Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

jederman so gegenwärtig gewesen / nach geruffen / welches auch durch die gantze Statt erschollen: Darnach ist Jhrer Durchl. von aller Ständen Gesandten vnnd anwesenden Herrn / die rechte Hand geküst worden.

Nach dessen Verrichtung ist Jhre Durchl. sehr stattlich in die Kirchen geritten / allda der Psalm / Dixit Dominus Domino meo, vnd das Te Deum laudamus gesungen / auch von Jhrer Durchl. Hosprediger ein kurtze Dancksagung gethan. Nach derselben aber ist Jhre Durch. wider nach Hauß geritten / so bald er in das Gemach kommen / ist von dero Leibguardiden Henducken / deren 1100. nebens der Bürgerschafft / vnnd ein Fähnlein Berghawern / mit Einstimmung etlicher Feldstück Beschütz / ein schönes Salve, dreymal auff einander geschossen worden.

Jhrer Durchl. Person belangend / so ist er eines Adelichen guten Geschlechts / vnnd hat sich von Jugend auff zum Kreig gebrauchen lassen / wie er dann im siebenzehenden Jahr seines Alters allbereit zum Kriegswesen kommen / vnd in 42. Schlachten persönlich gewesen / an Gabriel Bathori Hof / so wol auch zu Constantinopel / hat er sich lang auffgehalten / vnd bekennete er damals selbsten / er sey vor 20. Jahren so arm gewesen / daß er einen Kauffmann zu Caschaw / jhme ein hundert Thaler zuleyhen angesprochen / welches er jhme abgeschlagen habe: War gutes Judicii, hatte ein gut Memori, vnd gern gelehrte Leut vmb sich / er redete auch fast stets Latein / wiewoln er bißweilen den Priscianum etwas krumb angesehen / welches aber doch einem sochen Herrn wol zu gut gehalten wird / war ernsthafft / aber nicht tyrannisch / wie man von jhme auß geben / war guts Gesprächs / hört jederman gern / auch den geringsten / in der Reformirten Religion war er sehr eyfferig / redete wol von einem vnnd dem andern in Religionssachen: An Person war er rechter Mannslänge / zimblich Corpulent / hatte einen Vngarischen beschornen Kopf / vornen nur einen Schopf / hoher Stirn / etwas länglichsten Gesichts / grosser Augen / vnd viel weisses in denselben / ein wenig vber sich gekrümpffte Nasen / zimblich wol bemündet / einen schwartzen Baart / sast auff dierunde damalig Frantzösiche Art / doch vnten herumb nicht rundt / sondern etwas zugespitzet / hatte sonsten gar eine liebliche Farb im Angesicht / bitzweilen war er mit den Stein vbel geplagt / trug sich jederzeit gantz Vngarisch / aber sehr stattlich vnd prächtig / wie dann / wann er jrgend in die Kirchen geritten / vnd die Sonne geschienen / vor Glantz der Diamanten vnd deß Golts / man jhne fast nicht ansehen können: Im Reben war er gar Resolut vnd wol beredt.

Seine Gemahlin war auch eines Abelichen Geschlechts / thäte fast nichts als beten / nahm sich der Haußhaltung selber an / vnd gieng offt selbst in die Küchen / vmb zusehen / wie die jhrigen Hauß hielten.

Den 27. Augusti / zween Tag nach eröffneter Wahl / ist die Confoederation der Siebenbürger vnd der incorporirten vnnd confoeberirten Länder auch geschlossen worden / welche sich erbotten / den Ländern in Zeit der Noth mit 25000. Mann beyzustehen / daß sie also / wie es das ansehen hatte / eine stattliche Hülff auß Siebenbürgen vnd Vngarn zugewarten. Jhre Durchl. haben sich erklärt / selbsten mit ehistem ins Feld zuziehen / zuvor aber etlich tausendt Mann in die Steyermarck zuschicken / darnach zu dem Haupt Läger zustossen / vnd von dar auß etwas in Sachsen vnd Bayern lauffen zu lassen. Wie er sich dann stracks hierauff / weil auch vnder deß der Anstandt zum End geflossen / starck zu Feld gerüstet. Weil nun davon die Zeitung nacher Wien kommen / haben die Evangelische darinn / mit Vorwissen J. Key. M. ein Schreiben an jhn abgehen lassen / darinn sie jhn ersuchet / der Statt vnnd derselben Refier mit Vberzügen / vmb der vnschuldigen Weib vnd Kinder willen / welche sampt den Innwohnern keine Schuld / noch deß zuentgelten hetten / was etwan sonsten vorgienge / zuverschonen.

Jh. Key. Mayest. hat auch hernach solche deß Bethlens Wahl zum Vngarischen König durch ein offentlich Außschreiben cassirt vnd auffgehaben / wie wir dann an seinem Ort erwehnen wollen.

Cossaggen fallen in Mähren eyn. Dieweil die Feindseligkeiten in Vngarn auffgehöret vnd ein Stillstandt der Waffen / wie zuvor gemeldet / gemacht worden / haben die Cossaggen / welche in Polen wider die Vngarn vnd Siebenbürger sich zugethan / den Kopff nach Oesterreich gewendet / in grosser Eyl ben 4000. starck durch die Marggraffschafft Mähren gezogen / dann sie etliche Führer ben sich gehabt / so Nacht vnd Tag jhnen den Weg nach Oesterreich vorgeritten. Haben niergends / als mann sie gefütert sich aufgehalten / alle Brücken / damit man jhnen nicht nachsetzen könte / hindersich abgeworffen / vnderwegens viel reiche Ort vnnd Flecken / auch das Stättlein Meseritsch / in welchem sie eben damals eines vornehmen Landherren Hochzeit angetroffen / vberfallen vnd geplündert / vnnd also auß dem Land vnd sonderlich auß diesem Stättlein vnd von den Hochzeitgästen / weil man sich jhrer nicht versehen / ein grosses Gut von Kleinodien vnd anderm davon gebracht / so sie nachmalen zu Wien vmb gar geringen Preiß verkauffet.

Die Mährer (so kurtz zuvor die Statt Riclausburg eingenommen / vnd neben vielem Geschütz / Wein vnd Getrayd / auch ein grosses Gut / so zum theil dem Cardinal von Dietrichstein / zum theil dem Graffen von Dampier zuständig gewesen darinn gefunden hatten) sind jhrer zu spatinnen Cossaggen von Mährischen geschlagen. worden / nichts desto weniger aber jhnen starck nachgesetzet / vnd sie endlich in Oesterreich nicht weit von der Thonaw vmb Mitternacht angetroffen / vnverwarnter Sachen / weil sie keine Schiltwachten gehalten / vberfallen / vnd jhrer fast bey tausendt erschlagen / die vbrigen haben sich in die Thonaw begeben / vnnd mit grosser Verwunderung vber geschwemmet vnnd nach Wien kommen / daselbst sie in die Vorstätte einlosieret worden.

jederman so gegenwärtig gewesen / nach geruffen / welches auch durch die gantze Statt erschollen: Darnach ist Jhrer Durchl. von aller Ständen Gesandten vnnd anwesenden Herrn / die rechte Hand geküst worden.

Nach dessen Verrichtung ist Jhre Durchl. sehr stattlich in die Kirchen geritten / allda der Psalm / Dixit Dominus Domino meo, vnd das Te Deum laudamus gesungen / auch von Jhrer Durchl. Hosprediger ein kurtze Dancksagung gethan. Nach derselben aber ist Jhre Durch. wider nach Hauß geritten / so bald er in das Gemach kommen / ist von dero Leibguardiden Henducken / deren 1100. nebens der Bürgerschafft / vnnd ein Fähnlein Berghawern / mit Einstimmung etlicher Feldstück Beschütz / ein schönes Salve, dreymal auff einander geschossen worden.

Jhrer Durchl. Person belangend / so ist er eines Adelichen guten Geschlechts / vnnd hat sich von Jugend auff zum Kreig gebrauchen lassen / wie er dann im siebenzehenden Jahr seines Alters allbereit zum Kriegswesen kommen / vnd in 42. Schlachten persönlich gewesen / an Gabriel Bathori Hof / so wol auch zu Constantinopel / hat er sich lang auffgehalten / vnd bekennete er damals selbsten / er sey vor 20. Jahren so arm gewesen / daß er einen Kauffmann zu Caschaw / jhme ein hundert Thaler zuleyhen angesprochen / welches er jhme abgeschlagen habe: War gutes Judicii, hatte ein gut Memori, vnd gern gelehrte Leut vmb sich / er redete auch fast stets Latein / wiewoln er bißweilen den Priscianum etwas krumb angesehen / welches aber doch einem sochen Herrn wol zu gut gehalten wird / war ernsthafft / aber nicht tyrannisch / wie man von jhme auß geben / war guts Gesprächs / hört jederman gern / auch den geringsten / in der Reformirten Religion war er sehr eyfferig / redete wol von einem vnnd dem andern in Religionssachen: An Person war er rechter Mannslänge / zimblich Corpulent / hatte einen Vngarischen beschornen Kopf / vornen nur einẽ Schopf / hoher Stirn / etwas länglichsten Gesichts / grosser Augen / vnd viel weisses in denselben / ein wenig vber sich gekrümpffte Nasen / zimblich wol bemündet / einen schwartzen Baart / sast auff dierunde damalig Frantzösiche Art / doch vnten herumb nicht rundt / sondern etwas zugespitzet / hatte sonsten gar eine liebliche Farb im Angesicht / bitzweilẽ war er mit dẽ Stein vbel geplagt / trug sich jederzeit gantz Vngarisch / aber sehr stattlich vnd prächtig / wie dann / wann er jrgend in die Kirchen geritten / vnd die Sonne geschienen / vor Glantz der Diamanten vnd deß Golts / man jhne fast nicht ansehen können: Im Reben war er gar Resolut vnd wol beredt.

Seine Gemahlin war auch eines Abelichen Geschlechts / thäte fast nichts als beten / nahm sich der Haußhaltung selber an / vnd gieng offt selbst in die Küchen / vmb zusehen / wie die jhrigen Hauß hielten.

Den 27. Augusti / zween Tag nach eröffneter Wahl / ist die Confoederation der Siebenbürger vnd der incorporirten vnnd confoeberirten Länder auch geschlossen worden / welche sich erbotten / den Ländern in Zeit der Noth mit 25000. Mann beyzustehen / daß sie also / wie es das ansehen hatte / eine stattliche Hülff auß Siebenbürgen vnd Vngarn zugewarten. Jhre Durchl. haben sich erklärt / selbsten mit ehistem ins Feld zuziehen / zuvor aber etlich tausendt Mann in die Steyermarck zuschicken / darnach zu dem Haupt Läger zustossen / vnd von dar auß etwas in Sachsen vnd Bayern lauffen zu lassen. Wie er sich dañ stracks hierauff / weil auch vnder deß der Anstandt zum End geflossen / starck zu Feld gerüstet. Weil nun davon die Zeitung nacher Wien kommen / haben die Evangelische darinn / mit Vorwissen J. Key. M. ein Schreiben an jhn abgehen lassen / darinn sie jhn ersuchet / der Statt vnnd derselben Refier mit Vberzügen / vmb der vnschuldigen Weib vnd Kinder willen / welche sampt den Innwohnern keine Schuld / noch deß zuentgelten hetten / was etwan sonsten vorgienge / zuverschonen.

Jh. Key. Mayest. hat auch hernach solche deß Bethlens Wahl zum Vngarischen König durch ein offentlich Außschreiben cassirt vnd auffgehaben / wie wir dann an seinem Ort erwehnen wollen.

Cossaggen fallen in Mähren eyn. Dieweil die Feindseligkeiten in Vngarn auffgehöret vnd ein Stillstandt der Waffen / wie zuvor gemeldet / gemacht worden / haben die Cossaggen / welche in Polen wider die Vngarn vnd Siebenbürger sich zugethan / den Kopff nach Oesterreich gewendet / in grosser Eyl ben 4000. starck durch die Marggraffschafft Mähren gezogen / dann sie etliche Führer ben sich gehabt / so Nacht vnd Tag jhnen den Weg nach Oesterreich vorgeritten. Haben niergends / als mann sie gefütert sich aufgehalten / alle Brücken / damit man jhnen nicht nachsetzen könte / hindersich abgeworffen / vnderwegens viel reiche Ort vnnd Flecken / auch das Stättlein Meseritsch / in welchem sie eben damals eines vornehmen Landherren Hochzeit angetroffen / vberfallen vnd geplündert / vnnd also auß dem Land vnd sonderlich auß diesem Stättlein vnd von den Hochzeitgästen / weil man sich jhrer nicht versehen / ein grosses Gut von Kleinodien vnd anderm davon gebracht / so sie nachmalen zu Wien vmb gar geringen Preiß verkauffet.

Die Mährer (so kurtz zuvor die Statt Riclausburg eingenommen / vnd neben vielem Geschütz / Wein vnd Getrayd / auch ein grosses Gut / so zum theil dem Cardinal von Dietrichstein / zum theil dem Graffen von Dampier zuständig gewesen darinn gefunden hatten) sind jhrer zu spatinnen Cossaggen von Mährischen geschlagen. worden / nichts desto weniger aber jhnen starck nachgesetzet / vnd sie endlich in Oesterreich nicht weit von der Thonaw vmb Mitternacht angetroffen / vnverwarnter Sachen / weil sie keine Schiltwachten gehalten / vberfallen / vnd jhrer fast bey tausendt erschlagen / die vbrigen haben sich in die Thonaw begeben / vnnd mit grosser Verwunderung vber geschwemmet vnnd nach Wien kommen / daselbst sie in die Vorstätte einlosieret worden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0432" n="379"/>
jederman so gegenwärtig gewesen / nach geruffen / welches auch                      durch die gantze Statt erschollen: Darnach ist Jhrer Durchl. von aller Ständen                      Gesandten vnnd anwesenden Herrn / die rechte Hand geküst worden.</p>
          <p>Nach dessen Verrichtung ist Jhre Durchl. sehr stattlich in die Kirchen geritten /                      allda der Psalm / Dixit Dominus Domino meo, vnd das Te Deum laudamus gesungen /                      auch von Jhrer Durchl. Hosprediger ein kurtze Dancksagung gethan. Nach derselben                      aber ist Jhre Durch. wider nach Hauß geritten / so bald er in das Gemach kommen                      / ist von dero Leibguardiden Henducken / deren 1100. nebens der Bürgerschafft /                      vnnd ein Fähnlein Berghawern / mit Einstimmung etlicher Feldstück Beschütz / ein                      schönes Salve, dreymal auff einander geschossen worden.</p>
          <p>Jhrer Durchl. Person belangend / so ist er eines Adelichen guten Geschlechts /                      vnnd hat sich von Jugend auff zum Kreig gebrauchen lassen / wie er dann im                      siebenzehenden Jahr seines Alters allbereit zum Kriegswesen kommen / vnd in 42.                      Schlachten persönlich gewesen / an Gabriel Bathori Hof / so wol auch zu                      Constantinopel / hat er sich lang auffgehalten / vnd bekennete er damals                      selbsten / er sey vor 20. Jahren so arm gewesen / daß er einen Kauffmann zu                      Caschaw / jhme ein hundert Thaler zuleyhen angesprochen / welches er jhme                      abgeschlagen habe: War gutes Judicii, hatte ein gut Memori, vnd gern gelehrte                      Leut vmb sich / er redete auch fast stets Latein / wiewoln er bißweilen den                      Priscianum etwas krumb angesehen / welches aber doch einem sochen Herrn wol zu                      gut gehalten wird / war ernsthafft / aber nicht tyrannisch / wie man von jhme                      auß geben / war guts Gesprächs / hört jederman gern / auch den geringsten / in                      der Reformirten Religion war er sehr eyfferig / redete wol von einem vnnd dem                      andern in Religionssachen: An Person war er rechter Mannslänge / zimblich                      Corpulent / hatte einen Vngarischen beschornen Kopf / vornen nur eine&#x0303; Schopf /                      hoher Stirn / etwas länglichsten Gesichts / grosser Augen / vnd viel weisses in                      denselben / ein wenig vber sich gekrümpffte Nasen / zimblich wol bemündet /                      einen schwartzen Baart / sast auff dierunde damalig Frantzösiche Art / doch                      vnten herumb nicht rundt / sondern etwas zugespitzet / hatte sonsten gar eine                      liebliche Farb im Angesicht / bitzweile&#x0303; war er mit de&#x0303; Stein vbel                      geplagt / trug sich <choice><abbr>jed'zeit</abbr><expan>jederzeit</expan></choice> gantz Vngarisch / aber sehr stattlich vnd                      prächtig / wie dann / wann er jrgend in die Kirchen geritten / vnd die Sonne                      geschienen / vor Glantz der Diamanten vnd deß Golts / man jhne fast nicht                      ansehen können: Im Reben war er gar Resolut vnd wol beredt.</p>
          <p>Seine Gemahlin war auch eines Abelichen Geschlechts / thäte fast nichts als beten                      / nahm sich der Haußhaltung selber an / vnd gieng offt selbst in die Küchen /                      vmb zusehen / wie die jhrigen Hauß hielten.</p>
          <p>Den 27. Augusti / zween Tag nach eröffneter Wahl / ist die Confoederation der                      Siebenbürger vnd der incorporirten vnnd confoeberirten Länder auch geschlossen                      worden / welche sich erbotten / den Ländern in Zeit der Noth mit 25000. Mann                      beyzustehen / daß sie also / wie es das ansehen hatte / eine stattliche Hülff                      auß Siebenbürgen vnd Vngarn zugewarten. Jhre Durchl. haben sich erklärt /                      selbsten mit ehistem ins Feld zuziehen / zuvor aber etlich tausendt Mann in die                      Steyermarck zuschicken / darnach zu dem Haupt Läger zustossen / vnd von dar auß                      etwas in Sachsen vnd Bayern lauffen zu lassen. Wie er sich dan&#x0303;                      stracks hierauff / weil auch vnder deß der Anstandt zum End geflossen / starck                      zu Feld gerüstet. Weil nun davon die Zeitung nacher Wien kommen / haben die                      Evangelische darinn / mit Vorwissen J. Key. M. ein Schreiben an jhn abgehen                      lassen / darinn sie jhn ersuchet / der Statt vnnd derselben Refier mit Vberzügen                      / vmb der vnschuldigen Weib vnd Kinder willen / welche sampt den Innwohnern                      keine Schuld / noch deß zuentgelten hetten / was etwan sonsten vorgienge /                      zuverschonen.</p>
          <p>Jh. Key. Mayest. hat auch hernach solche deß Bethlens Wahl zum Vngarischen König                      durch ein offentlich Außschreiben cassirt vnd auffgehaben / wie wir dann an                      seinem Ort erwehnen wollen.</p>
          <p><note place="right">Cossaggen fallen in Mähren eyn.</note> Dieweil die                      Feindseligkeiten in Vngarn auffgehöret vnd ein Stillstandt der Waffen / wie                      zuvor gemeldet / gemacht worden / haben die Cossaggen / welche in Polen wider                      die Vngarn vnd Siebenbürger sich zugethan / den Kopff nach Oesterreich gewendet                      / in grosser Eyl ben 4000. starck durch die Marggraffschafft Mähren gezogen /                      dann sie etliche Führer ben sich gehabt / so Nacht vnd Tag jhnen den Weg nach                      Oesterreich vorgeritten. Haben niergends / als mann sie gefütert sich                      aufgehalten / alle Brücken / damit man jhnen nicht nachsetzen könte / hindersich                      abgeworffen / vnderwegens viel reiche Ort vnnd Flecken / auch das Stättlein                      Meseritsch / in welchem sie eben damals eines vornehmen Landherren Hochzeit                      angetroffen / vberfallen vnd geplündert / vnnd also auß dem Land vnd sonderlich                      auß diesem Stättlein vnd von den Hochzeitgästen / weil man sich jhrer nicht                      versehen / ein grosses Gut von Kleinodien vnd anderm davon gebracht / so sie                      nachmalen zu Wien vmb gar geringen Preiß verkauffet.</p>
          <p>Die Mährer (so kurtz zuvor die Statt Riclausburg eingenommen / vnd neben vielem                      Geschütz / Wein vnd Getrayd / auch ein grosses Gut / so zum theil dem Cardinal                      von Dietrichstein / zum theil dem Graffen von Dampier zuständig gewesen darinn                      gefunden hatten) sind jhrer zu spatinnen <note place="right">Cossaggen                          von Mährischen geschlagen.</note> worden / nichts desto weniger aber jhnen                      starck nachgesetzet / vnd sie endlich in Oesterreich nicht weit von der Thonaw                      vmb Mitternacht angetroffen / vnverwarnter Sachen / weil sie keine Schiltwachten                      gehalten / vberfallen / vnd jhrer fast bey tausendt erschlagen / die vbrigen                      haben sich in die Thonaw begeben / vnnd mit grosser Verwunderung vber                      geschwemmet vnnd nach Wien kommen / daselbst sie in die Vorstätte einlosieret                      worden.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0432] jederman so gegenwärtig gewesen / nach geruffen / welches auch durch die gantze Statt erschollen: Darnach ist Jhrer Durchl. von aller Ständen Gesandten vnnd anwesenden Herrn / die rechte Hand geküst worden. Nach dessen Verrichtung ist Jhre Durchl. sehr stattlich in die Kirchen geritten / allda der Psalm / Dixit Dominus Domino meo, vnd das Te Deum laudamus gesungen / auch von Jhrer Durchl. Hosprediger ein kurtze Dancksagung gethan. Nach derselben aber ist Jhre Durch. wider nach Hauß geritten / so bald er in das Gemach kommen / ist von dero Leibguardiden Henducken / deren 1100. nebens der Bürgerschafft / vnnd ein Fähnlein Berghawern / mit Einstimmung etlicher Feldstück Beschütz / ein schönes Salve, dreymal auff einander geschossen worden. Jhrer Durchl. Person belangend / so ist er eines Adelichen guten Geschlechts / vnnd hat sich von Jugend auff zum Kreig gebrauchen lassen / wie er dann im siebenzehenden Jahr seines Alters allbereit zum Kriegswesen kommen / vnd in 42. Schlachten persönlich gewesen / an Gabriel Bathori Hof / so wol auch zu Constantinopel / hat er sich lang auffgehalten / vnd bekennete er damals selbsten / er sey vor 20. Jahren so arm gewesen / daß er einen Kauffmann zu Caschaw / jhme ein hundert Thaler zuleyhen angesprochen / welches er jhme abgeschlagen habe: War gutes Judicii, hatte ein gut Memori, vnd gern gelehrte Leut vmb sich / er redete auch fast stets Latein / wiewoln er bißweilen den Priscianum etwas krumb angesehen / welches aber doch einem sochen Herrn wol zu gut gehalten wird / war ernsthafft / aber nicht tyrannisch / wie man von jhme auß geben / war guts Gesprächs / hört jederman gern / auch den geringsten / in der Reformirten Religion war er sehr eyfferig / redete wol von einem vnnd dem andern in Religionssachen: An Person war er rechter Mannslänge / zimblich Corpulent / hatte einen Vngarischen beschornen Kopf / vornen nur einẽ Schopf / hoher Stirn / etwas länglichsten Gesichts / grosser Augen / vnd viel weisses in denselben / ein wenig vber sich gekrümpffte Nasen / zimblich wol bemündet / einen schwartzen Baart / sast auff dierunde damalig Frantzösiche Art / doch vnten herumb nicht rundt / sondern etwas zugespitzet / hatte sonsten gar eine liebliche Farb im Angesicht / bitzweilẽ war er mit dẽ Stein vbel geplagt / trug sich jed'zeit gantz Vngarisch / aber sehr stattlich vnd prächtig / wie dann / wann er jrgend in die Kirchen geritten / vnd die Sonne geschienen / vor Glantz der Diamanten vnd deß Golts / man jhne fast nicht ansehen können: Im Reben war er gar Resolut vnd wol beredt. Seine Gemahlin war auch eines Abelichen Geschlechts / thäte fast nichts als beten / nahm sich der Haußhaltung selber an / vnd gieng offt selbst in die Küchen / vmb zusehen / wie die jhrigen Hauß hielten. Den 27. Augusti / zween Tag nach eröffneter Wahl / ist die Confoederation der Siebenbürger vnd der incorporirten vnnd confoeberirten Länder auch geschlossen worden / welche sich erbotten / den Ländern in Zeit der Noth mit 25000. Mann beyzustehen / daß sie also / wie es das ansehen hatte / eine stattliche Hülff auß Siebenbürgen vnd Vngarn zugewarten. Jhre Durchl. haben sich erklärt / selbsten mit ehistem ins Feld zuziehen / zuvor aber etlich tausendt Mann in die Steyermarck zuschicken / darnach zu dem Haupt Läger zustossen / vnd von dar auß etwas in Sachsen vnd Bayern lauffen zu lassen. Wie er sich dañ stracks hierauff / weil auch vnder deß der Anstandt zum End geflossen / starck zu Feld gerüstet. Weil nun davon die Zeitung nacher Wien kommen / haben die Evangelische darinn / mit Vorwissen J. Key. M. ein Schreiben an jhn abgehen lassen / darinn sie jhn ersuchet / der Statt vnnd derselben Refier mit Vberzügen / vmb der vnschuldigen Weib vnd Kinder willen / welche sampt den Innwohnern keine Schuld / noch deß zuentgelten hetten / was etwan sonsten vorgienge / zuverschonen. Jh. Key. Mayest. hat auch hernach solche deß Bethlens Wahl zum Vngarischen König durch ein offentlich Außschreiben cassirt vnd auffgehaben / wie wir dann an seinem Ort erwehnen wollen. Dieweil die Feindseligkeiten in Vngarn auffgehöret vnd ein Stillstandt der Waffen / wie zuvor gemeldet / gemacht worden / haben die Cossaggen / welche in Polen wider die Vngarn vnd Siebenbürger sich zugethan / den Kopff nach Oesterreich gewendet / in grosser Eyl ben 4000. starck durch die Marggraffschafft Mähren gezogen / dann sie etliche Führer ben sich gehabt / so Nacht vnd Tag jhnen den Weg nach Oesterreich vorgeritten. Haben niergends / als mann sie gefütert sich aufgehalten / alle Brücken / damit man jhnen nicht nachsetzen könte / hindersich abgeworffen / vnderwegens viel reiche Ort vnnd Flecken / auch das Stättlein Meseritsch / in welchem sie eben damals eines vornehmen Landherren Hochzeit angetroffen / vberfallen vnd geplündert / vnnd also auß dem Land vnd sonderlich auß diesem Stättlein vnd von den Hochzeitgästen / weil man sich jhrer nicht versehen / ein grosses Gut von Kleinodien vnd anderm davon gebracht / so sie nachmalen zu Wien vmb gar geringen Preiß verkauffet. Cossaggen fallen in Mähren eyn. Die Mährer (so kurtz zuvor die Statt Riclausburg eingenommen / vnd neben vielem Geschütz / Wein vnd Getrayd / auch ein grosses Gut / so zum theil dem Cardinal von Dietrichstein / zum theil dem Graffen von Dampier zuständig gewesen darinn gefunden hatten) sind jhrer zu spatinnen worden / nichts desto weniger aber jhnen starck nachgesetzet / vnd sie endlich in Oesterreich nicht weit von der Thonaw vmb Mitternacht angetroffen / vnverwarnter Sachen / weil sie keine Schiltwachten gehalten / vberfallen / vnd jhrer fast bey tausendt erschlagen / die vbrigen haben sich in die Thonaw begeben / vnnd mit grosser Verwunderung vber geschwemmet vnnd nach Wien kommen / daselbst sie in die Vorstätte einlosieret worden. Cossaggen von Mährischen geschlagen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/432
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/432>, abgerufen am 13.06.2024.