht / das erste Thor mit einem Petarden / das ander mit Fewer eröffnet / vnnd die Statt also mit Gewalt zu erobern vermeynt / aber es hat jhm mißlungen. Dann die in der Statt haben den Schußgatter herab gelassen / sich mannlich gewehret / auch haben sich die Weiber mit Steinwerffen / heissem Wasser vnnd Bechkräntzen so tapffer erzeiget / daß die Böhmischen wider zu rück weichen / vnnd vnverrichter Sachen / mit Verlust vber zweyhundert Soldaten abziehen müssen. Als nach vollbrachter Keyserlicher Crönung Jhre Majestät Keyser Ferdinand / wie hiebevor gedacht worden / von Franckfurt abgereyset / vnd seinen Weg auff die Statt Augspurg zugenommen / ist er den 18. Septembris mit seinem Comitat allda angelangt / herrlich empfangen / vnd bey der Thumbkirchen von der Clerisey vnder einem weissen Himmel auffgenommen / vnd in die Kirchen begleitet / hernach / nach dem das Te Deum laudamus, &c. gesungen / vnnd anders von der Geistlichkeit verrichtet / vnder einem andern Himmel von Golt gewürcket / in welchem der Reichs. Adler gesticket war / in der Fugger Losament geführet worden. Darauff man alle Glocken geleutet / vnnd das Geschütz auff den Wällen vmb die Statt dreymal loß gebrandt / ingleichem hat der Rath daselbs Jhrer Majestät stattliche Verehrungen gethan. Augspurg Es ist Augspurg ein schöne wolgebawte Statt / vnd da die Römer jhre Vnderthanen vnd Bürger dahin geschickt / hat sie angefangen in Auffnemen zukommen / vnnd weil Rom wol stunde / so lang stunde Augspurg auch nicht vbel. Als aber / wie es in Menschlichen Sachen zugehet / der Römer Macht abgenommen / ist sie in der Gothen / darnach in der Francken Gewalt kommen / war je vnnd allezeit mehr den Königen selbsten / als den Hertzogen / oder jhren Bischoffen (dann ein alt berühmbt Bischthumb allda ist) vnderthan. Als hernacher deß Römischen Reichs Titul an die Teutschen kommen / ist sie den Römischen Keysern vnderthänig worden / welche auch die alte Freyheiten der Bürgerschafft erhalten / vnnd vielfältig gemehret / nach den Vngarischen Landsverwüstungen / als Keyser Otto der Groß bey dieser ein Sohn gewesen Friederici deß Vierdten vnd Ludovicae Julianae Printz Wilhelms von Vranien Tochter: Ist zur Welt geboren worden im Jahr nach Christi Geburt 1596. hat seinem Vatter / welcher im Jahr Christi 1610. den 6. Septembris diese Welt gesegnet / in der Chur gefolget / vnder der Pflegschafft Pfaltzgraff Johannsen von Zweybrücken / welchen sein Vatter zuvor in dem Testament zum Vormundt verordnet / vnnd also seinen nechsten Vettern / Pfaltzgraff Philips Ludwigen zu Newburg vbergangen / auß Vrsachen / weil er besorget / er möchte die Religion im Land wider ändern / vnnd an statt deß Caluinismi, die Augspurgische vngeänderte Confession einführen: Als aber der junge Churfürst das siebende Jahr seines Alters erreichet / hat er sich mit Elisabeth / Königs Jacobi deß VI. in Groß Britannien Tochter verehlichet / vnnd im Jahr 1613. zu Londen in Engellandt Hochzeit gehalten / vnd zugleich die Pfältzische Regierung angetretten: Ist also wie er die Böhmische Cron angenommen kaum zwey oder drey vnnd zwantzig Jahr alt gewesen. Vmb mehrern Berichts willen von seinem Geschlecht / haben wir seine Geburts Lini auß Albizio vnd andern hiehero zu setzen für nöhtig erachtet. [Abbildung] Nider-Oesterreich leydet groß Noth von beyderseits Kriegsvolck. Vmb die Zeit / als Pfaltzgraff Friederich zu Prag gekrönet worden / hat die Kriegs Noth die schöne Landschafft Nider Oesterreich am hefftigsten betroffen. Dann das Kriegsvolck (welches sich nicht allezeit / wie es wol seyn solte / von den Obristen regieren / vnnd im Zaum halten lässet) hat beyderseits dermassen gehauset / vnnd solchen Muthwillen darinn verübet / daß es nicht gnugsam kan beschrieben werden. Ober Enser fallen in Nider-Oesterreich eyn. Zu dem ist noch kommen / daß die Ober Enser / vnder dem Obristen Stahrenbereg auff der Römisch-Catholischen Güter in selbiger Landschafft eingefallen / vnderschiedliche Oerther / vmb also deß Passes diß vnd jenseit der Thonaw sich zu versichern / eingenommen / vnnd darüber mit Plündern vnnd anderm den Innwohnern nicht geringen Schaden zugefüget. Doch haben sich die Ober Oesterreicher baldt wider zu rück begeben müssen / weil der Graff von Bucquoy starck auff sie angezogen / auch etlich Italiänisch Volck (so aber doch hernach von Bawren geschlagen / vnd wider auß dem Land gejagt worden) bey Haffners Zell eingefallen. In der Statt Wien / weil vnder deß niemandt sicher auß vnnd eynreysen mögen / auch die Pässe allenthalben versperret vnnd verleget waren / hat die Thewrung von Tag zu Tag hefftig zu genommen. Vngarn von Keyserischen geschlagen. In dem solches an diesen Orthen vorgienge / kamen bey Preßburg in sieben tausend Vngarn vber die Thonaw / denen wolte der Keyserliche Obriste zu Heymburg den Paß verlegen / aber er ward von jhnen mit seinem Fähnlein Knecht biß auff dreysig erschlagen. Wie nun der Graff von Bucquoy vnnd der Graff von Dampier hiervon Zeitung bekommen / haben sie etlich tausend Mañ zu Fuß / vnd in 600. Kürisser zu sich genom̃en / den Vngarn vnversehens entgegen gerucket / vnd sie tapffer angegriffen / da dann das Treffen fast den gantzen Tag gewehret / biß endtlich die Vngarn von den Keyserischen Kürissern zertrennet / vnnd in die Flucht gebracht worden / darüber dann der Vngarn vber 600. vnnd der Keyserischen vber dreyhundert / beneben dem Marggraffen Pallavicino auff dem Platz geblieben / vnd vber hundert Verwundte nach Wien geführet worden. Etwan zween Tag zuvor sind bey 1500. Hungarn / nach dem sie zween Monat Sold empfangen / mit guter Beut / von dem Keyserischen Läger ab vnd zu den Böhmischen gefallen. Vergeblicher Anschlag der Böhmischẽ auff die Statt Crembs Vnder solchem Verlauff hat der Böhmische Obriste Carpezan mit in 3000. Mann einen Anschlag auff die Statt Crembs gemacht / das erste Thor mit einem Petarden / das ander mit Fewer eröffnet / vnnd die Statt also mit Gewalt zu erobern vermeynt / aber es hat jhm mißlungen. Dann die in der Statt haben den Schußgatter herab gelassen / sich mannlich gewehret / auch haben sich die Weiber mit Steinwerffen / heissem Wasser vnnd Bechkräntzen so tapffer erzeiget / daß die Böhmischen wider zu rück weichen / vnnd vnverrichter Sachen / mit Verlust vber zweyhundert Soldaten abziehen müssen. Als nach vollbrachter Keyserlicher Crönung Jhre Majestät Keyser Ferdinand / wie hiebevor gedacht worden / von Franckfurt abgereyset / vnd seinen Weg auff die Statt Augspurg zugenommen / ist er den 18. Septembris mit seinem Comitat allda angelangt / herrlich empfangen / vnd bey der Thumbkirchen von der Clerisey vnder einem weissen Himmel auffgenommen / vnd in die Kirchen begleitet / hernach / nach dem das Te Deum laudamus, &c. gesungen / vnnd anders von der Geistlichkeit verrichtet / vnder einem andern Himmel von Golt gewürcket / in welchem der Reichs. Adler gesticket war / in der Fugger Losament geführet worden. Darauff man alle Glocken geleutet / vnnd das Geschütz auff den Wällen vmb die Statt dreymal loß gebrandt / ingleichem hat der Rath daselbs Jhrer Majestät stattliche Verehrungen gethan. Augspurg Es ist Augspurg ein schöne wolgebawte Statt / vnd da die Römer jhre Vnderthanen vnd Bürger dahin geschickt / hat sie angefangen in Auffnemen zukommen / vnnd weil Rom wol stunde / so lang stunde Augspurg auch nicht vbel. Als aber / wie es in Menschlichen Sachen zugehet / der Römer Macht abgenommen / ist sie in der Gothen / darnach in der Francken Gewalt kommen / war je vnnd allezeit mehr den Königen selbsten / als den Hertzogen / oder jhren Bischoffen (dann ein alt berühmbt Bischthumb allda ist) vnderthan. Als hernacher deß Römischen Reichs Titul an die Teutschen kommen / ist sie den Römischen Keysern vnderthänig worden / welche auch die alte Freyheiten der Bürgerschafft erhalten / vnnd vielfältig gemehret / nach den Vngarischen Landsverwüstungen / als Keyser Otto der Groß bey dieser <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0327" n="280"/> ein Sohn gewesen Friederici deß Vierdten vnd Ludovicae Julianae Printz Wilhelms von Vranien Tochter: Ist zur Welt geboren worden im Jahr nach Christi Geburt 1596. hat seinem Vatter / welcher im Jahr Christi 1610. den 6. Septembris diese Welt gesegnet / in der Chur gefolget / vnder der Pflegschafft Pfaltzgraff Johannsen von Zweybrücken / welchen sein Vatter zuvor in dem Testament zum Vormundt verordnet / vnnd also seinen nechsten Vettern / Pfaltzgraff Philips Ludwigen zu Newburg vbergangen / auß Vrsachen / weil er besorget / er möchte die Religion im Land wider ändern / vnnd an statt deß Caluinismi, die Augspurgische vngeänderte Confession einführen: Als aber der junge Churfürst das siebende Jahr seines Alters erreichet / hat er sich mit Elisabeth / Königs Jacobi deß VI. in Groß Britannien Tochter verehlichet / vnnd im Jahr 1613. zu Londen in Engellandt Hochzeit gehalten / vnd zugleich die Pfältzische Regierung angetretten: Ist also wie er die Böhmische Cron angenommen kaum zwey oder drey vnnd zwantzig Jahr alt gewesen.</p> <p>Vmb mehrern Berichts willen von seinem Geschlecht / haben wir seine Geburts Lini auß Albizio vnd andern hiehero zu setzen für nöhtig erachtet.</p> <p><note place="left"><figure/> Nider-Oesterreich leydet groß Noth von beyderseits Kriegsvolck.</note> Vmb die Zeit / als Pfaltzgraff Friederich zu Prag gekrönet worden / hat die Kriegs Noth die schöne Landschafft Nider Oesterreich am hefftigsten betroffen. Dann das Kriegsvolck (welches sich nicht allezeit / wie es wol seyn solte / von den Obristen regieren / vnnd im Zaum halten lässet) hat beyderseits dermassen gehauset / vnnd solchen Muthwillen darinn verübet / daß es nicht gnugsam kan beschrieben werden.</p> <p><note place="left">Ober Enser fallen in Nider-Oesterreich eyn.</note> Zu dem ist noch kommen / daß die Ober Enser / vnder dem Obristen Stahrenbereg auff der Römisch-Catholischen Güter in selbiger Landschafft eingefallen / vnderschiedliche Oerther / vmb also deß Passes diß vnd jenseit der Thonaw sich zu versichern / eingenommen / vnnd darüber mit Plündern vnnd anderm den Innwohnern nicht geringen Schaden zugefüget.</p> <p>Doch haben sich die Ober Oesterreicher baldt wider zu rück begeben müssen / weil der Graff von Bucquoy starck auff sie angezogen / auch etlich Italiänisch Volck (so aber doch hernach von Bawren geschlagen / vnd wider auß dem Land gejagt worden) bey Haffners Zell eingefallen.</p> <p>In der Statt Wien / weil vnder deß niemandt sicher auß vnnd eynreysen mögen / auch die Pässe allenthalben versperret vnnd verleget waren / hat die Thewrung von Tag zu Tag hefftig zu genommen.</p> <p><note place="left">Vngarn von Keyserischen geschlagen.</note> In dem solches an diesen Orthen vorgienge / kamen bey Preßburg in sieben tausend Vngarn vber die Thonaw / denen wolte der Keyserliche Obriste zu Heymburg den Paß verlegen / aber er ward von jhnen mit seinem Fähnlein Knecht biß auff dreysig erschlagen. Wie nun der Graff von Bucquoy vnnd der Graff von Dampier hiervon Zeitung bekommen / haben sie etlich tausend Mañ zu Fuß / vnd in 600. Kürisser zu sich genom̃en / den Vngarn vnversehens entgegen gerucket / vnd sie tapffer angegriffen / da dann das Treffen fast den gantzen Tag gewehret / biß endtlich die Vngarn von den Keyserischen Kürissern zertrennet / vnnd in die Flucht gebracht worden / darüber dann der Vngarn vber 600. vnnd der Keyserischen vber dreyhundert / beneben dem Marggraffen Pallavicino auff dem Platz geblieben / vnd vber hundert Verwundte nach Wien geführet worden.</p> <p>Etwan zween Tag zuvor sind bey 1500. Hungarn / nach dem sie zween Monat Sold empfangen / mit guter Beut / von dem Keyserischen Läger ab vnd zu den Böhmischen gefallen.</p> <p><note place="right">Vergeblicher Anschlag der Böhmischẽ auff die Statt Crembs</note> Vnder solchem Verlauff hat der Böhmische Obriste Carpezan mit in 3000. Mann einen Anschlag auff die Statt Crembs gemacht / das erste Thor mit einem Petarden / das ander mit Fewer eröffnet / vnnd die Statt also mit Gewalt zu erobern vermeynt / aber es hat jhm mißlungen. Dann die in der Statt haben den Schußgatter herab gelassen / sich mannlich gewehret / auch haben sich die Weiber mit Steinwerffen / heissem Wasser vnnd Bechkräntzen so tapffer erzeiget / daß die Böhmischen wider zu rück weichen / vnnd vnverrichter Sachen / mit Verlust vber zweyhundert Soldaten abziehen müssen.</p> <p>Als nach vollbrachter Keyserlicher Crönung Jhre Majestät Keyser Ferdinand / wie hiebevor gedacht worden / von Franckfurt abgereyset / vnd seinen Weg auff die Statt Augspurg zugenommen / ist er den 18. Septembris mit seinem Comitat allda angelangt / herrlich empfangen / vnd bey der Thumbkirchen von der Clerisey vnder einem weissen Himmel auffgenommen / vnd in die Kirchen begleitet / hernach / nach dem das Te Deum laudamus, &c. gesungen / vnnd anders von der Geistlichkeit verrichtet / vnder einem andern Himmel von Golt gewürcket / in welchem der Reichs. Adler gesticket war / in der Fugger Losament geführet worden. Darauff man alle Glocken geleutet / vnnd das Geschütz auff den Wällen vmb die Statt dreymal loß gebrandt / ingleichem hat der Rath daselbs Jhrer Majestät stattliche Verehrungen gethan.</p> <p><note place="right">Augspurg</note> Es ist Augspurg ein schöne wolgebawte Statt / vnd da die Römer jhre Vnderthanen vnd Bürger dahin geschickt / hat sie angefangen in Auffnemen zukommen / vnnd weil Rom wol stunde / so lang stunde Augspurg auch nicht vbel. Als aber / wie es in Menschlichen Sachen zugehet / der Römer Macht abgenommen / ist sie in der Gothen / darnach in der Francken Gewalt kommen / war je vnnd allezeit mehr den Königen selbsten / als den Hertzogen / oder jhren Bischoffen (dann ein alt berühmbt Bischthumb allda ist) vnderthan.</p> <p>Als hernacher deß Römischen Reichs Titul an die Teutschen kommen / ist sie den Römischen Keysern vnderthänig worden / welche auch die alte Freyheiten der Bürgerschafft erhalten / vnnd vielfältig gemehret / nach den Vngarischen Landsverwüstungen / als Keyser Otto der Groß bey dieser</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0327]
ein Sohn gewesen Friederici deß Vierdten vnd Ludovicae Julianae Printz Wilhelms von Vranien Tochter: Ist zur Welt geboren worden im Jahr nach Christi Geburt 1596. hat seinem Vatter / welcher im Jahr Christi 1610. den 6. Septembris diese Welt gesegnet / in der Chur gefolget / vnder der Pflegschafft Pfaltzgraff Johannsen von Zweybrücken / welchen sein Vatter zuvor in dem Testament zum Vormundt verordnet / vnnd also seinen nechsten Vettern / Pfaltzgraff Philips Ludwigen zu Newburg vbergangen / auß Vrsachen / weil er besorget / er möchte die Religion im Land wider ändern / vnnd an statt deß Caluinismi, die Augspurgische vngeänderte Confession einführen: Als aber der junge Churfürst das siebende Jahr seines Alters erreichet / hat er sich mit Elisabeth / Königs Jacobi deß VI. in Groß Britannien Tochter verehlichet / vnnd im Jahr 1613. zu Londen in Engellandt Hochzeit gehalten / vnd zugleich die Pfältzische Regierung angetretten: Ist also wie er die Böhmische Cron angenommen kaum zwey oder drey vnnd zwantzig Jahr alt gewesen.
Vmb mehrern Berichts willen von seinem Geschlecht / haben wir seine Geburts Lini auß Albizio vnd andern hiehero zu setzen für nöhtig erachtet.
Vmb die Zeit / als Pfaltzgraff Friederich zu Prag gekrönet worden / hat die Kriegs Noth die schöne Landschafft Nider Oesterreich am hefftigsten betroffen. Dann das Kriegsvolck (welches sich nicht allezeit / wie es wol seyn solte / von den Obristen regieren / vnnd im Zaum halten lässet) hat beyderseits dermassen gehauset / vnnd solchen Muthwillen darinn verübet / daß es nicht gnugsam kan beschrieben werden.
[Abbildung]
Nider-Oesterreich leydet groß Noth von beyderseits Kriegsvolck. Zu dem ist noch kommen / daß die Ober Enser / vnder dem Obristen Stahrenbereg auff der Römisch-Catholischen Güter in selbiger Landschafft eingefallen / vnderschiedliche Oerther / vmb also deß Passes diß vnd jenseit der Thonaw sich zu versichern / eingenommen / vnnd darüber mit Plündern vnnd anderm den Innwohnern nicht geringen Schaden zugefüget.
Ober Enser fallen in Nider-Oesterreich eyn. Doch haben sich die Ober Oesterreicher baldt wider zu rück begeben müssen / weil der Graff von Bucquoy starck auff sie angezogen / auch etlich Italiänisch Volck (so aber doch hernach von Bawren geschlagen / vnd wider auß dem Land gejagt worden) bey Haffners Zell eingefallen.
In der Statt Wien / weil vnder deß niemandt sicher auß vnnd eynreysen mögen / auch die Pässe allenthalben versperret vnnd verleget waren / hat die Thewrung von Tag zu Tag hefftig zu genommen.
In dem solches an diesen Orthen vorgienge / kamen bey Preßburg in sieben tausend Vngarn vber die Thonaw / denen wolte der Keyserliche Obriste zu Heymburg den Paß verlegen / aber er ward von jhnen mit seinem Fähnlein Knecht biß auff dreysig erschlagen. Wie nun der Graff von Bucquoy vnnd der Graff von Dampier hiervon Zeitung bekommen / haben sie etlich tausend Mañ zu Fuß / vnd in 600. Kürisser zu sich genom̃en / den Vngarn vnversehens entgegen gerucket / vnd sie tapffer angegriffen / da dann das Treffen fast den gantzen Tag gewehret / biß endtlich die Vngarn von den Keyserischen Kürissern zertrennet / vnnd in die Flucht gebracht worden / darüber dann der Vngarn vber 600. vnnd der Keyserischen vber dreyhundert / beneben dem Marggraffen Pallavicino auff dem Platz geblieben / vnd vber hundert Verwundte nach Wien geführet worden.
Vngarn von Keyserischen geschlagen. Etwan zween Tag zuvor sind bey 1500. Hungarn / nach dem sie zween Monat Sold empfangen / mit guter Beut / von dem Keyserischen Läger ab vnd zu den Böhmischen gefallen.
Vnder solchem Verlauff hat der Böhmische Obriste Carpezan mit in 3000. Mann einen Anschlag auff die Statt Crembs gemacht / das erste Thor mit einem Petarden / das ander mit Fewer eröffnet / vnnd die Statt also mit Gewalt zu erobern vermeynt / aber es hat jhm mißlungen. Dann die in der Statt haben den Schußgatter herab gelassen / sich mannlich gewehret / auch haben sich die Weiber mit Steinwerffen / heissem Wasser vnnd Bechkräntzen so tapffer erzeiget / daß die Böhmischen wider zu rück weichen / vnnd vnverrichter Sachen / mit Verlust vber zweyhundert Soldaten abziehen müssen.
Vergeblicher Anschlag der Böhmischẽ auff die Statt Crembs Als nach vollbrachter Keyserlicher Crönung Jhre Majestät Keyser Ferdinand / wie hiebevor gedacht worden / von Franckfurt abgereyset / vnd seinen Weg auff die Statt Augspurg zugenommen / ist er den 18. Septembris mit seinem Comitat allda angelangt / herrlich empfangen / vnd bey der Thumbkirchen von der Clerisey vnder einem weissen Himmel auffgenommen / vnd in die Kirchen begleitet / hernach / nach dem das Te Deum laudamus, &c. gesungen / vnnd anders von der Geistlichkeit verrichtet / vnder einem andern Himmel von Golt gewürcket / in welchem der Reichs. Adler gesticket war / in der Fugger Losament geführet worden. Darauff man alle Glocken geleutet / vnnd das Geschütz auff den Wällen vmb die Statt dreymal loß gebrandt / ingleichem hat der Rath daselbs Jhrer Majestät stattliche Verehrungen gethan.
Es ist Augspurg ein schöne wolgebawte Statt / vnd da die Römer jhre Vnderthanen vnd Bürger dahin geschickt / hat sie angefangen in Auffnemen zukommen / vnnd weil Rom wol stunde / so lang stunde Augspurg auch nicht vbel. Als aber / wie es in Menschlichen Sachen zugehet / der Römer Macht abgenommen / ist sie in der Gothen / darnach in der Francken Gewalt kommen / war je vnnd allezeit mehr den Königen selbsten / als den Hertzogen / oder jhren Bischoffen (dann ein alt berühmbt Bischthumb allda ist) vnderthan.
Augspurg Als hernacher deß Römischen Reichs Titul an die Teutschen kommen / ist sie den Römischen Keysern vnderthänig worden / welche auch die alte Freyheiten der Bürgerschafft erhalten / vnnd vielfältig gemehret / nach den Vngarischen Landsverwüstungen / als Keyser Otto der Groß bey dieser
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |