Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

Wiewol Jh. May. nun die Vrsachen solches nicht bewust / so möchte sie doch neben andern vrsachen dahin gehen / daß man die Abdanckung deß Kriegsvolcks ergehen lasse / in ansehung gemelte Feind sich von jhnen begeben.

Demnach nunmehr offenbar were / daß der Bethlehemb Gabor / seine Vergleichungen vnd Zusagen hindan gesetzet / mit seinem Anhang bey der Ottomannischen Pforten / vmb hülff sollicitirt / also mit deß Türcken Succurs mit einer Kriegsmacht in das Königreich Vngarn sich begeben / vieler Oerter darinn sich bemäch tiget / vnnd folgends in Mähren eyngefallen / auch nunmehr Böhmen mit Macht anzugreiffen / gesinnetwere / vnd Jh. Keys. May. je lenger je näher käme / dardurch das Röm. Reich / vnd sonderlich die negst Benachbarte Crayß grosse Verfolgung leiden müsten.

Diesem nach so ersuchten Jh. Mayest. sie hiermit / weiln im Römischen Reich kein beständiger Fried zu hoffen / es würde dann dieses Feinds Vbermuth gedämpffet / dieses Werck aber keinen Verzug leiden wolte / alß wolten sie solches zu Gemüth ziehen / vnnd zu zeitlicher Abwendung desselben / auch sich sonsten wol warnenen / vnnd mit Abdanckung gemelten Volcks nicht allein fortfahren / vnd Jh. Mayest. dasselbe vberlassen / sondern auch mit einer Contribution in Krafft deß Reichs verfassung / Jhro guthertzig beyspringen.

Der Ober-Sächsischen Ständ Antwort hierauff. Hierauff haben die Stände deß Ober-Sächsischen Crayses / dieses Inhalts gantwortet:

Es fiele jhnen fast vnmüglich mit dieser begehrten Volckhülff Jhr. Keys May. zu will fahren / dieweil sie biß anhero mit Durchzügen vnd Einlägerungen erschöpffet / auch wegen deren biß anhero auff gewandten Vnkosten: zumal weil sich die Stände deß Reichs in das Kriegswesen nicht einzumischen hetten / auch vnbewust / was bey den andern Craysen gesucht worden: vber diß man nicht wisse / wie es mit der starcken Einquartierung in Hessen bewand / vnnd was man sich diß fals zuversehen. Derowegen wolte Jh. May. sie entschuldiget halten / mit allervnderthänigster Bitt / sie wolle das Tyllische Kriegsvolck auß Hessen abführen / vnnd zu stillung deß Vngarischen Kriegswesens gebrauchen / weil nunmehr nach erfolgter Niderlag deß Braunschweigers / vnnd deß Manßfelders Abzug auß Ost-Frießland / man im Reich nichts gefährlichs mehr zubesorgen / etc.

Demnach wir deß Bethlehemb Gabors Einfall bißhero / zu vndderschiedlichen mahlen gedacht / Bethlehem Gabor nimpt jhm vor Keyser Ferdinandum zu bekriegen vnd suchet zu solchem ende hülff bey dem Türcken. wollen wir nun denselden / vnd was damit vorgelauffen / nacheinander erzehlen.

Es hatte Bethlehemb Gabor / alß er jhm vorgenommen / Jh. May. Keyser Ferdinandum zubekriegen / einen Abgesandten nach der Türckischen Porten geschickt / vnd durch desselben Anbringen vnd 50000. Thaler / so er dem Primo Vezier verehren lassen / so viel erhalten / daß jhm alle mügliche Hülff / vnd sonderlich ein mächtige anzahl Tartarn / zuzu chicken verwilligt worden / mit dem Beding / daß hingegen Bethlehemb dem Türckischen Keyser Jährlich 40000. Thaler Tribut vnd 5. Vngarische Stätt einraumen solte.

Was eygentlich Bethlehemb Gabor durch seinen Gesandten / den Türcken zur begehrten hülff zubewegen / vorgebracht / hat nachmals ein Keyserlicher Legat / der nach Constantinopel geschickt worden / vnd daselbs solches vernommen / berichtet / nemblich: es würde Keyser Ferdinand / nach dämpffung deß Pfaltzgraffen vnnd seines Anhangs / welche er allbereit auß jhren Lauden vertrieben / das Haupt anderswoh hinauß wenden / vnd hette er jhm vorgenommen / nicht allein gantz Vngarn beneben dem Fürstenthumb Siebenbürgen / sondern auch die Moldaw vnd Walachey vnder seinen Gewalt zubringen: ja vber diß da er nicht zurück gehalten würde / würde Constantinopel selbsten / deß Türckischen Reichs Hauptstatt vor jhme nicht sicher seyn. Hierdurch hette er den Sultan Mustafa / der sonsten zum Frieden geneigter war / alß zum Krieg / bewogen / daß er jhm mit grosser Macht beygesprungen: Nachdem aber hernach er anderst informirt worden / hette er sich erklärt / daß er den mit dem Römischen Keyser getroffenen Frieden / fest halten wolte.

Keys. Ferdinand begibt sich mit seiner Hoffstatt von Prag auff Wien. Auff vorig Anbringen deß Bethlehembs vnd verwilligung deß Türckischen Keysers / sind Jh. Mayest. auß Vngarn / Oesterreich vnnd Steurmarck / Schreiben zukommen / daß nicht allein die Türcken hin vnd wider starck streifften vnnd plünderten / sondern auch der Budian ein starcke Armee mit einmischung Türcken vnnd Tartarn / versamble / dahero der Steyrmarck vnd andern angrentzenden Ländern / nicht geringe gefahr zu besorgen were. Hierauff hat Jh. Mayeft. sich länger zu Prag / daselbs sie damahls Hoff gehalten / zuverharren nicht getrawet / sondern sich von dannen mit der Hoffstatt nach Wien begeben.

Bethlehem Gabor zieher zu Feld. Demnach nun in dessen Bethlehemb Gabor die Türckische Hülff von viel 1000. Mann zu sich bekommen / vnd also neben denselben mit dem geworbenen vnd auffgebottenen Vngarischen / Siebenbürgischen / Walachischen vnd Tartarischen Volck / eine Kriegsmacht von 60000. zusammen gebracht / ist er darauff im Herbstmonat / mit vorwenden / daß / was auff dem Vngarischen Landtag zu Oedenburg jhm vor diesem versprochen / nicht were gehalten / sondern jhm spöttlich nachgeredet worden / mit selbiger Armada neben 12. Stücken groß Geschütz / auffgebrochen vnnd zu Feld gezogen / eine Brücken vber den Flüß Theissa geschlagen vnd etliche Ort in Vngarn eingenommen / darunder sonderlich S. Andreas vnd Leventz gewesen / welche Festungen ohne noth von den darinn liegenden Obristen / die auff seine seithen geneigt gewesen / vbergeben worden: Deß Tieffenbachischen Regiments / welches vier Tag lang in einem Vngarischen Dorff ohne Profiand verschantzt gelegen / hat er sich / wie auch der Statt Thyrnaw / bemächtiget / vnd den Obristen

Wiewol Jh. May. nun die Vrsachen solches nicht bewust / so möchte sie doch neben andern vrsachen dahin gehen / daß man die Abdanckung deß Kriegsvolcks ergehen lasse / in ansehung gemelte Feind sich von jhnen begeben.

Demnach nunmehr offenbar were / daß der Bethlehemb Gabor / seine Vergleichungen vnd Zusagen hindan gesetzet / mit seinem Anhang bey der Ottomannischen Pforten / vmb hülff sollicitirt / also mit deß Türcken Succurs mit einer Kriegsmacht in das Königreich Vngarn sich begeben / vieler Oerter darinn sich bemäch tiget / vnnd folgends in Mähren eyngefallen / auch nunmehr Böhmen mit Macht anzugreiffen / gesinnetwere / vnd Jh. Keys. May. je lenger je näher käme / dardurch das Röm. Reich / vnd sonderlich die negst Benachbarte Crayß grosse Verfolgung leiden müsten.

Diesem nach so ersuchten Jh. Mayest. sie hiermit / weiln im Römischen Reich kein beständiger Fried zu hoffen / es würde dann dieses Feinds Vbermuth gedämpffet / dieses Werck aber keinen Verzug leiden wolte / alß wolten sie solches zu Gemüth ziehen / vnnd zu zeitlicher Abwendung desselben / auch sich sonsten wol warnenen / vnnd mit Abdanckung gemelten Volcks nicht allein fortfahren / vnd Jh. Mayest. dasselbe vberlassen / sondern auch mit einer Contribution in Krafft deß Reichs verfassung / Jhro guthertzig beyspringen.

Der Ober-Sächsischẽ Ständ Antwort hierauff. Hierauff haben die Stände deß Ober-Sächsischen Crayses / dieses Inhalts gantwortet:

Es fiele jhnen fast vnmüglich mit dieser begehrten Volckhülff Jhr. Keys May. zu will fahren / dieweil sie biß anhero mit Durchzügen vnd Einlägerungen erschöpffet / auch wegen deren biß anhero auff gewandten Vnkosten: zumal weil sich die Stände deß Reichs in das Kriegswesen nicht einzumischen hetten / auch vnbewust / was bey den andern Craysen gesucht worden: vber diß man nicht wisse / wie es mit der starcken Einquartierung in Hessen bewand / vnnd was man sich diß fals zuversehen. Derowegen wolte Jh. May. sie entschuldiget halten / mit allervnderthänigster Bitt / sie wolle das Tyllische Kriegsvolck auß Hessen abführen / vnnd zu stillung deß Vngarischen Kriegswesens gebrauchen / weil nunmehr nach erfolgter Niderlag deß Braunschweigers / vnnd deß Manßfelders Abzug auß Ost-Frießland / man im Reich nichts gefährlichs mehr zubesorgen / etc.

Demnach wir deß Bethlehemb Gabors Einfall bißhero / zu vndderschiedlichen mahlen gedacht / Bethlehem Gabor nimpt jhm vor Keyser Ferdinandum zu bekriegen vnd suchet zu solchem ende hülff bey dem Türcken. wollen wir nun denselden / vnd was damit vorgelauffen / nacheinander erzehlen.

Es hatte Bethlehemb Gabor / alß er jhm vorgenommen / Jh. May. Keyser Ferdinandum zubekriegen / einen Abgesandten nach der Türckischen Porten geschickt / vnd durch desselben Anbringen vnd 50000. Thaler / so er dem Primo Vezier verehren lassen / so viel erhalten / daß jhm alle mügliche Hülff / vnd sonderlich ein mächtige anzahl Tartarn / zuzu chicken verwilligt worden / mit dem Beding / daß hingegen Bethlehemb dem Türckischen Keyser Jährlich 40000. Thaler Tribut vnd 5. Vngarische Stätt einraumen solte.

Was eygentlich Bethlehemb Gabor durch seinen Gesandten / den Türcken zur begehrten hülff zubewegen / vorgebracht / hat nachmals ein Keyserlicher Legat / der nach Constantinopel geschickt worden / vnd daselbs solches vernommen / berichtet / nemblich: es würde Keyser Ferdinand / nach dämpffung deß Pfaltzgraffen vnnd seines Anhangs / welche er allbereit auß jhren Lauden vertrieben / das Haupt anderswoh hinauß wenden / vnd hette er jhm vorgenommen / nicht allein gantz Vngarn beneben dem Fürstenthumb Siebenbürgen / sondern auch die Moldaw vnd Walachey vnder seinen Gewalt zubringen: ja vber diß da er nicht zurück gehalten würde / würde Constantinopel selbsten / deß Türckischen Reichs Hauptstatt vor jhme nicht sicher seyn. Hierdurch hette er den Sultan Mustafa / der sonsten zum Frieden geneigter war / alß zum Krieg / bewogen / daß er jhm mit grosser Macht beygesprungen: Nachdem aber hernach er anderst informirt worden / hette er sich erklärt / daß er den mit dem Römischen Keyser getroffenen Frieden / fest halten wolte.

Keys. Ferdinand begibt sich mit seiner Hoffstatt von Prag auff Wien. Auff vorig Anbringen deß Bethlehembs vnd verwilligung deß Türckischen Keysers / sind Jh. Mayest. auß Vngarn / Oesterreich vnnd Steurmarck / Schreiben zukommen / daß nicht allein die Türcken hin vnd wider starck streifften vnnd plünderten / sondern auch der Budian ein starcke Armee mit einmischung Türcken vnnd Tartarn / versamble / dahero der Steyrmarck vnd andern angrentzenden Ländern / nicht geringe gefahr zu besorgen were. Hierauff hat Jh. Mayeft. sich länger zu Prag / daselbs sie damahls Hoff gehalten / zuverharren nicht getrawet / sondern sich von dannen mit der Hoffstatt nach Wien begeben.

Bethlehem Gabor zieher zu Feld. Demnach nun in dessen Bethlehemb Gabor die Türckische Hülff von viel 1000. Mann zu sich bekommen / vnd also neben denselben mit dem geworbenen vnd auffgebottenen Vngarischen / Siebenbürgischen / Walachischen vnd Tartarischen Volck / eine Kriegsmacht von 60000. zusammen gebracht / ist er darauff im Herbstmonat / mit vorwenden / daß / was auff dem Vngarischen Landtag zu Oedenburg jhm vor diesem versprochen / nicht were gehalten / sondern jhm spöttlich nachgeredet worden / mit selbiger Armada neben 12. Stücken groß Geschütz / auffgebrochen vnnd zu Feld gezogen / eine Brücken vber den Flüß Theissa geschlagen vnd etliche Ort in Vngarn eingenommen / darunder sonderlich S. Andreas vnd Leventz gewesen / welche Festungen ohne noth von den darinn liegenden Obristen / die auff seine seithen geneigt gewesen / vbergeben worden: Deß Tieffenbachischen Regiments / welches vier Tag lang in einem Vngarischen Dorff ohne Profiand verschantzt gelegen / hat er sich / wie auch der Statt Thyrnaw / bemächtiget / vnd den Obristen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0972" n="857"/>
          <p>Wiewol Jh. May. nun die Vrsachen solches nicht bewust / so möchte sie doch neben                      andern vrsachen dahin gehen / daß man die Abdanckung deß Kriegsvolcks ergehen                      lasse / in ansehung gemelte Feind sich von jhnen begeben.</p>
          <p>Demnach nunmehr offenbar were / daß der Bethlehemb Gabor / seine Vergleichungen                      vnd Zusagen hindan gesetzet / mit seinem Anhang bey der Ottomannischen Pforten /                      vmb hülff sollicitirt / also mit deß Türcken Succurs mit einer Kriegsmacht in                      das Königreich Vngarn sich begeben / vieler Oerter darinn sich bemäch tiget /                      vnnd folgends in Mähren eyngefallen / auch nunmehr Böhmen mit Macht anzugreiffen                      / gesinnetwere / vnd Jh. Keys. May. je lenger je näher käme / dardurch das Röm.                      Reich / vnd sonderlich die negst Benachbarte Crayß grosse Verfolgung leiden                      müsten.</p>
          <p>Diesem nach so ersuchten Jh. Mayest. sie hiermit / weiln im Römischen Reich kein                      beständiger Fried zu hoffen / es würde dann dieses Feinds Vbermuth gedämpffet /                      dieses Werck aber keinen Verzug leiden wolte / alß wolten sie solches zu Gemüth                      ziehen / vnnd zu zeitlicher Abwendung desselben / auch sich sonsten wol warnenen                      / vnnd mit Abdanckung gemelten Volcks nicht allein fortfahren / vnd Jh. Mayest.                      dasselbe vberlassen / sondern auch mit einer Contribution in Krafft deß Reichs                      verfassung / Jhro guthertzig beyspringen.</p>
          <p><note place="left">Der Ober-Sächsische&#x0303; Ständ Antwort                          hierauff.</note> Hierauff haben die Stände deß Ober-Sächsischen Crayses /                      dieses Inhalts gantwortet:</p>
          <p>Es fiele jhnen fast vnmüglich mit dieser begehrten Volckhülff Jhr. Keys May. zu                      will fahren / dieweil sie biß anhero mit Durchzügen vnd Einlägerungen                      erschöpffet / auch wegen deren biß anhero auff gewandten Vnkosten: zumal weil                      sich die Stände deß Reichs in das Kriegswesen nicht einzumischen hetten / auch                      vnbewust / was bey den andern Craysen gesucht worden: vber diß man nicht wisse /                      wie es mit der starcken Einquartierung in Hessen bewand / vnnd was man sich diß                      fals zuversehen. Derowegen wolte Jh. May. sie entschuldiget halten / mit                      allervnderthänigster Bitt / sie wolle das Tyllische Kriegsvolck auß Hessen                      abführen / vnnd zu stillung deß Vngarischen Kriegswesens gebrauchen / weil                      nunmehr nach erfolgter Niderlag deß Braunschweigers / vnnd deß Manßfelders Abzug                      auß Ost-Frießland / man im Reich nichts gefährlichs mehr zubesorgen / etc.</p>
          <p>Demnach wir deß Bethlehemb Gabors Einfall bißhero / zu vndderschiedlichen mahlen                      gedacht / <note place="left">Bethlehem Gabor nimpt jhm vor Keyser                          Ferdinandum zu bekriegen vnd suchet zu solchem ende hülff bey dem                      Türcken.</note> wollen wir nun denselden / vnd was damit vorgelauffen /                      nacheinander erzehlen.</p>
          <p>Es hatte Bethlehemb Gabor / alß er jhm vorgenommen / Jh. May. Keyser Ferdinandum zubekriegen / einen Abgesandten nach der Türckischen Porten geschickt / vnd durch desselben Anbringen vnd 50000. Thaler / so er dem Primo Vezier verehren lassen / so viel erhalten / daß jhm alle mügliche Hülff / vnd sonderlich ein mächtige anzahl Tartarn / zuzu chicken verwilligt worden / mit dem Beding / daß hingegen Bethlehemb dem Türckischen Keyser Jährlich 40000. Thaler Tribut vnd 5. Vngarische Stätt einraumen solte.</p>
          <p>Was eygentlich Bethlehemb Gabor durch seinen Gesandten / den Türcken zur                      begehrten hülff zubewegen / vorgebracht / hat nachmals ein Keyserlicher Legat /                      der nach Constantinopel geschickt worden / vnd daselbs solches vernommen /                      berichtet / nemblich: es würde Keyser Ferdinand / nach dämpffung deß                      Pfaltzgraffen vnnd seines Anhangs / welche er allbereit auß jhren Lauden                      vertrieben / das Haupt anderswoh hinauß wenden / vnd hette er jhm vorgenommen /                      nicht allein gantz Vngarn beneben dem Fürstenthumb Siebenbürgen / sondern auch                      die Moldaw vnd Walachey vnder seinen Gewalt zubringen: ja vber diß da er nicht                      zurück gehalten würde / würde Constantinopel selbsten / deß Türckischen Reichs                      Hauptstatt vor jhme nicht sicher seyn. Hierdurch hette er den Sultan Mustafa /                      der sonsten zum Frieden geneigter war / alß zum Krieg / bewogen / daß er jhm mit                      grosser Macht beygesprungen: Nachdem aber hernach er anderst informirt worden /                      hette er sich erklärt / daß er den mit dem Römischen Keyser getroffenen Frieden                      / fest halten wolte.</p>
          <p><note place="right">Keys. Ferdinand begibt sich mit seiner Hoffstatt von                          Prag auff Wien.</note> Auff vorig Anbringen deß Bethlehembs vnd verwilligung                      deß Türckischen Keysers / sind Jh. Mayest. auß Vngarn / Oesterreich vnnd                      Steurmarck / Schreiben zukommen / daß nicht allein die Türcken hin vnd wider                      starck streifften vnnd plünderten / sondern auch der Budian ein starcke Armee                      mit einmischung Türcken vnnd Tartarn / versamble / dahero der Steyrmarck vnd                      andern angrentzenden Ländern / nicht geringe gefahr zu besorgen were. Hierauff                      hat Jh. Mayeft. sich länger zu Prag / daselbs sie damahls Hoff gehalten /                      zuverharren nicht getrawet / sondern sich von dannen mit der Hoffstatt nach Wien                      begeben.</p>
          <p><note place="right">Bethlehem Gabor zieher zu Feld.</note> Demnach nun in                      dessen Bethlehemb Gabor die Türckische Hülff von viel 1000. Mann zu sich                      bekommen / vnd also neben denselben mit dem geworbenen vnd auffgebottenen                      Vngarischen / Siebenbürgischen / Walachischen vnd Tartarischen Volck / eine                      Kriegsmacht von 60000. zusammen gebracht / ist er darauff im Herbstmonat / mit                      vorwenden / daß / was auff dem Vngarischen Landtag zu Oedenburg jhm vor diesem                      versprochen / nicht were gehalten / sondern jhm spöttlich nachgeredet worden /                      mit selbiger Armada neben 12. Stücken groß Geschütz / auffgebrochen vnnd zu Feld                      gezogen / eine Brücken vber den Flüß Theissa geschlagen vnd etliche Ort in                      Vngarn eingenommen / darunder sonderlich S. Andreas vnd Leventz gewesen / welche                      Festungen ohne noth von den darinn liegenden Obristen / die auff seine seithen                      geneigt gewesen / vbergeben worden: Deß Tieffenbachischen Regiments / welches                      vier Tag lang in einem Vngarischen Dorff ohne Profiand verschantzt gelegen / hat                      er sich / wie auch der Statt Thyrnaw / bemächtiget / vnd den Obristen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[857/0972] Wiewol Jh. May. nun die Vrsachen solches nicht bewust / so möchte sie doch neben andern vrsachen dahin gehen / daß man die Abdanckung deß Kriegsvolcks ergehen lasse / in ansehung gemelte Feind sich von jhnen begeben. Demnach nunmehr offenbar were / daß der Bethlehemb Gabor / seine Vergleichungen vnd Zusagen hindan gesetzet / mit seinem Anhang bey der Ottomannischen Pforten / vmb hülff sollicitirt / also mit deß Türcken Succurs mit einer Kriegsmacht in das Königreich Vngarn sich begeben / vieler Oerter darinn sich bemäch tiget / vnnd folgends in Mähren eyngefallen / auch nunmehr Böhmen mit Macht anzugreiffen / gesinnetwere / vnd Jh. Keys. May. je lenger je näher käme / dardurch das Röm. Reich / vnd sonderlich die negst Benachbarte Crayß grosse Verfolgung leiden müsten. Diesem nach so ersuchten Jh. Mayest. sie hiermit / weiln im Römischen Reich kein beständiger Fried zu hoffen / es würde dann dieses Feinds Vbermuth gedämpffet / dieses Werck aber keinen Verzug leiden wolte / alß wolten sie solches zu Gemüth ziehen / vnnd zu zeitlicher Abwendung desselben / auch sich sonsten wol warnenen / vnnd mit Abdanckung gemelten Volcks nicht allein fortfahren / vnd Jh. Mayest. dasselbe vberlassen / sondern auch mit einer Contribution in Krafft deß Reichs verfassung / Jhro guthertzig beyspringen. Hierauff haben die Stände deß Ober-Sächsischen Crayses / dieses Inhalts gantwortet: Der Ober-Sächsischẽ Ständ Antwort hierauff. Es fiele jhnen fast vnmüglich mit dieser begehrten Volckhülff Jhr. Keys May. zu will fahren / dieweil sie biß anhero mit Durchzügen vnd Einlägerungen erschöpffet / auch wegen deren biß anhero auff gewandten Vnkosten: zumal weil sich die Stände deß Reichs in das Kriegswesen nicht einzumischen hetten / auch vnbewust / was bey den andern Craysen gesucht worden: vber diß man nicht wisse / wie es mit der starcken Einquartierung in Hessen bewand / vnnd was man sich diß fals zuversehen. Derowegen wolte Jh. May. sie entschuldiget halten / mit allervnderthänigster Bitt / sie wolle das Tyllische Kriegsvolck auß Hessen abführen / vnnd zu stillung deß Vngarischen Kriegswesens gebrauchen / weil nunmehr nach erfolgter Niderlag deß Braunschweigers / vnnd deß Manßfelders Abzug auß Ost-Frießland / man im Reich nichts gefährlichs mehr zubesorgen / etc. Demnach wir deß Bethlehemb Gabors Einfall bißhero / zu vndderschiedlichen mahlen gedacht / wollen wir nun denselden / vnd was damit vorgelauffen / nacheinander erzehlen. Bethlehem Gabor nimpt jhm vor Keyser Ferdinandum zu bekriegen vnd suchet zu solchem ende hülff bey dem Türcken. Es hatte Bethlehemb Gabor / alß er jhm vorgenommen / Jh. May. Keyser Ferdinandum zubekriegen / einen Abgesandten nach der Türckischen Porten geschickt / vnd durch desselben Anbringen vnd 50000. Thaler / so er dem Primo Vezier verehren lassen / so viel erhalten / daß jhm alle mügliche Hülff / vnd sonderlich ein mächtige anzahl Tartarn / zuzu chicken verwilligt worden / mit dem Beding / daß hingegen Bethlehemb dem Türckischen Keyser Jährlich 40000. Thaler Tribut vnd 5. Vngarische Stätt einraumen solte. Was eygentlich Bethlehemb Gabor durch seinen Gesandten / den Türcken zur begehrten hülff zubewegen / vorgebracht / hat nachmals ein Keyserlicher Legat / der nach Constantinopel geschickt worden / vnd daselbs solches vernommen / berichtet / nemblich: es würde Keyser Ferdinand / nach dämpffung deß Pfaltzgraffen vnnd seines Anhangs / welche er allbereit auß jhren Lauden vertrieben / das Haupt anderswoh hinauß wenden / vnd hette er jhm vorgenommen / nicht allein gantz Vngarn beneben dem Fürstenthumb Siebenbürgen / sondern auch die Moldaw vnd Walachey vnder seinen Gewalt zubringen: ja vber diß da er nicht zurück gehalten würde / würde Constantinopel selbsten / deß Türckischen Reichs Hauptstatt vor jhme nicht sicher seyn. Hierdurch hette er den Sultan Mustafa / der sonsten zum Frieden geneigter war / alß zum Krieg / bewogen / daß er jhm mit grosser Macht beygesprungen: Nachdem aber hernach er anderst informirt worden / hette er sich erklärt / daß er den mit dem Römischen Keyser getroffenen Frieden / fest halten wolte. Auff vorig Anbringen deß Bethlehembs vnd verwilligung deß Türckischen Keysers / sind Jh. Mayest. auß Vngarn / Oesterreich vnnd Steurmarck / Schreiben zukommen / daß nicht allein die Türcken hin vnd wider starck streifften vnnd plünderten / sondern auch der Budian ein starcke Armee mit einmischung Türcken vnnd Tartarn / versamble / dahero der Steyrmarck vnd andern angrentzenden Ländern / nicht geringe gefahr zu besorgen were. Hierauff hat Jh. Mayeft. sich länger zu Prag / daselbs sie damahls Hoff gehalten / zuverharren nicht getrawet / sondern sich von dannen mit der Hoffstatt nach Wien begeben. Keys. Ferdinand begibt sich mit seiner Hoffstatt von Prag auff Wien. Demnach nun in dessen Bethlehemb Gabor die Türckische Hülff von viel 1000. Mann zu sich bekommen / vnd also neben denselben mit dem geworbenen vnd auffgebottenen Vngarischen / Siebenbürgischen / Walachischen vnd Tartarischen Volck / eine Kriegsmacht von 60000. zusammen gebracht / ist er darauff im Herbstmonat / mit vorwenden / daß / was auff dem Vngarischen Landtag zu Oedenburg jhm vor diesem versprochen / nicht were gehalten / sondern jhm spöttlich nachgeredet worden / mit selbiger Armada neben 12. Stücken groß Geschütz / auffgebrochen vnnd zu Feld gezogen / eine Brücken vber den Flüß Theissa geschlagen vnd etliche Ort in Vngarn eingenommen / darunder sonderlich S. Andreas vnd Leventz gewesen / welche Festungen ohne noth von den darinn liegenden Obristen / die auff seine seithen geneigt gewesen / vbergeben worden: Deß Tieffenbachischen Regiments / welches vier Tag lang in einem Vngarischen Dorff ohne Profiand verschantzt gelegen / hat er sich / wie auch der Statt Thyrnaw / bemächtiget / vnd den Obristen Bethlehem Gabor zieher zu Feld.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/972
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/972>, abgerufen am 23.11.2024.