Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.habende Leute mit allerhand Ehrrührigen Worten angegriffen / vnd so baldt einer ein vngedultig Wort fallen lassen / gleich den Raubvögeln auff sie geschossen / jhnen das jhrige genommen / verkauffet oder verzehret. Vnter anderm / als einer ohne Vnderlaß angetastet worden / wie er doch bey dem newen Zwinglischen Ketzerichen Glauben möge verbleiben / hat er nach langem geantwortet / sein Glaub seye kein newer Glaub / sondern eben der Glaub / so von den heiligen Propheten vnd Patriarchen / hernacher dem HERRN Christo selber / vnd seinen Evangelisten vnd Aposteln geprediget / von Zwinglio aber / als von einem sonderbahren Instrument vnd Werckzeug Gottes auß der Finsternuß deß Bapstthumbs widerumb herfür gezogen / vnnd von Menchen Gatzungen gereiniget worden / rc. Jhr der Papisten Glaub seye ein newer Glaub / etc. Darauff sie jhne / als der die liebe Mutter die Römische Kirch / wie auch den seeligsten Vatter zu Rom / Gottslästerlichen angegriffen / jämmerlich getretten / geschlagen / vnd endlich jhne gantz ermörden wöllen / es sey dann / daß er jhnen auß seinem Stall zur Straff zwo Kühe so baldt vberlasse / welches der arme Mann gethan / darauff sie die Kühe verkaufft / vnd das Gelt / welches zum Gespött sie newgläubig Geldt genennt / mit einander verspielet vnd verprasset. Vnd das wider aller Völcker Rechte / so haben sie auch der Todten nicht verschonet / sondern Reicher Leuten Gräber eröffnet / vnd Ritters Luci von Maß / genannt Gugelbergs / Cörper in der Kirchen zu Meyenfeldt außgegraben / vnnd seinen Ritterlichen Ornat vnd andere Sachen verstolen. Diese vnd dergleichen andere vnerhörte Feindseligkeiten / haben die guten Leut ein lange Zeit erlitten / als die erkännt / der Zorn Gottes vber sie erbrunnen / vnd deßwegen an jhr Noth vnd Qual / an jhr Hunger vnd Elendt / an jhr vorige Fleischhäfen / an jhr gehabte Freyheit nicht so viel gedacht / als wie sie sich mit Gott dem HERRN versöhnen / jhre Seel zum Ewigen Leben erhalten mögen. Vnd dieweil die Evangelische Bücher jhnen zerrissen / vnd theils in Koth zertretten / theils verbrennet / den Predigern aller Orten gedröwet / dieselbige in Schmaltz zu sieden / zerhacken / lebendig zu verbrennen / oder auffs wenigste zu erschiessen / vnd deßwegen sie sich auß dem Land begeben müssen / da haben sie auß jhren Mitteln zu dem Obersten Balderon geschickt / jhne vmb Gottes Willen wegen freyer Vbung der wahren Christlichen Religion gebetten / vnnd aber kein grössere Gnad erlanget / als daß jhnen im Namen Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht dieser Bescheidt erfolgt / Jhre Durchleucht wölle zwar zulassen / daß die Praedicanten tauffen / vnnd die Ehen einsegnen mögen / das Predigen aber soll biß auff weitern Bescheidt eingestellt seyn vnd verbleiben. Was aber der ferrnere Bescheid / welchen man erwarten sollen / gewesen seye / das hat sich leyder hernach befunden / in deme von der Regierung / wie auch jhme dem Balderon an den Landvogt auff Castels Brieff so baldt abgangen / er solle mit List der Hauptleuten alle Lehrer deß Thals Prettigäw fahen / vnd sie auff Guttenberg alsbald liefferen / da werde jhnen jhr verdienter Lohn werden. Vnter dessen hat man die Capuziner in das Land geführt / dieselben aller Orten predigen vnd Meß halten lassen: darüber die armen Leute dermassen erschrocken / daß ein guter Theil jhr Vatterland / vnnd was sie noch vbriges darinnen gehabt / auffgeben / vnd nach der Pfaltz vnd anderer Orten sich begeben wöllen. Es ist aber denselbigen gangen / wie einem der auß dem Regen in den Bach kompt / in deme sie im Breißgäw vnd anderswo von den Oesterreichischen auffgefangen / geschlagen / ein theils erschossen / vnd an die Bäum gehenckt worden / etc. Die vbrigen die im Lande blieben / haben etliche nach dem Ertzhertzoglichen Hoffläger gen Inßpruck geschickt / vnd daselbsten vmb die freye Vbung Evangelischer Religion gebetten / die haben aber keinen andern Bescheidt erlanget / dann es würden in kurtzem die Herrn Commissarien kommen / vnnd gute Satzungen auffrichten / auch deß Glaubens halber jhnen zu Genügen Anordnung thun. Vnter dessen kompt von der Regierung ein newer Befelch / man solte die Prediger aller Orten abschaffen / vnd von Gemein zu Gemein sich rundt erklären / ob man der Capuziner Lehr annehmen wolte / oder nicht? Darauff die redliche Leute sich einfältig erkläret / man seye gesinnet (Gott gebe wie man auch sie bißhero mißhandelt vnd tyrannisirt) Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht in allen Politischen Sachen zu gehorsamen / auch dero Befelch / so viel Menschlich vnd möglich / vnderthänigst nachzukommen: In Glaubenssachen aber bäten sie vmb Christi willen / man jhnen wölle gnädigst verschonen / sie bey der einmal erkandten vnnd bekandten Warheit lassen verbleiben: Im widrigen Fall sie viel lieber den Todt außstahn / als in jhren Gewissen wöllen angefochten werden / weiln man Gott vielmehr als den Menschen zu gehorsamen schuldig nach der Apostolischen Lehre. Sonsten jhrenthalb mögen die Capuziner kommen / bey den Soldaten jhr Ampt verrichten / werde jhnen kein Eintrag geschehen / oder in jhrem Geschäffte verhindert werden. Auff welche Resolution er / der Balderon / ergrimmet / vnd jhnen so baldt etliche Puncten / darüber sie sich categorice mit Ja oder Nein erklären sollen / vberreichen lassen / auff dero Beantwortung Jhre Hochfürstliche Durchleucht. sich werde zu resolviren haben: Die vberreichte Puncten waren diese: Prettigawer werden zum Päpstischen Glauben angetrieben. 1. Daß man die Prediger alsbaldt auß dem Landt abschaffe. 2. Daß man den Vnderthanen allen das Exercitium deß Zwinglischen Calvinischen Glaubens / ja alles das / was der Catholischen Römischen Religion zuwider ist / gantz vnd gar abstelle / so wol jnn: als ausserhalb deß Prettigäws. 3. Daß sie sich nicht heimlich zusammen rot- habende Leute mit allerhand Ehrrührigen Worten angegriffen / vnd so baldt einer ein vngedultig Wort fallen lassen / gleich den Raubvögeln auff sie geschossen / jhnen das jhrige genommen / verkauffet oder verzehret. Vnter anderm / als einer ohne Vnderlaß angetastet worden / wie er doch bey dem newen Zwinglischen Ketzerichen Glauben möge verbleiben / hat er nach langem geantwortet / sein Glaub seye kein newer Glaub / sondern eben der Glaub / so von den heiligen Propheten vnd Patriarchen / hernacher dem HERRN Christo selber / vnd seinen Evangelisten vnd Aposteln geprediget / von Zwinglio aber / als von einem sonderbahren Instrument vñ Werckzeug Gottes auß der Finsternuß deß Bapstthumbs widerumb herfür gezogen / vnnd von Menchen Gatzungen gereiniget worden / rc. Jhr der Papisten Glaub seye ein newer Glaub / etc. Darauff sie jhne / als der die liebe Mutter die Römische Kirch / wie auch den seeligsten Vatter zu Rom / Gottslästerlichen angegriffen / jämmerlich getretten / geschlagen / vnd endlich jhne gantz ermörden wöllen / es sey dann / daß er jhnen auß seinem Stall zur Straff zwo Kühe so baldt vberlasse / welches der arme Mann gethan / darauff sie die Kühe verkaufft / vnd das Gelt / welches zum Gespött sie newgläubig Geldt genennt / mit einander verspielet vnd verprasset. Vnd das wider aller Völcker Rechte / so haben sie auch der Todten nicht verschonet / sondern Reicher Leuten Gräber eröffnet / vnd Ritters Luci von Maß / genannt Gugelbergs / Cörper in der Kirchen zu Meyenfeldt außgegraben / vnnd seinen Ritterlichen Ornat vnd andere Sachen verstolen. Diese vnd dergleichen andere vnerhörte Feindseligkeiten / haben die guten Leut ein lange Zeit erlitten / als die erkännt / der Zorn Gottes vber sie erbrunnen / vnd deßwegen an jhr Noth vnd Qual / an jhr Hunger vnd Elendt / an jhr vorige Fleischhäfen / an jhr gehabte Freyheit nicht so viel gedacht / als wie sie sich mit Gott dem HERRN versöhnẽ / jhre Seel zum Ewigen Leben erhalten mögen. Vnd dieweil die Evangelische Bücher jhnen zerrissen / vnd theils in Koth zertretten / theils verbrennet / den Predigern aller Orten gedröwet / dieselbige in Schmaltz zu sieden / zerhacken / lebendig zu verbrennen / oder auffs wenigste zu erschiessen / vnd deßwegen sie sich auß dem Land begeben müssen / da haben sie auß jhren Mitteln zu dem Obersten Balderon geschickt / jhne vmb Gottes Willen wegen freyer Vbung der wahren Christlichen Religion gebetten / vnnd aber kein grössere Gnad erlanget / als daß jhnẽ im Namen Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht dieser Bescheidt erfolgt / Jhre Durchleucht wölle zwar zulassen / daß die Praedicanten tauffen / vnnd die Ehen einsegnen mögen / das Predigen aber soll biß auff weitern Bescheidt eingestellt seyn vnd verbleiben. Was aber der ferrnere Bescheid / welchen man erwarten sollen / gewesen seye / das hat sich leyder hernach befunden / in deme von der Regierung / wie auch jhme dem Balderon an den Landvogt auff Castels Brieff so baldt abgangen / er solle mit List der Hauptleuten alle Lehrer deß Thals Prettigäw fahen / vnd sie auff Guttenberg alsbald liefferen / da werde jhnen jhr verdienter Lohn werden. Vnter dessen hat man die Capuziner in das Land geführt / dieselben aller Orten predigen vnd Meß halten lassen: darüber die armen Leute dermassen erschrocken / daß ein guter Theil jhr Vatterland / vnnd was sie noch vbriges darinnen gehabt / auffgeben / vnd nach der Pfaltz vnd anderer Orten sich begeben wöllen. Es ist aber denselbigen gangen / wie einem der auß dem Regen in den Bach kompt / in deme sie im Breißgäw vnd anderswo von den Oesterreichischen auffgefangen / geschlagen / ein theils erschossen / vnd an die Bäum gehenckt worden / etc. Die vbrigen die im Lande blieben / haben etliche nach dem Ertzhertzoglichen Hoffläger gen Inßpruck geschickt / vnd daselbsten vmb die freye Vbung Evangelischer Religion gebetten / die haben aber keinen andern Bescheidt erlanget / dann es würden in kurtzem die Herrn Commissarien kommen / vnnd gute Satzungen auffrichten / auch deß Glaubens halber jhnen zu Genügen Anordnung thun. Vnter dessen kompt von der Regierung ein newer Befelch / man solte die Prediger aller Orten abschaffen / vnd von Gemein zu Gemein sich rundt erklären / ob man der Capuziner Lehr annehmen wolte / oder nicht? Darauff die redliche Leute sich einfältig erkläret / man seye gesinnet (Gott gebe wie man auch sie bißhero mißhandelt vnd tyrannisirt) Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht in allen Politischen Sachen zu gehorsamẽ / auch dero Befelch / so viel Menschlich vnd möglich / vnderthänigst nachzukommen: In Glaubenssachen aber bäten sie vmb Christi willen / man jhnen wölle gnädigst verschonen / sie bey der einmal erkandten vnnd bekandten Warheit lassen verbleiben: Im widrigen Fall sie viel lieber den Todt außstahn / als in jhren Gewissen wöllen angefochten werden / weiln man Gott vielmehr als den Menschen zu gehorsamen schuldig nach der Apostolischen Lehre. Sonsten jhrenthalb mögen die Capuziner kommen / bey den Soldaten jhr Ampt verrichten / werde jhnen kein Eintrag geschehen / oder in jhrem Geschäffte verhindert werden. Auff welche Resolution er / der Balderon / ergrimmet / vnd jhnen so baldt etliche Puncten / darüber sie sich categoricè mit Ja oder Nein erklären sollen / vberreichen lassen / auff dero Beantwortung Jhre Hochfürstliche Durchleucht. sich werde zu resolviren haben: Die vberreichte Puncten waren diese: Prettigawer werden zum Päpstischen Glauben angetrieben. 1. Daß man die Prediger alsbaldt auß dem Landt abschaffe. 2. Daß man den Vnderthanen allen das Exercitium deß Zwinglischẽ Calvinischen Glaubens / ja alles das / was der Catholischen Römischen Religion zuwider ist / gantz vnd gar abstelle / so wol jnn: als ausserhalb deß Prettigäws. 3. Daß sie sich nicht heimlich zusammen rot- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0724" n="645"/> habende Leute mit allerhand Ehrrührigen Worten angegriffen / vnd so baldt einer ein vngedultig Wort fallen lassen / gleich den Raubvögeln auff sie geschossen / jhnen das jhrige genommen / verkauffet oder verzehret. Vnter anderm / als einer ohne Vnderlaß angetastet worden / wie er doch bey dem newen Zwinglischen Ketzerichen Glauben möge verbleiben / hat er nach langem geantwortet / sein Glaub seye kein newer Glaub / sondern eben der Glaub / so von den heiligen Propheten vnd Patriarchen / hernacher dem HERRN Christo selber / vnd seinen Evangelisten vnd Aposteln geprediget / von Zwinglio aber / als von einem sonderbahren Instrument vñ Werckzeug Gottes auß der Finsternuß deß Bapstthumbs widerumb herfür gezogen / vnnd von Menchen Gatzungen gereiniget worden / rc. Jhr der Papisten Glaub seye ein newer Glaub / etc. Darauff sie jhne / als der die liebe Mutter die Römische Kirch / wie auch den seeligsten Vatter zu Rom / Gottslästerlichen angegriffen / jämmerlich getretten / geschlagen / vnd endlich jhne gantz ermörden wöllen / es sey dann / daß er jhnen auß seinem Stall zur Straff zwo Kühe so baldt vberlasse / welches der arme Mann gethan / darauff sie die Kühe verkaufft / vnd das Gelt / welches zum Gespött sie newgläubig Geldt genennt / mit einander verspielet vnd verprasset. Vnd das wider aller Völcker Rechte / so haben sie auch der Todten nicht verschonet / sondern Reicher Leuten Gräber eröffnet / vnd Ritters Luci von Maß / genannt Gugelbergs / Cörper in der Kirchen zu Meyenfeldt außgegraben / vnnd seinen Ritterlichen Ornat vnd andere Sachen verstolen.</p> <p>Diese vnd dergleichen andere vnerhörte Feindseligkeiten / haben die guten Leut ein lange Zeit erlitten / als die erkännt / der Zorn Gottes vber sie erbrunnen / vnd deßwegen an jhr Noth vnd Qual / an jhr Hunger vnd Elendt / an jhr vorige Fleischhäfen / an jhr gehabte Freyheit nicht so viel gedacht / als wie sie sich mit Gott dem HERRN versöhnẽ / jhre Seel zum Ewigen Leben erhalten mögen. Vnd dieweil die Evangelische Bücher jhnen zerrissen / vnd theils in Koth zertretten / theils verbrennet / den Predigern aller Orten gedröwet / dieselbige in Schmaltz zu sieden / zerhacken / lebendig zu verbrennen / oder auffs wenigste zu erschiessen / vnd deßwegen sie sich auß dem Land begeben müssen / da haben sie auß jhren Mitteln zu dem Obersten Balderon geschickt / jhne vmb Gottes Willen wegen freyer Vbung der wahren Christlichen Religion gebetten / vnnd aber kein grössere Gnad erlanget / als daß jhnẽ im Namen Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht dieser Bescheidt erfolgt / Jhre Durchleucht wölle zwar zulassen / daß die Praedicanten tauffen / vnnd die Ehen einsegnen mögen / das Predigen aber soll biß auff weitern Bescheidt eingestellt seyn vnd verbleiben.</p> <p>Was aber der ferrnere Bescheid / welchen man erwarten sollen / gewesen seye / das hat sich leyder hernach befunden / in deme von der Regierung / wie auch jhme dem Balderon an den Landvogt auff Castels Brieff so baldt abgangen / er solle mit List der Hauptleuten alle Lehrer deß Thals Prettigäw fahen / vnd sie auff Guttenberg alsbald liefferen / da werde jhnen jhr verdienter Lohn werden. Vnter dessen hat man die Capuziner in das Land geführt / dieselben aller Orten predigen vnd Meß halten lassen: darüber die armen Leute dermassen erschrocken / daß ein guter Theil jhr Vatterland / vnnd was sie noch vbriges darinnen gehabt / auffgeben / vnd nach der Pfaltz vnd anderer Orten sich begeben wöllen. Es ist aber denselbigen gangen / wie einem der auß dem Regen in den Bach kompt / in deme sie im Breißgäw vnd anderswo von den Oesterreichischen auffgefangen / geschlagen / ein theils erschossen / vnd an die Bäum gehenckt worden / etc.</p> <p>Die vbrigen die im Lande blieben / haben etliche nach dem Ertzhertzoglichen Hoffläger gen Inßpruck geschickt / vnd daselbsten vmb die freye Vbung Evangelischer Religion gebetten / die haben aber keinen andern Bescheidt erlanget / dann es würden in kurtzem die Herrn Commissarien kommen / vnnd gute Satzungen auffrichten / auch deß Glaubens halber jhnen zu Genügen Anordnung thun.</p> <p>Vnter dessen kompt von der Regierung ein newer Befelch / man solte die Prediger aller Orten abschaffen / vnd von Gemein zu Gemein sich rundt erklären / ob man der Capuziner Lehr annehmen wolte / oder nicht? Darauff die redliche Leute sich einfältig erkläret / man seye gesinnet (Gott gebe wie man auch sie bißhero mißhandelt vnd tyrannisirt) Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht in allen Politischen Sachen zu gehorsamẽ / auch dero Befelch / so viel Menschlich vnd möglich / vnderthänigst nachzukommen: In Glaubenssachen aber bäten sie vmb Christi willen / man jhnen wölle gnädigst verschonen / sie bey der einmal erkandten vnnd bekandten Warheit lassen verbleiben: Im widrigen Fall sie viel lieber den Todt außstahn / als in jhren Gewissen wöllen angefochten werden / weiln man Gott vielmehr als den Menschen zu gehorsamen schuldig nach der Apostolischen Lehre. Sonsten jhrenthalb mögen die Capuziner kommen / bey den Soldaten jhr Ampt verrichten / werde jhnen kein Eintrag geschehen / oder in jhrem Geschäffte verhindert werden.</p> <p>Auff welche Resolution er / der Balderon / ergrimmet / vnd jhnen so baldt etliche Puncten / darüber sie sich categoricè mit Ja oder Nein erklären sollen / vberreichen lassen / auff dero Beantwortung Jhre Hochfürstliche Durchleucht. sich werde zu resolviren haben:</p> <p>Die vberreichte Puncten waren diese:</p> <p><note place="right">Prettigawer werden zum Päpstischen Glauben angetrieben.</note> 1. Daß man die Prediger alsbaldt auß dem Landt abschaffe.</p> <p>2. Daß man den Vnderthanen allen das Exercitium deß Zwinglischẽ Calvinischen Glaubens / ja alles das / was der Catholischen Römischen Religion zuwider ist / gantz vnd gar abstelle / so wol jnn: als ausserhalb deß Prettigäws.</p> <p>3. Daß sie sich nicht heimlich zusammen rot- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [645/0724]
habende Leute mit allerhand Ehrrührigen Worten angegriffen / vnd so baldt einer ein vngedultig Wort fallen lassen / gleich den Raubvögeln auff sie geschossen / jhnen das jhrige genommen / verkauffet oder verzehret. Vnter anderm / als einer ohne Vnderlaß angetastet worden / wie er doch bey dem newen Zwinglischen Ketzerichen Glauben möge verbleiben / hat er nach langem geantwortet / sein Glaub seye kein newer Glaub / sondern eben der Glaub / so von den heiligen Propheten vnd Patriarchen / hernacher dem HERRN Christo selber / vnd seinen Evangelisten vnd Aposteln geprediget / von Zwinglio aber / als von einem sonderbahren Instrument vñ Werckzeug Gottes auß der Finsternuß deß Bapstthumbs widerumb herfür gezogen / vnnd von Menchen Gatzungen gereiniget worden / rc. Jhr der Papisten Glaub seye ein newer Glaub / etc. Darauff sie jhne / als der die liebe Mutter die Römische Kirch / wie auch den seeligsten Vatter zu Rom / Gottslästerlichen angegriffen / jämmerlich getretten / geschlagen / vnd endlich jhne gantz ermörden wöllen / es sey dann / daß er jhnen auß seinem Stall zur Straff zwo Kühe so baldt vberlasse / welches der arme Mann gethan / darauff sie die Kühe verkaufft / vnd das Gelt / welches zum Gespött sie newgläubig Geldt genennt / mit einander verspielet vnd verprasset. Vnd das wider aller Völcker Rechte / so haben sie auch der Todten nicht verschonet / sondern Reicher Leuten Gräber eröffnet / vnd Ritters Luci von Maß / genannt Gugelbergs / Cörper in der Kirchen zu Meyenfeldt außgegraben / vnnd seinen Ritterlichen Ornat vnd andere Sachen verstolen.
Diese vnd dergleichen andere vnerhörte Feindseligkeiten / haben die guten Leut ein lange Zeit erlitten / als die erkännt / der Zorn Gottes vber sie erbrunnen / vnd deßwegen an jhr Noth vnd Qual / an jhr Hunger vnd Elendt / an jhr vorige Fleischhäfen / an jhr gehabte Freyheit nicht so viel gedacht / als wie sie sich mit Gott dem HERRN versöhnẽ / jhre Seel zum Ewigen Leben erhalten mögen. Vnd dieweil die Evangelische Bücher jhnen zerrissen / vnd theils in Koth zertretten / theils verbrennet / den Predigern aller Orten gedröwet / dieselbige in Schmaltz zu sieden / zerhacken / lebendig zu verbrennen / oder auffs wenigste zu erschiessen / vnd deßwegen sie sich auß dem Land begeben müssen / da haben sie auß jhren Mitteln zu dem Obersten Balderon geschickt / jhne vmb Gottes Willen wegen freyer Vbung der wahren Christlichen Religion gebetten / vnnd aber kein grössere Gnad erlanget / als daß jhnẽ im Namen Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht dieser Bescheidt erfolgt / Jhre Durchleucht wölle zwar zulassen / daß die Praedicanten tauffen / vnnd die Ehen einsegnen mögen / das Predigen aber soll biß auff weitern Bescheidt eingestellt seyn vnd verbleiben.
Was aber der ferrnere Bescheid / welchen man erwarten sollen / gewesen seye / das hat sich leyder hernach befunden / in deme von der Regierung / wie auch jhme dem Balderon an den Landvogt auff Castels Brieff so baldt abgangen / er solle mit List der Hauptleuten alle Lehrer deß Thals Prettigäw fahen / vnd sie auff Guttenberg alsbald liefferen / da werde jhnen jhr verdienter Lohn werden. Vnter dessen hat man die Capuziner in das Land geführt / dieselben aller Orten predigen vnd Meß halten lassen: darüber die armen Leute dermassen erschrocken / daß ein guter Theil jhr Vatterland / vnnd was sie noch vbriges darinnen gehabt / auffgeben / vnd nach der Pfaltz vnd anderer Orten sich begeben wöllen. Es ist aber denselbigen gangen / wie einem der auß dem Regen in den Bach kompt / in deme sie im Breißgäw vnd anderswo von den Oesterreichischen auffgefangen / geschlagen / ein theils erschossen / vnd an die Bäum gehenckt worden / etc.
Die vbrigen die im Lande blieben / haben etliche nach dem Ertzhertzoglichen Hoffläger gen Inßpruck geschickt / vnd daselbsten vmb die freye Vbung Evangelischer Religion gebetten / die haben aber keinen andern Bescheidt erlanget / dann es würden in kurtzem die Herrn Commissarien kommen / vnnd gute Satzungen auffrichten / auch deß Glaubens halber jhnen zu Genügen Anordnung thun.
Vnter dessen kompt von der Regierung ein newer Befelch / man solte die Prediger aller Orten abschaffen / vnd von Gemein zu Gemein sich rundt erklären / ob man der Capuziner Lehr annehmen wolte / oder nicht? Darauff die redliche Leute sich einfältig erkläret / man seye gesinnet (Gott gebe wie man auch sie bißhero mißhandelt vnd tyrannisirt) Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht in allen Politischen Sachen zu gehorsamẽ / auch dero Befelch / so viel Menschlich vnd möglich / vnderthänigst nachzukommen: In Glaubenssachen aber bäten sie vmb Christi willen / man jhnen wölle gnädigst verschonen / sie bey der einmal erkandten vnnd bekandten Warheit lassen verbleiben: Im widrigen Fall sie viel lieber den Todt außstahn / als in jhren Gewissen wöllen angefochten werden / weiln man Gott vielmehr als den Menschen zu gehorsamen schuldig nach der Apostolischen Lehre. Sonsten jhrenthalb mögen die Capuziner kommen / bey den Soldaten jhr Ampt verrichten / werde jhnen kein Eintrag geschehen / oder in jhrem Geschäffte verhindert werden.
Auff welche Resolution er / der Balderon / ergrimmet / vnd jhnen so baldt etliche Puncten / darüber sie sich categoricè mit Ja oder Nein erklären sollen / vberreichen lassen / auff dero Beantwortung Jhre Hochfürstliche Durchleucht. sich werde zu resolviren haben:
Die vberreichte Puncten waren diese:
1. Daß man die Prediger alsbaldt auß dem Landt abschaffe.
Prettigawer werden zum Päpstischen Glauben angetrieben. 2. Daß man den Vnderthanen allen das Exercitium deß Zwinglischẽ Calvinischen Glaubens / ja alles das / was der Catholischen Römischen Religion zuwider ist / gantz vnd gar abstelle / so wol jnn: als ausserhalb deß Prettigäws.
3. Daß sie sich nicht heimlich zusammen rot-
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/724>, abgerufen am 28.07.2024. |