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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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die Böhmische auff ein andern Hügel / so etwas höher als der andere / begeben. Als nun nichts desto weniger die Bayerischen auch auff denselben zuzogen / sind sie gewahr worden / daß die Böhmische im nechsten Feld darbey in voller Schlacht-Ordnung vorhanden weren. Diß wurde eylends dem Hertzogen angezeiget / der alsbald sein Volck in Ordnung stellete / vnd den Kayserischen ansagen liesse; Sie solten tapffer fort eylen / es were die lang gewünschte Gelegenheit zum Streitten vorhanden. Weil aber allererst deß Abendts / da nichts mehr kondte verrichtet werden / die Kayserische ankommen / ist Jhr. F. D. darüber sehr vnwillig worden / vnd zum Angriff auff folgenden Tag alles bereyten lassen / auch nicht eher sich in das Zelt begeben / biß alles verichtet worden / welches vmb 8. Vhren beschehen. Der Kays. vnd Bayerischen Berathschlagung. Bald nach einer Stunden / wurde durch die Kundschaffter angebracht / die Böhmische brechen mit dem gantzen Läger auff / vnd zögen ohne Ordnung in aller Eyll von dannen. Der Vrsachen halben wurde alsbald Kriegsrath gehalten / vnd für gut angesehen / daß man von stundan / so die Pferd gefüttert dem Feind nacheylen solte.

Dieser Rath mißfiele zwar dem Graffen von Bucquoy nicht / hielte aber doch nicht vor Rathsamb / daß der Hertzog in Bayern mit der gantzen Armada so frühe den Böhmischen nachziehen wolte; mit Andeutung seine Regimenter weren etwas später in das Läger ankommen / vnnd deßwegen noch müd von der Reiß / vber diß hetten sie jhr Quartir nicht an einem Orth / vnnd diß solche zusammen geführet würden / würde der Feind weit fortgerucket seyn. Nach dem er aber von der guten Gelegenheit den Feind zuschlagen berichtet wurde / hat er seine Meynung geändert vnnd hat mit den seinen zum Fortzug selbsten geeylet. Derohalben nach aller Sachen Richtigkeit Jhre Fürstl. Durchl. Hertzog Maximilian deß Nachts vmb zwölff Vhren zu Pferd gesessen / vnd mit seinem Kriegsheer angefangen den Böhmischen nachzusetzen.

Omen käuf tiger Victory auff der Kayserischen Seithen. Es schreibt Wilhelmus Staden in Trophaeis Verdugianis daß kurtz zuvor deß Nachts / an der Spitzen oben auff der Hauptfahne in dem Verdugischen Regiment / so vor deß Verdugo Gezelt auffgestecket vnd hernach am ersten in der Schlacht wider die Böhmen getragen war / eine Flamme sey gesehen worden / welche ein gute weil wie ein Fackel vmb sich geleuchtet.

Nach dem wie vorgesagt / die Kayserische vnd Bayerische also fortgezogen / hat sich zu herfürbrechung deß Tags / welcher war der 29. Octobr. S. V. vnd 8. Novembr. S. N. Hertzog Maximilian Sch[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]rmützel. nahe bey einem Dorff befunden. Da wurde der von Tilly berichtet / daß auff der andern Seithen deß Dorffs die Bayerische Reuter / so den Vorzug hatten an die Böhmische kommen vnd mit jhnen scharmutzierten: Derowegen er daselbs mit dem vbrigen Volck still hielte / biß er dem Hertzogen solches ansagen liesse / vnnd beyde Heer das Kayserische vnd Bayerische zusammen stiessen.

Damit aber vnderdessen vorbemelte Bayerische Reuter nicht Hülffloß gelassen würden / schickete er den Obristen Wachtmeister / den Freyherrn von Anhold mit zwey hundert Reutern / jenen zu succurriren zu / vnnd / daß er der Böhmischen Anschläge vnnd Zug desto besser wie auch deß Orts Gelegenheit erkündigen möchte / begab er sich selber dahin; Da sahe er daß auff der ander Seithen deß Dorffs ein Schlacht-Ordnung zu machen ein schöne Ebene vorhanden were: Welches er alsbald J. Fürstl. Durchl. vnnd dem Graffen von Bucquoy / welcher auff einem Wagen bey den Bayerischen Regimentern damahls Bucquoy Meynung wegen der Schlacht mit den Böhmen. geführet wurde / anzeigete. Da war deß Graffen von Bucquoy vnnd anderer Obristen Meynung / man solte nicht ferrner fortziehen / sintemal die Schlacht selbigen Tag nicht wol vorzunemmen / weil das Kriegs-Volck wegen der weiten Reiß / so sie Tag vnd Nacht verbracht / matt vnnd müd / were derhalben vonnöthen / daß man es etwas außruhen liesse.

Verdugo rathet die Schlacht anzutretten. Einer andern Meynung war Wilhelmus Verdugo / der sagte: Dieses Orths were aller Verzug schädlich / vnnd würde sie ohne Zweiffel deß Siegs / den sie gleichsamb in Händen hetten / berauben. Der Feind were auff dem Berge / da er sich hin begeben / noch nicht verschantzet / vnd noch voller Schrecken / wegen deß Schadens / so jhme Gauchier zugefüget: Die Vngarn / welche von den jhrigen also heimbgesucht worden / würden sich schwerlich wider in Ordnung bringen lassen / vnnd deßwegen würde kein rechte Schlacht Ordnung / wie sonsten in dem Krieg gebräuchlich / vnder jhnen können gemacht werden: Das Kayserische Volck were nicht so sehr auff dem Weg ermüdet vnnd abgemergelt / daß es diesen Berg / welcher doch nicht gähe / sondern vielmehr ablang / nicht hinauff steigen köndte: Die Soldaten hetten grosse Begierde zum schlagen; Were derhalben zuzusehen / daß nicht solcher Eyffer / der sich ansehen liesse / als were er gleichsamb von GOTT also eingeben / durch einen vnnöthigen Auffzug / vnder welchem sich der Feindt sich zubefestigen vnnd mit Schantzen wohl zuverwahren / auch mit Stücken vnnd anderer Nothturfft auß der Statt Prag zuversehen nicht ein Augenblick vnderlassen würde / wider nachlaß vnnd abnehme; Der Feinde selber / wann er jhre Kriegsleuth / welche er allerhand Vnbequämlichkeit halber / so sie außstehen müssen halber todt zuseyn vermeynete / so tapffer vnd Mannlich werde ansetzen sehen / würde sich darüber entsetzen / vnnd vielmehr auff die Flucht / als auff die Gegenwehr gedencken: Vnnd damit er (Verdugo) solche der Kriegsleuth Begierde zu dem schlagen darthete / begehrte er die vorderste Stelle in dem Angriff / alsdann wolte er zuerkennen geben / daß er nicht vbel gerathen hette.

Auff solche Rede haben die Obristen die Schlacht an Handt zu nehmen sich resolviret /

die Böhmische auff ein andern Hügel / so etwas höher als der andere / begeben. Als nun nichts desto weniger die Bayerischen auch auff denselben zuzogen / sind sie gewahr worden / daß die Böhmische im nechstẽ Feld darbey in voller Schlacht-Ordnung vorhanden weren. Diß wurde eylends dem Hertzogen angezeiget / der alsbald sein Volck in Ordnung stellete / vnd den Kayserischen ansagen liesse; Sie solten tapffer fort eylen / es were die lang gewünschte Gelegenheit zum Streitten vorhanden. Weil aber allererst deß Abendts / da nichts mehr kondte verrichtet werden / die Kayserische ankommen / ist Jhr. F. D. darüber sehr vnwillig worden / vnd zum Angriff auff folgenden Tag alles bereyten lassen / auch nicht eher sich in das Zelt begeben / biß alles verichtet worden / welches vmb 8. Vhren beschehen. Der Kays. vnd Bayerischen Berathschlagung. Bald nach einer Stunden / wurde durch die Kundschaffter angebracht / die Böhmische brechẽ mit dem gantzen Läger auff / vnd zögen ohne Ordnung in aller Eyll von dannen. Der Vrsachen halben wurde alsbald Kriegsrath gehalten / vnd für gut angesehen / daß man von stundan / so die Pferd gefüttert dem Feind nacheylen solte.

Dieser Rath mißfiele zwar dem Graffen von Bucquoy nicht / hielte aber doch nicht vor Rathsamb / daß der Hertzog in Bayern mit der gantzen Armada so frühe den Böhmischen nachziehen wolte; mit Andeutung seine Regimenter weren etwas später in das Läger ankommen / vnnd deßwegen noch müd von der Reiß / vber diß hetten sie jhr Quartir nicht an einem Orth / vnnd diß solche zusammen geführet würden / würde der Feind weit fortgerucket seyn. Nach dem er aber von der guten Gelegenheit den Feind zuschlagen berichtet wurde / hat er seine Meynung geändert vnnd hat mit den seinen zum Fortzug selbsten geeylet. Derohalben nach aller Sachen Richtigkeit Jhre Fürstl. Durchl. Hertzog Maximilian deß Nachts vmb zwölff Vhren zu Pferd gesessen / vnd mit seinem Kriegsheer angefangen den Böhmischen nachzusetzen.

Omen käuf tiger Victory auff der Kayserischen Seithen. Es schreibt Wilhelmus Staden in Trophaeis Verdugianis daß kurtz zuvor deß Nachts / an der Spitzen oben auff der Hauptfahne in dem Verdugischen Regiment / so vor deß Verdugo Gezelt auffgestecket vnd hernach am ersten in der Schlacht wider die Böhmen getragen war / eine Flamme sey gesehen worden / welche ein gute weil wie ein Fackel vmb sich geleuchtet.

Nach dem wie vorgesagt / die Kayserische vnd Bayerische also fortgezogen / hat sich zu herfürbrechung deß Tags / welcher war der 29. Octobr. S. V. vnd 8. Novembr. S. N. Hertzog Maximilian Sch[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]rmützel. nahe bey einem Dorff befunden. Da wurde der von Tilly berichtet / daß auff der andern Seithen deß Dorffs die Bayerische Reuter / so den Vorzug hatten an die Böhmische kommen vnd mit jhnen scharmutzierten: Derowegen er daselbs mit dem vbrigen Volck still hielte / biß er dem Hertzogen solches ansagen liesse / vnnd beyde Heer das Kayserische vnd Bayerische zusammen stiessen.

Damit aber vnderdessen vorbemelte Bayerische Reuter nicht Hülffloß gelassen würden / schickete er den Obristen Wachtmeister / den Freyherrn von Anhold mit zwey hundert Reutern / jenen zu succurriren zu / vnnd / daß er der Böhmischen Anschläge vnnd Zug desto besser wie auch deß Orts Gelegenheit erkündigen möchte / begab er sich selber dahin; Da sahe er daß auff der ander Seithen deß Dorffs ein Schlacht-Ordnung zu machen ein schöne Ebene vorhanden were: Welches er alsbald J. Fürstl. Durchl. vnnd dem Graffen von Bucquoy / welcher auff einem Wagen bey den Bayerischen Regimentern damahls Bucquoy Meynung wegen der Schlacht mit den Böhmen. geführet wurde / anzeigete. Da war deß Graffen von Bucquoy vnnd anderer Obristen Meynung / man solte nicht ferrner fortziehen / sintemal die Schlacht selbigen Tag nicht wol vorzunemmen / weil das Kriegs-Volck wegen der weiten Reiß / so sie Tag vnd Nacht verbracht / matt vnnd müd / were derhalben vonnöthen / daß man es etwas außruhen liesse.

Verdugo rathet die Schlacht anzutrettẽ. Einer andern Meynung war Wilhelmus Verdugo / der sagte: Dieses Orths were aller Verzug schädlich / vnnd würde sie ohne Zweiffel deß Siegs / den sie gleichsamb in Händen hetten / berauben. Der Feind were auff dem Berge / da er sich hin begeben / noch nicht verschantzet / vnd noch voller Schrecken / wegen deß Schadens / so jhme Gauchier zugefüget: Die Vngarn / welche von den jhrigen also heimbgesucht worden / würden sich schwerlich wider in Ordnung bringen lassen / vnnd deßwegen würde kein rechte Schlacht Ordnung / wie sonsten in dem Krieg gebräuchlich / vnder jhnen können gemacht werden: Das Kayserische Volck were nicht so sehr auff dem Weg ermüdet vnnd abgemergelt / daß es diesen Berg / welcher doch nicht gähe / sondern vielmehr ablang / nicht hinauff steigen köndte: Die Soldaten hetten grosse Begierde zum schlagen; Were derhalben zuzusehen / daß nicht solcher Eyffer / der sich ansehen liesse / als were er gleichsamb von GOTT also eingeben / durch einen vnnöthigen Auffzug / vnder welchem sich der Feindt sich zubefestigen vnnd mit Schantzen wohl zuverwahren / auch mit Stücken vnnd anderer Nothturfft auß der Statt Prag zuversehen nicht ein Augenblick vnderlassen würde / wider nachlaß vnnd abnehme; Der Feinde selber / wann er jhre Kriegsleuth / welche er allerhand Vnbequämlichkeit halber / so sie außstehen müssen halber todt zuseyn vermeynete / so tapffer vnd Mannlich werde ansetzen sehen / würde sich darüber entsetzen / vnnd vielmehr auff die Flucht / als auff die Gegenwehr gedencken: Vnnd damit er (Verdugo) solche der Kriegsleuth Begierde zu dem schlagen darthete / begehrte er die vorderste Stelle in dem Angriff / alsdann wolte er zuerkennen geben / daß er nicht vbel gerathen hette.

Auff solche Rede haben die Obristen die Schlacht an Handt zu nehmen sich resolviret /

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die                      Böhmische auff ein andern Hügel / so etwas höher als der andere / begeben. Als                      nun nichts desto weniger die Bayerischen auch auff denselben zuzogen / sind sie                      gewahr worden / daß die Böhmische im nechste&#x0303; Feld darbey in voller                      Schlacht-Ordnung vorhanden weren. Diß wurde eylends dem Hertzogen angezeiget /                      der alsbald sein Volck in Ordnung stellete / vnd den Kayserischen ansagen                      liesse; Sie solten tapffer fort eylen / es were die lang gewünschte Gelegenheit                      zum Streitten vorhanden. Weil aber allererst deß Abendts / da nichts mehr kondte                      verrichtet werden / die Kayserische ankommen / ist Jhr. F. D. darüber sehr                      vnwillig worden / vnd zum Angriff auff folgenden Tag alles bereyten lassen /                      auch nicht eher sich in das Zelt begeben / biß alles verichtet worden / welches                      vmb 8. Vhren beschehen. <note place="left">Der Kays. vnd Bayerischen                          Berathschlagung.</note> Bald nach einer Stunden / wurde durch die                      Kundschaffter angebracht / die Böhmische breche&#x0303; mit dem gantzen Läger auff / vnd                      zögen ohne Ordnung in aller Eyll von dannen. Der Vrsachen halben wurde alsbald                      Kriegsrath gehalten / vnd für gut angesehen / daß man von stundan / so die Pferd                      gefüttert dem Feind nacheylen solte.</p>
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          <p>Nach dem wie vorgesagt / die Kayserische vnd Bayerische also fortgezogen / hat                      sich zu herfürbrechung deß Tags / welcher war der 29. Octobr. S. V. vnd 8.                      Novembr. S. N. Hertzog Maximilian <note place="left">Sch<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>rmützel.</note> nahe bey einem Dorff befunden. Da wurde der von Tilly                      berichtet / daß auff der andern Seithen deß Dorffs die Bayerische Reuter / so                      den Vorzug hatten an die Böhmische kommen vnd mit jhnen scharmutzierten:                      Derowegen er daselbs mit dem vbrigen Volck still hielte / biß er dem Hertzogen                      solches ansagen liesse / vnnd beyde Heer das Kayserische vnd Bayerische zusammen                      stiessen.</p>
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[460/0519] die Böhmische auff ein andern Hügel / so etwas höher als der andere / begeben. Als nun nichts desto weniger die Bayerischen auch auff denselben zuzogen / sind sie gewahr worden / daß die Böhmische im nechstẽ Feld darbey in voller Schlacht-Ordnung vorhanden weren. Diß wurde eylends dem Hertzogen angezeiget / der alsbald sein Volck in Ordnung stellete / vnd den Kayserischen ansagen liesse; Sie solten tapffer fort eylen / es were die lang gewünschte Gelegenheit zum Streitten vorhanden. Weil aber allererst deß Abendts / da nichts mehr kondte verrichtet werden / die Kayserische ankommen / ist Jhr. F. D. darüber sehr vnwillig worden / vnd zum Angriff auff folgenden Tag alles bereyten lassen / auch nicht eher sich in das Zelt begeben / biß alles verichtet worden / welches vmb 8. Vhren beschehen. Bald nach einer Stunden / wurde durch die Kundschaffter angebracht / die Böhmische brechẽ mit dem gantzen Läger auff / vnd zögen ohne Ordnung in aller Eyll von dannen. Der Vrsachen halben wurde alsbald Kriegsrath gehalten / vnd für gut angesehen / daß man von stundan / so die Pferd gefüttert dem Feind nacheylen solte. Der Kays. vnd Bayerischen Berathschlagung. Dieser Rath mißfiele zwar dem Graffen von Bucquoy nicht / hielte aber doch nicht vor Rathsamb / daß der Hertzog in Bayern mit der gantzen Armada so frühe den Böhmischen nachziehen wolte; mit Andeutung seine Regimenter weren etwas später in das Läger ankommen / vnnd deßwegen noch müd von der Reiß / vber diß hetten sie jhr Quartir nicht an einem Orth / vnnd diß solche zusammen geführet würden / würde der Feind weit fortgerucket seyn. Nach dem er aber von der guten Gelegenheit den Feind zuschlagen berichtet wurde / hat er seine Meynung geändert vnnd hat mit den seinen zum Fortzug selbsten geeylet. Derohalben nach aller Sachen Richtigkeit Jhre Fürstl. Durchl. Hertzog Maximilian deß Nachts vmb zwölff Vhren zu Pferd gesessen / vnd mit seinem Kriegsheer angefangen den Böhmischen nachzusetzen. Es schreibt Wilhelmus Staden in Trophaeis Verdugianis daß kurtz zuvor deß Nachts / an der Spitzen oben auff der Hauptfahne in dem Verdugischen Regiment / so vor deß Verdugo Gezelt auffgestecket vnd hernach am ersten in der Schlacht wider die Böhmen getragen war / eine Flamme sey gesehen worden / welche ein gute weil wie ein Fackel vmb sich geleuchtet. Omen käuf tiger Victory auff der Kayserischen Seithen. Nach dem wie vorgesagt / die Kayserische vnd Bayerische also fortgezogen / hat sich zu herfürbrechung deß Tags / welcher war der 29. Octobr. S. V. vnd 8. Novembr. S. N. Hertzog Maximilian nahe bey einem Dorff befunden. Da wurde der von Tilly berichtet / daß auff der andern Seithen deß Dorffs die Bayerische Reuter / so den Vorzug hatten an die Böhmische kommen vnd mit jhnen scharmutzierten: Derowegen er daselbs mit dem vbrigen Volck still hielte / biß er dem Hertzogen solches ansagen liesse / vnnd beyde Heer das Kayserische vnd Bayerische zusammen stiessen. Sch_rmützel. Damit aber vnderdessen vorbemelte Bayerische Reuter nicht Hülffloß gelassen würden / schickete er den Obristen Wachtmeister / den Freyherrn von Anhold mit zwey hundert Reutern / jenen zu succurriren zu / vnnd / daß er der Böhmischen Anschläge vnnd Zug desto besser wie auch deß Orts Gelegenheit erkündigen möchte / begab er sich selber dahin; Da sahe er daß auff der ander Seithen deß Dorffs ein Schlacht-Ordnung zu machen ein schöne Ebene vorhanden were: Welches er alsbald J. Fürstl. Durchl. vnnd dem Graffen von Bucquoy / welcher auff einem Wagen bey den Bayerischen Regimentern damahls geführet wurde / anzeigete. Da war deß Graffen von Bucquoy vnnd anderer Obristen Meynung / man solte nicht ferrner fortziehen / sintemal die Schlacht selbigen Tag nicht wol vorzunemmen / weil das Kriegs-Volck wegen der weiten Reiß / so sie Tag vnd Nacht verbracht / matt vnnd müd / were derhalben vonnöthen / daß man es etwas außruhen liesse. Bucquoy Meynung wegen der Schlacht mit den Böhmen. Einer andern Meynung war Wilhelmus Verdugo / der sagte: Dieses Orths were aller Verzug schädlich / vnnd würde sie ohne Zweiffel deß Siegs / den sie gleichsamb in Händen hetten / berauben. Der Feind were auff dem Berge / da er sich hin begeben / noch nicht verschantzet / vnd noch voller Schrecken / wegen deß Schadens / so jhme Gauchier zugefüget: Die Vngarn / welche von den jhrigen also heimbgesucht worden / würden sich schwerlich wider in Ordnung bringen lassen / vnnd deßwegen würde kein rechte Schlacht Ordnung / wie sonsten in dem Krieg gebräuchlich / vnder jhnen können gemacht werden: Das Kayserische Volck were nicht so sehr auff dem Weg ermüdet vnnd abgemergelt / daß es diesen Berg / welcher doch nicht gähe / sondern vielmehr ablang / nicht hinauff steigen köndte: Die Soldaten hetten grosse Begierde zum schlagen; Were derhalben zuzusehen / daß nicht solcher Eyffer / der sich ansehen liesse / als were er gleichsamb von GOTT also eingeben / durch einen vnnöthigen Auffzug / vnder welchem sich der Feindt sich zubefestigen vnnd mit Schantzen wohl zuverwahren / auch mit Stücken vnnd anderer Nothturfft auß der Statt Prag zuversehen nicht ein Augenblick vnderlassen würde / wider nachlaß vnnd abnehme; Der Feinde selber / wann er jhre Kriegsleuth / welche er allerhand Vnbequämlichkeit halber / so sie außstehen müssen halber todt zuseyn vermeynete / so tapffer vnd Mannlich werde ansetzen sehen / würde sich darüber entsetzen / vnnd vielmehr auff die Flucht / als auff die Gegenwehr gedencken: Vnnd damit er (Verdugo) solche der Kriegsleuth Begierde zu dem schlagen darthete / begehrte er die vorderste Stelle in dem Angriff / alsdann wolte er zuerkennen geben / daß er nicht vbel gerathen hette. Verdugo rathet die Schlacht anzutrettẽ. Auff solche Rede haben die Obristen die Schlacht an Handt zu nehmen sich resolviret /

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  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/519>, abgerufen am 27.07.2024.