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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI

Mein Hoffen und Sehnen
Begräbt sich in Thränen.
Ich lasse mein Licht/
Und sterbe doch nicht!

Dritter Handlung vierdter Aufftritt.
Amarillis.
Mirtillo/ meine Seel/ im Fall du soltest wissen/
Wie dieses Hertze sey bewandt/
Das grausam von dir wird genannt/
Du würdest mich vielmehr/ als dich/ beklagen müssen.
O Hertzen/ die zu sehr vor reine Liebe leiden/
Was nüzt das lieben und geliebt seyn allen beyden?
Warum ersteckt der Zorn des Himmels unsre Flammen/
Die doch die Liebe selbst entzündt!
Und woher kommts/ daß Liebe bindt/
Was das Verhängniß doch trennt wiederum vonsammen?
Glückselig ist das Wild/ dem die Natur im Lieben
Kein anderes Gesetz/ als Liebe/ fürgeschrieben!
Der Mensch/ das edle Thier/ muß mehrern Zwang erleiden/
Und durch die Liebe straffbar seyn.
Geht sündigen so lieblich ein/
Und soll man solche Lust doch so mit Ernste meiden/
Ist die Natur zu schwach/ die dieses Recht muß brechen/
Ist dieses Recht zu scharff/ das die Natur will schwächen.
Doch/ wer das Sterben scheut/ muß wenig Lieb empfinden.
Wie freudig wolt ich seyn/ wenn man verliebte Sünden
Mit keiner andern Straff/ als mit dem Tode/ büßte!
Nun aber stell ich dir/ O unbefleckte Zucht/
Die Lieb-entbrannten Lüste/
Die biß anher in meiner Brust gekocht/
Durch deine heilge Schärff' entädert auffs Altar/
Zu einem reinen Opffer dar.
Und du/ mein Hertz/ Mirtill! verzeihe dieser Armen
Die sich nur hart und ungeneigt
Deßhalben gegen dich bezeigt/
Weil sie sich deiner nicht ohn Sünde kan erbarmen.
Ver-
GUARINI

Mein Hoffen und Sehnen
Begraͤbt ſich in Thraͤnen.
Ich laſſe mein Licht/
Und ſterbe doch nicht!

Dritter Handlung vierdter Aufftritt.
Amarillis.
Mirtillo/ meine Seel/ im Fall du ſolteſt wiſſen/
Wie dieſes Hertze ſey bewandt/
Das grauſam von dir wird genannt/
Du wuͤrdeſt mich vielmehr/ als dich/ beklagen muͤſſen.
O Hertzen/ die zu ſehr vor reine Liebe leiden/
Was nuͤzt das lieben und geliebt ſeyn allen beyden?
Warum erſteckt der Zorn des Himmels unſre Flammen/
Die doch die Liebe ſelbſt entzuͤndt!
Und woher kommts/ daß Liebe bindt/
Was das Verhaͤngniß doch trennt wiederum vonſammen?
Gluͤckſelig iſt das Wild/ dem die Natur im Lieben
Kein anderes Geſetz/ als Liebe/ fuͤrgeſchrieben!
Der Menſch/ das edle Thier/ muß mehrern Zwang erleiden/
Und durch die Liebe ſtraffbar ſeyn.
Geht ſuͤndigen ſo lieblich ein/
Und ſoll man ſolche Luſt doch ſo mit Ernſte meiden/
Iſt die Natur zu ſchwach/ die dieſes Recht muß brechen/
Iſt dieſes Recht zu ſcharff/ das die Natur will ſchwaͤchen.
Doch/ wer das Sterben ſcheut/ muß wenig Lieb empfinden.
Wie freudig wolt ich ſeyn/ wenn man verliebte Suͤnden
Mit keiner andern Straff/ als mit dem Tode/ buͤßte!
Nun aber ſtell ich dir/ O unbefleckte Zucht/
Die Lieb-entbrannten Luͤſte/
Die biß anher in meiner Bruſt gekocht/
Durch deine heilge Schaͤrff’ entaͤdert auffs Altar/
Zu einem reinen Opffer dar.
Und du/ mein Hertz/ Mirtill! verzeihe dieſer Armen
Die ſich nur hart und ungeneigt
Deßhalben gegen dich bezeigt/
Weil ſie ſich deiner nicht ohn Suͤnde kan erbarmen.
Ver-
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[78/0178] GUARINI Mein Hoffen und Sehnen Begraͤbt ſich in Thraͤnen. Ich laſſe mein Licht/ Und ſterbe doch nicht! Dritter Handlung vierdter Aufftritt. Amarillis. Mirtillo/ meine Seel/ im Fall du ſolteſt wiſſen/ Wie dieſes Hertze ſey bewandt/ Das grauſam von dir wird genannt/ Du wuͤrdeſt mich vielmehr/ als dich/ beklagen muͤſſen. O Hertzen/ die zu ſehr vor reine Liebe leiden/ Was nuͤzt das lieben und geliebt ſeyn allen beyden? Warum erſteckt der Zorn des Himmels unſre Flammen/ Die doch die Liebe ſelbſt entzuͤndt! Und woher kommts/ daß Liebe bindt/ Was das Verhaͤngniß doch trennt wiederum vonſammen? Gluͤckſelig iſt das Wild/ dem die Natur im Lieben Kein anderes Geſetz/ als Liebe/ fuͤrgeſchrieben! Der Menſch/ das edle Thier/ muß mehrern Zwang erleiden/ Und durch die Liebe ſtraffbar ſeyn. Geht ſuͤndigen ſo lieblich ein/ Und ſoll man ſolche Luſt doch ſo mit Ernſte meiden/ Iſt die Natur zu ſchwach/ die dieſes Recht muß brechen/ Iſt dieſes Recht zu ſcharff/ das die Natur will ſchwaͤchen. Doch/ wer das Sterben ſcheut/ muß wenig Lieb empfinden. Wie freudig wolt ich ſeyn/ wenn man verliebte Suͤnden Mit keiner andern Straff/ als mit dem Tode/ buͤßte! Nun aber ſtell ich dir/ O unbefleckte Zucht/ Die Lieb-entbrannten Luͤſte/ Die biß anher in meiner Bruſt gekocht/ Durch deine heilge Schaͤrff’ entaͤdert auffs Altar/ Zu einem reinen Opffer dar. Und du/ mein Hertz/ Mirtill! verzeihe dieſer Armen Die ſich nur hart und ungeneigt Deßhalben gegen dich bezeigt/ Weil ſie ſich deiner nicht ohn Suͤnde kan erbarmen. Ver-

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/178>, abgerufen am 21.11.2024.