Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.vngerathen Leben fielen / daß sie jhren Officirern weder Gehorsamb noch Respect mehr trugen / noch sich in anderst / als Rauben vnd Plündern vbten / vnnd in Summa alle Vermahnungen / Befehl vnd Träwwort verachteten / welches als es der König sahe vnnd sich selbst zu Gemüt führe / daß dergleichen zuchtlose vbelbezahlte vnnd vbelbewehrte Leuth in dem Nothfall wenig außrichten würden: Darzu auch dieses kommen / daß in vnserm Läger weit weniger Fußvolck als in deß Feindts war / welcher dann 15. vollkommene Regimenter / da wir kaum sechs vnnd dieselbe nit gantz hatten / fieng Jhre Mayest. bey Zeiten an auff Mittel vnnd Weg zugedencken / wie sie sich auß diesen Labyrinthen außwürcken möchte: Schrieben vnnd schickten hin vnnd wider / wie sie dann auch bereit zu vnderschiedlichen mahlen an den Hertzogen von Bayern geschickt / aber desselben Antwort war vmb so viel aller zu dero tragenden Zuversicht / auch der Billichkeit vnd sonsten dem jenigen zuwider / welches gemelter Hertzog etliche Jahr zuvor begierig zu seyn sich verlauten lassen / vmb so viel desto mehr heimbliche Correspondentzen vnnd Verstandt derselbe vnderdessen in Prag vnnd bey andern Leuthen in dem Königreich repracticirt / vnnd jhme schon ein sichere Hoffnung gemacht / daß der Außschlag zu deß Kaysers Vortheil vnnd auff seine Seichen fallen werde; Wie man dann schon damahls auß deß Kaysers eygnen Worten hat abnehmen können / die er gegen etliche seiner Räthe / welche in etwas kleinlauts vnnd beyräthig waren / man solte sich mit dem newen König in Böheimb vertragen / weil allem Ansehen nach der glückliche Außschlag damahls sich auff vnsere Seithen wendete / lauffen lassen: Nemblich es were jetzt noch nicht Zeit hiervon zureden: Er würde bessers vnnd wann sie wüsten / was er wüste / würden sie gantz anderer Meynung seyn. Vnder dessen war man täglich der Hülff auß Engelland vnnd Vngarn gewärtig / vnnd verhoffte darneben / es würde auch etwas Zuschuß / von den Venedigern erfolgen / vnnd war ja niemand / der jhm in dem geringsten hette träumen lassen / daß Sachsen sich also widerwertig erzeigen solte / in dem die vornembsten Herren in Böhmen steiff behaupteten / man hette sich von dannenhero nichts nicht zubeförchten / vngeachtet der vnderschiedlichen bessern Nachricht vnnd Zeitungen so deß Königs Leuth hiervon hatten. Welches dann vervrsacht / daß weder in Laußnitz / noch anderswo einige nothwedige Vorsehung / zu Beschütz-vnd Erhalrung der Incorporirten Landen nicht gemacht worden / biß die jenigen / denen es bey Zeiten zuthun gebühret hette / endtlich im Werck befunden / daß es nunmehr viel zu spat were / darauff bedacht zu seyn. In dieser Verwirrung hat sich dieses matte krancke Regiment etlicher massen noch auffgehalten / biß endtlich die Stund herbey genahet / die Gott zur Züchtigung der Böhmen / vnnd zugleich zu Heimbsuchung deß Königs vnnd seiner zugewandten vnnd Diener / die sich samptlich in diesen Vnfall mit eingewickelt befunden / vor langst bestimpt gehabt. Die Meutereyen vnd der Vngehorsamb deß Kriegsvolcks hatten schon von letzt verflossenen Monat Majo an in Oesterreich geweret: Da dann der General ein vnsägliche Mühe vnnd Arbeit gehabt / dieselben etlicher massen vnder der Disciplin vnd Gebühr zubehalten / vnd gestalt er nichts / so hierzu behülfflich vergessen / in dem er ohn vnderlaß Nacht vnd Tag sich solches angelegen seyn ließ; Also auch vnderließ er im geringsten keine Gelegenheit / den Ständen die hier auß besorgende Vngelegenheiten vnnd folgende gefährliche Vnfäll zu Gemüth zuführen: Wie sich dann bescheint durch die kluge heylsame Vorschläg / so er jhnen offtmals so wohl mündtlich als schrifftlich gethan / die dann seinem hohen Verstandt vnd stattlicher Erfahrnuß gemäß / dergleichen vnd andere Mängel / so sich täglich begaben / gantz klar gemacht / nicht ohne bey meldung vnnd Handgebung der Mittel der Verbesserung / welches doch alles wenig vermocht hat bey diesen Leuthen / als die da / wie es das ansehen hatte / jrem eignen Vnglück nit entgehen wollen noch können. Es ist mir vnmüglich euch alle Verräthereyen vnd Vntrew / so vnder dessen vorlieffen / zuerzehlen: Die Böhmen köndten im geringsten nichts verschwiegen halten / etliche auß lauter Boßheit / andere auß lauter Einfalt vnd Vnvorsichtigkeit. Der Fürst von Anhalt hatte allen Gewalt vnnd Auffsicht vber das gantze Läger / nichts desto weniger hielten wir darfür / daß wanns alles seinem Sinn vnnd Anschlägen nachgangen were / der gantze Handel einen glücklichen Außgang erlangt haben würde / das ist so viel zusagen / es kam jederzeit etwas vberzwergs darzwischen / vnnd waren meistentheils die bösesten / oder liederlichste Anschläg die stärcksten / vnd am meisten herfür gezogen / also daß man wol gezwungen gewesen / nachzugeben / vnd den Meynungen deren im Land / als welche wie es das Ansehen hatte / das meist in diesem gantzen Wesen interessirt waren / zu weichen. War ist es / daß GOtt der Allmächtige durch die vernünfftige Verfahrung dieses löblichen Fürsten solches Werck eine Zeitlang auffrichtig vnd im Schwang erhalten / biß so lang daß keine Vermahnungen oder zu Gemüth führungen / oder inständig bitten keinen Platz / oder statt mehr finden können / dergestalt / als nun der Feind auß Oesterreich auff gebrochen / hat man demselben nothwendig auff dem Fuß nachfolgen müssen / vnd gleichwol demselbigen ausser dem / was bereits in Oesterreich geschehen / Abbruch zuthun / keine Mittel gehabt / was Fleiß man auch angewendet / dann so lang sich derselbige Schwach befunden / hielt er sich allezeit inn vnd vberaus wol verwahret vnd verschantzet / wolte sich auch im geringsten nie zuschlagen herauß begeben / war also jhn mit Gewalt in seinen Vortheil anzugreiffen nit rathsamb / liesse sich auch nicht thun als mit grosser Schand vnd noch grösserm Schaden. So war man auch von tag zu tag der Vngar. Hülff gewätig / vngerathen Leben fielen / daß sie jhren Officirern weder Gehorsamb noch Respect mehr trugen / noch sich in anderst / als Rauben vnd Plündern vbten / vnnd in Summa alle Vermahnungen / Befehl vnd Träwwort verachteten / welches als es der König sahe vnnd sich selbst zu Gemüt führe / daß dergleichen zuchtlose vbelbezahlte vnnd vbelbewehrte Leuth in dem Nothfall wenig außrichten würden: Darzu auch dieses kommen / daß in vnserm Läger weit weniger Fußvolck als in deß Feindts war / welcher dann 15. vollkommene Regimenter / da wir kaum sechs vnnd dieselbe nit gantz hatten / fieng Jhre Mayest. bey Zeiten an auff Mittel vnnd Weg zugedencken / wie sie sich auß diesen Labyrinthen außwürcken möchte: Schrieben vnnd schickten hin vnnd wider / wie sie dann auch bereit zu vnderschiedlichen mahlen an den Hertzogen von Bayern geschickt / aber desselben Antwort war vmb so viel aller zu dero tragenden Zuversicht / auch der Billichkeit vnd sonsten dem jenigen zuwider / welches gemelter Hertzog etliche Jahr zuvor begierig zu seyn sich verlauten lassen / vmb so viel desto mehr heimbliche Correspondentzen vnnd Verstandt derselbe vnderdessen in Prag vnnd bey andern Leuthen in dem Königreich repracticirt / vnnd jhme schon ein sichere Hoffnung gemacht / daß der Außschlag zu deß Kaysers Vortheil vnnd auff seine Seichen fallen werde; Wie man dann schon damahls auß deß Kaysers eygnen Worten hat abnehmen können / die er gegen etliche seiner Räthe / welche in etwas kleinlauts vnnd beyräthig waren / man solte sich mit dem newen König in Böheimb vertragen / weil allem Ansehen nach der glückliche Außschlag damahls sich auff vnsere Seithen wendete / lauffen lassen: Nemblich es were jetzt noch nicht Zeit hiervon zureden: Er würde bessers vnnd wann sie wüsten / was er wüste / würden sie gantz anderer Meynung seyn. Vnder dessen war man täglich der Hülff auß Engelland vnnd Vngarn gewärtig / vnnd verhoffte darneben / es würde auch etwas Zuschuß / von den Venedigern erfolgen / vnnd war ja niemand / der jhm in dem geringsten hette träumen lassen / daß Sachsen sich also widerwertig erzeigen solte / in dem die vornembsten Herren in Böhmen steiff behaupteten / man hette sich von dannenhero nichts nicht zubeförchten / vngeachtet der vnderschiedlichen bessern Nachricht vnnd Zeitungen so deß Königs Leuth hiervon hatten. Welches dann vervrsacht / daß weder in Laußnitz / noch anderswo einige nothwedige Vorsehung / zu Beschütz-vnd Erhalrung der Incorporirten Landen nicht gemacht worden / biß die jenigen / denen es bey Zeiten zuthun gebühret hette / endtlich im Werck befunden / daß es nunmehr viel zu spat were / darauff bedacht zu seyn. In dieser Verwirrung hat sich dieses matte krancke Regiment etlicher massen noch auffgehalten / biß endtlich die Stund herbey genahet / die Gott zur Züchtigung der Böhmen / vnnd zugleich zu Heimbsuchung deß Königs vnnd seiner zugewandten vnnd Diener / die sich samptlich in diesen Vnfall mit eingewickelt befunden / vor langst bestimpt gehabt. Die Meutereyen vnd der Vngehorsamb deß Kriegsvolcks hatten schon von letzt verflossenen Monat Majo an in Oesterreich geweret: Da dann der General ein vnsägliche Mühe vnnd Arbeit gehabt / dieselben etlicher massen vnder der Disciplin vnd Gebühr zubehalten / vnd gestalt er nichts / so hierzu behülfflich vergessen / in dem er ohn vnderlaß Nacht vnd Tag sich solches angelegen seyn ließ; Also auch vnderließ er im geringsten keine Gelegenheit / den Ständen die hier auß besorgende Vngelegenheiten vnnd folgende gefährliche Vnfäll zu Gemüth zuführen: Wie sich dann bescheint durch die kluge heylsame Vorschläg / so er jhnen offtmals so wohl mündtlich als schrifftlich gethan / die dann seinem hohen Verstandt vnd stattlicher Erfahrnuß gemäß / dergleichen vnd andere Mängel / so sich täglich begaben / gantz klar gemacht / nicht ohne bey meldung vnnd Handgebung der Mittel der Verbesserung / welches doch alles wenig vermocht hat bey diesen Leuthen / als die da / wie es das ansehen hatte / jrem eignen Vnglück nit entgehen wollen noch köñen. Es ist mir vnmüglich euch alle Verräthereyen vnd Vntrew / so vnder dessen vorlieffen / zuerzehlen: Die Böhmen köndten im geringsten nichts verschwiegen halten / etliche auß lauter Boßheit / andere auß lauter Einfalt vnd Vnvorsichtigkeit. Der Fürst von Anhalt hatte allen Gewalt vnnd Auffsicht vber das gantze Läger / nichts desto weniger hielten wir darfür / daß wanns alles seinem Sinn vnnd Anschlägen nachgangen were / der gantze Handel einen glücklichen Außgang erlãgt haben würde / das ist so viel zusagen / es kam jederzeit etwas vberzwergs darzwischen / vnnd waren meistentheils die bösesten / oder liederlichste Anschläg die stärcksten / vnd am meisten herfür gezogen / also daß man wol gezwungen gewesen / nachzugeben / vnd den Meynungen deren im Land / als welche wie es das Ansehen hatte / das meist in diesem gantzen Wesen interessirt waren / zu weichen. War ist es / daß GOtt der Allmächtige durch die vernünfftige Verfahrung dieses löblichen Fürsten solches Werck eine Zeitlang auffrichtig vnd im Schwang erhalten / biß so lang daß keine Vermahnungen oder zu Gemüth führungen / oder inständig bitten keinen Platz / oder statt mehr finden können / dergestalt / als nun der Feind auß Oesterreich auff gebrochen / hat man demselben nothwendig auff dem Fuß nachfolgen müssen / vñ gleichwol demselbigen ausser dem / was bereits in Oesterreich geschehen / Abbruch zuthun / keine Mittel gehabt / was Fleiß man auch angewendet / dann so lang sich derselbige Schwach befunden / hielt er sich allezeit inn vnd vberaus wol verwahret vnd verschantzet / wolte sich auch im geringsten nie zuschlagen herauß begeben / war also jhn mit Gewalt in seinẽ Vortheil anzugreiffen nit rathsamb / liesse sich auch nicht thun als mit grosser Schand vñ noch grösserm Schadẽ. So war man auch von tag zu tag der Vngar. 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Vnder dessen war man täglich der Hülff auß Engelland vnnd Vngarn gewärtig / vnnd verhoffte darneben / es würde auch etwas Zuschuß / von den Venedigern erfolgen / vnnd war ja niemand / der jhm in dem geringsten hette träumen lassen / daß Sachsen sich also widerwertig erzeigen solte / in dem die vornembsten Herren in Böhmen steiff behaupteten / man hette sich von dannenhero nichts nicht zubeförchten / vngeachtet der vnderschiedlichen bessern Nachricht vnnd Zeitungen so deß Königs Leuth hiervon hatten. Welches dann vervrsacht / daß weder in Laußnitz / noch anderswo einige nothwedige Vorsehung / zu Beschütz-vnd Erhalrung der Incorporirten Landen nicht gemacht worden / biß die jenigen / denen es bey Zeiten zuthun gebühret hette / endtlich im Werck befunden / daß es nunmehr viel zu spat were / darauff bedacht zu seyn. In dieser Verwirrung hat sich dieses matte krancke Regiment etlicher massen noch auffgehalten / biß endtlich die Stund herbey genahet / die Gott zur Züchtigung der Böhmen / vnnd zugleich zu Heimbsuchung deß Königs vnnd seiner zugewandten vnnd Diener / die sich samptlich in diesen Vnfall mit eingewickelt befunden / vor langst bestimpt gehabt.</p> <p>Die Meutereyen vnd der Vngehorsamb deß Kriegsvolcks hatten schon von letzt verflossenen Monat Majo an in Oesterreich geweret: Da dann der General ein vnsägliche Mühe vnnd Arbeit gehabt / dieselben etlicher massen vnder der Disciplin vnd Gebühr zubehalten / vnd gestalt er nichts / so hierzu behülfflich vergessen / in dem er ohn vnderlaß Nacht vnd Tag sich solches angelegen seyn ließ; Also auch vnderließ er im geringsten keine Gelegenheit / den Ständen die hier auß besorgende Vngelegenheiten vnnd folgende gefährliche Vnfäll zu Gemüth zuführen: Wie sich dann bescheint durch die kluge heylsame Vorschläg / so er jhnen offtmals so wohl mündtlich als schrifftlich gethan / die dann seinem hohen Verstandt vnd stattlicher Erfahrnuß gemäß / dergleichen vnd andere Mängel / so sich täglich begaben / gantz klar gemacht / nicht ohne bey meldung vnnd Handgebung der Mittel der Verbesserung / welches doch alles wenig vermocht hat bey diesen Leuthen / als die da / wie es das ansehen hatte / jrem eignen Vnglück nit entgehen wollen noch köñen. Es ist mir vnmüglich euch alle Verräthereyen vnd Vntrew / so vnder dessen vorlieffen / zuerzehlen: Die Böhmen köndten im geringsten nichts verschwiegen halten / etliche auß lauter Boßheit / andere auß lauter Einfalt vnd Vnvorsichtigkeit. Der Fürst von Anhalt hatte allen Gewalt vnnd Auffsicht vber das gantze Läger / nichts desto weniger hielten wir darfür / daß wanns alles seinem Sinn vnnd Anschlägen nachgangen were / der gantze Handel einen glücklichen Außgang erlãgt haben würde / das ist so viel zusagen / es kam jederzeit etwas vberzwergs darzwischen / vnnd waren meistentheils die bösesten / oder liederlichste Anschläg die stärcksten / vnd am meisten herfür gezogen / also daß man wol gezwungen gewesen / nachzugeben / vnd den Meynungen deren im Land / als welche wie es das Ansehen hatte / das meist in diesem gantzen Wesen interessirt waren / zu weichen.</p> <p>War ist es / daß GOtt der Allmächtige durch die vernünfftige Verfahrung dieses löblichen Fürsten solches Werck eine Zeitlang auffrichtig vnd im Schwang erhalten / biß so lang daß keine Vermahnungen oder zu Gemüth führungen / oder inständig bitten keinen Platz / oder statt mehr finden können / dergestalt / als nun der Feind auß Oesterreich auff gebrochen / hat man demselben nothwendig auff dem Fuß nachfolgen müssen / vñ gleichwol demselbigen ausser dem / was bereits in Oesterreich geschehen / Abbruch zuthun / keine Mittel gehabt / was Fleiß man auch angewendet / dann so lang sich derselbige Schwach befunden / hielt er sich allezeit inn vnd vberaus wol verwahret vnd verschantzet / wolte sich auch im geringsten nie zuschlagen herauß begeben / war also jhn mit Gewalt in seinẽ Vortheil anzugreiffen nit rathsamb / liesse sich auch nicht thun als mit grosser Schand vñ noch grösserm Schadẽ. So war man auch von tag zu tag der Vngar. Hülff gewätig / </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [468/0535]
vngerathen Leben fielen / daß sie jhren Officirern weder Gehorsamb noch Respect mehr trugen / noch sich in anderst / als Rauben vnd Plündern vbten / vnnd in Summa alle Vermahnungen / Befehl vnd Träwwort verachteten / welches als es der König sahe vnnd sich selbst zu Gemüt führe / daß dergleichen zuchtlose vbelbezahlte vnnd vbelbewehrte Leuth in dem Nothfall wenig außrichten würden: Darzu auch dieses kommen / daß in vnserm Läger weit weniger Fußvolck als in deß Feindts war / welcher dann 15. vollkommene Regimenter / da wir kaum sechs vnnd dieselbe nit gantz hatten / fieng Jhre Mayest. bey Zeiten an auff Mittel vnnd Weg zugedencken / wie sie sich auß diesen Labyrinthen außwürcken möchte: Schrieben vnnd schickten hin vnnd wider / wie sie dann auch bereit zu vnderschiedlichen mahlen an den Hertzogen von Bayern geschickt / aber desselben Antwort war vmb so viel aller zu dero tragenden Zuversicht / auch der Billichkeit vnd sonsten dem jenigen zuwider / welches gemelter Hertzog etliche Jahr zuvor begierig zu seyn sich verlauten lassen / vmb so viel desto mehr heimbliche Correspondentzen vnnd Verstandt derselbe vnderdessen in Prag vnnd bey andern Leuthen in dem Königreich repracticirt / vnnd jhme schon ein sichere Hoffnung gemacht / daß der Außschlag zu deß Kaysers Vortheil vnnd auff seine Seichen fallen werde; Wie man dann schon damahls auß deß Kaysers eygnen Worten hat abnehmen können / die er gegen etliche seiner Räthe / welche in etwas kleinlauts vnnd beyräthig waren / man solte sich mit dem newen König in Böheimb vertragen / weil allem Ansehen nach der glückliche Außschlag damahls sich auff vnsere Seithen wendete / lauffen lassen: Nemblich es were jetzt noch nicht Zeit hiervon zureden: Er würde bessers vnnd wann sie wüsten / was er wüste / würden sie gantz anderer Meynung seyn. Vnder dessen war man täglich der Hülff auß Engelland vnnd Vngarn gewärtig / vnnd verhoffte darneben / es würde auch etwas Zuschuß / von den Venedigern erfolgen / vnnd war ja niemand / der jhm in dem geringsten hette träumen lassen / daß Sachsen sich also widerwertig erzeigen solte / in dem die vornembsten Herren in Böhmen steiff behaupteten / man hette sich von dannenhero nichts nicht zubeförchten / vngeachtet der vnderschiedlichen bessern Nachricht vnnd Zeitungen so deß Königs Leuth hiervon hatten. Welches dann vervrsacht / daß weder in Laußnitz / noch anderswo einige nothwedige Vorsehung / zu Beschütz-vnd Erhalrung der Incorporirten Landen nicht gemacht worden / biß die jenigen / denen es bey Zeiten zuthun gebühret hette / endtlich im Werck befunden / daß es nunmehr viel zu spat were / darauff bedacht zu seyn. In dieser Verwirrung hat sich dieses matte krancke Regiment etlicher massen noch auffgehalten / biß endtlich die Stund herbey genahet / die Gott zur Züchtigung der Böhmen / vnnd zugleich zu Heimbsuchung deß Königs vnnd seiner zugewandten vnnd Diener / die sich samptlich in diesen Vnfall mit eingewickelt befunden / vor langst bestimpt gehabt.
Die Meutereyen vnd der Vngehorsamb deß Kriegsvolcks hatten schon von letzt verflossenen Monat Majo an in Oesterreich geweret: Da dann der General ein vnsägliche Mühe vnnd Arbeit gehabt / dieselben etlicher massen vnder der Disciplin vnd Gebühr zubehalten / vnd gestalt er nichts / so hierzu behülfflich vergessen / in dem er ohn vnderlaß Nacht vnd Tag sich solches angelegen seyn ließ; Also auch vnderließ er im geringsten keine Gelegenheit / den Ständen die hier auß besorgende Vngelegenheiten vnnd folgende gefährliche Vnfäll zu Gemüth zuführen: Wie sich dann bescheint durch die kluge heylsame Vorschläg / so er jhnen offtmals so wohl mündtlich als schrifftlich gethan / die dann seinem hohen Verstandt vnd stattlicher Erfahrnuß gemäß / dergleichen vnd andere Mängel / so sich täglich begaben / gantz klar gemacht / nicht ohne bey meldung vnnd Handgebung der Mittel der Verbesserung / welches doch alles wenig vermocht hat bey diesen Leuthen / als die da / wie es das ansehen hatte / jrem eignen Vnglück nit entgehen wollen noch köñen. Es ist mir vnmüglich euch alle Verräthereyen vnd Vntrew / so vnder dessen vorlieffen / zuerzehlen: Die Böhmen köndten im geringsten nichts verschwiegen halten / etliche auß lauter Boßheit / andere auß lauter Einfalt vnd Vnvorsichtigkeit. Der Fürst von Anhalt hatte allen Gewalt vnnd Auffsicht vber das gantze Läger / nichts desto weniger hielten wir darfür / daß wanns alles seinem Sinn vnnd Anschlägen nachgangen were / der gantze Handel einen glücklichen Außgang erlãgt haben würde / das ist so viel zusagen / es kam jederzeit etwas vberzwergs darzwischen / vnnd waren meistentheils die bösesten / oder liederlichste Anschläg die stärcksten / vnd am meisten herfür gezogen / also daß man wol gezwungen gewesen / nachzugeben / vnd den Meynungen deren im Land / als welche wie es das Ansehen hatte / das meist in diesem gantzen Wesen interessirt waren / zu weichen.
War ist es / daß GOtt der Allmächtige durch die vernünfftige Verfahrung dieses löblichen Fürsten solches Werck eine Zeitlang auffrichtig vnd im Schwang erhalten / biß so lang daß keine Vermahnungen oder zu Gemüth führungen / oder inständig bitten keinen Platz / oder statt mehr finden können / dergestalt / als nun der Feind auß Oesterreich auff gebrochen / hat man demselben nothwendig auff dem Fuß nachfolgen müssen / vñ gleichwol demselbigen ausser dem / was bereits in Oesterreich geschehen / Abbruch zuthun / keine Mittel gehabt / was Fleiß man auch angewendet / dann so lang sich derselbige Schwach befunden / hielt er sich allezeit inn vnd vberaus wol verwahret vnd verschantzet / wolte sich auch im geringsten nie zuschlagen herauß begeben / war also jhn mit Gewalt in seinẽ Vortheil anzugreiffen nit rathsamb / liesse sich auch nicht thun als mit grosser Schand vñ noch grösserm Schadẽ. So war man auch von tag zu tag der Vngar. Hülff gewätig /
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/535>, abgerufen am 27.07.2024. |