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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Wägen / mit einer Convoy von zwey hundert Soldaten nach Sonneberg gangen / haben sie daselbst vnversehens selbige vberfallen / die Convoy geschlagen / vnd fast alle Wägen vnd Roß hinweg genommen.

Etliche Tag hernach haben die Böhmen bey Gallersdorff in zwey Hundert Cossaggen angetroffen / mehrertheils nidergehawen / vnd stattliche Beuthen bekommen.

Bawren vmb Thabor werden auffrürisch. Vnter dessen weil die Bawern vmb Thabor nicht allein vom Feind / sondern auch von den jenigen / so sie beschützen sollen / bißhero verderbt / außgeplündert vnd außgesogen worden / seynd sie darüber sehr schwürig worden / vnd sich etlich Tausendt starck zusammen rottirt / vnd gegen Freundt vnd Feindt sich setzen wöllen. Darauff seynd von Prag auß Commissarien / sie wider zu stillen geschickt worden / von denen haben die Bawren drey Begehren gethan: Erstlich / daß man jhnen das Kriegsvolck vom Halß lassen solte / oder doch zum wenigsten jhm aufferlegen wolte / daß sie mit jhrem Weib vnnd Kindern nicht mehr / wie bißhero geschehen / ärger dann vom Feindt tractirt / sondern in Schutz genommen werden möchten: Zu dem andern / daß sie der Leibeygenschafft erlassen würden: Vnd dann zum dritten / daß man jhnen von den heimgefallenen Gütern / well jhnen alles genommen / zu Ergötzung jhres Schadens / widerumb etwas einraumen wolte.

Worauff wegen deß ersten vnd letzten Puncten diesen Bawern gute Vertröstung geschehen / aber der mittlere ist in Bedencken genommen worden. Haben sich also stillen lassen / vnnd jhre Dienste in sechs tausendt starck gegen Soldaten Besoldung angebotten.

Polnischer Cossaggen Einfäll vnd Strenffen. In dessen seynd von den Cossaggen noch jmmer fort in Schlesien vnnd Mähren Einfälle geschehen / seynd aber offtmals / wann sie erdapt / vbel empfangen worden: Dann vmb diese Zeit wider von den Mährern mit Hülff der Vngarn an einem Moraß bey Meseritz in neunhundert er schlagen worden.

In Schlesien ist gleichfalls vmb diese Zeit eine Trouppen zu kurtz kommen / in deme viel darvon nidergemacht / sieben vnd zwantzig der fürnembsten gefangen / nach Preßlaw gelieffert / vnnd allda an einen newen Galgen vor dem Oder Thor / durch fünff Scharpffrichter auffgehenckt worden / vnter denen ein Rittineister / vnd die andern fast alle vom Adel gewesen. Wie nun die andern Cosaggen solches er fahren / seynd sie darüber sehr verbittert worden / vnnd es mit Fewer vnd Schwerdt zu rächen gedräwet.

Nachdem auch solcher grosser Mutwillen vnd Rauberey der Cossaggen vielfältig geklager worden / hat König Sigismund in Polen zu Crackaw offentlich außruffen vnd verbieten lassen / daß bey Straff niemandt / es were Edel oder Vnedel sich auff das Streyffen vnnd Raubereyen begeben / sondern sich dessen gäntzlich enthalten solte.

Nach diesem seynd wider in zwey tausend Cossaggen / die in Vngarn auch ziemlichen Schaden verübet / zu Wien angelanget / zu denen seynd in sechszehen hundert Zenger vnnd Crabaten gestossen. Derentwegen ist wider auff ein newes vnter den Landleuten grosse Forcht entstanden / die haben darauff Jhre Majestät flehentlich ersucht vnd gebeten / daß doch Verordnung gemacht würde / damit das Kriegsvolck deß Getreydes vnd der Arbeiter auff dem Feld (damit man zu seiner Zeit etwas geniessen möchte) verschonete. Auff solches wurde Fürst Carl von Liechtenstein / als ein General Commissarius / daß er darüber gute Austellung machen solte / deputirt.

Vergeblicher Anschlag der Böhmen auffs Keyserische Läger. Mitlerweil machten die Böhmen einen Anschlag / das Keyserische Läger zu überfallen / zogen derowegen in sechszehen tausendt starck darauff an / schickten etliche Trouppen Vngarn voran: diese aber / weil sie alle Schantzen wol besetzt gefunden / auch vermercket / daß alsbaldt im gantzen Läger Lärmen worden / haben sie sich nicht wagen dörffen: So seynd auch die Böhmen / als jhnen angesagt wurde / wie die Sachen beschaffen / zu rück geblieben: doch seynd etliche Trouppen Cossaggen mit zweyen Fähnlein Mußquetirern an die Vngarn kommen / vnd mit jhnen scharmutziert.

Closter Gülden-Cron wirdt von den Böhmen vberfallen. Baldt hernach hat der von Manns feldt / nachdem den Tag zuvor zwey tausendt Vngarn zu jhme gestossen / ein starcken Streiff gegen Budweiß gethan / vnd in selbiger Refier nicht allein ein grosse Anzahl Viehe hinweg getrieben / sondern auch das Closter Gülden Cron / als eben das Fronleichnams Fest darinn gehalten worden / vnd der Procession viel Budweisser Soldaten beygewohnet / vberfallen / alles was er angetroffen / darunter auch sechszehen Münche gewesen / nidergehawen / vnd viel Beuthen / auch Kelch vnd Kirchenzierath darvon geführt / vnd darauff ferrners das Stättlein Thein eingenommen.

Türckische Bottschafft kompt nach Parg. Zu Prag ist inmittels ein Türckische Bottschafft / beneben etlichen Vngarischen vnd Stebenbürgischen Herrn ankommen: denen ist der Obriste Landhoffmeister entgegen gefahren / sie stattlich empfangen vnnd in Auffwartung der Bürgerschafft auß den drey Prager Stätten einbegleytet.

Die Tractation mit dem Türcken / davon der Zeit viel Widriges spargirt wurde / g[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]eng dahin / einen ewigen Frieden zwischen jhm vnnd den Confoederirten zu schliessen: Derohalben auch gedachter Gesandte / nachdem eins vnd anders mit jhme abgehandelt / mit stattlichen Praesenten / beneben den Siebenbürgischen hundert tausendt Gülden / so dem Gabriel Bethlen wegen seiner den Böhmen geleisteter Hülffe / zuständig waren / mit seinem beyhabenden Com[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]tat wider abgefertiget worden.

Gütschin ein Schloß in Böhmen wirdt durch Pulffer zersprengt. Vnter diesem Verlauff hat sich in Böhmen ein trawrige Geschicht begeben. Dann nachdem zwischen dem Böhmischen Freyherrn Henrich Slabata / der an deß verstorbenen Schmirsitzky jüngere Schwester sich verheuratet / vnd die Verlassenschafft / Landt vnnd Leute / seines Schwagers al-

Wägen / mit einer Convoy von zwey hundert Soldaten nach Sonneberg gangen / haben sie daselbst vnversehens selbige vberfallen / die Convoy geschlagen / vnd fast alle Wägen vnd Roß hinweg genommen.

Etliche Tag hernach haben die Böhmen bey Gallersdorff in zwey Hundert Cossaggen angetroffen / mehrertheils nidergehawen / vnd stattliche Beuthen bekommen.

Bawren vmb Thabor werden auffrürisch. Vnter dessen weil die Bawern vmb Thabor nicht allein vom Feind / sondern auch von den jenigen / so sie beschützen sollen / bißhero verderbt / außgeplündert vnd außgesogen worden / seynd sie darüber sehr schwürig worden / vnd sich etlich Tausendt starck zusammen rottirt / vnd gegen Freundt vnd Feindt sich setzen wöllen. Darauff seynd von Prag auß Commissarien / sie wider zu stillen geschickt worden / von denen haben die Bawren drey Begehren gethan: Erstlich / daß man jhnen das Kriegsvolck vom Halß lassen solte / oder doch zum wenigsten jhm aufferlegen wolte / daß sie mit jhrem Weib vnnd Kindern nicht mehr / wie bißhero geschehen / ärger dann vom Feindt tractirt / sondern in Schutz genommen werden möchten: Zu dem andern / daß sie der Leibeygenschafft erlassen würden: Vnd dann zum dritten / daß man jhnen von den heimgefallenen Gütern / well jhnen alles genommen / zu Ergötzung jhres Schadens / widerumb etwas einraumen wolte.

Worauff wegen deß ersten vnd letzten Punctẽ diesen Bawern gute Vertröstung geschehen / aber der mittlère ist in Bedencken genommen worden. Haben sich also stillen lassen / vnnd jhre Dienste in sechs tausendt starck gegen Soldaten Besoldung angebotten.

Polnischer Cossaggen Einfäll vñ Strenffen. In dessen seynd von den Cossaggen noch jmmer fort in Schlesien vnnd Mähren Einfälle geschehen / seynd aber offtmals / wann sie erdapt / vbel empfangen worden: Dann vmb diese Zeit wider von den Mährern mit Hülff der Vngarn an einem Moraß bey Meseritz in neunhundert er schlagen worden.

In Schlesien ist gleichfalls vmb diese Zeit eine Trouppen zu kurtz kommen / in deme viel darvon nidergemacht / sieben vnd zwantzig der fürnembstẽ gefangen / nach Preßlaw gelieffert / vnnd allda an einen newen Galgen vor dem Oder Thor / durch fünff Scharpffrichter auffgehenckt worden / vnter denen ein Rittineister / vnd die andern fast alle vom Adel gewesen. Wie nun die andern Cosaggen solches er fahren / seynd sie darüber sehr verbittert worden / vnnd es mit Fewer vnd Schwerdt zu rächen gedräwet.

Nachdem auch solcher grosser Mutwillen vnd Rauberey der Cossaggen vielfältig geklager worden / hat König Sigismund in Polen zu Crackaw offentlich außruffen vnd verbieten lassen / daß bey Straff niemandt / es were Edel oder Vnedel sich auff das Streyffen vnnd Raubereyen begeben / sondern sich dessen gäntzlich enthalten solte.

Nach diesem seynd wider in zwey tausend Cossaggen / die in Vngarn auch ziemlichen Schaden verübet / zu Wien angelanget / zu denen seynd in sechszehen hundert Zenger vnnd Crabaten gestossen. Derentwegen ist wider auff ein newes vnter den Landleuten grosse Forcht entstanden / die haben darauff Jhre Majestät flehentlich ersucht vnd gebeten / daß doch Verordnung gemacht würde / damit das Kriegsvolck deß Getreydes vnd der Arbeiter auff dem Feld (damit man zu seiner Zeit etwas geniessen möchte) verschonete. Auff solches wurde Fürst Carl von Liechtenstein / als ein General Commissarius / daß er darüber gute Austellung machen solte / deputirt.

Vergeblicher Anschlag der Böhmen auffs Keyserische Läger. Mitlerweil machten die Böhmen einen Anschlag / das Keyserische Läger zu überfallen / zogen derowegen in sechszehen tausendt starck darauff an / schickten etliche Trouppen Vngarn voran: diese aber / weil sie alle Schantzen wol besetzt gefundẽ / auch vermercket / daß alsbaldt im gantzen Läger Lärmen worden / haben sie sich nicht wagen dörffen: So seynd auch die Böhmen / als jhnen angesagt wurde / wie die Sachen beschaffen / zu rück geblieben: doch seynd etliche Trouppen Cossaggen mit zweyen Fähnlein Mußquetirern an die Vngarn kommen / vnd mit jhnen scharmutziert.

Closter Gülden-Cron wirdt von den Böhmen vberfallen. Baldt hernach hat der von Manns feldt / nachdem den Tag zuvor zwey tausendt Vngarn zu jhme gestossen / ein starcken Streiff gegen Budweiß gethan / vnd in selbiger Refier nicht allein ein grosse Anzahl Viehe hinweg getrieben / sondern auch das Closter Gülden Cron / als eben das Fronleichnams Fest darinn gehalten worden / vnd der Procession viel Budweisser Soldaten beygewohnet / vberfallen / alles was er angetroffen / darunter auch sechszehen Münche gewesen / nidergehawen / vnd viel Beuthen / auch Kelch vnd Kirchenzierath darvon geführt / vnd darauff ferrners das Stättlein Thein eingenommen.

Türckische Bottschafft kompt nach Parg. Zu Prag ist inmittels ein Türckische Bottschafft / beneben etlichen Vngarischen vnd Stebenbürgischen Herrn ankommen: denen ist der Obriste Landhoffmeister entgegen gefahren / sie stattlich empfangen vnnd in Auffwartung der Bürgerschafft auß den drey Prager Stätten einbegleytet.

Die Tractation mit dem Türcken / davon der Zeit viel Widriges spargirt wurde / g[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]eng dahin / einen ewigen Frieden zwischen jhm vnnd den Confoederirten zu schliessen: Derohalben auch gedachter Gesandte / nachdem eins vnd anders mit jhme abgehandelt / mit stattlichen Praesenten / beneben den Siebenbürgischen hundert tausendt Gülden / so dem Gabriel Bethlen wegen seiner den Böhmen geleisteter Hülffe / zuständig waren / mit seinem beyhabenden Com[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]tat wider abgefertiget worden.

Gütschin ein Schloß in Böhmen wirdt durch Pulffer zersprengt. Vnter diesem Verlauff hat sich in Böhmẽ ein trawrige Geschicht begeben. Dann nachdem zwischen dem Böhmischen Freyherrn Henrich Slabata / der an deß verstorbenen Schmirsitzky jüngere Schwester sich verheuratet / vnd die Verlassenschafft / Landt vnnd Leute / seines Schwagers al-

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          <p>Nachdem auch solcher grosser Mutwillen vnd Rauberey der Cossaggen vielfältig                      geklager worden / hat König Sigismund in Polen zu Crackaw offentlich außruffen                      vnd verbieten lassen / daß bey Straff niemandt / es were Edel oder Vnedel sich                      auff das Streyffen vnnd Raubereyen begeben / sondern sich dessen gäntzlich                      enthalten solte.</p>
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[388/0441] Wägen / mit einer Convoy von zwey hundert Soldaten nach Sonneberg gangen / haben sie daselbst vnversehens selbige vberfallen / die Convoy geschlagen / vnd fast alle Wägen vnd Roß hinweg genommen. Etliche Tag hernach haben die Böhmen bey Gallersdorff in zwey Hundert Cossaggen angetroffen / mehrertheils nidergehawen / vnd stattliche Beuthen bekommen. Vnter dessen weil die Bawern vmb Thabor nicht allein vom Feind / sondern auch von den jenigen / so sie beschützen sollen / bißhero verderbt / außgeplündert vnd außgesogen worden / seynd sie darüber sehr schwürig worden / vnd sich etlich Tausendt starck zusammen rottirt / vnd gegen Freundt vnd Feindt sich setzen wöllen. Darauff seynd von Prag auß Commissarien / sie wider zu stillen geschickt worden / von denen haben die Bawren drey Begehren gethan: Erstlich / daß man jhnen das Kriegsvolck vom Halß lassen solte / oder doch zum wenigsten jhm aufferlegen wolte / daß sie mit jhrem Weib vnnd Kindern nicht mehr / wie bißhero geschehen / ärger dann vom Feindt tractirt / sondern in Schutz genommen werden möchten: Zu dem andern / daß sie der Leibeygenschafft erlassen würden: Vnd dann zum dritten / daß man jhnen von den heimgefallenen Gütern / well jhnen alles genommen / zu Ergötzung jhres Schadens / widerumb etwas einraumen wolte. Bawren vmb Thabor werden auffrürisch. Worauff wegen deß ersten vnd letzten Punctẽ diesen Bawern gute Vertröstung geschehen / aber der mittlère ist in Bedencken genommen worden. Haben sich also stillen lassen / vnnd jhre Dienste in sechs tausendt starck gegen Soldaten Besoldung angebotten. In dessen seynd von den Cossaggen noch jmmer fort in Schlesien vnnd Mähren Einfälle geschehen / seynd aber offtmals / wann sie erdapt / vbel empfangen worden: Dann vmb diese Zeit wider von den Mährern mit Hülff der Vngarn an einem Moraß bey Meseritz in neunhundert er schlagen worden. Polnischer Cossaggen Einfäll vñ Strenffen. In Schlesien ist gleichfalls vmb diese Zeit eine Trouppen zu kurtz kommen / in deme viel darvon nidergemacht / sieben vnd zwantzig der fürnembstẽ gefangen / nach Preßlaw gelieffert / vnnd allda an einen newen Galgen vor dem Oder Thor / durch fünff Scharpffrichter auffgehenckt worden / vnter denen ein Rittineister / vnd die andern fast alle vom Adel gewesen. Wie nun die andern Cosaggen solches er fahren / seynd sie darüber sehr verbittert worden / vnnd es mit Fewer vnd Schwerdt zu rächen gedräwet. Nachdem auch solcher grosser Mutwillen vnd Rauberey der Cossaggen vielfältig geklager worden / hat König Sigismund in Polen zu Crackaw offentlich außruffen vnd verbieten lassen / daß bey Straff niemandt / es were Edel oder Vnedel sich auff das Streyffen vnnd Raubereyen begeben / sondern sich dessen gäntzlich enthalten solte. Nach diesem seynd wider in zwey tausend Cossaggen / die in Vngarn auch ziemlichen Schaden verübet / zu Wien angelanget / zu denen seynd in sechszehen hundert Zenger vnnd Crabaten gestossen. Derentwegen ist wider auff ein newes vnter den Landleuten grosse Forcht entstanden / die haben darauff Jhre Majestät flehentlich ersucht vnd gebeten / daß doch Verordnung gemacht würde / damit das Kriegsvolck deß Getreydes vnd der Arbeiter auff dem Feld (damit man zu seiner Zeit etwas geniessen möchte) verschonete. Auff solches wurde Fürst Carl von Liechtenstein / als ein General Commissarius / daß er darüber gute Austellung machen solte / deputirt. Mitlerweil machten die Böhmen einen Anschlag / das Keyserische Läger zu überfallen / zogen derowegen in sechszehen tausendt starck darauff an / schickten etliche Trouppen Vngarn voran: diese aber / weil sie alle Schantzen wol besetzt gefundẽ / auch vermercket / daß alsbaldt im gantzen Läger Lärmen worden / haben sie sich nicht wagen dörffen: So seynd auch die Böhmen / als jhnen angesagt wurde / wie die Sachen beschaffen / zu rück geblieben: doch seynd etliche Trouppen Cossaggen mit zweyen Fähnlein Mußquetirern an die Vngarn kommen / vnd mit jhnen scharmutziert. Vergeblicher Anschlag der Böhmen auffs Keyserische Läger. Baldt hernach hat der von Manns feldt / nachdem den Tag zuvor zwey tausendt Vngarn zu jhme gestossen / ein starcken Streiff gegen Budweiß gethan / vnd in selbiger Refier nicht allein ein grosse Anzahl Viehe hinweg getrieben / sondern auch das Closter Gülden Cron / als eben das Fronleichnams Fest darinn gehalten worden / vnd der Procession viel Budweisser Soldaten beygewohnet / vberfallen / alles was er angetroffen / darunter auch sechszehen Münche gewesen / nidergehawen / vnd viel Beuthen / auch Kelch vnd Kirchenzierath darvon geführt / vnd darauff ferrners das Stättlein Thein eingenommen. Closter Gülden-Cron wirdt von den Böhmen vberfallen. Zu Prag ist inmittels ein Türckische Bottschafft / beneben etlichen Vngarischen vnd Stebenbürgischen Herrn ankommen: denen ist der Obriste Landhoffmeister entgegen gefahren / sie stattlich empfangen vnnd in Auffwartung der Bürgerschafft auß den drey Prager Stätten einbegleytet. Türckische Bottschafft kompt nach Parg. Die Tractation mit dem Türcken / davon der Zeit viel Widriges spargirt wurde / g_eng dahin / einen ewigen Frieden zwischen jhm vnnd den Confoederirten zu schliessen: Derohalben auch gedachter Gesandte / nachdem eins vnd anders mit jhme abgehandelt / mit stattlichen Praesenten / beneben den Siebenbürgischen hundert tausendt Gülden / so dem Gabriel Bethlen wegen seiner den Böhmen geleisteter Hülffe / zuständig waren / mit seinem beyhabenden Com_tat wider abgefertiget worden. Vnter diesem Verlauff hat sich in Böhmẽ ein trawrige Geschicht begeben. Dann nachdem zwischen dem Böhmischen Freyherrn Henrich Slabata / der an deß verstorbenen Schmirsitzky jüngere Schwester sich verheuratet / vnd die Verlassenschafft / Landt vnnd Leute / seines Schwagers al- Gütschin ein Schloß in Böhmen wirdt durch Pulffer zersprengt.

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Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/441>, abgerufen am 22.11.2024.