Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.berichtet / daß vnder den erschlagenen alle die bey einem gefunden worden / die zuvor den 16. Aprilis ein Eydt / nimmer wider die Pünd zu dienen / anff Castels geschworen / darauff aber so bald sich wider bestellen lassen. Die von Chur mahnen die Prettigäwer vergeblich von jhrem Vornehmen ab. Die Bürger von Chur vbergaben in dessen dem Spanischen Obristen Balderon jhr grobes Geschütz / vnd schickten etliche Deputierte an die Prettigawer / mit begehren / sie solten die 4. Dörffer vnd die Herrschafft Meyenfeld raumen / vnd den lieben Frieden viel mehr / dann solchen Empörungen nachhengen. Man hette mit den höchsten Potentaten zuthun / deren Macht gegen jhrer ringfügigen / dem grossen Oceano, gegen einem kleinen Bächlein zuvergleichen: Es weren noch andere Mittel / alß die / so sie vorgenommen / dem gemeinen Mann in Ruhe zuverhelffen / vorhanden / sie solten Jh. Hochfürstl. Durchl. angebohrne Güte vnd Miltigkeit erwarten. Aber sie konten mit dieser jrer Werbung / die Prettigäwer nicht darzu bewegen / daß sie von jhrem Vorhaben abstünden. Dann selbige gaben darüber zur Antwort: Es were jhnen die grawsame vnnd schröckliche / an jhnen verübte Tyranneyen / länger zu gedulden nicht müglich / wolten viel lieber darüber miteinander sterben: sie hoffeten aber der grosse Gott würde sie auß dem Rachen der grimmigen Löwen / reissen / vnd sie bey dem so sie jhnen vorgesetzt / gnädiglich erhalten. Es bedawrete sie aber / daß die Bürgerschafft von Chur / sich solcher massen wider sie / jhren Feinden zu gunst gebrauchen liesse. Den 26. April. haben die von Baltzers vnnd Mails / den gantzen Tag mit etlichen Wägen die erschlagenen auff den Kirchhoff geführt: Die gefangene Landtsknecht auff der Steig / haben vber die 60. in Rhein tragen müssen / viel hat man vnder den Sand / andere in die Strassen / Weyden vnd Wiesen / wo ein jeglicher funden worden / verscharret vnd begraben / ein guter theil ist den Hunden Denckwürdige Sach mit den erschlagenen Soldaten von Castells. zu theil worden. Darbey zwey Ding wol in acht zunehmen. Erstlichen / in deme von 85. dapffern Männern / der starcke Feind nicht allein angegriffen / geflüchtiget / vber 600. erschlagen / sondern auch das gantze Heerläger / allerdings zertrennt worden / vnnd daß an seyten Prettigäws ohne verlust eines eintzigen Soldaten. Demnach daß die meineydigen Soldaten / so zu Castels abgezogen / vnd an jetzo erschlagen worden / nach deme sie in die Erden vergraben / jhre Arm auß den Gräbern / vnnd jhre drey Finger zur Bezeugnuß jhres Meineyds vnd wolverdienten Straff / in die höhe gestreckt / vnd jedermänniglichen warnen wöllen / daß Gott den Meineyd hart zu straffen pflege. Dieses weiln es von vielen hundert jnnheimischen vnd frembden Leuthen gesehen worden / auch für ein sonderlich Miracul gehalten wird / hat man allhier nicht vergessen sollen: vnder dessen wird hierbey einem jeden sein Vrtheil hiervon frey gelassen. Eben denselbigen Tag haben auch die Balderonische in Chur jhr Heyl versucht / in deme auff die 200. das Schloß vnnd Pallast Haldenstein einnehmen wöllen. Es hat aber Hauptmann Steffan Tiß von Vndervatz / Hauptmann Conrad Schuß / vnd Stoffel Mündlin von Meyenfeld / welcher mit einer geringen anzahl Soldaten / für Vndervatz vber den Berg bey Oldiß / gegen Haldenstein gezogen / so bald den Feind vberhöcht / etliche erschlagen / viel in Rhein gesprengt / die vbrigen auß gnaden abziehen lassen / vnd sind darauff auff Reichenaw / denselbigen Paß zuverwahren / gezogen / denselben erovert vnd besetzt. Den 29. April. sind die Reutter / so in Meyenfeld gelegen / herauß gefallen / denen von Malans all jhr Vieh auff Baux abtreiben wöllen / sind aber so bald von den Prettigäwern geflüchtiget / 2. erschossen / vnnd einer von dem Hirten mit dem Prügel erschlagen worden. Den 30. April. sind die Kriegsleuth dem Mühlenbach zugerückt / vnd denselben abgegraben / also daß sie der Statt nicht mehr Mahlen können. Haben auch dazumahl ein Schantz zu eusserst im Herren Wald auffgeworffen / vnd mit 200. Soldaten besetzt. Wie solches der Feind in der Statt von den Thürnen ersehen / ist er hinauß gefallen / von Morgen an biß lang nach Mittag scharmutziert / vnd vermeint / er wölle die Prettigäwer von dem angefangenen Werck abhalten / aber es war alles vergeblich. Dann sie den Feind tapffer zurück geschlagen / in die 15. erschossen / 2. gefangen / vnd die Schantz allerdings verfertiget. Hierauff der Feind alles Volck lassen auffmahnen / vnd mit einem rothen Fahnen auß der Statt gezogen / vnd in die 150. Bäum vor der Statt abhawen / vnd in den Giessen / so vom Rhein herein fleust / aussert der Mühlen schleiffen lassen / der Meynung das Wasser auffzuschwellen / vnnd durch ein Graben / so sie auffgeworffen / das Wasser auff die Mühl zurichten. Aber alles vmbsonst vnnd vergebens. Dann die Pündtner dermassen auff sie geschossen / daß sie vom Graben ablassen / vnd sich in die Statt reteriren müssen. Darauff brauchte der Feind ein sonderlich Stratagema, in dem die Soldaten der Burger in Meyenfeld Weib - vnd Manßkleider angezogen / vnd mit Hawen vnd Schauffeln / auß der Statt gangen / vnd angefangen auff ein newes zu graben. Als solches die Pündtner ersehen / haben sie vermeint / die armen Bürger vnd Weiber / seyen von dem Feind zu graben gezwungen worden / haben deßwegen auß grossem Mitleyden / mit dem schiessen ingehalten / vnnd sie lassen fortgraben. Aber weil das Wasser so hoch nicht konte geschwelt werden / ist alle Arbeit vmbsonst gewesen. Wie nun der Feind sich in die eusserste Noth gerahten seyn / befunden / hat er ein Mühlstein in das Schloß führen / vnd zwey hohe Reder machen / vnnd dieselbige tretten lassen: weil man aber deß Tags nicht mehr alß 5. Viertel mahlen können / hat es wenig bey der grossen Menge deß Volcks verfangen mögen. Deßwegen die Landtsknecht gezwungen worden / mit Steinen den Rocken zerknitschen / oder in den Wagenredern zerstossen: andere haben jhne gesotten / vnd gessen. Vnd gab berichtet / daß vnder den erschlagenen alle die bey einem gefunden worden / die zuvor den 16. Aprilis ein Eydt / nimmer wider die Pünd zu dienen / anff Castels geschworen / darauff aber so bald sich wider bestellen lassen. Die von Chur mahnen die Prettigäwer vergeblich von jhrem Vornehmen ab. Die Bürger von Chur vbergaben in dessen dem Spanischen Obristen Balderon jhr grobes Geschütz / vnd schickten etliche Deputierte an die Prettigawer / mit begehren / sie solten die 4. Dörffer vnd die Herrschafft Meyenfeld raumen / vnd den lieben Frieden viel mehr / dann solchen Empörungen nachhengen. Man hette mit den höchsten Potentaten zuthun / deren Macht gegen jhrer ringfügigen / dem grossen Oceano, gegen einem kleinen Bächlein zuvergleichen: Es weren noch andere Mittel / alß die / so sie vorgenommen / dem gemeinen Mann in Ruhe zuverhelffen / vorhanden / sie solten Jh. Hochfürstl. Durchl. angebohrne Güte vnd Miltigkeit erwarten. Aber sie konten mit dieser jrer Werbung / die Prettigäwer nicht darzu bewegen / daß sie von jhrem Vorhaben abstünden. Dann selbige gaben darüber zur Antwort: Es were jhnen die grawsame vnnd schröckliche / an jhnen verübte Tyranneyen / länger zu gedulden nicht müglich / wolten viel lieber darüber miteinander sterben: sie hoffeten aber der grosse Gott würde sie auß dem Rachen der grimmigen Löwen / reissen / vnd sie bey dem so sie jhnen vorgesetzt / gnädiglich erhalten. Es bedawrete sie aber / daß die Bürgerschafft von Chur / sich solcher massen wider sie / jhren Feinden zu gunst gebrauchen liesse. Den 26. April. haben die von Baltzers vnnd Mails / den gantzen Tag mit etlichen Wägen die erschlagenen auff den Kirchhoff geführt: Die gefangene Landtsknecht auff der Steig / haben vber die 60. in Rhein tragen müssen / viel hat man vnder den Sand / andere in die Strassen / Weyden vnd Wiesen / wo ein jeglicher funden worden / verscharret vnd begraben / ein guter theil ist den Hunden Denckwürdige Sach mit den erschlagenen Soldaten von Castells. zu theil worden. Darbey zwey Ding wol in acht zunehmen. Erstlichen / in deme von 85. dapffern Männern / der starcke Feind nicht allein angegriffen / geflüchtiget / vber 600. erschlagen / sondern auch das gantze Heerläger / allerdings zertrennt worden / vnnd daß an seyten Prettigäws ohne verlust eines eintzigen Soldaten. Demnach daß die meineydigen Soldaten / so zu Castels abgezogen / vnd an jetzo erschlagen worden / nach deme sie in die Erden vergraben / jhre Arm auß den Gräbern / vnnd jhre drey Finger zur Bezeugnuß jhres Meineyds vnd wolverdienten Straff / in die höhe gestreckt / vnd jedermänniglichen warnen wöllen / daß Gott den Meineyd hart zu straffen pflege. Dieses weiln es von vielen hundert jnnheimischen vnd frembden Leuthen gesehen worden / auch für ein sonderlich Miracul gehalten wird / hat man allhier nicht vergessen sollen: vnder dessen wird hierbey einem jeden sein Vrtheil hiervon frey gelassen. Eben denselbigen Tag haben auch die Balderonische in Chur jhr Heyl versucht / in deme auff die 200. das Schloß vnnd Pallast Haldenstein einnehmen wöllen. Es hat aber Hauptmann Steffan Tiß von Vndervatz / Hauptmañ Conrad Schuß / vnd Stoffel Mündlin von Meyenfeld / welcher mit einer geringen anzahl Soldaten / für Vndervatz vber den Berg bey Oldiß / gegen Haldenstein gezogen / so bald den Feind vberhöcht / etliche erschlagen / viel in Rhein gesprengt / die vbrigen auß gnaden abziehen lassen / vnd sind darauff auff Reichenaw / denselbigen Paß zuverwahren / gezogen / denselben erovert vnd besetzt. Den 29. April. sind die Reutter / so in Meyenfeld gelegen / herauß gefallen / denen von Malans all jhr Vieh auff Baux abtreiben wöllen / sind aber so bald von den Prettigäwern geflüchtiget / 2. erschossen / vnnd einer von dem Hirten mit dem Prügel erschlagen worden. Den 30. April. sind die Kriegsleuth dem Mühlenbach zugerückt / vnd denselben abgegraben / also daß sie der Statt nicht mehr Mahlen können. Haben auch dazumahl ein Schantz zu eusserst im Herren Wald auffgeworffen / vnd mit 200. Soldaten besetzt. Wie solches der Feind in der Statt von den Thürnen ersehen / ist er hinauß gefallen / von Morgen an biß lang nach Mittag scharmutziert / vnd vermeint / er wölle die Prettigäwer von dem angefangenen Werck abhalten / aber es war alles vergeblich. Dann sie den Feind tapffer zurück geschlagen / in die 15. erschossen / 2. gefangen / vnd die Schantz allerdings verfertiget. Hierauff der Feind alles Volck lassen auffmahnen / vñ mit einem rothen Fahnen auß der Statt gezogen / vnd in die 150. Bäum vor der Statt abhawen / vnd in den Giessen / so vom Rhein herein fleust / aussert der Mühlen schleiffen lassen / der Meynung das Wasser auffzuschwellen / vnnd durch ein Graben / so sie auffgeworffen / das Wasser auff die Mühl zurichten. Aber alles vmbsonst vnnd vergebens. Dann die Pündtner dermassen auff sie geschossen / daß sie vom Graben ablassen / vnd sich in die Statt reteriren müssen. Darauff brauchte der Feind ein sonderlich Stratagema, in dem die Soldaten der Burger in Meyenfeld Weib - vnd Manßkleider angezogen / vnd mit Hawen vnd Schauffeln / auß der Statt gangen / vnd angefangen auff ein newes zu graben. Als solches die Pündtner ersehen / haben sie vermeint / die armen Bürger vnd Weiber / seyen von dem Feind zu graben gezwungen worden / haben deßwegen auß grossem Mitleyden / mit dem schiessen ingehalten / vnnd sie lassen fortgraben. Aber weil das Wasser so hoch nicht konte geschwelt werden / ist alle Arbeit vmbsonst gewesen. Wie nun der Feind sich in die eusserste Noth gerahten seyn / befunden / hat er ein Mühlstein in das Schloß führen / vñ zwey hohe Reder machen / vnnd dieselbige tretten lassen: weil man aber deß Tags nicht mehr alß 5. Viertel mahlen können / hat es wenig bey der grossen Menge deß Volcks verfangen mögen. Deßwegen die Landtsknecht gezwungen worden / mit Steinen den Rocken zerknitschen / oder in den Wagenredern zerstossen: andere haben jhne gesotten / vnd gessen. Vnd gab <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0900" n="793"/> berichtet / daß vnder den erschlagenen alle die bey einem gefunden worden / die zuvor den 16. Aprilis ein Eydt / nimmer wider die Pünd zu dienen / anff Castels geschworen / darauff aber so bald sich wider bestellen lassen.</p> <p><note place="left">Die von Chur mahnen die Prettigäwer vergeblich von jhrem Vornehmen ab.</note> Die Bürger von Chur vbergaben in dessen dem Spanischen Obristen Balderon jhr grobes Geschütz / vnd schickten etliche Deputierte an die Prettigawer / mit begehren / sie solten die 4. Dörffer vnd die Herrschafft Meyenfeld raumen / vnd den lieben Frieden viel mehr / dann solchen Empörungen nachhengen. Man hette mit den höchsten Potentaten zuthun / deren Macht gegen jhrer ringfügigen / dem grossen Oceano, gegen einem kleinen Bächlein zuvergleichen: Es weren noch andere Mittel / alß die / so sie vorgenommen / dem gemeinen Mann in Ruhe zuverhelffen / vorhanden / sie solten Jh. Hochfürstl. Durchl. angebohrne Güte vnd Miltigkeit erwarten. Aber sie konten mit dieser jrer Werbung / die Prettigäwer nicht darzu bewegen / daß sie von jhrem Vorhaben abstünden. Dann selbige gaben darüber zur Antwort: Es were jhnen die grawsame vnnd schröckliche / an jhnen verübte Tyranneyen / länger zu gedulden nicht müglich / wolten viel lieber darüber miteinander sterben: sie hoffeten aber der grosse Gott würde sie auß dem Rachen der grimmigen Löwen / reissen / vnd sie bey dem so sie jhnen vorgesetzt / gnädiglich erhalten. Es bedawrete sie aber / daß die Bürgerschafft von Chur / sich solcher massen wider sie / jhren Feinden zu gunst gebrauchen liesse.</p> <p>Den 26. April. haben die von Baltzers vnnd Mails / den gantzen Tag mit etlichen Wägen die erschlagenen auff den Kirchhoff geführt: Die gefangene Landtsknecht auff der Steig / haben vber die 60. in Rhein tragen müssen / viel hat man vnder den Sand / andere in die Strassen / Weyden vnd Wiesen / wo ein jeglicher funden worden / verscharret vnd begraben / ein guter theil ist den Hunden <note place="left">Denckwürdige Sach mit den erschlagenen Soldaten von Castells.</note> zu theil worden. Darbey zwey Ding wol in acht zunehmen. Erstlichen / in deme von 85. dapffern Männern / der starcke Feind nicht allein angegriffen / geflüchtiget / vber 600. erschlagen / sondern auch das gantze Heerläger / allerdings zertrennt worden / vnnd daß an seyten Prettigäws ohne verlust eines eintzigen Soldaten. Demnach daß die meineydigen Soldaten / so zu Castels abgezogen / vnd an jetzo erschlagen worden / nach deme sie in die Erden vergraben / jhre Arm auß den Gräbern / vnnd jhre drey Finger zur Bezeugnuß jhres Meineyds vnd wolverdienten Straff / in die höhe gestreckt / vnd jedermänniglichen warnen wöllen / daß Gott den Meineyd hart zu straffen pflege. Dieses weiln es von vielen hundert jnnheimischen vnd frembden Leuthen gesehen worden / auch für ein sonderlich Miracul gehalten wird / hat man allhier nicht vergessen sollen: vnder dessen wird hierbey einem jeden sein Vrtheil hiervon frey gelassen.</p> <p>Eben denselbigen Tag haben auch die Balderonische in Chur jhr Heyl versucht / in deme auff die 200. das Schloß vnnd Pallast Haldenstein einnehmen wöllen. Es hat aber Hauptmann Steffan Tiß von Vndervatz / Hauptmañ Conrad Schuß / vnd Stoffel Mündlin von Meyenfeld / welcher mit einer geringen anzahl Soldaten / für Vndervatz vber den Berg bey Oldiß / gegen Haldenstein gezogen / so bald den Feind vberhöcht / etliche erschlagen / viel in Rhein gesprengt / die vbrigen auß gnaden abziehen lassen / vnd sind darauff auff Reichenaw / denselbigen Paß zuverwahren / gezogen / denselben erovert vnd besetzt.</p> <p>Den 29. April. sind die Reutter / so in Meyenfeld gelegen / herauß gefallen / denen von Malans all jhr Vieh auff Baux abtreiben wöllen / sind aber so bald von den Prettigäwern geflüchtiget / 2. erschossen / vnnd einer von dem Hirten mit dem Prügel erschlagen worden.</p> <p>Den 30. April. sind die Kriegsleuth dem Mühlenbach zugerückt / vnd denselben abgegraben / also daß sie der Statt nicht mehr Mahlen können. Haben auch dazumahl ein Schantz zu eusserst im Herren Wald auffgeworffen / vnd mit 200. Soldaten besetzt. Wie solches der Feind in der Statt von den Thürnen ersehen / ist er hinauß gefallen / von Morgen an biß lang nach Mittag scharmutziert / vnd vermeint / er wölle die Prettigäwer von dem angefangenen Werck abhalten / aber es war alles vergeblich. Dann sie den Feind tapffer zurück geschlagen / in die 15. erschossen / 2. gefangen / vnd die Schantz allerdings verfertiget. Hierauff der Feind alles Volck lassen auffmahnen / vñ mit einem rothen Fahnen auß der Statt gezogen / vnd in die 150. Bäum vor der Statt abhawen / vnd in den Giessen / so vom Rhein herein fleust / aussert der Mühlen schleiffen lassen / der Meynung das Wasser auffzuschwellen / vnnd durch ein Graben / so sie auffgeworffen / das Wasser auff die Mühl zurichten. Aber alles vmbsonst vnnd vergebens. Dann die Pündtner dermassen auff sie geschossen / daß sie vom Graben ablassen / vnd sich in die Statt reteriren müssen. Darauff brauchte der Feind ein sonderlich Stratagema, in dem die Soldaten der Burger in Meyenfeld Weib - vnd Manßkleider angezogen / vnd mit Hawen vnd Schauffeln / auß der Statt gangen / vnd angefangen auff ein newes zu graben. Als solches die Pündtner ersehen / haben sie vermeint / die armen Bürger vnd Weiber / seyen von dem Feind zu graben gezwungen worden / haben deßwegen auß grossem Mitleyden / mit dem schiessen ingehalten / vnnd sie lassen fortgraben. Aber weil das Wasser so hoch nicht konte geschwelt werden / ist alle Arbeit vmbsonst gewesen.</p> <p>Wie nun der Feind sich in die eusserste Noth gerahten seyn / befunden / hat er ein Mühlstein in das Schloß führen / vñ zwey hohe Reder machen / vnnd dieselbige tretten lassen: weil man aber deß Tags nicht mehr alß 5. Viertel mahlen können / hat es wenig bey der grossen Menge deß Volcks verfangen mögen. Deßwegen die Landtsknecht gezwungen worden / mit Steinen den Rocken zerknitschen / oder in den Wagenredern zerstossen: andere haben jhne gesotten / vnd gessen. Vnd gab </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [793/0900]
berichtet / daß vnder den erschlagenen alle die bey einem gefunden worden / die zuvor den 16. Aprilis ein Eydt / nimmer wider die Pünd zu dienen / anff Castels geschworen / darauff aber so bald sich wider bestellen lassen.
Die Bürger von Chur vbergaben in dessen dem Spanischen Obristen Balderon jhr grobes Geschütz / vnd schickten etliche Deputierte an die Prettigawer / mit begehren / sie solten die 4. Dörffer vnd die Herrschafft Meyenfeld raumen / vnd den lieben Frieden viel mehr / dann solchen Empörungen nachhengen. Man hette mit den höchsten Potentaten zuthun / deren Macht gegen jhrer ringfügigen / dem grossen Oceano, gegen einem kleinen Bächlein zuvergleichen: Es weren noch andere Mittel / alß die / so sie vorgenommen / dem gemeinen Mann in Ruhe zuverhelffen / vorhanden / sie solten Jh. Hochfürstl. Durchl. angebohrne Güte vnd Miltigkeit erwarten. Aber sie konten mit dieser jrer Werbung / die Prettigäwer nicht darzu bewegen / daß sie von jhrem Vorhaben abstünden. Dann selbige gaben darüber zur Antwort: Es were jhnen die grawsame vnnd schröckliche / an jhnen verübte Tyranneyen / länger zu gedulden nicht müglich / wolten viel lieber darüber miteinander sterben: sie hoffeten aber der grosse Gott würde sie auß dem Rachen der grimmigen Löwen / reissen / vnd sie bey dem so sie jhnen vorgesetzt / gnädiglich erhalten. Es bedawrete sie aber / daß die Bürgerschafft von Chur / sich solcher massen wider sie / jhren Feinden zu gunst gebrauchen liesse.
Die von Chur mahnen die Prettigäwer vergeblich von jhrem Vornehmen ab. Den 26. April. haben die von Baltzers vnnd Mails / den gantzen Tag mit etlichen Wägen die erschlagenen auff den Kirchhoff geführt: Die gefangene Landtsknecht auff der Steig / haben vber die 60. in Rhein tragen müssen / viel hat man vnder den Sand / andere in die Strassen / Weyden vnd Wiesen / wo ein jeglicher funden worden / verscharret vnd begraben / ein guter theil ist den Hunden zu theil worden. Darbey zwey Ding wol in acht zunehmen. Erstlichen / in deme von 85. dapffern Männern / der starcke Feind nicht allein angegriffen / geflüchtiget / vber 600. erschlagen / sondern auch das gantze Heerläger / allerdings zertrennt worden / vnnd daß an seyten Prettigäws ohne verlust eines eintzigen Soldaten. Demnach daß die meineydigen Soldaten / so zu Castels abgezogen / vnd an jetzo erschlagen worden / nach deme sie in die Erden vergraben / jhre Arm auß den Gräbern / vnnd jhre drey Finger zur Bezeugnuß jhres Meineyds vnd wolverdienten Straff / in die höhe gestreckt / vnd jedermänniglichen warnen wöllen / daß Gott den Meineyd hart zu straffen pflege. Dieses weiln es von vielen hundert jnnheimischen vnd frembden Leuthen gesehen worden / auch für ein sonderlich Miracul gehalten wird / hat man allhier nicht vergessen sollen: vnder dessen wird hierbey einem jeden sein Vrtheil hiervon frey gelassen.
Denckwürdige Sach mit den erschlagenen Soldaten von Castells. Eben denselbigen Tag haben auch die Balderonische in Chur jhr Heyl versucht / in deme auff die 200. das Schloß vnnd Pallast Haldenstein einnehmen wöllen. Es hat aber Hauptmann Steffan Tiß von Vndervatz / Hauptmañ Conrad Schuß / vnd Stoffel Mündlin von Meyenfeld / welcher mit einer geringen anzahl Soldaten / für Vndervatz vber den Berg bey Oldiß / gegen Haldenstein gezogen / so bald den Feind vberhöcht / etliche erschlagen / viel in Rhein gesprengt / die vbrigen auß gnaden abziehen lassen / vnd sind darauff auff Reichenaw / denselbigen Paß zuverwahren / gezogen / denselben erovert vnd besetzt.
Den 29. April. sind die Reutter / so in Meyenfeld gelegen / herauß gefallen / denen von Malans all jhr Vieh auff Baux abtreiben wöllen / sind aber so bald von den Prettigäwern geflüchtiget / 2. erschossen / vnnd einer von dem Hirten mit dem Prügel erschlagen worden.
Den 30. April. sind die Kriegsleuth dem Mühlenbach zugerückt / vnd denselben abgegraben / also daß sie der Statt nicht mehr Mahlen können. Haben auch dazumahl ein Schantz zu eusserst im Herren Wald auffgeworffen / vnd mit 200. Soldaten besetzt. Wie solches der Feind in der Statt von den Thürnen ersehen / ist er hinauß gefallen / von Morgen an biß lang nach Mittag scharmutziert / vnd vermeint / er wölle die Prettigäwer von dem angefangenen Werck abhalten / aber es war alles vergeblich. Dann sie den Feind tapffer zurück geschlagen / in die 15. erschossen / 2. gefangen / vnd die Schantz allerdings verfertiget. Hierauff der Feind alles Volck lassen auffmahnen / vñ mit einem rothen Fahnen auß der Statt gezogen / vnd in die 150. Bäum vor der Statt abhawen / vnd in den Giessen / so vom Rhein herein fleust / aussert der Mühlen schleiffen lassen / der Meynung das Wasser auffzuschwellen / vnnd durch ein Graben / so sie auffgeworffen / das Wasser auff die Mühl zurichten. Aber alles vmbsonst vnnd vergebens. Dann die Pündtner dermassen auff sie geschossen / daß sie vom Graben ablassen / vnd sich in die Statt reteriren müssen. Darauff brauchte der Feind ein sonderlich Stratagema, in dem die Soldaten der Burger in Meyenfeld Weib - vnd Manßkleider angezogen / vnd mit Hawen vnd Schauffeln / auß der Statt gangen / vnd angefangen auff ein newes zu graben. Als solches die Pündtner ersehen / haben sie vermeint / die armen Bürger vnd Weiber / seyen von dem Feind zu graben gezwungen worden / haben deßwegen auß grossem Mitleyden / mit dem schiessen ingehalten / vnnd sie lassen fortgraben. Aber weil das Wasser so hoch nicht konte geschwelt werden / ist alle Arbeit vmbsonst gewesen.
Wie nun der Feind sich in die eusserste Noth gerahten seyn / befunden / hat er ein Mühlstein in das Schloß führen / vñ zwey hohe Reder machen / vnnd dieselbige tretten lassen: weil man aber deß Tags nicht mehr alß 5. Viertel mahlen können / hat es wenig bey der grossen Menge deß Volcks verfangen mögen. Deßwegen die Landtsknecht gezwungen worden / mit Steinen den Rocken zerknitschen / oder in den Wagenredern zerstossen: andere haben jhne gesotten / vnd gessen. Vnd gab
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