Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

1620. Schreiben der Bohmen an die Oesterreicher wirdt auffgefangen. Zur selben Zeit wurden Schreiben auffgefangen / vnd dem Hertzogen gebracht / welche Pfaltzgraff Friederich vnnd die Böhmische Stände an die Ober Oesterreichische geschickt / Innhalts / daß sie jetzundt damit vmbgiengen / wie sie jhnen Hülff thun / vnd den Hertzogen auß Bayern / seine Land vnd Leute zu beschirmen / wider nacher Hauß weisen möchten: solten derhalben gutes Muths seyn / vnd dem Hertzogen mit aller Macht Widerstand thun / biß jhnen die Böhmische Hülffe zukäme.

Demnach nun zu Lintz / so gut als es seyn können / die Sachen angestellet / hat der Hertzog jhme vorgenommen / wider den Feindt in Böhmen zuziehen / zu dem Ende vngesaumpt das Sultzische Regiment vnter dem Freyherrn von Anholt / mit zehen Cornetten Reutern / in Böhmen voran geschicket. Diese haben sich etwan dritthalbe Meilen von Budweiß nidergelassen / vmb allda auff deß Böhmischeu Kriegsvolcks Vorhaben Achtung zu geben.

Vnter solchem Verlauff wurden alle Wehr vnd Waffen / vnd andere zum Krieg nothwendige Sachen / auff deß Fürsten Befelch / nacher Lintz gebracht / vnd daselbst / damit solche nicht widerumm wider Keyserliche Majest. köndten gebraucht werden / verwahret.

Handlung / das Keyserische vnd Bayerische Kriegsvolck zu conjungiren. In dessen kam der von Trautmansdorff Keyserlicher geheimer Raht / vnd der Graff von Dampier / vnd handelten mit dem Hertzogen / daß er sein Kriegsvolck mit den Keyserischen conjungiren solte / damit also mit gesampter Handt der Feindt auß Oesterreich getrieben / vnnd hernacher desto besser das Königreich Böhmen wider zu erobern / vnd den Krieg zu vollführen / berahtschlagt werden köndte.

Der Graff von Mansfeldt vnderstehet sich in Bayern einzufallen. Vnter wehrender solcher Handlung kam Zeitung / daß der Gr. von Mansfeld auff Furth / welches das [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]etzte Stättlein gegen Böhmen an den Bayerischen Grentzen ist / geruckt were / vnd einen Einfall in Bayern zuthun vorhätte: Derohalben alsbald solches zuverwehren / dem Obristen Commissario Haimhusen / Lindloh vnd Herlebergern / welche die Bayerische Gräntzen zuverwahren zu rück gelassen worden / befohlen wurde / daß sie mit jhrem vnderhabenden Kriegsvolck gegen dem Mansfelder gute Vorsehung thun solten.

Eben zur selbigen Zeit ist das Würtzburgische Volck in drey Tausendt Mann starck / auch nach Böhmen geführt worden / da sich dann bey solchem Handel der von Mansfeldt wider zurück begeben.

Der Ober-Oesterreicher Kriegs volck wirdt gezwungen / dem Hertzogen in Bayern zu dienen. Allhie ist zuwissen / daß nachdem die Oesterreichische Stände Jhr Kriegsvolck dem Fürsten auß Bayern vberlassen / selbiges biß jhme der Soldt (dann jhme noch etlich Monat außstünde) völlig bezahlet würde / nicht darein verwilligen wöllen: Vnnd ob wol / weit die Stände sie zubezahlen / nicht genugsamb Geldt in Vorrath hatten / der Fürst jhnen viertzig Tausendt Cronen vorzuschiessen sich erbotten / damit sie für ein halbes Jahr sie bezahlen köndten / wolten sich doch die Kriegsleute nicht weisen lassen / sondern blieben auff jhrer vorigen Forderung: Derohalben der Fürst die Anordnung thete / daß 2000. zu Fuß / vnd etliche Cornet Reutter nach Adelsheim (daselbst in 1500. Mann von dem Oesterreichischen Volck lagen) sich Nachtszeit begeben / vnd nach zuvorhergehender Einnehmung deß Schlosses / das Läger angreiffen / vnnd sie zu den jhnen fürgeschlagenen Conditionen / wo sie sich widerigten / mit Gewalt zwingen solten. Aber die Oesterreichische Kriegsleute / als sie von diesem Anschlag Kundschafft hatten / wolten deß Ernsts nicht erwarten / sondern nahmen zween Monat Soldt an / liessen sich mit Versprechung deß vbrigen begnügen / vnd schwuren dem Fürsten. Diesem Exempel folgten auch andere nach / so noch hin vnd wider im Land lagen.

Die Stände werden zur Huldigung angemahnet. Hierauff wurden die Stände ermahnet / dem Fürsten vorbeschriebener massen / im Namen Jhrer Keys. Majest. zu schweren. Im vbrigen / daß sie bezeugeten / daß sie im Keyserlichen Edict etlicher Sachen halber vnrecht beschuldiget würden: daß sie jhre alte Freyheiten vnd Gerechtigkeiten auch jhre / so wol Geistliche als Civil Sachen betreffende Privilegia confirmirt / vnd vnwiderrufflich haben wolten: Vnnd dann / daß sie aller jhrer Mißhandlungen halber ins gemein / ohne Vnterschied der Personen / Perdon vnd Verzeyhung begehreten: In dem Keyserlichen Schreiben aber / so jhme zugeschicket worden / dergleichen nichts begriffen were / wolte er alles Jhr. Keys. Majest. heimgestellt haben / vnd dero Willen hierüber erforschen.

Vortrag der Oesterreichischen Stände dem Hertzogen in Bayern gethan. Darauff seynd die Stände abermal zum Hertzogen kommen / vnd vorgebracht / sie begehrten zuvor / ehe sie den Eyd leysteten / die Formul / wie derselbige dieser Zeit zuthun / zu sehen / damit sie Bericht einnehmen köndten / auff was weise sie solchs leysten möchten. Dann wann sie Jhr. Keys. May. als rechtmässigem Erb-Fürsten sich verpflichten solten / köndte dasselbige auff kein andere weiß geschehen / als wann der newe Erb vnnd Herrscher vber die Landschafft / die den Ständen von beyden Keysern / Maximiliano dem andern vnd Matthia / Christmild. Ged. gegebene Immunitäten / Freyheiten vnd Privilegien / insonderheit aber die Religions-Freyheit / bestättigte.

Antwort deß Hertzogen. Folgenden Tags hat der Hertzog die Stände wider zu sich beruffen / vnd jhnen angedeutet: Jhre Postulata gebörten jhme nicht zuerörtern / were jhme viel lieber gewesen / wann dieses Onus einem andern von Jhr. Keys. Majest. were auffgetragen worden: möchte wünschen / daß es mit den Ständen auff diesen Zweck niemalen gerahten. Derowegen hette er sein Absehen allein darauff / das jenige zu exequiren / was von Jhrer Majestät vorgeschrieben / vnd wolte von desselben Formul nicht eines Haars breit abweichen.

Die Stände köndten sich vber dem jenigen / damit sie sich beschweret befinden / ordentlicher weise bey Jhr. Keyserl. Majest. entschuldigen / were auch kein Zweifel / dieselbe würde nach Erwegung aller Vmbstände / vnd gestalt der Sachen / nach deren angebornen Milte / sich also gegen den Ständen verhalten / daß sie darauß verspüren würden / es were Jhrer Keyserl. Majestät nichts mehrers angelegen / als die Wolfahrt jhres Ertzhertzogthumbes Ober Oesterreich / vnd aller desselben Stände

1620. Schreiben der Bohmẽ an die Oesterreicher wirdt auffgefangen. Zur selben Zeit wurden Schreiben auffgefangen / vnd dem Hertzogen gebracht / welche Pfaltzgraff Friederich vnnd die Böhmische Stände an die Ober Oesterreichische geschickt / Innhalts / daß sie jetzundt damit vmbgiengen / wie sie jhnen Hülff thun / vnd den Hertzogen auß Bayern / seine Land vnd Leute zu beschirmen / wider nacher Hauß weisen möchten: solten derhalben gutes Muths seyn / vnd dem Hertzogen mit aller Macht Widerstand thun / biß jhnen die Böhmische Hülffe zukäme.

Demnach nun zu Lintz / so gut als es seyn können / die Sachen angestellet / hat der Hertzog jhme vorgenommen / wider den Feindt in Böhmen zuziehen / zu dem Ende vngesaumpt das Sultzische Regiment vnter dem Freyherrn von Anholt / mit zehen Cornetten Reutern / in Böhmen voran geschicket. Diese haben sich etwan dritthalbe Meilen von Budweiß nidergelassen / vmb allda auff deß Böhmischeu Kriegsvolcks Vorhaben Achtung zu geben.

Vnter solchem Verlauff wurden alle Wehr vnd Waffen / vnd andere zum Krieg nothwendige Sachen / auff deß Fürsten Befelch / nacher Lintz gebracht / vnd daselbst / damit solche nicht widerum̃ wider Keyserliche Majest. köndten gebraucht werden / verwahret.

Handlung / das Keyserische vnd Bayerische Kriegsvolck zu conjungirẽ. In dessen kam der von Trautmansdorff Keyserlicher geheimer Raht / vnd der Graff von Dampier / vnd handelten mit dem Hertzogen / daß er sein Kriegsvolck mit den Keyserischen conjungiren solte / damit also mit gesampter Handt der Feindt auß Oesterreich getrieben / vnnd hernacher desto besser das Königreich Böhmen wider zu erobern / vnd den Krieg zu vollführen / berahtschlagt werden köndte.

Der Graff von Mansfeldt vnderstehet sich in Bayern einzufallẽ. Vnter wehrender solcher Handlung kam Zeitung / daß der Gr. von Mansfeld auff Furth / welches das [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]etzte Stättlein gegen Böhmen an den Bayerischen Grentzen ist / geruckt were / vnd einen Einfall in Bayern zuthun vorhätte: Derohalben alsbald solches zuverwehren / dem Obristen Commissario Haimhusen / Lindloh vnd Herlebergern / welche die Bayerische Gräntzen zuverwahren zu rück gelassen worden / befohlen wurde / daß sie mit jhrem vnderhabenden Kriegsvolck gegen dem Mansfelder gute Vorsehung thun solten.

Eben zur selbigen Zeit ist das Würtzburgische Volck in drey Tausendt Mann starck / auch nach Böhmen geführt wordẽ / da sich dann bey solchem Handel der von Mansfeldt wider zurück begebẽ.

Der Ober-Oesterreicher Kriegs volck wirdt gezwungẽ / dem Hertzogẽ in Bayern zu dienen. Allhie ist zuwissen / daß nachdem die Oesterreichische Stände Jhr Kriegsvolck dem Fürsten auß Bayern vberlassen / selbiges biß jhme der Soldt (dann jhme noch etlich Monat außstünde) völlig bezahlet würde / nicht darein verwilligen wöllen: Vnnd ob wol / weit die Stände sie zubezahlen / nicht genugsamb Geldt in Vorrath hatten / der Fürst jhnen viertzig Tausendt Cronen vorzuschiessen sich erbotten / damit sie für ein halbes Jahr sie bezahlen köndten / wolten sich doch die Kriegsleute nicht weisen lassen / sondern blieben auff jhrer vorigen Forderung: Derohalben der Fürst die Anordnung thete / daß 2000. zu Fuß / vñ etliche Cornet Reutter nach Adelsheim (daselbst in 1500. Mann von dem Oesterreichischen Volck lagen) sich Nachtszeit begeben / vnd nach zuvorhergehender Einnehmung deß Schlosses / das Läger angreiffen / vnnd sie zu den jhnen fürgeschlagenen Conditionen / wo sie sich widerigten / mit Gewalt zwingen solten. Aber die Oesterreichische Kriegsleute / als sie von diesem Anschlag Kundschafft hatten / wolten deß Ernsts nicht erwarten / sondern nahmen zween Monat Soldt an / liessen sich mit Versprechung deß vbrigen begnügen / vnd schwuren dem Fürsten. Diesem Exempel folgten auch andere nach / so noch hin vnd wider im Land lagen.

Die Stände werden zur Huldigung angemahnet. Hierauff wurden die Stände ermahnet / dem Fürsten vorbeschriebener massen / im Namen Jhrer Keys. Majest. zu schweren. Im vbrigen / daß sie bezeugeten / daß sie im Keyserlichen Edict etlicher Sachen halber vnrecht beschuldiget würden: daß sie jhre alte Freyheiten vnd Gerechtigkeiten auch jhre / so wol Geistliche als Civil Sachen betreffende Privilegia confirmirt / vnd vnwiderrufflich haben wolten: Vnnd dann / daß sie aller jhrer Mißhandlungen halber ins gemein / ohne Vnterschied der Personen / Perdon vnd Verzeyhung begehreten: In dem Keyserlichen Schreiben aber / so jhme zugeschicket worden / dergleichen nichts begriffen were / wolte er alles Jhr. Keys. Majest. heimgestellt haben / vnd dero Willen hierüber erforschen.

Vortrag der Oesterreichischen Stände dem Hertzogẽ in Bayern gethan. Darauff seynd die Stände abermal zum Hertzogen kommen / vnd vorgebracht / sie begehrten zuvor / ehe sie den Eyd leysteten / die Formul / wie derselbige dieser Zeit zuthun / zu sehen / damit sie Bericht einnehmen köndten / auff was weise sie solchs leysten möchten. Dann wann sie Jhr. Keys. May. als rechtmässigem Erb-Fürsten sich verpflichten solten / köndte dasselbige auff kein andere weiß geschehen / als wann der newe Erb vnnd Herrscher vber die Landschafft / die den Ständen von beyden Keysern / Maximiliano dem andern vnd Matthia / Christmild. Ged. gegebene Immunitäten / Freyheiten vnd Privilegien / insonderheit aber die Religions-Freyheit / bestättigte.

Antwort deß Hertzogen. Folgenden Tags hat der Hertzog die Stände wider zu sich beruffen / vnd jhnen angedeutet: Jhre Postulata gebörten jhme nicht zuerörtern / were jhme viel lieber gewesen / wann dieses Onus einem andern von Jhr. Keys. Majest. were auffgetragen worden: möchte wünschen / daß es mit den Ständen auff diesen Zweck niemalen gerahten. Derowegen hette er sein Absehen allein darauff / das jenige zu exequiren / was von Jhrer Majestät vorgeschrieben / vnd wolte von desselben Formul nicht eines Haars breit abweichen.

Die Stände köndten sich vber dem jenigen / damit sie sich beschweret befinden / ordentlicher weise bey Jhr. Keyserl. Majest. entschuldigen / were auch kein Zweifel / dieselbe würde nach Erwegung aller Vmbstände / vnd gestalt der Sachen / nach deren angebornen Milte / sich also gegen den Ständen verhalten / daß sie darauß verspüren würden / es were Jhrer Keyserl. Majestät nichts mehrers angelegen / als die Wolfahrt jhres Ertzhertzogthumbes Ober Oesterreich / vnd aller desselben Stände

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0503" n="444"/>
          <p><note place="left">1620. Schreiben der Bohme&#x0303; an die Oesterreicher wirdt                          auffgefangen.</note> Zur selben Zeit wurden Schreiben auffgefangen / vnd dem                      Hertzogen gebracht / welche Pfaltzgraff Friederich vnnd die Böhmische Stände an                      die Ober Oesterreichische geschickt / Innhalts / daß sie jetzundt damit                      vmbgiengen / wie sie jhnen Hülff thun / vnd den Hertzogen auß Bayern / seine                      Land vnd Leute zu beschirmen / wider nacher Hauß weisen möchten: solten                      derhalben gutes Muths seyn / vnd dem Hertzogen mit aller Macht Widerstand thun /                      biß jhnen die Böhmische Hülffe zukäme.</p>
          <p>Demnach nun zu Lintz / so gut als es seyn können / die Sachen angestellet / hat                      der Hertzog jhme vorgenommen / wider den Feindt in Böhmen zuziehen / zu dem Ende                      vngesaumpt das Sultzische Regiment vnter dem Freyherrn von Anholt / mit zehen                      Cornetten Reutern / in Böhmen voran geschicket. Diese haben sich etwan                      dritthalbe Meilen von Budweiß nidergelassen / vmb allda auff deß Böhmischeu                      Kriegsvolcks Vorhaben Achtung zu geben.</p>
          <p>Vnter solchem Verlauff wurden alle Wehr vnd Waffen / vnd andere zum Krieg                      nothwendige Sachen / auff deß Fürsten Befelch / nacher Lintz gebracht / vnd                      daselbst / damit solche nicht widerum&#x0303; wider Keyserliche Majest.                      köndten gebraucht werden / verwahret.</p>
          <p><note place="left">Handlung / das Keyserische vnd Bayerische Kriegsvolck                          zu conjungire&#x0303;.</note> In dessen kam der von Trautmansdorff Keyserlicher                      geheimer Raht / vnd der Graff von Dampier / vnd handelten mit dem Hertzogen /                      daß er sein Kriegsvolck mit den Keyserischen conjungiren solte / damit also mit                      gesampter Handt der Feindt auß Oesterreich getrieben / vnnd hernacher desto                      besser das Königreich Böhmen wider zu erobern / vnd den Krieg zu vollführen /                      berahtschlagt werden köndte.</p>
          <p><note place="left">Der Graff von Mansfeldt vnderstehet sich in Bayern                          einzufalle&#x0303;.</note> Vnter wehrender solcher Handlung kam Zeitung / daß der                      Gr. von Mansfeld auff Furth / welches das <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>etzte Stättlein gegen Böhmen an den                      Bayerischen Grentzen ist / geruckt were / vnd einen Einfall in Bayern zuthun                      vorhätte: Derohalben alsbald solches zuverwehren / dem Obristen Commissario                      Haimhusen / Lindloh vnd Herlebergern / welche die Bayerische Gräntzen                      zuverwahren zu rück gelassen worden / befohlen wurde / daß sie mit jhrem                      vnderhabenden Kriegsvolck gegen dem Mansfelder gute Vorsehung thun solten.</p>
          <p>Eben zur selbigen Zeit ist das Würtzburgische Volck in drey Tausendt Mann starck                      / auch nach Böhmen geführt worde&#x0303; / da sich dann bey solchem Handel der von                      Mansfeldt wider zurück begebe&#x0303;.</p>
          <p><note place="left">Der Ober-Oesterreicher Kriegs volck wirdt gezwunge&#x0303; /                          dem Hertzoge&#x0303; in Bayern zu dienen.</note> Allhie ist zuwissen / daß nachdem                      die Oesterreichische Stände Jhr Kriegsvolck dem Fürsten auß Bayern vberlassen /                      selbiges biß jhme der Soldt (dann jhme noch etlich Monat außstünde) völlig                      bezahlet würde / nicht darein verwilligen wöllen: Vnnd ob wol / weit die Stände                      sie zubezahlen / nicht genugsamb Geldt in Vorrath hatten / der Fürst jhnen                      viertzig Tausendt Cronen vorzuschiessen sich erbotten / damit sie für ein halbes                      Jahr sie bezahlen köndten / wolten sich doch die Kriegsleute nicht weisen lassen                      / sondern blieben auff jhrer vorigen Forderung: Derohalben der Fürst die                      Anordnung thete / daß 2000. zu Fuß / vn&#x0303; etliche Cornet Reutter                      nach Adelsheim (daselbst in 1500. Mann von dem Oesterreichischen Volck lagen)                      sich Nachtszeit begeben / vnd nach zuvorhergehender Einnehmung deß Schlosses /                      das Läger angreiffen / vnnd sie zu den jhnen fürgeschlagenen Conditionen / wo                      sie sich widerigten / mit Gewalt zwingen solten. Aber die Oesterreichische                      Kriegsleute / als sie von diesem Anschlag Kundschafft hatten / wolten deß Ernsts                      nicht erwarten / sondern nahmen zween Monat Soldt an / liessen sich mit                      Versprechung deß vbrigen begnügen / vnd schwuren dem Fürsten. Diesem Exempel                      folgten auch andere nach / so noch hin vnd wider im Land lagen.</p>
          <p><note place="right">Die Stände werden zur Huldigung angemahnet.</note>                      Hierauff wurden die Stände ermahnet / dem Fürsten vorbeschriebener massen / im                      Namen Jhrer Keys. Majest. zu schweren. Im vbrigen / daß sie bezeugeten / daß sie                      im Keyserlichen Edict etlicher Sachen halber vnrecht beschuldiget würden: daß                      sie jhre alte Freyheiten vnd Gerechtigkeiten auch jhre / so wol Geistliche als                      Civil Sachen betreffende Privilegia confirmirt / vnd vnwiderrufflich haben                      wolten: Vnnd dann / daß sie aller jhrer Mißhandlungen halber ins gemein / ohne                      Vnterschied der Personen / Perdon vnd Verzeyhung begehreten: In dem Keyserlichen                      Schreiben aber / so jhme zugeschicket worden / dergleichen nichts begriffen were                      / wolte er alles Jhr. Keys. Majest. heimgestellt haben / vnd dero Willen                      hierüber erforschen.</p>
          <p><note place="right">Vortrag der Oesterreichischen Stände dem Hertzoge&#x0303; in                          Bayern gethan.</note> Darauff seynd die Stände abermal zum Hertzogen kommen                      / vnd vorgebracht / sie begehrten zuvor / ehe sie den Eyd leysteten / die Formul                      / wie derselbige dieser Zeit zuthun / zu sehen / damit sie Bericht einnehmen                      köndten / auff was weise sie solchs leysten möchten. Dann wann sie Jhr. Keys.                      May. als rechtmässigem Erb-Fürsten sich verpflichten solten / köndte dasselbige                      auff kein andere weiß geschehen / als wann der newe Erb vnnd Herrscher vber die                      Landschafft / die den Ständen von beyden Keysern / Maximiliano dem andern vnd                      Matthia / Christmild. Ged. gegebene Immunitäten / Freyheiten vnd Privilegien /                      insonderheit aber die Religions-Freyheit / bestättigte.</p>
          <p><note place="right">Antwort deß Hertzogen.</note> Folgenden Tags hat der                      Hertzog die Stände wider zu sich beruffen / vnd jhnen angedeutet: Jhre Postulata                      gebörten jhme nicht zuerörtern / were jhme viel lieber gewesen / wann dieses                      Onus einem andern von Jhr. Keys. Majest. were auffgetragen worden: möchte                      wünschen / daß es mit den Ständen auff diesen Zweck niemalen gerahten. Derowegen                      hette er sein Absehen allein darauff / das jenige zu exequiren / was von Jhrer                      Majestät vorgeschrieben / vnd wolte von desselben Formul nicht eines Haars breit                      abweichen.</p>
          <p>Die Stände köndten sich vber dem jenigen / damit sie sich beschweret befinden /                      ordentlicher weise bey Jhr. Keyserl. Majest. entschuldigen / were auch kein                      Zweifel / dieselbe würde nach Erwegung aller Vmbstände / vnd gestalt der Sachen                      / nach deren angebornen Milte / sich also gegen den Ständen verhalten / daß sie                      darauß verspüren würden / es were Jhrer Keyserl. Majestät nichts mehrers                      angelegen / als die Wolfahrt jhres Ertzhertzogthumbes Ober Oesterreich / vnd                      aller desselben Stände
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0503] Zur selben Zeit wurden Schreiben auffgefangen / vnd dem Hertzogen gebracht / welche Pfaltzgraff Friederich vnnd die Böhmische Stände an die Ober Oesterreichische geschickt / Innhalts / daß sie jetzundt damit vmbgiengen / wie sie jhnen Hülff thun / vnd den Hertzogen auß Bayern / seine Land vnd Leute zu beschirmen / wider nacher Hauß weisen möchten: solten derhalben gutes Muths seyn / vnd dem Hertzogen mit aller Macht Widerstand thun / biß jhnen die Böhmische Hülffe zukäme. 1620. Schreiben der Bohmẽ an die Oesterreicher wirdt auffgefangen. Demnach nun zu Lintz / so gut als es seyn können / die Sachen angestellet / hat der Hertzog jhme vorgenommen / wider den Feindt in Böhmen zuziehen / zu dem Ende vngesaumpt das Sultzische Regiment vnter dem Freyherrn von Anholt / mit zehen Cornetten Reutern / in Böhmen voran geschicket. Diese haben sich etwan dritthalbe Meilen von Budweiß nidergelassen / vmb allda auff deß Böhmischeu Kriegsvolcks Vorhaben Achtung zu geben. Vnter solchem Verlauff wurden alle Wehr vnd Waffen / vnd andere zum Krieg nothwendige Sachen / auff deß Fürsten Befelch / nacher Lintz gebracht / vnd daselbst / damit solche nicht widerum̃ wider Keyserliche Majest. köndten gebraucht werden / verwahret. In dessen kam der von Trautmansdorff Keyserlicher geheimer Raht / vnd der Graff von Dampier / vnd handelten mit dem Hertzogen / daß er sein Kriegsvolck mit den Keyserischen conjungiren solte / damit also mit gesampter Handt der Feindt auß Oesterreich getrieben / vnnd hernacher desto besser das Königreich Böhmen wider zu erobern / vnd den Krieg zu vollführen / berahtschlagt werden köndte. Handlung / das Keyserische vnd Bayerische Kriegsvolck zu conjungirẽ. Vnter wehrender solcher Handlung kam Zeitung / daß der Gr. von Mansfeld auff Furth / welches das _etzte Stättlein gegen Böhmen an den Bayerischen Grentzen ist / geruckt were / vnd einen Einfall in Bayern zuthun vorhätte: Derohalben alsbald solches zuverwehren / dem Obristen Commissario Haimhusen / Lindloh vnd Herlebergern / welche die Bayerische Gräntzen zuverwahren zu rück gelassen worden / befohlen wurde / daß sie mit jhrem vnderhabenden Kriegsvolck gegen dem Mansfelder gute Vorsehung thun solten. Der Graff von Mansfeldt vnderstehet sich in Bayern einzufallẽ. Eben zur selbigen Zeit ist das Würtzburgische Volck in drey Tausendt Mann starck / auch nach Böhmen geführt wordẽ / da sich dann bey solchem Handel der von Mansfeldt wider zurück begebẽ. Allhie ist zuwissen / daß nachdem die Oesterreichische Stände Jhr Kriegsvolck dem Fürsten auß Bayern vberlassen / selbiges biß jhme der Soldt (dann jhme noch etlich Monat außstünde) völlig bezahlet würde / nicht darein verwilligen wöllen: Vnnd ob wol / weit die Stände sie zubezahlen / nicht genugsamb Geldt in Vorrath hatten / der Fürst jhnen viertzig Tausendt Cronen vorzuschiessen sich erbotten / damit sie für ein halbes Jahr sie bezahlen köndten / wolten sich doch die Kriegsleute nicht weisen lassen / sondern blieben auff jhrer vorigen Forderung: Derohalben der Fürst die Anordnung thete / daß 2000. zu Fuß / vñ etliche Cornet Reutter nach Adelsheim (daselbst in 1500. Mann von dem Oesterreichischen Volck lagen) sich Nachtszeit begeben / vnd nach zuvorhergehender Einnehmung deß Schlosses / das Läger angreiffen / vnnd sie zu den jhnen fürgeschlagenen Conditionen / wo sie sich widerigten / mit Gewalt zwingen solten. Aber die Oesterreichische Kriegsleute / als sie von diesem Anschlag Kundschafft hatten / wolten deß Ernsts nicht erwarten / sondern nahmen zween Monat Soldt an / liessen sich mit Versprechung deß vbrigen begnügen / vnd schwuren dem Fürsten. Diesem Exempel folgten auch andere nach / so noch hin vnd wider im Land lagen. Der Ober-Oesterreicher Kriegs volck wirdt gezwungẽ / dem Hertzogẽ in Bayern zu dienen. Hierauff wurden die Stände ermahnet / dem Fürsten vorbeschriebener massen / im Namen Jhrer Keys. Majest. zu schweren. Im vbrigen / daß sie bezeugeten / daß sie im Keyserlichen Edict etlicher Sachen halber vnrecht beschuldiget würden: daß sie jhre alte Freyheiten vnd Gerechtigkeiten auch jhre / so wol Geistliche als Civil Sachen betreffende Privilegia confirmirt / vnd vnwiderrufflich haben wolten: Vnnd dann / daß sie aller jhrer Mißhandlungen halber ins gemein / ohne Vnterschied der Personen / Perdon vnd Verzeyhung begehreten: In dem Keyserlichen Schreiben aber / so jhme zugeschicket worden / dergleichen nichts begriffen were / wolte er alles Jhr. Keys. Majest. heimgestellt haben / vnd dero Willen hierüber erforschen. Die Stände werden zur Huldigung angemahnet. Darauff seynd die Stände abermal zum Hertzogen kommen / vnd vorgebracht / sie begehrten zuvor / ehe sie den Eyd leysteten / die Formul / wie derselbige dieser Zeit zuthun / zu sehen / damit sie Bericht einnehmen köndten / auff was weise sie solchs leysten möchten. Dann wann sie Jhr. Keys. May. als rechtmässigem Erb-Fürsten sich verpflichten solten / köndte dasselbige auff kein andere weiß geschehen / als wann der newe Erb vnnd Herrscher vber die Landschafft / die den Ständen von beyden Keysern / Maximiliano dem andern vnd Matthia / Christmild. Ged. gegebene Immunitäten / Freyheiten vnd Privilegien / insonderheit aber die Religions-Freyheit / bestättigte. Vortrag der Oesterreichischen Stände dem Hertzogẽ in Bayern gethan. Folgenden Tags hat der Hertzog die Stände wider zu sich beruffen / vnd jhnen angedeutet: Jhre Postulata gebörten jhme nicht zuerörtern / were jhme viel lieber gewesen / wann dieses Onus einem andern von Jhr. Keys. Majest. were auffgetragen worden: möchte wünschen / daß es mit den Ständen auff diesen Zweck niemalen gerahten. Derowegen hette er sein Absehen allein darauff / das jenige zu exequiren / was von Jhrer Majestät vorgeschrieben / vnd wolte von desselben Formul nicht eines Haars breit abweichen. Antwort deß Hertzogen. Die Stände köndten sich vber dem jenigen / damit sie sich beschweret befinden / ordentlicher weise bey Jhr. Keyserl. Majest. entschuldigen / were auch kein Zweifel / dieselbe würde nach Erwegung aller Vmbstände / vnd gestalt der Sachen / nach deren angebornen Milte / sich also gegen den Ständen verhalten / daß sie darauß verspüren würden / es were Jhrer Keyserl. Majestät nichts mehrers angelegen / als die Wolfahrt jhres Ertzhertzogthumbes Ober Oesterreich / vnd aller desselben Stände

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/503
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/503>, abgerufen am 27.07.2024.