Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ADIMARI 21. Die Schöne Lispelnd- und Stammlende. Mein Schatz gewohnt die Wort auff Griechisch auszuspre- chen/ Welch Stahl/ welch Tereus macht dir die Zunge schwer? Lernstu/ als Nachtigall zu ziern der Vogel Heer/ Nach Filomenens Art die Worte radebrechen? Der Lippen Fehler kan der Sinnen Lob nicht schwächen/ Dir weicht der Schwan im Fluß/ und die Siren im Meer. Der Widerruff ist offt nicht von Verstande leer. Ein halbgesagtes Wort kan auch ins Hertze stechen. Der unterbrochne Schall/ der aus dem Munde dringt/ Gemahnt mich als ein Pfeil/ der zwar das Ziel nicht trifft/ Doch durch die Lüffte scherzt und keinen Schaden stifft. Wenn du zu sagen denckst: Izt will ich dich durchschüssen. So hör' ich einen Thon/ der viel gelinder klingt/ (Das Harte bleibt zurück/) izt will ich dich durchsüssen. Quid miramur mulierem blaesam, cum disertissimos agnove- Nulla illi cura exercendae vocis fuit. Melius est plus sensus quam verborum habere. Eloquentia nulli tota contigit. Et quando quidem echo sententiae genus fuit. Non habeat matrona tibi quae juncta recumbit dicendi ge- Non a summis labris ista venerunt: habent hae voces funda- Quam expressa vox! quam ex imis visceribus emissa, non Summa summarum haec erit, tardiloquam te esse jubeo. 22. Die
ADIMARI 21. Die Schoͤne Liſpelnd- und Stammlende. Mein Schatz gewohnt die Wort auff Griechiſch auszuſpre- chen/ Welch Stahl/ welch Tereus macht dir die Zunge ſchwer? Lernſtu/ als Nachtigall zu ziern der Vogel Heer/ Nach Filomenens Art die Worte radebrechen? Der Lippen Fehler kan der Sinnen Lob nicht ſchwaͤchen/ Dir weicht der Schwan im Fluß/ und die Siren im Meer. Der Widerruff iſt offt nicht von Verſtande leer. Ein halbgeſagtes Wort kan auch ins Hertze ſtechen. Der unterbrochne Schall/ der aus dem Munde dringt/ Gemahnt mich als ein Pfeil/ der zwar das Ziel nicht trifft/ Doch durch die Luͤffte ſcherzt und keinen Schaden ſtifft. Wenn du zu ſagen denckſt: Izt will ich dich durchſchuͤſſen. So hoͤr’ ich einen Thon/ der viel gelinder klingt/ (Das Harte bleibt zuruͤck/) izt will ich dich durchſuͤſſen. Quid miramur mulierem blæſam, cum diſertiſſimos agnove- Nulla illi cura exercendæ vocis fuit. Melius eſt plus ſenſus quàm verborum habere. Eloquentia nulli tota contigit. Et quando quidem echo ſententiæ genus fuit. Non habeat matrona tibi quæ juncta recumbit dicendi ge- Non à ſummis labris iſta venerunt: habent hæ voces funda- Quam expreſſa vox! quam ex imis viſceribus emiſſa, non Summa ſummarum hæc erit, tardiloquam te eſſe jubeo. 22. Die
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ADIMARI
21. Die Schoͤne Liſpelnd- und Stammlende.
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Welch Stahl/ welch Tereus macht dir die Zunge ſchwer?
Lernſtu/ als Nachtigall zu ziern der Vogel Heer/
Nach Filomenens Art die Worte radebrechen?
Der Lippen Fehler kan der Sinnen Lob nicht ſchwaͤchen/
Dir weicht der Schwan im Fluß/ und die Siren im Meer.
Der Widerruff iſt offt nicht von Verſtande leer.
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Der unterbrochne Schall/ der aus dem Munde dringt/
Gemahnt mich als ein Pfeil/ der zwar das Ziel nicht trifft/
Doch durch die Luͤffte ſcherzt und keinen Schaden ſtifft.
Wenn du zu ſagen denckſt: Izt will ich dich durchſchuͤſſen.
So hoͤr’ ich einen Thon/ der viel gelinder klingt/
(Das Harte bleibt zuruͤck/) izt will ich dich durchſuͤſſen.
Quid miramur mulierem blæſam, cum diſertiſſimos agnove-
rim viros non reſpondentes famæ ſuæ, cum declamarent.
Nulla illi cura exercendæ vocis fuit.
Melius eſt plus ſenſus quàm verborum habere.
Eloquentia nulli tota contigit.
Et quando quidem echo ſententiæ genus fuit.
Non habeat matrona tibi quæ juncta recumbit dicendi ge-
nus.
Non à ſummis labris iſta venerunt: habent hæ voces funda-
mentum. Ep. 10.
Quam expreſſa vox! quam ex imis viſceribus emiſſa, non
expertæ tantùm ſed delectatæ. Controv. L. 3.
Summa ſummarum hæc erit, tardiloquam te eſſe jubeo.
Ep. 40.
22. Die
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