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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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treuer Schäffer.
Glücklich wäre sie zu nennen/ wenn sie stetes Wohlseyn
gönnte/
Oder man entwichner Gütter auch zugleich vergessen könte.
Doch woferne sich mein Hoffen nicht wie sonsten gläsern
weist/
Oder mein entbrennt Verlangen mich mit leerem Rauche
speist/
Wo der Nachricht gutter Freunde völlig Gnügen wird ge-
schehn/
Soll ich hier die schöne Sonne meiner trüben Augen sehn.
Ihre zarte Füsse werden hier auff diesen Blumen gehn/
Und durch mein geängstigt Seuffzen angehalten stille stehn.
Hier wird mein begierig Auge nach so langem Hunger leiden
An dem himlischen Gesichte die verschmachte Seele weiden.
Hier/ allhier wird Amarillis gegen mir die Augen wenden/
Harte Blicke/ wo nicht süsse/ wilde/ wo nicht milde/ senden/
Und dadurch nach meinem Wünschen/ mein verhaßtes Leben
enden.
O glücklicher und lang' umsonst gewünschter Tag/
Wofern ich nach so vielen trüben Stunden/
Darinnen sich mein thränend Auge funden/
Zwey Sonnen/ mir geneigt erscheinend sehen mag!
Hier aber soll ich ja/ wie mir gedeutet an/
Des Blinden Spielende die Amarillis finden:
Wie wiederfährt mir denn/ daß ich noch keinen Blinden
Als meinen blinden Wunsch und Hoffnung finden kan
Von fremder Hand bißher umsonst geleitet.
Hat wohl mein grausames Geschicke
Vielleicht ein neues Ungelücke
Zu hemmen meine Lust bereitet?
Das lange Warten macht mein Hertze zittern/
Die Seele beben und den Leib erschüttern.
Verliebtem Hertzen/ dem sein Hoffen bleibt zu rücke/
Wird ein verdrüßlich Jahr aus iedem Augenblicke.
Wer weiß/ ob ich nicht auch zu langsam kommen bin/
Und sich Corisca hier vergebens hat verweilt.
Ich habe doch/ so viel mir möglich/ hergeeilt.
Doch/ wäre dieses wahr/ so ist mein Leben hin.
Drit-
E 2
treuer Schaͤffer.
Gluͤcklich waͤre ſie zu nennen/ wenn ſie ſtetes Wohlſeyn
goͤnnte/
Oder man entwichner Guͤtter auch zugleich vergeſſen koͤnte.
Doch woferne ſich mein Hoffen nicht wie ſonſten glaͤſern
weiſt/
Oder mein entbrennt Verlangen mich mit leerem Rauche
ſpeiſt/
Wo der Nachricht gutter Freunde voͤllig Gnuͤgen wird ge-
ſchehn/
Soll ich hier die ſchoͤne Sonne meiner truͤben Augen ſehn.
Ihre zarte Fuͤſſe werden hier auff dieſen Blumen gehn/
Und durch mein geaͤngſtigt Seuffzen angehalten ſtille ſtehn.
Hier wird mein begierig Auge nach ſo langem Hunger leiden
An dem himliſchen Geſichte die verſchmachte Seele weiden.
Hier/ allhier wird Amarillis gegen mir die Augen wenden/
Harte Blicke/ wo nicht ſuͤſſe/ wilde/ wo nicht milde/ ſenden/
Und dadurch nach meinem Wuͤnſchen/ mein verhaßtes Leben
enden.
O gluͤcklicher und lang’ umſonſt gewuͤnſchter Tag/
Wofern ich nach ſo vielen truͤben Stunden/
Darinnen ſich mein thraͤnend Auge funden/
Zwey Sonnen/ mir geneigt erſcheinend ſehen mag!
Hier aber ſoll ich ja/ wie mir gedeutet an/
Des Blinden Spielende die Amarillis finden:
Wie wiederfaͤhrt mir denn/ daß ich noch keinen Blinden
Als meinen blinden Wunſch und Hoffnung finden kan
Von fremder Hand bißher umſonſt geleitet.
Hat wohl mein grauſames Geſchicke
Vielleicht ein neues Ungeluͤcke
Zu hemmen meine Luſt bereitet?
Das lange Warten macht mein Hertze zittern/
Die Seele beben und den Leib erſchuͤttern.
Verliebtem Hertzen/ dem ſein Hoffen bleibt zu ruͤcke/
Wird ein verdruͤßlich Jahr aus iedem Augenblicke.
Wer weiß/ ob ich nicht auch zu langſam kommen bin/
Und ſich Coriſca hier vergebens hat verweilt.
Ich habe doch/ ſo viel mir moͤglich/ hergeeilt.
Doch/ waͤre dieſes wahr/ ſo iſt mein Leben hin.
Drit-
E 2
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[67/0167] treuer Schaͤffer. Gluͤcklich waͤre ſie zu nennen/ wenn ſie ſtetes Wohlſeyn goͤnnte/ Oder man entwichner Guͤtter auch zugleich vergeſſen koͤnte. Doch woferne ſich mein Hoffen nicht wie ſonſten glaͤſern weiſt/ Oder mein entbrennt Verlangen mich mit leerem Rauche ſpeiſt/ Wo der Nachricht gutter Freunde voͤllig Gnuͤgen wird ge- ſchehn/ Soll ich hier die ſchoͤne Sonne meiner truͤben Augen ſehn. Ihre zarte Fuͤſſe werden hier auff dieſen Blumen gehn/ Und durch mein geaͤngſtigt Seuffzen angehalten ſtille ſtehn. Hier wird mein begierig Auge nach ſo langem Hunger leiden An dem himliſchen Geſichte die verſchmachte Seele weiden. Hier/ allhier wird Amarillis gegen mir die Augen wenden/ Harte Blicke/ wo nicht ſuͤſſe/ wilde/ wo nicht milde/ ſenden/ Und dadurch nach meinem Wuͤnſchen/ mein verhaßtes Leben enden. O gluͤcklicher und lang’ umſonſt gewuͤnſchter Tag/ Wofern ich nach ſo vielen truͤben Stunden/ Darinnen ſich mein thraͤnend Auge funden/ Zwey Sonnen/ mir geneigt erſcheinend ſehen mag! Hier aber ſoll ich ja/ wie mir gedeutet an/ Des Blinden Spielende die Amarillis finden: Wie wiederfaͤhrt mir denn/ daß ich noch keinen Blinden Als meinen blinden Wunſch und Hoffnung finden kan Von fremder Hand bißher umſonſt geleitet. Hat wohl mein grauſames Geſchicke Vielleicht ein neues Ungeluͤcke Zu hemmen meine Luſt bereitet? Das lange Warten macht mein Hertze zittern/ Die Seele beben und den Leib erſchuͤttern. Verliebtem Hertzen/ dem ſein Hoffen bleibt zu ruͤcke/ Wird ein verdruͤßlich Jahr aus iedem Augenblicke. Wer weiß/ ob ich nicht auch zu langſam kommen bin/ Und ſich Coriſca hier vergebens hat verweilt. Ich habe doch/ ſo viel mir moͤglich/ hergeeilt. Doch/ waͤre dieſes wahr/ ſo iſt mein Leben hin. Drit- E 2

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/167>, abgerufen am 21.11.2024.