Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Verlust an Volck / nichts anders außgerichtet / dann daß er die Festung Cochin an dem Fluß Nester / in den Grentzen der Moldaw gelegen / wider bekommen hat. So bald der Türckische Keyser zurück gewichen / hat der König in Polen fast allem seinem Volck abgedanckt / weil es an dem war / daß es meuteniren wollen. Die Türcken hatten zwar der Polen Schantzen etlich mahl tapffer angefallen / weil aber die Polen nicht allein mit Geschütz / sondern auch mit Muß quetirern wol versehen / da hergegen im gantzen Türckischen Läger nicht mehr / dann zwölff tausend Archibusirer waren / sind die Türcken allezeit zurück getrieben worden / vnnd haben die Polen ein grossen Vortheil daran gehabt / welches die Türcken hernach wol gemercket haben. Der Obriste Vezier war auch nicht tüchtig genug / ein so grosses Volck zu regieren / vnnd das Werck / welches der Türckische Keyser jhm vorgenommen hatte / auß zuführen: derwegen er auch so bald nach dem das Türckische Läger auffgebrochen / von seinem Ampt abgesetzt worden / dieweil er dasselbe nicht der Gebühr nach verwaltet hatte. Die Tartarn haben den Polen den grösten schaden gethan / vnnd sie in jhrem Läger also eingesperrt gehalten / daß niemand auß oder ein kommen können. Die so wegen Hungersnoth in grosser Menge außrissen / wurden von jhnen gefangen / vnnd dem Türckischen Keyser geliefert / welcher jhnen für einen jeden Gefangenen drey oder vier Ducaten gab / darnach ließ er die Gefangene enthaupten. Gedachte Tartarn haben auch biß mitten in Polen hinein gestreifft / viel tausend Dörffer verbrand / vnnd wie die Sag war / in zwantzig tausend Menschen mehrentheils Weib vnnd Kinder / gefangen hinweg geführt: dann die Männer vnnd was Wehrhafft war / haben sie niedergehawen. Der Türckische Keyser begab sich nach getroffenem Vergleich / mit seinem Heer gen Adrianopel / vnnd war willens daselbst zuvberwintern / damit er künfftig Jahr / wie man vermuhtete / in Vngarn einen Einfall thun / vnnd den Römischen Keyser bekriegen könte / welchen er beschuldigte / daß er den Stillstand gebrochen / dieweil er den Polen seinen Feinden hülff zugeschickt hette. Weil aber das Kriegsvolck sehr schwürig war / vnnd klagte / daß es sich zu Adrianopel nicht behelffen könte / hat er nicht allein seinen Lehenleuthen vnd den Spachy oder Reuttern abgedanckt / sondern auch den Janitscharen erlaubt / wider gen Constantinopel zuziehen / da sie den 19. Decembris eyngezogen. Die Reutter kamen so arm vnnd ellendig wider heimb / daß jhnen ohne zweiffel dieser Zug in Polen lang in Gedächtnuß geblieben. Mancher der mit fünff Pferden vnnd wohl staffiert außgeritten war / kam wohl zu Fuß vnnd gantz bloß wider / also daß beyde Theil in diesem Krieg sich wenig zu rühmen hatten: vnnd war sonderlich bey dem Türckischen Kriegsvolck wider jhren Keyser / daß er sie in solch Ellend gebracht / vnnd ein so grosses Werck nicht besser vnd vorsichtiger angegriffen hette. Dann es gewiß / daß ohne der vberbliebenen Ellend / wie die Türcken selbst bekannt haben / daß sie in diesem Zug / vber die fünfftzig tausent Mann verlohren hetten / die theils durch Hunger vnnd Kummer / theils durchs Schwerd vmbkommen waren. Friedens-Articul zwischen den Polen vnd Türcken. Die Articul / darauff der angeregte Vergleich zwischen den Polen vnnd Türcken geschlossen worden / haben folgender massen gelautet: 1. Vmb mehrer versicherung deß geschlossenen Friedens / wird Herr Starosta Stanislans Saulistersky / Jhrer Königlichen Mayestät in Polen Secretarius / hiemit auß dem Läger alßbald mit dem Türckischen Keyser / als Internuntius, biß die grosse Bottschafft hernach kompt / gen Constantinopel ziehen / entgegen wird deß Türcken Chiaus auch zu Jhrer Königlichen Mayestät in Polen gesandt / der die grosse Polnische Bottschafft abholen / vnnd nach dem alten Gebrauch in deß Türckischen Keysers Landt / begleyten soll. 2. Der König in Polen wird einen Orator auff die weiß / wie andere Christliche Potentaten auch thun / bey der Porten deß Türckischen Keysers / vnderhalten. 3. Wann nun die grosse Polnische Bottschafft zurück in Polen kommen wird / so wird der Türckische Keyser auch eine vornehme Person / vmb solche Friedensiractaten zu bekräfftigen / hieher in Polen senden. 4. Den Fluß Diempt soll der König in Polen rein vnnd frey vor den Cosaggen zuhalten / schuldig seyn / damit von dannen die Cosaggen in das schwartze Meer nicht fallen / vnnd daselbst nicht streyffen / auch deß Türckischen Keysers Vnderthanen daselbst nicht schaden thun / könten oder möchten / sonst davon dem Türckischen Keyser die geringste Klag auff die Cosaggen an den König in Polen solte einkommen / so soll Jh. Kön. Mayest. in Polen / jhme dem Türcken Iustitiam administriren. 5. Die Wallachen / auch die Dobrunischen / Biallogrodetzischen / Killischen / Techinischen / Ochakawischen Tartarn / daß sie ins Königs in Polen Landen / Stätten / Flecken / Dörffern / weder an Vieh noch an Leuthen / kein schaden hinfüro thun sollen / das soll der Türckisch Keyser hinfüro verhüten. 6. Bey dem Stättlein Otzakawa soll die Vberfahrt der Türckische Keyser den Tartarn zu wehren schuldig seyn: da aber die Tartarn dieser Friedenshandlung zuwider / in des Königs in Polen Landen schaden thun solten / vnnd doch ja keine Iustitia nicht solten administriert werden / so soll der Türckische Keyser den Schaden allen zuerstatten schuldig seyn / vnnd den Tartar Cham straffen: da aber in den angrentzenden wüsten Feldern / da beydes die Cosag- Verlust an Volck / nichts anders außgerichtet / dann daß er die Festung Cochin an dem Fluß Nester / in den Grentzen der Moldaw gelegen / wider bekommen hat. So bald der Türckische Keyser zurück gewichen / hat der König in Polen fast allem seinem Volck abgedanckt / weil es an dem war / daß es meuteniren wollen. Die Türcken hatten zwar der Polen Schantzen etlich mahl tapffer angefallen / weil aber die Polen nicht allein mit Geschütz / sondern auch mit Muß quetirern wol versehen / da hergegen im gantzen Türckischen Läger nicht mehr / dann zwölff tausend Archibusirer waren / sind die Türcken allezeit zurück getrieben worden / vnnd haben die Polen ein grossen Vortheil daran gehabt / welches die Türcken hernach wol gemercket haben. Der Obriste Vezier war auch nicht tüchtig genug / ein so grosses Volck zu regieren / vnnd das Werck / welches der Türckische Keyser jhm vorgenommen hatte / auß zuführen: derwegen er auch so bald nach dem das Türckische Läger auffgebrochen / von seinem Ampt abgesetzt worden / dieweil er dasselbe nicht der Gebühr nach verwaltet hatte. Die Tartarn haben den Polen den grösten schaden gethan / vnnd sie in jhrem Läger also eingesperrt gehalten / daß niemand auß oder ein kommen können. Die so wegen Hungersnoth in grosser Menge außrissen / wurden von jhnen gefangen / vnnd dem Türckischen Keyser geliefert / welcher jhnen für einen jeden Gefangenen drey oder vier Ducaten gab / darnach ließ er die Gefangene enthaupten. Gedachte Tartarn haben auch biß mitten in Polen hinein gestreifft / viel tausend Dörffer verbrand / vnnd wie die Sag war / in zwantzig tausend Menschen mehrentheils Weib vnnd Kinder / gefangen hinweg geführt: dann die Männer vnnd was Wehrhafft war / haben sie niedergehawen. Der Türckische Keyser begab sich nach getroffenem Vergleich / mit seinem Heer gen Adrianopel / vnnd war willens daselbst zuvberwintern / damit er künfftig Jahr / wie man vermuhtete / in Vngarn einen Einfall thun / vnnd den Römischen Keyser bekriegen könte / welchen er beschuldigte / daß er den Stillstand gebrochen / dieweil er den Polen seinen Feinden hülff zugeschickt hette. Weil aber das Kriegsvolck sehr schwürig war / vnnd klagte / daß es sich zu Adrianopel nicht behelffen könte / hat er nicht allein seinen Lehenleuthen vnd den Spachy oder Reuttern abgedanckt / sondern auch den Janitscharen erlaubt / wider gen Constantinopel zuziehen / da sie den 19. Decembris eyngezogen. Die Reutter kamen so arm vnnd ellendig wider heimb / daß jhnen ohne zweiffel dieser Zug in Polen lang in Gedächtnuß geblieben. Mancher der mit fünff Pferden vnnd wohl staffiert außgeritten war / kam wohl zu Fuß vnnd gantz bloß wider / also daß beyde Theil in diesem Krieg sich wenig zu rühmen hatten: vnnd war sonderlich bey dem Türckischen Kriegsvolck wider jhren Keyser / daß er sie in solch Ellend gebracht / vnnd ein so grosses Werck nicht besser vnd vorsichtiger angegriffen hette. Dann es gewiß / daß ohne der vberbliebenen Ellend / wie die Türcken selbst bekannt haben / daß sie in diesem Zug / vber die fünfftzig tausent Mann verlohren hetten / die theils durch Hunger vnnd Kummer / theils durchs Schwerd vmbkommen waren. Friedens-Articul zwischen den Polen vnd Türcken. Die Articul / darauff der angeregte Vergleich zwischen den Polen vnnd Türcken geschlossen worden / haben folgender massen gelautet: 1. Vmb mehrer versicherung deß geschlossenen Friedens / wird Herr Starosta Stanislans Saulistersky / Jhrer Königlichen Mayestät in Polen Secretarius / hiemit auß dem Läger alßbald mit dem Türckischen Keyser / als Internuntius, biß die grosse Bottschafft hernach kompt / gen Constantinopel ziehen / entgegen wird deß Türcken Chiaus auch zu Jhrer Königlichen Mayestät in Polen gesandt / der die grosse Polnische Bottschafft abholen / vnnd nach dem alten Gebrauch in deß Türckischen Keysers Landt / begleyten soll. 2. Der König in Polen wird einen Orator auff die weiß / wie andere Christliche Potentaten auch thun / bey der Porten deß Türckischen Keysers / vnderhalten. 3. Wann nun die grosse Polnische Bottschafft zurück in Polen kommen wird / so wird der Türckische Keyser auch eine vornehme Person / vmb solche Friedensiractaten zu bekräfftigen / hieher in Polen senden. 4. Den Fluß Diempt soll der König in Polen rein vnnd frey vor den Cosaggen zuhalten / schuldig seyn / damit von dannen die Cosaggen in das schwartze Meer nicht fallen / vnnd daselbst nicht streyffen / auch deß Türckischen Keysers Vnderthanen daselbst nicht schaden thun / könten oder möchten / sonst davon dem Türckischen Keyser die geringste Klag auff die Cosaggen an den König in Polen solte einkommen / so soll Jh. Kön. Mayest. in Polen / jhme dem Türcken Iustitiam administriren. 5. Die Wallachen / auch die Dobrunischen / Biallogrodetzischen / Killischen / Techinischen / Ochakawischen Tartarn / daß sie ins Königs in Polen Landen / Stätten / Flecken / Dörffern / weder an Vieh noch an Leuthen / kein schaden hinfüro thun sollen / das soll der Türckisch Keyser hinfüro verhüten. 6. Bey dem Stättlein Otzakawa soll die Vberfahrt der Türckische Keyser den Tartarn zu wehren schuldig seyn: da aber die Tartarn dieser Friedenshandlung zuwider / in des Königs in Polen Landen schaden thun solten / vnnd doch ja keine Iustitia nicht solten administriert werden / so soll der Türckische Keyser den Schaden allen zuerstatten schuldig seyn / vnnd den Tartar Cham straffen: da aber in den angrentzenden wüsten Feldern / da beydes die Cosag- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0774" n="691"/> Verlust an Volck / nichts anders außgerichtet / dann daß er die Festung Cochin an dem Fluß Nester / in den Grentzen der Moldaw gelegen / wider bekommen hat.</p> <p>So bald der Türckische Keyser zurück gewichen / hat der König in Polen fast allem seinem Volck abgedanckt / weil es an dem war / daß es meuteniren wollen.</p> <p>Die Türcken hatten zwar der Polen Schantzen etlich mahl tapffer angefallen / weil aber die Polen nicht allein mit Geschütz / sondern auch mit Muß quetirern wol versehen / da hergegen im gantzen Türckischen Läger nicht mehr / dann zwölff tausend Archibusirer waren / sind die Türcken allezeit zurück getrieben worden / vnnd haben die Polen ein grossen Vortheil daran gehabt / welches die Türcken hernach wol gemercket haben.</p> <p>Der Obriste Vezier war auch nicht tüchtig genug / ein so grosses Volck zu regieren / vnnd das Werck / welches der Türckische Keyser jhm vorgenommen hatte / auß zuführen: derwegen er auch so bald nach dem das Türckische Läger auffgebrochen / von seinem Ampt abgesetzt worden / dieweil er dasselbe nicht der Gebühr nach verwaltet hatte. Die Tartarn haben den Polen den grösten schaden gethan / vnnd sie in jhrem Läger also eingesperrt gehalten / daß niemand auß oder ein kommen können. Die so wegen Hungersnoth in grosser Menge außrissen / wurden von jhnen gefangen / vnnd dem Türckischen Keyser geliefert / welcher jhnen für einen jeden Gefangenen drey oder vier Ducaten gab / darnach ließ er die Gefangene enthaupten. Gedachte Tartarn haben auch biß mitten in Polen hinein gestreifft / viel tausend Dörffer verbrand / vnnd wie die Sag war / in zwantzig tausend Menschen mehrentheils Weib vnnd Kinder / gefangen hinweg geführt: dann die Männer vnnd was Wehrhafft war / haben sie niedergehawen.</p> <p>Der Türckische Keyser begab sich nach getroffenem Vergleich / mit seinem Heer gen Adrianopel / vnnd war willens daselbst zuvberwintern / damit er künfftig Jahr / wie man vermuhtete / in Vngarn einen Einfall thun / vnnd den Römischen Keyser bekriegen könte / welchen er beschuldigte / daß er den Stillstand gebrochen / dieweil er den Polen seinen Feinden hülff zugeschickt hette. Weil aber das Kriegsvolck sehr schwürig war / vnnd klagte / daß es sich zu Adrianopel nicht behelffen könte / hat er nicht allein seinen Lehenleuthen vnd den Spachy oder Reuttern abgedanckt / sondern auch den Janitscharen erlaubt / wider gen Constantinopel zuziehen / da sie den 19. Decembris eyngezogen. Die Reutter kamen so arm vnnd ellendig wider heimb / daß jhnen ohne zweiffel dieser Zug in Polen lang in Gedächtnuß geblieben. Mancher der mit fünff Pferden vnnd wohl staffiert außgeritten war / kam wohl zu Fuß vnnd gantz bloß wider / also daß beyde Theil in diesem Krieg sich wenig zu rühmen hatten: vnnd war sonderlich bey dem Türckischen Kriegsvolck wider jhren Keyser / daß er sie in solch Ellend gebracht / vnnd ein so grosses Werck nicht besser vnd vorsichtiger angegriffen hette. Dann es gewiß / daß ohne der vberbliebenen Ellend / wie die Türcken selbst bekannt haben / daß sie in diesem Zug / vber die fünfftzig tausent Mann verlohren hetten / die theils durch Hunger vnnd Kummer / theils durchs Schwerd vmbkommen waren.</p> <p><note place="right">Friedens-Articul zwischen den Polen vnd Türcken.</note> Die Articul / darauff der angeregte Vergleich zwischen den Polen vnnd Türcken geschlossen worden / haben folgender massen gelautet:</p> <p>1. Vmb mehrer versicherung deß geschlossenen Friedens / wird Herr Starosta Stanislans Saulistersky / Jhrer Königlichen Mayestät in Polen Secretarius / hiemit auß dem Läger alßbald mit dem Türckischen Keyser / als Internuntius, biß die grosse Bottschafft hernach kompt / gen Constantinopel ziehen / entgegen wird deß Türcken Chiaus auch zu Jhrer Königlichen Mayestät in Polen gesandt / der die grosse Polnische Bottschafft abholen / vnnd nach dem alten Gebrauch in deß Türckischen Keysers Landt / begleyten soll.</p> <p>2. Der König in Polen wird einen Orator auff die weiß / wie andere Christliche Potentaten auch thun / bey der Porten deß Türckischen Keysers / vnderhalten.</p> <p>3. Wann nun die grosse Polnische Bottschafft zurück in Polen kommen wird / so wird der Türckische Keyser auch eine vornehme Person / vmb solche Friedensiractaten zu bekräfftigen / hieher in Polen senden.</p> <p>4. Den Fluß Diempt soll der König in Polen rein vnnd frey vor den Cosaggen zuhalten / schuldig seyn / damit von dannen die Cosaggen in das schwartze Meer nicht fallen / vnnd daselbst nicht streyffen / auch deß Türckischen Keysers Vnderthanen daselbst nicht schaden thun / könten oder möchten / sonst davon dem Türckischen Keyser die geringste Klag auff die Cosaggen an den König in Polen solte einkommen / so soll Jh. Kön. Mayest. in Polen / jhme dem Türcken Iustitiam administriren.</p> <p>5. Die Wallachen / auch die Dobrunischen / Biallogrodetzischen / Killischen / Techinischen / Ochakawischen Tartarn / daß sie ins Königs in Polen Landen / Stätten / Flecken / Dörffern / weder an Vieh noch an Leuthen / kein schaden hinfüro thun sollen / das soll der Türckisch Keyser hinfüro verhüten.</p> <p>6. Bey dem Stättlein Otzakawa soll die Vberfahrt der Türckische Keyser den Tartarn zu wehren schuldig seyn: da aber die Tartarn dieser Friedenshandlung zuwider / in des Königs in Polen Landen schaden thun solten / vnnd doch ja keine Iustitia nicht solten administriert werden / so soll der Türckische Keyser den Schaden allen zuerstatten schuldig seyn / vnnd den Tartar Cham straffen: da aber in den angrentzenden wüsten Feldern / da beydes die Cosag- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [691/0774]
Verlust an Volck / nichts anders außgerichtet / dann daß er die Festung Cochin an dem Fluß Nester / in den Grentzen der Moldaw gelegen / wider bekommen hat.
So bald der Türckische Keyser zurück gewichen / hat der König in Polen fast allem seinem Volck abgedanckt / weil es an dem war / daß es meuteniren wollen.
Die Türcken hatten zwar der Polen Schantzen etlich mahl tapffer angefallen / weil aber die Polen nicht allein mit Geschütz / sondern auch mit Muß quetirern wol versehen / da hergegen im gantzen Türckischen Läger nicht mehr / dann zwölff tausend Archibusirer waren / sind die Türcken allezeit zurück getrieben worden / vnnd haben die Polen ein grossen Vortheil daran gehabt / welches die Türcken hernach wol gemercket haben.
Der Obriste Vezier war auch nicht tüchtig genug / ein so grosses Volck zu regieren / vnnd das Werck / welches der Türckische Keyser jhm vorgenommen hatte / auß zuführen: derwegen er auch so bald nach dem das Türckische Läger auffgebrochen / von seinem Ampt abgesetzt worden / dieweil er dasselbe nicht der Gebühr nach verwaltet hatte. Die Tartarn haben den Polen den grösten schaden gethan / vnnd sie in jhrem Läger also eingesperrt gehalten / daß niemand auß oder ein kommen können. Die so wegen Hungersnoth in grosser Menge außrissen / wurden von jhnen gefangen / vnnd dem Türckischen Keyser geliefert / welcher jhnen für einen jeden Gefangenen drey oder vier Ducaten gab / darnach ließ er die Gefangene enthaupten. Gedachte Tartarn haben auch biß mitten in Polen hinein gestreifft / viel tausend Dörffer verbrand / vnnd wie die Sag war / in zwantzig tausend Menschen mehrentheils Weib vnnd Kinder / gefangen hinweg geführt: dann die Männer vnnd was Wehrhafft war / haben sie niedergehawen.
Der Türckische Keyser begab sich nach getroffenem Vergleich / mit seinem Heer gen Adrianopel / vnnd war willens daselbst zuvberwintern / damit er künfftig Jahr / wie man vermuhtete / in Vngarn einen Einfall thun / vnnd den Römischen Keyser bekriegen könte / welchen er beschuldigte / daß er den Stillstand gebrochen / dieweil er den Polen seinen Feinden hülff zugeschickt hette. Weil aber das Kriegsvolck sehr schwürig war / vnnd klagte / daß es sich zu Adrianopel nicht behelffen könte / hat er nicht allein seinen Lehenleuthen vnd den Spachy oder Reuttern abgedanckt / sondern auch den Janitscharen erlaubt / wider gen Constantinopel zuziehen / da sie den 19. Decembris eyngezogen. Die Reutter kamen so arm vnnd ellendig wider heimb / daß jhnen ohne zweiffel dieser Zug in Polen lang in Gedächtnuß geblieben. Mancher der mit fünff Pferden vnnd wohl staffiert außgeritten war / kam wohl zu Fuß vnnd gantz bloß wider / also daß beyde Theil in diesem Krieg sich wenig zu rühmen hatten: vnnd war sonderlich bey dem Türckischen Kriegsvolck wider jhren Keyser / daß er sie in solch Ellend gebracht / vnnd ein so grosses Werck nicht besser vnd vorsichtiger angegriffen hette. Dann es gewiß / daß ohne der vberbliebenen Ellend / wie die Türcken selbst bekannt haben / daß sie in diesem Zug / vber die fünfftzig tausent Mann verlohren hetten / die theils durch Hunger vnnd Kummer / theils durchs Schwerd vmbkommen waren.
Die Articul / darauff der angeregte Vergleich zwischen den Polen vnnd Türcken geschlossen worden / haben folgender massen gelautet:
Friedens-Articul zwischen den Polen vnd Türcken. 1. Vmb mehrer versicherung deß geschlossenen Friedens / wird Herr Starosta Stanislans Saulistersky / Jhrer Königlichen Mayestät in Polen Secretarius / hiemit auß dem Läger alßbald mit dem Türckischen Keyser / als Internuntius, biß die grosse Bottschafft hernach kompt / gen Constantinopel ziehen / entgegen wird deß Türcken Chiaus auch zu Jhrer Königlichen Mayestät in Polen gesandt / der die grosse Polnische Bottschafft abholen / vnnd nach dem alten Gebrauch in deß Türckischen Keysers Landt / begleyten soll.
2. Der König in Polen wird einen Orator auff die weiß / wie andere Christliche Potentaten auch thun / bey der Porten deß Türckischen Keysers / vnderhalten.
3. Wann nun die grosse Polnische Bottschafft zurück in Polen kommen wird / so wird der Türckische Keyser auch eine vornehme Person / vmb solche Friedensiractaten zu bekräfftigen / hieher in Polen senden.
4. Den Fluß Diempt soll der König in Polen rein vnnd frey vor den Cosaggen zuhalten / schuldig seyn / damit von dannen die Cosaggen in das schwartze Meer nicht fallen / vnnd daselbst nicht streyffen / auch deß Türckischen Keysers Vnderthanen daselbst nicht schaden thun / könten oder möchten / sonst davon dem Türckischen Keyser die geringste Klag auff die Cosaggen an den König in Polen solte einkommen / so soll Jh. Kön. Mayest. in Polen / jhme dem Türcken Iustitiam administriren.
5. Die Wallachen / auch die Dobrunischen / Biallogrodetzischen / Killischen / Techinischen / Ochakawischen Tartarn / daß sie ins Königs in Polen Landen / Stätten / Flecken / Dörffern / weder an Vieh noch an Leuthen / kein schaden hinfüro thun sollen / das soll der Türckisch Keyser hinfüro verhüten.
6. Bey dem Stättlein Otzakawa soll die Vberfahrt der Türckische Keyser den Tartarn zu wehren schuldig seyn: da aber die Tartarn dieser Friedenshandlung zuwider / in des Königs in Polen Landen schaden thun solten / vnnd doch ja keine Iustitia nicht solten administriert werden / so soll der Türckische Keyser den Schaden allen zuerstatten schuldig seyn / vnnd den Tartar Cham straffen: da aber in den angrentzenden wüsten Feldern / da beydes die Cosag-
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/774>, abgerufen am 28.07.2024. |