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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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nicht fortkommen mocht / weil es ein schwere vnnd zarte Fraw war / ist mit einem Büchsenschuß in den Ruckgrat getroffen / auff der stätt todt blieben.

Theosina Paravicina von Capelli / der erstgedachten Hans Baptisten vnd Horatij Paravicinen Mutter / ein sehr verständige wesentliche Edlefraw / vnd Außbund vnder den Weibern / ja wegen jhres dapfferen Gemüths / vnd mannlichen Stimm / vnd ernsthafften Thuns / mehr ein Mann dann ein Weil zunennen / ward in jhrem eygnen Hauß von jhren eygnen Zins vnd Lehenleuthen vmbbracht vnnd jämmerlich auffgeschnitten.

Adam Scaramuccio von Tyran / war zur Zeit deß zu Tyran tyrannisch begangenen Mordts in der Besatzung zu Morden: Von dannen er auch entrann / vnd gen Clefen kam. Als er folgendts mit den Pündnerfähnlinen sich widerumb ins Veltlin begeben / vnd diese gute Fraw Theosina naher Sonders begleyten wollen / ist er auch darnider gelegt worden / war ein Gottsförchtiger vnd küner Jüngling vnd sehr grosser Hoffnung.

Mordthaten zu Caspan vnd Trahona. Es mußte aber auch das Trahoner Gebiet im Vndern Veltlin gelegen / herhalten / vnd seinen Theil an dieser heyligen Marter haben: Wie der Leser auß folgender Verzeichnuß zusehen.

Josue Malacrida / Hortensij Sohn: Ward an der Bruck Masen ergriffen / als er von Caspan naher Bul verreisen wöllen / vnd als er befragt / Ob er zur Meß gehn wolte / mit Nein geantwortet / stracks nidergeschossen vnnd in den Fluß Masen geworffen.

Gleiches widerfuhr Plinio / seinem Bruder. Der ist / als er mit 25. Personen gesucht / aber nit gefunden ward / im Widerkehren zwischen Arden vnd Bul erschlagen worden.

Andreas Paravicin / zugenannt Bujo / von Caspan / seines Handwercks ein Schneider / als er etlich Tag gefangen lag / vnd jmmerzu in die Meß zugehn vermahnet ward / blieb gleichwol auffrecht vnd beständig. Endlich als er auff der Pündtner Soldaten ankunfft nach Morben geführt / widerumb zur Päbstischen Religlon getrieben ward / vnnd abermalen beständig blieb: Ward er zum Fewer verdampt / vnd zwischen einen hauffen Holtz gesetzt / zuversuchen / ob man jhn abwendig machen köndte. War aber gleichfalls vmbsonst. Denn als gefragt ward / ob er Catholisch wer / sagt er ja: Ob er Römisch Catholisch wer / sagt er auch ja: Ob er deß heutigen Römischen Glaubens wer / sagt er nein. Aber wol bin ich / sprichter / deß alten Römischen Catholischen Glaubens / den S. Paulus geprediget / daß der Mensch auß Gnaden selig werde durch den Glauben / nicht auß den Wercken / auff daß sich niemand rühme / rc. Als man jhn fraget / ob er den Bapst für das Haupt der Kirchen hielte / sagt er nein: Denn Christus allein sey das Haupt der Kirchen / laut der Verheissung / Ich wil bey euch seyn / biß ans Ende der Welt / rc. Vnd vnangesehen man das Fewer erstlich anzündt / hernach wider erlöschen lassen / jhn zum Abfall zubringen: Ist er doch deharret / vnd hat diesen peinlichen Todt ritterlich außgestanden / den 15. Aug.

Hans Peter Malacrida von Dubin / ob er gleich kleins Leibs vnd niderer Statur gewesen: So war er doch groß vnnd mächtig in der Bekandtnuß der Warheit: Also daß er sich vmb seines Heylands willen frölich vnd willig hat auffopffern lassen. Ihme ist eyfferig nachgefolgt Elisabeth / sein Haußfraw / nachdem sie zuvor sehen müssen / daß jhr liebes Töchterlein / so nur dreyjährig war / von diesen Herodesknechten bey den Füssen erwischt / wider die Wand geschmissen / vnd also vnmenschlicher Weiß ist hingerichtet worden.

Thomas Maestrell / ein Zimmermann / ward zu Mell in seinem Hauß ermord.

Dominicus Pagan / genant der Luther / von Scermele auß der Gemeynd Canvic / auch Trahoner Gebiets / ein fürtrefflicher Ingenieur vnd Künstler / als er zu Morben gearbeitet / ward hingerichtet den 14. Angusti. Dessen frommen Fußstapffen sind nachgefolgt Jacob vnd Peter seine Söhn: Item Maria / sein deß Dominici Schwester: Welche alle auff einen Tag / nemblich den 14. gemeldtes Augusti / sind vmb deß Evangelischen Glaubens willen / auff geopffert worden.

Mordthaten zu Brüß. Es liessen es aber diese Ertzbößwicht bey dem nicht bleiben / daß sie in allen oberzehlten den gemeinen dreyen Pündten vnderthänigen Landen / zu Tyran / Tell / Sonders / am Berg daselbst / zu Berben vnd in Malenck / so viel frommer / ehrlicher / ansehenlicher / junger vnnd alter Leuthen / Weib vnd Manns Personen / ja jhre selbst eygne nechste Gefreundte vnnd Verwandte / nidergeschossen / erschlagen / zu todt gestürtzt / gesteiniget / zerhacket / in die Wasser geworffen / geschunden / auff geschnitten / vnd in viel ander Weg jämmerlich gemartert vnd ermord haben: Sondern haben beynahe gleiche Grawsamkeit geübt in der Pündtner / jhrer natürlichen Herren vnd Oberen angebornen Landen.

Denn als eben an gedachtem Sontag / den 9. Jul. einer / genannt Hans / deß Dominici von Ada Sohn / ein Papist von Zelende auß der Gemeynd Brüß gebürtig / am Morgen früh / zur Bruck deß Schlosses Brüß kommen / sich naher Tyran / vmb Brot zu kauffen / zuverfügen: Traff er daselbst beym Schloß den Ambrost Barufinen / deß obgedachten Baptisten Barufinen / Gastgebens zu Tyran / Sohn / mit einer Compagny Volcks an: Die bemüheten sich die Bruck abzuwerffen / vnd wolten jhne / Hansen / nicht passiren lassen / sondern zeigten jhm an / er solte sich wider zurück machen. Als er darob erschrocken / gefraget / warumb er zuruck weichen müßte / gaben sie jhme zur antwort / darumb / weil wir gesinnet sind / die Lutheraner zu Brüß nicht allein zu hinderhalten / sondern sie alle dermahlen eins gar außzureuten. Es gehet dieser Hans stracks gen Brüß / vnnd erzehlet dem Martinello Martino / Dominici Sohn / was er gesehen vnd gehört Das hört sein Magd welche Evangelisch war:

nicht fortkommen mocht / weil es ein schwere vnnd zarte Fraw war / ist mit einem Büchsenschuß in den Ruckgrat getroffen / auff der stätt todt blieben.

Theosina Paravicina von Capelli / der erstgedachten Hans Baptisten vnd Horatij Paravicinen Mutter / ein sehr verständige wesentliche Edlefraw / vnd Außbund vnder den Weibern / ja wegen jhres dapfferen Gemüths / vnd mannlichen Stimm / vnd ernsthafften Thuns / mehr ein Mann dann ein Weil zunennen / ward in jhrem eygnen Hauß von jhren eygnen Zins vnd Lehenleuthen vmbbracht vnnd jämmerlich auffgeschnitten.

Adam Scaramuccio von Tyran / war zur Zeit deß zu Tyran tyrannisch begangenen Mordts in der Besatzung zu Morden: Von dannen er auch entrann / vnd gen Clefen kam. Als er folgendts mit den Pündnerfähnlinen sich widerumb ins Veltlin begeben / vnd diese gute Fraw Theosina naher Sonders begleyten wollen / ist er auch darnider gelegt worden / war ein Gottsförchtiger vnd küner Jüngling vnd sehr grosser Hoffnung.

Mordthaten zu Caspan vnd Trahona. Es mußte aber auch das Trahoner Gebiet im Vndern Veltlin gelegen / herhalten / vnd seinen Theil an dieser heyligen Marter haben: Wie der Leser auß folgender Verzeichnuß zusehen.

Josue Malacrida / Hortensij Sohn: Ward an der Bruck Masen ergriffen / als er von Caspan naher Bul verreisen wöllen / vnd als er befragt / Ob er zur Meß gehn wolte / mit Nein geantwortet / stracks nidergeschossen vnnd in den Fluß Masen geworffen.

Gleiches widerfuhr Plinio / seinem Bruder. Der ist / als er mit 25. Personen gesucht / aber nit gefunden ward / im Widerkehren zwischen Arden vnd Bul erschlagen worden.

Andreas Paravicin / zugenannt Bujo / von Caspan / seines Handwercks ein Schneider / als er etlich Tag gefangen lag / vnd jmmerzu in die Meß zugehn vermahnet ward / blieb gleichwol auffrecht vnd beständig. Endlich als er auff der Pündtner Soldaten ankunfft nach Morben geführt / widerumb zur Päbstischen Religlon getrieben ward / vnnd abermalen beständig blieb: Ward er zum Fewer verdampt / vnd zwischen einen hauffen Holtz gesetzt / zuversuchen / ob man jhn abwendig machen köndte. War aber gleichfalls vmbsonst. Denn als gefragt ward / ob er Catholisch wer / sagt er ja: Ob er Römisch Catholisch wer / sagt er auch ja: Ob er deß heutigen Römischen Glaubens wer / sagt er nein. Aber wol bin ich / sprichter / deß alten Römischen Catholischen Glaubens / den S. Paulus geprediget / daß der Mensch auß Gnaden selig werde durch den Glauben / nicht auß den Wercken / auff daß sich niemand rühme / rc. Als man jhn fraget / ob er den Bapst für das Haupt der Kirchen hielte / sagt er nein: Denn Christus allein sey das Haupt der Kirchen / laut der Verheissung / Ich wil bey euch seyn / biß ans Ende der Welt / rc. Vnd vnangesehen man das Fewer erstlich anzündt / hernach wider erlöschen lassen / jhn zum Abfall zubringen: Ist er doch deharret / vnd hat diesen peinlichen Todt ritterlich außgestanden / den 15. Aug.

Hans Peter Malacrida von Dubin / ob er gleich kleins Leibs vnd niderer Statur gewesen: So war er doch groß vnnd mächtig in der Bekandtnuß der Warheit: Also daß er sich vmb seines Heylands willen frölich vnd willig hat auffopffern lassen. Ihme ist eyfferig nachgefolgt Elisabeth / sein Haußfraw / nachdem sie zuvor sehen müssen / daß jhr liebes Töchterlein / so nur dreyjährig war / von diesen Herodesknechten bey den Füssen erwischt / wider die Wand geschmissen / vnd also vnmenschlicher Weiß ist hingerichtet worden.

Thomas Maestrell / ein Zimmermann / ward zu Mell in seinem Hauß ermord.

Dominicus Pagan / genant der Luther / von Scermele auß der Gemeynd Canvic / auch Trahoner Gebiets / ein fürtrefflicher Ingenieur vnd Künstler / als er zu Morben gearbeitet / ward hingerichtet den 14. Angusti. Dessen frommen Fußstapffen sind nachgefolgt Jacob vnd Peter seine Söhn: Item Maria / sein deß Dominici Schwester: Welche alle auff einen Tag / nemblich den 14. gemeldtes Augusti / sind vmb deß Evangelischen Glaubens willen / auff geopffert worden.

Mordthaten zu Brüß. Es liessen es aber diese Ertzbößwicht bey dem nicht bleiben / daß sie in allen oberzehlten den gemeinen dreyen Pündten vnderthänigen Landen / zu Tyran / Tell / Sonders / am Berg daselbst / zu Berben vnd in Malenck / so viel frommer / ehrlicher / ansehenlicher / junger vnnd alter Leuthen / Weib vnd Manns Personen / ja jhre selbst eygne nechste Gefreundte vnnd Verwandte / nidergeschossen / erschlagen / zu todt gestürtzt / gesteiniget / zerhacket / in die Wasser geworffen / geschunden / auff geschnitten / vnd in viel ander Weg jämmerlich gemartert vnd ermord haben: Sondern haben beynahe gleiche Grawsamkeit geübt in der Pündtner / jhrer natürlichen Herren vnd Oberen angebornen Landen.

Denn als eben an gedachtem Sontag / den 9. Jul. einer / genannt Hans / deß Dominici von Ada Sohn / ein Papist von Zelende auß der Gemeynd Brüß gebürtig / am Morgen früh / zur Bruck deß Schlosses Brüß kommen / sich naher Tyran / vmb Brot zu kauffen / zuverfügen: Traff er daselbst beym Schloß den Ambrost Barufinen / deß obgedachten Baptisten Barufinen / Gastgebens zu Tyran / Sohn / mit einer Compagny Volcks an: Die bemüheten sich die Bruck abzuwerffen / vnd wolten jhne / Hansen / nicht passiren lassen / sondern zeigten jhm an / er solte sich wider zurück machen. Als er darob erschrocken / gefraget / warumb er zuruck weichen müßte / gaben sie jhme zur antwort / darumb / weil wir gesinnet sind / die Lutheraner zu Brüß nicht allein zu hinderhalten / sondern sie alle dermahlen eins gar außzureuten. Es gehet dieser Hans stracks gen Brüß / vnnd erzehlet dem Martinello Martino / Dominici Sohn / was er gesehen vnd gehört Das hört sein Magd welche Evangelisch war:

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          <p>Theosina Paravicina von Capelli / der erstgedachten Hans Baptisten vnd Horatij                      Paravicinen Mutter / ein sehr verständige wesentliche Edlefraw / vnd Außbund                      vnder den Weibern / ja wegen jhres dapfferen Gemüths / vnd mannlichen Stimm /                      vnd ernsthafften Thuns / mehr ein Mann dann ein Weil zunennen / ward in jhrem                      eygnen Hauß von jhren eygnen Zins vnd Lehenleuthen vmbbracht vnnd jämmerlich                      auffgeschnitten.</p>
          <p>Adam Scaramuccio von Tyran / war zur Zeit deß zu Tyran tyrannisch begangenen                      Mordts in der Besatzung zu Morden: Von dannen er auch entrann / vnd gen Clefen                      kam. Als er folgendts mit den Pündnerfähnlinen sich widerumb ins Veltlin begeben                      / vnd diese gute Fraw Theosina naher Sonders begleyten wollen / ist er auch                      darnider gelegt worden / war ein Gottsförchtiger vnd küner Jüngling vnd sehr                      grosser Hoffnung.</p>
          <p><note place="left">Mordthaten zu Caspan vnd Trahona.</note> Es mußte aber                      auch das Trahoner Gebiet im Vndern Veltlin gelegen / herhalten / vnd seinen                      Theil an dieser heyligen Marter haben: Wie der Leser auß folgender Verzeichnuß                      zusehen.</p>
          <p>Josue Malacrida / Hortensij Sohn: Ward an der Bruck Masen ergriffen / als er von                      Caspan naher Bul verreisen wöllen / vnd als er befragt / Ob er zur Meß gehn                      wolte / mit Nein geantwortet / stracks nidergeschossen vnnd in den Fluß Masen                      geworffen.</p>
          <p>Gleiches widerfuhr Plinio / seinem Bruder. Der ist / als er mit 25. Personen                      gesucht / aber nit gefunden ward / im Widerkehren zwischen Arden vnd Bul                      erschlagen worden.</p>
          <p>Andreas Paravicin / zugenannt Bujo / von Caspan / seines Handwercks ein Schneider                      / als er etlich Tag gefangen lag / vnd jmmerzu in die Meß zugehn vermahnet ward                      / blieb gleichwol auffrecht vnd beständig. Endlich als er auff der Pündtner                      Soldaten ankunfft nach Morben geführt / widerumb zur Päbstischen Religlon                      getrieben ward / vnnd abermalen beständig blieb: Ward er zum Fewer verdampt /                      vnd zwischen einen hauffen Holtz gesetzt / zuversuchen / ob man jhn abwendig                      machen köndte. War aber gleichfalls vmbsonst. Denn als gefragt ward / ob er                      Catholisch wer / sagt er ja: Ob er Römisch Catholisch wer / sagt er auch ja: Ob                      er deß heutigen Römischen Glaubens wer / sagt er nein. Aber wol bin ich /                      sprichter / deß alten Römischen Catholischen Glaubens / den S. Paulus geprediget                      / daß der Mensch auß Gnaden selig werde durch den Glauben / nicht auß den                      Wercken / auff daß sich niemand rühme / rc. Als man jhn fraget / ob er den Bapst                      für das Haupt der Kirchen hielte / sagt er nein: Denn Christus allein sey das                      Haupt der Kirchen / laut der Verheissung / Ich wil bey euch seyn / biß ans Ende                      der Welt / rc. Vnd vnangesehen man das Fewer erstlich anzündt / hernach wider                      erlöschen lassen / jhn zum Abfall zubringen: Ist er doch deharret / vnd hat                      diesen peinlichen Todt ritterlich außgestanden / den 15. Aug.</p>
          <p>Hans Peter Malacrida von Dubin / ob er gleich kleins Leibs vnd niderer Statur                      gewesen: So war er doch groß vnnd mächtig in der Bekandtnuß der Warheit: Also                      daß er sich vmb seines Heylands willen frölich vnd willig hat auffopffern                      lassen. Ihme ist eyfferig nachgefolgt Elisabeth / sein Haußfraw / nachdem sie                      zuvor sehen müssen / daß jhr liebes Töchterlein / so nur dreyjährig war / von                      diesen Herodesknechten bey den Füssen erwischt / wider die Wand geschmissen /                      vnd also vnmenschlicher Weiß ist hingerichtet worden.</p>
          <p>Thomas Maestrell / ein Zimmermann / ward zu Mell in seinem Hauß ermord.</p>
          <p>Dominicus Pagan / genant der Luther / von Scermele auß der Gemeynd Canvic / auch                      Trahoner Gebiets / ein fürtrefflicher Ingenieur vnd Künstler / als er zu Morben                      gearbeitet / ward hingerichtet den 14. Angusti. Dessen frommen Fußstapffen sind                      nachgefolgt Jacob vnd Peter seine Söhn: Item Maria / sein deß Dominici                      Schwester: Welche alle auff einen Tag / nemblich den 14. gemeldtes Augusti /                      sind vmb deß Evangelischen Glaubens willen / auff geopffert worden.</p>
          <p><note place="right">Mordthaten zu Brüß.</note> Es liessen es aber diese                      Ertzbößwicht bey dem nicht bleiben / daß sie in allen oberzehlten den gemeinen                      dreyen Pündten vnderthänigen Landen / zu Tyran / Tell / Sonders / am Berg                      daselbst / zu Berben vnd in Malenck / so viel frommer / ehrlicher /                      ansehenlicher / junger vnnd alter Leuthen / Weib vnd Manns Personen / ja jhre                      selbst eygne nechste Gefreundte vnnd Verwandte / nidergeschossen / erschlagen /                      zu todt gestürtzt / gesteiniget / zerhacket / in die Wasser geworffen /                      geschunden / auff geschnitten / vnd in viel ander Weg jämmerlich gemartert vnd                      ermord haben: Sondern haben beynahe gleiche Grawsamkeit geübt in der Pündtner /                      jhrer natürlichen Herren vnd Oberen angebornen Landen.</p>
          <p>Denn als eben an gedachtem Sontag / den 9. Jul. einer / genannt Hans / deß                      Dominici von Ada Sohn / ein Papist von Zelende auß der Gemeynd Brüß gebürtig /                      am Morgen früh / zur Bruck deß Schlosses Brüß kommen / sich naher Tyran / vmb                      Brot zu kauffen / zuverfügen: Traff er daselbst beym Schloß den Ambrost                      Barufinen / deß obgedachten Baptisten Barufinen / Gastgebens zu Tyran / Sohn /                      mit einer Compagny Volcks an: Die bemüheten sich die Bruck abzuwerffen / vnd                      wolten jhne / Hansen / nicht passiren lassen / sondern zeigten jhm an / er solte                      sich wider zurück machen. Als er darob erschrocken / gefraget / warumb er zuruck                      weichen müßte / gaben sie jhme zur antwort / darumb / weil wir gesinnet sind /                      die Lutheraner zu Brüß nicht allein zu hinderhalten / sondern sie alle dermahlen                      eins gar außzureuten. Es gehet dieser Hans stracks gen Brüß / vnnd erzehlet dem                      Martinello Martino / Dominici Sohn / was er gesehen vnd gehört Das hört sein                      Magd welche Evangelisch war:
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[496/0563] nicht fortkommen mocht / weil es ein schwere vnnd zarte Fraw war / ist mit einem Büchsenschuß in den Ruckgrat getroffen / auff der stätt todt blieben. Theosina Paravicina von Capelli / der erstgedachten Hans Baptisten vnd Horatij Paravicinen Mutter / ein sehr verständige wesentliche Edlefraw / vnd Außbund vnder den Weibern / ja wegen jhres dapfferen Gemüths / vnd mannlichen Stimm / vnd ernsthafften Thuns / mehr ein Mann dann ein Weil zunennen / ward in jhrem eygnen Hauß von jhren eygnen Zins vnd Lehenleuthen vmbbracht vnnd jämmerlich auffgeschnitten. Adam Scaramuccio von Tyran / war zur Zeit deß zu Tyran tyrannisch begangenen Mordts in der Besatzung zu Morden: Von dannen er auch entrann / vnd gen Clefen kam. Als er folgendts mit den Pündnerfähnlinen sich widerumb ins Veltlin begeben / vnd diese gute Fraw Theosina naher Sonders begleyten wollen / ist er auch darnider gelegt worden / war ein Gottsförchtiger vnd küner Jüngling vnd sehr grosser Hoffnung. Es mußte aber auch das Trahoner Gebiet im Vndern Veltlin gelegen / herhalten / vnd seinen Theil an dieser heyligen Marter haben: Wie der Leser auß folgender Verzeichnuß zusehen. Mordthaten zu Caspan vnd Trahona. Josue Malacrida / Hortensij Sohn: Ward an der Bruck Masen ergriffen / als er von Caspan naher Bul verreisen wöllen / vnd als er befragt / Ob er zur Meß gehn wolte / mit Nein geantwortet / stracks nidergeschossen vnnd in den Fluß Masen geworffen. Gleiches widerfuhr Plinio / seinem Bruder. Der ist / als er mit 25. Personen gesucht / aber nit gefunden ward / im Widerkehren zwischen Arden vnd Bul erschlagen worden. Andreas Paravicin / zugenannt Bujo / von Caspan / seines Handwercks ein Schneider / als er etlich Tag gefangen lag / vnd jmmerzu in die Meß zugehn vermahnet ward / blieb gleichwol auffrecht vnd beständig. Endlich als er auff der Pündtner Soldaten ankunfft nach Morben geführt / widerumb zur Päbstischen Religlon getrieben ward / vnnd abermalen beständig blieb: Ward er zum Fewer verdampt / vnd zwischen einen hauffen Holtz gesetzt / zuversuchen / ob man jhn abwendig machen köndte. War aber gleichfalls vmbsonst. Denn als gefragt ward / ob er Catholisch wer / sagt er ja: Ob er Römisch Catholisch wer / sagt er auch ja: Ob er deß heutigen Römischen Glaubens wer / sagt er nein. Aber wol bin ich / sprichter / deß alten Römischen Catholischen Glaubens / den S. Paulus geprediget / daß der Mensch auß Gnaden selig werde durch den Glauben / nicht auß den Wercken / auff daß sich niemand rühme / rc. Als man jhn fraget / ob er den Bapst für das Haupt der Kirchen hielte / sagt er nein: Denn Christus allein sey das Haupt der Kirchen / laut der Verheissung / Ich wil bey euch seyn / biß ans Ende der Welt / rc. Vnd vnangesehen man das Fewer erstlich anzündt / hernach wider erlöschen lassen / jhn zum Abfall zubringen: Ist er doch deharret / vnd hat diesen peinlichen Todt ritterlich außgestanden / den 15. Aug. Hans Peter Malacrida von Dubin / ob er gleich kleins Leibs vnd niderer Statur gewesen: So war er doch groß vnnd mächtig in der Bekandtnuß der Warheit: Also daß er sich vmb seines Heylands willen frölich vnd willig hat auffopffern lassen. Ihme ist eyfferig nachgefolgt Elisabeth / sein Haußfraw / nachdem sie zuvor sehen müssen / daß jhr liebes Töchterlein / so nur dreyjährig war / von diesen Herodesknechten bey den Füssen erwischt / wider die Wand geschmissen / vnd also vnmenschlicher Weiß ist hingerichtet worden. Thomas Maestrell / ein Zimmermann / ward zu Mell in seinem Hauß ermord. Dominicus Pagan / genant der Luther / von Scermele auß der Gemeynd Canvic / auch Trahoner Gebiets / ein fürtrefflicher Ingenieur vnd Künstler / als er zu Morben gearbeitet / ward hingerichtet den 14. Angusti. Dessen frommen Fußstapffen sind nachgefolgt Jacob vnd Peter seine Söhn: Item Maria / sein deß Dominici Schwester: Welche alle auff einen Tag / nemblich den 14. gemeldtes Augusti / sind vmb deß Evangelischen Glaubens willen / auff geopffert worden. Es liessen es aber diese Ertzbößwicht bey dem nicht bleiben / daß sie in allen oberzehlten den gemeinen dreyen Pündten vnderthänigen Landen / zu Tyran / Tell / Sonders / am Berg daselbst / zu Berben vnd in Malenck / so viel frommer / ehrlicher / ansehenlicher / junger vnnd alter Leuthen / Weib vnd Manns Personen / ja jhre selbst eygne nechste Gefreundte vnnd Verwandte / nidergeschossen / erschlagen / zu todt gestürtzt / gesteiniget / zerhacket / in die Wasser geworffen / geschunden / auff geschnitten / vnd in viel ander Weg jämmerlich gemartert vnd ermord haben: Sondern haben beynahe gleiche Grawsamkeit geübt in der Pündtner / jhrer natürlichen Herren vnd Oberen angebornen Landen. Mordthaten zu Brüß. Denn als eben an gedachtem Sontag / den 9. Jul. einer / genannt Hans / deß Dominici von Ada Sohn / ein Papist von Zelende auß der Gemeynd Brüß gebürtig / am Morgen früh / zur Bruck deß Schlosses Brüß kommen / sich naher Tyran / vmb Brot zu kauffen / zuverfügen: Traff er daselbst beym Schloß den Ambrost Barufinen / deß obgedachten Baptisten Barufinen / Gastgebens zu Tyran / Sohn / mit einer Compagny Volcks an: Die bemüheten sich die Bruck abzuwerffen / vnd wolten jhne / Hansen / nicht passiren lassen / sondern zeigten jhm an / er solte sich wider zurück machen. Als er darob erschrocken / gefraget / warumb er zuruck weichen müßte / gaben sie jhme zur antwort / darumb / weil wir gesinnet sind / die Lutheraner zu Brüß nicht allein zu hinderhalten / sondern sie alle dermahlen eins gar außzureuten. Es gehet dieser Hans stracks gen Brüß / vnnd erzehlet dem Martinello Martino / Dominici Sohn / was er gesehen vnd gehört Das hört sein Magd welche Evangelisch war:

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/563>, abgerufen am 22.11.2024.