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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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treuer Schäffer.
Soll sie ein Opffer seyn/ die nichts verbrochen hat/
Dianens Eyffer zu bestillen/
So führt mich zum Altar an ihre Statt/
Damit ich sterb ein Opffer meiner Amarillen.
T. O treuer Lieb' und Großmutt edle That!
B. Nun hör erst Wunder an:
Sie/ von der Todes-Furcht vorher gantz eingenommen/
Hat auff Mirtillens Wort gantz neuen Mutt bekommen/
Antwortete so frisch/ daß ichs kaum sagen kan:
Mirtillo/ bildestu dir ein/
Dein Sterben werde deren Leben seyn/
Die in dir lebt? ach nein!
Unbillichs Wunderwerck! ihr Priester/ fort mit mir!
Fort/ fort/ und bringt mich zum Altar. Was säumet ihr?
Mirtillo sprach: So viel Erbarmnis hab ich nie
Gewünschet; kehre wieder um! dein grausames Mitleiden
Muß meiner Seelen bestes Theil zu sehr verletzen und durch-
schneiden.
Mir kommt das Sterben zu. Nur mir/ (versezte sie)
Der solches zuerkannt durch des Gesetzes Schlüsse:
Und also stritten sie zusammen/
Als ob das Leben Tod und Sterben Leben hisse.
O edle Flammen!
O tugendhafftes Paar/
Das bessers Glücks auff Erden würdig war!
Liebhaber/ deren Ruhm so lang ihr lebt/ auch lebet/
Und lebend bleibt/ wenn euch der Tod von hinnen hebet/
Hätt ich so manche Stimm/ hätt ich gleich so viel Zungen/
Als bey gestirnter Nacht der Himmel Augen trägt/
Als Körner Sand die See in ihrem Abgrund hegt/
So würde doch eur Lob zur Gnüge nicht besungen:
Du grosses Himmels-Kind/ du Meisterin der Ehren/
Die von der Tugend Ruhm der Nachwelt giebt Bericht/
Laß dir befohlen seyn die schöne Liebs-Geschicht/
Und schreibe sie mit Gold in festen Demant-Stein
Zum Wunder aller Zeiten ein.
T. Das Ende möcht ich nun von diesem Streiten hören.
B. Der Schäffer überwand. (O wunderlicher Krieg/
Da
treuer Schaͤffer.
Soll ſie ein Opffer ſeyn/ die nichts verbrochen hat/
Dianens Eyffer zu beſtillen/
So fuͤhrt mich zum Altar an ihre Statt/
Damit ich ſterb ein Opffer meiner Amarillen.
T. O treuer Lieb’ und Großmutt edle That!
B. Nun hoͤr erſt Wunder an:
Sie/ von der Todes-Furcht vorher gantz eingenommen/
Hat auff Mirtillens Wort gantz neuen Mutt bekommen/
Antwortete ſo friſch/ daß ichs kaum ſagen kan:
Mirtillo/ bildeſtu dir ein/
Dein Sterben werde deren Leben ſeyn/
Die in dir lebt? ach nein!
Unbillichs Wunderwerck! ihr Prieſter/ fort mit mir!
Fort/ fort/ und bringt mich zum Altar. Was ſaͤumet ihr?
Mirtillo ſprach: So viel Erbarmnis hab ich nie
Gewuͤnſchet; kehre wieder um! dein grauſames Mitleiden
Muß meiner Seelen beſtes Theil zu ſehr verletzen und durch-
ſchneiden.
Mir kommt das Sterben zu. Nur mir/ (verſezte ſie)
Der ſolches zuerkannt durch des Geſetzes Schluͤſſe:
Und alſo ſtritten ſie zuſammen/
Als ob das Leben Tod und Sterben Leben hiſſe.
O edle Flammen!
O tugendhafftes Paar/
Das beſſers Gluͤcks auff Erden wuͤrdig war!
Liebhaber/ deren Ruhm ſo lang ihr lebt/ auch lebet/
Und lebend bleibt/ wenn euch der Tod von hinnen hebet/
Haͤtt ich ſo manche Stimm/ haͤtt ich gleich ſo viel Zungen/
Als bey geſtirnter Nacht der Himmel Augen traͤgt/
Als Koͤrner Sand die See in ihrem Abgrund hegt/
So wuͤrde doch eur Lob zur Gnuͤge nicht beſungen:
Du groſſes Himmels-Kind/ du Meiſterin der Ehren/
Die von der Tugend Ruhm der Nachwelt giebt Bericht/
Laß dir befohlen ſeyn die ſchoͤne Liebs-Geſchicht/
Und ſchreibe ſie mit Gold in feſten Demant-Stein
Zum Wunder aller Zeiten ein.
T. Das Ende moͤcht ich nun von dieſem Streiten hoͤren.
B. Der Schaͤffer uͤberwand. (O wunderlicher Krieg/
Da
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[143/0243] treuer Schaͤffer. Soll ſie ein Opffer ſeyn/ die nichts verbrochen hat/ Dianens Eyffer zu beſtillen/ So fuͤhrt mich zum Altar an ihre Statt/ Damit ich ſterb ein Opffer meiner Amarillen. T. O treuer Lieb’ und Großmutt edle That! B. Nun hoͤr erſt Wunder an: Sie/ von der Todes-Furcht vorher gantz eingenommen/ Hat auff Mirtillens Wort gantz neuen Mutt bekommen/ Antwortete ſo friſch/ daß ichs kaum ſagen kan: Mirtillo/ bildeſtu dir ein/ Dein Sterben werde deren Leben ſeyn/ Die in dir lebt? ach nein! Unbillichs Wunderwerck! ihr Prieſter/ fort mit mir! Fort/ fort/ und bringt mich zum Altar. Was ſaͤumet ihr? Mirtillo ſprach: So viel Erbarmnis hab ich nie Gewuͤnſchet; kehre wieder um! dein grauſames Mitleiden Muß meiner Seelen beſtes Theil zu ſehr verletzen und durch- ſchneiden. Mir kommt das Sterben zu. Nur mir/ (verſezte ſie) Der ſolches zuerkannt durch des Geſetzes Schluͤſſe: Und alſo ſtritten ſie zuſammen/ Als ob das Leben Tod und Sterben Leben hiſſe. O edle Flammen! O tugendhafftes Paar/ Das beſſers Gluͤcks auff Erden wuͤrdig war! Liebhaber/ deren Ruhm ſo lang ihr lebt/ auch lebet/ Und lebend bleibt/ wenn euch der Tod von hinnen hebet/ Haͤtt ich ſo manche Stimm/ haͤtt ich gleich ſo viel Zungen/ Als bey geſtirnter Nacht der Himmel Augen traͤgt/ Als Koͤrner Sand die See in ihrem Abgrund hegt/ So wuͤrde doch eur Lob zur Gnuͤge nicht beſungen: Du groſſes Himmels-Kind/ du Meiſterin der Ehren/ Die von der Tugend Ruhm der Nachwelt giebt Bericht/ Laß dir befohlen ſeyn die ſchoͤne Liebs-Geſchicht/ Und ſchreibe ſie mit Gold in feſten Demant-Stein Zum Wunder aller Zeiten ein. T. Das Ende moͤcht ich nun von dieſem Streiten hoͤren. B. Der Schaͤffer uͤberwand. (O wunderlicher Krieg/ Da

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/243>, abgerufen am 25.11.2024.